Alle Mitglieder und Anhänger dieses phantastischen Forums möchte ich sehr herzlich grüßen! Es macht mir immer wieder Freude, die Beiträge zu lesen, und das nun schon seit einigen Monaten. Ich gesteh’s gerne, manchmal wird man ganz klein angesichts dessen, was einem hier in puncto Präzision, Detailgenauigkeit, Fachwissen etc. präsentiert wird….. Ich muss schon all meinen Mut zusammennehmen, wenn ich jetzt also den Versuch mache, Ihnen meine zwei jüngsten Babys, die „HARVEY“ und ihre kleine Schwester, die „ALERT“, vorzustellen. Ich bitte die verantwortlichen Herren höflich um Entschuldigung, wenn ich beim Erstellen meines Beitrages Fehler mache und danke für entsprechende Korrekturen! Zu beiden Schiffen lagen mir Pläne von Vincenzo Lusci aus den 1960-Jahren vor, seinerzeit "auf Vorrat" gekauft, vermutlich Mitte der 70- Jahre. Eine Bauanleitung gibt es nicht, aber konstruktionsmäßig ist die Sache ja recht einfach, deshalb wird dies auch kein Baubericht, sondern die Vorstellung eines fertigen Projektes. Dabei möchte ich hauptsächlich eines dieser Bilder aus dem 19. Jh. nachbauen, wo die Klipper über die Wellen dahinrauschen wie weiße Schwäne, unter Einsatz aller Schönwettersegel, und wo man als nüchterner Schiffbautechniker das Gefühl hat, als wäre dem Maler vor lauter Begeisterung ein wenig zu viel Wind in die aufgeblasenen Segeln seines Schiffes gekommen.... Eine gewisse Unsicherheit stellten die Maßstäbe dar: Bei der kleineren "Alert" wird dieser mit 1:30 angegeben, bei der größeren "Harvey" ganz auf eine Angabe verzichtet (!). Das Projekt sollte aber beide Schiffe in einer Vitrine als Wasserlinienmodelle darstellen. Es mußte also ein Schlüssel gefunden werden, um ein Größenverhältnis für beide Fahrzeuge zu finden. Angaben zu den Abmessungen ähnlicher Schiffe in diversen Fachbüchern ( u.a. Marquardt's "Schoner in Nord und Süd" sowie MacGregor's "Schnellsegler 1775- 1875") ergaben bei einer Modell-Rumpflänge von 17 cm für Alert und 22 cm für Harvey einen Maßstab von 1:128, ein Minisailor darf demnach 13,5 mm groß sein. Plank on frame bei 1: 128 ist kaum sinnvoll, deshalb entstanden beide Rümpfe in Schichtbauweise, Baubeginn war Mitte Jänner 2014. Bei den letzten Bauten als Wasserlinienmodelle ( Bellona und Prince de Neufchatel) habe ich die Schiffe fertiggestellt und dann erst das "Meer" darum herum gebaut, was sich als ziemlich schwierig herausstellte, da es notwendig ist, die Rümpfe in die Knetmasse hineinzudrücken, die fertigen Schiffe einen solch festen Zugriff aber nicht mehr zulassen. Diesmal bin ich also einen anderen Weg gegangen und habe nach Fertigstellung der Rümpfe bereits für das Bett in der Knetmasse gesorgt. Der Rest des Wassers kann dann auch später dazukommen, zumindest stelle ich mir das so vor. Mit Schiffsmodellbau hat das vielleicht nur am Rande zu tun, für die Gestaltung des Ganzen ist es aber von Bedeutung. Ob sich die Methode bewährt, wird sich erst herausstellen..... Zur Geschichte dieser beiden "Gebrauchsboote" kann ich nicht viel sagen. Jedenfalls handelt es sich ganz bestimmt nicht um Prestigeschiffe, sondern um Arbeitspferde. Da darf es schon mal ein geflicktes, fleckiges Segel geben. Die Baupläne geben ein Entstehungsjahr an, insofern fügt sich das Erscheinungsbild historisch recht gut ein. Als Heimat wird in beiden Fällen die amerikanische Ostküste angegeben, auch das würde wohl historisch passen. "Alert" war ein mit einem gewaltigen Mörser bewaffnetes Boot der Zoll- und Steuerbehörden, gebaut zur Jagd auf Schmuggler- und Sklavenschiffe. Anfangs nahm ich die im Bauplan eingezeichnete Flagge als Phantasieprodukt an, aber nach einigem Googeln fand ich tatsächlich diese Flagge der Zollboote mit der Jahreszahl 1815. Es leuchtet auch ein, daß man eine bewaffnete Behörde zur Überwachung der Zollgrenzen entlang dieser Küste brauchte. Die wesentlich größere "Harvey" fährt unter der Flagge der Stars and Stripes, gehörte also wahrscheinlich der Marine. Bewaffnet ist sie mit 6 kleinen Kanönchen. Es ist das erste Modell, bei dem ich die Leesegeln, also eine Verbreiterung der Rahsegeln, gebaut habe. Ob das gut gelungen ist, lasse ich mal dahingestellt, aber ich fand einige Darstellungen dieser Besegelung in meinen durchaus ernstzunehmenden Büchern. Während des Baues kam mir dann die Idee, noch einen draufzumachen, und ich habe bei der Harvey einen Treiber gesetzt, eine Verbreiterung im Anschluss an das Großmastbaumsegel. Es wären da sogar noch einige Extras wie etwa ein Wassersegel oder ein Brodwinner möglich gewesen, aber ich wollte es nicht übertreiben. Vielleicht beim nächsten Mal.....
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Sehr geehrte Freunde, gerne würde ich mit Fotos dienen, aber ich muß gestehen, ich stehe an-, hatte mich heute schon den ganzen Tag mit Digitalen Geräten herumzuschlagen, und jetzt komm ich nicht drauf, wo und wie ich die Fotos einstellen soll. Bitte um einen Hinweis, vielen Dank im Voraus!
walter
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Dem Manne kann geholfen werden. Zuerst lädst Du Deine Bilder am besten in einen Ordner auf Deinem PC. Dann sollten die Bilder ein bisschen bearbeitet werden. Microdoof bietet dafür ein Programm an, das im Officeprogramm (Word ect.) enthalten ist. Damit kannst Du die Bilder zuschneiden und in der Grösse begrenzen. 1024 x 728 Pixel ist eine durchaus annehmbare Grösse.
Danach sortierst Du die Bilder welche im Artikel erscheinen solllen.
"Dabei möchte ich hauptsächlich eines dieser Bilder aus dem 19. Jh. nachbauen, wo die Klipper über die Wellen dahinrauschen wie weiße Schwäne, unter Einsatz aller Schönwettersegel, und wo man als nüchterner Schiffbautechniker das Gefühl hat, als wäre dem Maler vor lauter Begeisterung ein wenig zu viel Wind in die aufgeblasenen Segeln seines Schiffes gekommen...."
Bei so einer schönen Vision kann man nur mitträumen. Es wäre schön, wenn du uns auf diese Reise mitnehmen könntest.
Vielen Dank für die freundlichen Kommentare! So richtig ihren Abschluss finden meine Modellbauarbeiten immer erst, wenn die Schiffe in ihre Vitrinen eingelaufen sind, ist es doch die einzige Möglichkeit, das „Verstauben“ zu verhindern: Bezgl. Historie muß ich mich wohl korrigieren: Das Führen der Stars and Stripes lässt nicht auf eine Zugehörigkeit der HARVEY zur Marine schließen, sondern nur auf die Nationalität. Die folgende Zeitungsmeldung lässt eher auf Frachtschiffahrt schließen: Die COLONIAL TIMES HOBART TOWN berichtet in einer Ausgabe vom August 1827 in der Rubrik „Ship News“: …..Sailed on Friday last, Ship Harvey, 300 tons, Captain G. Findlay, for Port Jackson, with the original part of her cargo consigned for that port, and 30 tons of potatoes, 820 bushels of wheat, belonging to Mr. Evans, the supercargo, 27 bales of wool from Mr. Johnson, and 17 cases from Mr. Hopkins. Passengers: Messrs. Evans, Meller, Weller, Noble, Williams, two Aldersons, Lyon, five Clarks, Misses Bailey, two Mackays, Capt. Speake and servant, Mr. And Mrs. Parker and two junior, and, from this port, Mr. and Mrs. Fisk and nine children; Mr. Nelson Garratt, Miss Catherine Garratt, John Owen, and George Turner.“ Hobart Town ist die zweitälteste Stadt Australiens nach Sydney. Ob die Harvey tatsächlich bereits so kurz nach Fertigstellung schon in Tasmanien auftauchen kann, mag man bezweifeln, auszuschließen ist es nicht. Insofern ist das Datum des Bauplans vielleicht nicht allzu eng aufzufassen, aber spannend ist es gewiss, wenn man Spuren seines Schiffmodells „er- googeln“ kann in einer Zeitung, welche vor 187 Jahren gedruckt wurde….
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