Zur Konstruktion der Halterungen für die Netze habe ich hier eine sehr schöne Darstellung im NMM gefunden, wie sie bei verschiedenen Kanonenbooten im Jahre 1797 verwendet wurde:
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Hängemattenverteilung und Zuweisung, Zufall gibt´s hier nicht ...
http://collections.rmg.co.uk/collections/objects/86681.html ZAZ6890 Scale: 1:96. A printed plan of part of the main deck (from Gun Room to bow) for Vengeance (1774), a 74-gun, Third Rate, two-decker, illustrating the layout, numbering and distribution of sailors, officers and marines hammocks. The plan also shows the beams, knees and hatchways on the deck. The plan is annotated with a table recording the allocation space to each rank of crew, from Landsman to Officer; a table recording the division of the men's messes; and an explanation and key for the plan. Date made 1 September 1796
http://collections.rmg.co.uk/collections/objects/86584.html ZAZ6793 Scale: Graduated Bar Scale. A plan showing the hammock layout with colour coding on the lower deck of 'Bedford' (1775), a 70 gun Third Rate, two decker. It is thought that the hammocks indicated in blue represent the sailors; those in red, the marines. Date made circa 1790
http://collections.rmg.co.uk/collections/objects/86599.html ZAZ6808 Scale: 1:96. Plan showing the underside beams of the upper deck for Courageaux (1800), a 74-gun Third Rate, two-decker, illustrating the battening for slinging hammocks. Note that eight hammocks are shown in pencil. Signed by John Knowles [unknown] Signed by John Tovery [Master Shipwright, Woolwich Dockyard, 1793-1801]. Date made Circa September 1800
http://collections.rmg.co.uk/collections/objects/59537.html NPB5580 Scale: 1:48. Plan showing the quarterdeck and forecastle as fitted on Leander (1848), a large 50-gun Frigate. The plan includes details of the shot racks, heads gratings and hammock stowage. Signed by John Fincham [Master Shipwright, Portsmouth Dockyard, 1844-1852] Signed by D Warders [unknown, but possibly the draughtsman or examiner] Date made 12 December 1849
Hier sieht man eventuell die schon vorher erwähnte Doppelreihe an den Gangboards
Zu dieser "Präsidentensuite" suche ich noch Unterlagen. Das einzige, was ich gefunden habe war im Boudriot die "Hamac à l´Anglaise", also Hängematte englischer Art, die dort von Offizieren ohne eigene Kabine verwendet wurde.
Hamac à la anglaise.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich puste hier mal den Staub runter. Nahezu alle Beiträge in diesem Thread befassen sich ja mit der vic und anderen dickbauchigen Mehrdeckern. In einem Buch - zugegeben kein Fachbuch, sondern "nur" eine maritim-historischer Roman von Sean Thomas Russel (Zu feindlichen Ufern) fand ich eine interessante Bemerkung. Der Hauptheld Charles Hayden schippert da so 1793 mit einer Fregatte, 28 Geschütze, umher. Verfolgt von zwei, später drei französischen Fregatten liefert er sich mit den Franzosen bei Regen, Nebel und Dunkelheit ein spannendes Katz- und Mausspiel. Ok, an einer Stelle im Buch heißt es: Der Schiffstyp Fregatte hatte einen Vorteil: Das Unterdeck hatte keine Geschütze und diente der Unterbringung der Crew. Dort fanden die Männer sich auch zu ihren Backschaften zusammen und aßen an Steuerbord wie Backbord an niedrig hängenden Tischen, den Backs. Des Nachts wurden eben dort die Hängematten aufgehängt. An sich eine bekannte Tatsache, aber mir schoß es in dem Moment durch den Kopf, ob man sich da wirklich jeden Tag die Mühe gemacht hat, die Hängematten zusammenzulegen und an Deck zu bringen, um sie in die Finknetze zu stopfen. Ich denke, auf den großen Schiffen, wo die Mannschaften im Kanonendeck schliefen, war das notwendig, um den Platz für die Bedienung der Geschütze zu haben, aber im Unterdeck eines kleineren Schiffes? Wurden da wirklich alle Matten täglich hoch geräumt? Und wenn ja, warum? Nur für den seltenen Fall eines Gefechtes als Kugelfang? Das glaube ich nicht. Wenn ich mir meine Mercury anschaue, dann sollen dort ja auch Finknetze drauf. Aber wen sollen sie schützen? Das Geschützdeck liegt tiefer; hier wird bestenfalls ein Mann geschützt, der da grad mal auf dem Gangbord langläuft; die Geschützbedienungen stehen eh nur selten kerzengrade an ihren Kanonen, so dass noch der Kopf knapp übers Gangbord ragt. Unter Deck ist es einigermaßen trocken und warm, warum also die Matten bei jedem Wetter oben stauen? Dass die mal gelüftet und/oder gewaschen werden mussten, ja, klar, ich will sie ja auch nicht die ganze Zeit da unten lassen. Habe eben nur meine Zweifel wegen der täglichen Routine. Oder wurden sie nur im Falle von "Schiff klar zum Gefecht" hochgebracht, um eben doch noch ein wenig Schutz zu bieten?
Sobald man sich auf ein Schiff begab, ob nun als Matrose, Passagier oder Soldat, so betrat man doch eine eigene Welt. Das Schiff/Boot welchen Ausmaßes auch immer war/ist ein für sich abgeschlossenes Terrain mit seinen eigenen Gesetzen. Das war auch notwendig, begab man sich u.U. für einen sehr langen Zeitraum in eine stark eingeschränktes Habitat. Aus psychologischer und medizinischer Sicht mussten Risiken vermieden werden. Über die Jahrhunderte hat man dies immer mehr durch bestimmte Hygienevorschriften, Rituale und allgemeine Verhaltensregeln sichergestellt. Ich vermute, dass es eben unter Deck nicht so trocken war und schon aus diesem Grunde die Matten an der frischen Luft verstaut wurden. Krankheiten konnte man sich nicht leisten, gingen sie doch zu Lasten der militärischen Schlagkraft oder schadeten im zivilen Sektor dem Ruf des Eigners. Ich meine auch gelesen zu haben, dass mit dem Verstauen der Matten an Deck auch das Hab und Gut so deponiert wurde, dass es vor Langfingern sicherer war. Der Nebeneffekt eines zusätlichen Schutzes der gefüllten Finknetze war sicher wilkommen. Man bedenke auch, dass so ein Tag auf See schon mal sehr lang werden konnte. So ist z.B. das Deckschrubben auch eine art Beschäftigungsmaßnahme aus psychologischer Sicht. So gab es sicher viele Routinen um einem Lagerkoller entgegenzuwirken. Autorität an Bord war ein wertvolles Gut und jeder Kapitän musste schauen, dass er die aufrecht erhält. So wurden Verstöße gene die Regeln zuweilen demonstrativ geahndet.
Alles in Allem bin ich der Ansicht, dass auf einem Schiff zu jedem Zeitpunkt ein für den Kapitän eindeutiger Status vorliegen muss um situativ entsprechend handeln zu können. So gab es eben keinen Spielraum für Müßiggang etc. Ich möchte auch behaupten, dass es an Bord keine Demokratie gibt.
Die Hängematten wurden tatsächlich vor jedem Wachgang von den Aufhängungen an den Decksbalken abgenommen, vorschriftsmäßig verschnürt (seven turns) und in den Bordrandnetzen verstaut. Dies hatte mehrere Gründe. In den Hängematten eingebunden befanden sich nicht nur die Ersatzkleidung der Männer (teilweise noch nass vom Dienst), sondern auch kleinere, persönliche Wertsachen, die man nicht ohne weiteres unbeaufsichtigt unter Deck lassen wollte. Es wurde scheinbar wie wild geklaut auf den Schiffen. Zudem war es allgemeine Vorschrift, die Hängematten nummeriert freibords an vorgesehenen Decksabschnitten zu lagern (Klima unter Deck, Gestank), wobei die Anzahl, Verstauungsort und Größe der Hängematten (Schablonenprüfung!) von den Vorgesetzten kontrolliert wurden, die damit zudem die Anzahl der Diensthabenden überprüfen konnten. Die in den Netzen gelagerten Hängematten galten weniger dem Schutz der Geschützbedienungen . Vielmehr sollten sie den "freilaufenden" Seesoldaten, die immer in größerer Zahl mit an Bord waren, mehr oder weniger Deckung vor feindlichem Musketenfeuer im Gefecht geben beziehungsweise Splitterverletzungen der Besatzung reduzieren (J. Masefield: Sea life in Nelson´s time).
@victory78 und @achilles Hallo Matthias, hallo Volker, habt vielen Dank für eure Antworten. Dann kann ich mich also nicht mit irgendeiner faulen Ausrede um die Fertigung der Finknetze samt Halterungen drücken - na gut.
War mir aber schon sehr wichtig, das zu wissen. Meine Überlegung war ja auch, dass es blöd ist, wenn im Gefecht die Dinger zerschossen werden für nichts und wieder nichts - und ich glaube nicht, dass der Profos ausreichend Ersatz an Bord hatte. Andererseits lässt sich ja eine Hängematte auch aus Segelresten (die ja im Gefecht auch anfallen...) neu nähen. Schade nur um die persönlichen Wertsachen der Seeleute, die dann da mit draufgehen. Aber lieber ein paar Wertsachen als ein Seesoldat.
So nebenbei stelle ich mir jetzt die Frage, wie die Seeleute Schiffsmodelle verstaut haben. Man liest da ja immer mal wieder, dass die Matrosen solcherlei Bastelarbeiten betrieben - und nicht nur in Gefangenschaft und aus Knochen. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste meine Mercury in ein grobes Tuch einwickeln... Aaaaaaaaaaaaaaah!!!! Nein, raus aus meinem Kopf mit diesen schlimmen Bildern!
Und dann gleich die nächste Überlegung: Der Bauplan von Shipyard sieht für die Mercury lediglich Finknetze auf der Reling der Kuhl vor. Jