Da der Neubau der HMS Agamemnon in absehbarer Zeit fertiggestellt sein wird stellte sich schon vor einiger Zeit die Frage nach dem Anschlußprojekt.
Da ich keine Lust mehr auf Bausätze habe sah ich mich nach einem "Anfangsscratchprojekt" um. Nach längerem Suchen "verliebte" ich mich in die Pinco Genovese von Euromodell. Dabei handelt es sich um ein typisches Handelsschiff der Adriastädte der damaligen Zeit,, nicht um ein ganz spezielles Schiff.
Auffällig war als erstes das sehr eigenwillige Rigg. Je nach Wind und See wurden diese Schiffe entweder Lateingetakelt oder als Rahsegler gefahren.
Kurz und gut. Die Pläne, die man im Kleinformat auf der Homepage einsehen konnte, erschienen mir ordentlich, sodaß ich sie Anfang letzter Woche geordert, und seit Gestern in der Werft liegen habe.
Kurze Beurteilung der Unterlagen: Sauber und nach erster Durchsicht maßhaltig gezeichnet. So sehen sie nach einer guten Werstattgrundlage aus. Es handelt sich aber wirklich nicht um eine Bauanleitung, trotz vieler recht deutlicher Darstellungen. Nun, das stellt sich mir, zumindest im Augenblick nicht als Problem.
Parallel zur Arbeit an der Aga werden jetzt noch ergänzende Quellen gesucht und gesichtet, und der Bau vorbereitet.
Hartmut
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Mit der Genuesischen Pinke hast du dir sicherlich einen hochinteressanten Mittelmeer-Schiffstyp herausgesucht der hierzulande eher weniger als Modell gebaut wird.Da ich deine Pläne noch nicht gesehen habe,gehe ich aber stark davon aus das es sich wohl um die Aufbereitung der Paris-Pläne aus der Souveniers..... handelt.(Tafel 118 ff) Bd. 2 der Butziger Ausgabe. Sie sind daran schnell erkennbar das sie außenbords achtern Fässer gelascht haben. In den Museen von Venedig und Genua-Pegli wirst du wohl fündig werden weil sie dort auch als Modelle ausgestellt sind. Die italienischen Kollegen werden sicherlich auch ua. die Arbeiten von Rubin de Cervin und Mastini kennen was somit die Nachfrage lohnt! Weiteres zeitgenössisches zu diesem Schiffstyp lässt sich auch in den Alben von Schiffsporträtisten wie Roux und Baugean finden.
Ich meine mich auch erinnern zu können das bezüglich der Pinke und ihrer speziellen Takelage ein längerer Bericht in der leider eingegangenen "Navi e modelli di navi" Anfang der Achtziger Jahre zu finden war. Die hat auch,das nebenbei bemerkt, mit einem originalen amtlichen Belegplan der"Amerigo Ves........" geglänzt.
Viel Erfolg in der weiteren Recherche mit besten Grüßen Peter
vielen Dank für die Hinweise. Bevor ich die Pläne gekauft habe erzählte mir der Herr von Euromodell, dass sie die Pläne tatsächlich anhand der Souveniers entwickelt haben. Die Fässer lies man weg, da die wohl von Schiffer zu Schiffer anders gelascht oder velleicht je nach Ladung befestigt wurden.
Hartmut
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Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Die Agamemnon hat jetzt ihren Liegeplatz angesteuert, sodass in der Werft Platz für den nächsten Neubau frei geworden ist.
Das Ganze ist für mich nicht nur wegen diese Schiffstyps besonders interssant, sonder auch deswegen, weil es mein erster " Scratchbau" ist. Helling ist für den Neubau überarbeitet worden , und gestern wurden die Spanten und der Innenkiel zugeschnitten und die Passungen der Spanten gearbeitet. - Bilder kommen heute Nachmittag-
Erste Anmerkung zu den Plänen: Insgesamt ganz ordentlich. Aber es gibt so einige Ungereimtheiten. Z.B. sollen die Spanten unter dem Deck mit einem Längsbalken über fast die gesamte Rumpflänge verbunden werden. Soweit schon ok, gibt eine gute Stabiltät. Nur wird dieser Balken, der ja der Oberdeckslinie, die ja nicht gerade sondern gebogen ist, folgen muß, in der Unterlage als 7x10mm gerades Stück angegeben. So ein " Trumm" zu biegen ist kaum möglich.
Macht nichts, ich arbeite die Dinger eben entsprechend des Linienverlaufes. Und wie heißt es bei den Zimmerleuten: Maße sind am Bau zu nehmen.
Heute muß ich noch 2mm Sperrholz für die Decksplatten beschaffen, dann kann es richtg weiter gehen.
Hartmut
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Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
hab mal nach Bildern der Pinco Genovese im Netz gesucht und auch gefunden: Ein sehr interessanter Schiffstyp, welcher sicher sehr viel Freude beim Bauen macht!
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Anhand der mir zugänglichen Unterlagen war es schon interessant mal die Unterschiede zwischen einem solchen Handelsschiff und den als Kriegsschiffen gebauten Schebecken anzusehen. Außer dem für die Schebecken typischen, weit nach achtern herausgezogenen Grätinsdeck scheint mir der gesamt Rumpf deutlich fülliger als der der Schebecken zu sein. Das wäre ja auch sinnvoll, da sich dadurch eine doch ganz ordentliche Tragfähigkeit ergibt. Diese soll bei immerhin 300 Tonnen gelegen haben. Schnelligkeit hat ja für die Handelsschifffahrt nie eine entscheidende Rolle gespielt. Gute Zuladung, gutmütiges Verhalten, auch bei schwerer See, und gute Durchschnittsetmale sind wichtig.
Und so ein Zeugs wie Kanonen braucht der Handelsschiffer eigentlich nur sehr selten. Diese Lasten nehmen Ladekapazität weg. Und das kostet Geld.
So, hier jetzt die erste Photoserie zum Bau.
Auf dieser Helling sind schon HMS Pegasus und HMS Agamemnon auf Kiel gelegt worden. Etwas aufgearbeitet und gefrischt wird sie wohl auch noch länger einsetzbar sein. Konstruktion und Überarbeitung in Anlehnung an Tarjacks Veröffentlichungen.
P8131460.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
P8131464.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das übliche Verfahren: Kopien der Spantenrisse aufkleben und dann das Ganze aussägen.
P8131465.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
P8131466.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Jetzt die Außenlinien und die Passungen der Spanten schleifen und feilen, dann der Probeaufbau. Was mir besonders auffiel, ist im Gegensatz zum Bausatzmodell, dass ich jetzt schon, durch die Zuschnitt- und Fügearbeiten ein gutes Gefühl für die Formen des Rumpfes bekomme, was beim Montieren der fertigen Teile eines Bausatzes erst im Laufe der Strakung und der Erstbeplankung entstand.
P8131469.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
P8131472.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
P8131473.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Nach den drei Jahren Arbeit an der Agamemnon erschien mir die Pinco zuerst als wirklich sehr klein. Allerdings habe ich mich jetzt schon an sie gewöhnt, und die entstehenden Formen gefallen mir immer besser.
Dabei fiel mir ein, daß das Schiff ja einen Namen braucht. Pinco Genovese bezeichnet ja nur einen Schiffstyp. Ist also die Frage wie denn so ein Handelsschiffer seinen Neubau nennen würde. So etwas hochgestochenes wie " Löwe von Genua" oder so, kommt ja garnicht in Betracht. Unsere Eigner an der Küste wählen oft den Namen ihrer Frauen für ihre Schiffe.
Damit ist das schon klar: das Schiff heißt Gianna
Cheers Hartmut
P.s. wenn ich zuviel dieser Details poste sagt es bitte.
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Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
schön dass Du Dir einen eher selten gebautes Modell ausgesucht hast. Bin schon gespannt auf den BB.
Eine Frage zu der Helling: Die "Meßbrücke", ich nenn sie mal so, ist die wirklich spielfrei zum Hellingbrett oder wird die Höhe mit einem Maß beidseitig eingestellt?
@ Benjamin. ital. Gianna = Deutsch Hanna, nun rate mal wer das wohl sein könnte!
@ victory. Die Brücke läuft zwar relativ leicht und gleichmäßig aber darauf mag ich mich nicht verlassen und messe immer beidseitig beim einstellen eines Maßes.
@ Matthias. Als alter Frachtschiffmann sage ich nur: Kanonen sind gut, wenn sie zum Konossement gehören und eine ordentliche Frachtrate bringen.
Hartmut
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
ein sehr interessantes Projekt und diesmal offensichtlich ganz ohne Wummen ... Mit Deinen Fähigkeiten wird das sicherlich ein ganz tolles Modell. Ich werde den Bericht mit Argusaugen weiter verfolgen. Deine Berichterstattung ist sehr gut. Und da hätte ich gleich mal eine Frage: Füllst Du die Spantzwischenräume mit Füllklötzen?
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
@Johann ich will den Rumpf nach Roberts Methode als Erstbeplankung bauen. Dazu werde ich wohl zuerst noch einige Kanthölzer zum Stabilisieren am Innenkiel einsetzen. Danach dann Flankenaufbau wie bei Robert beschrieben. Sicher im Vor- und Achterschiff läuft das bei der Kleinen auf eine Ausfüllung mit Klötzen hinaus.
Hartmut
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Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving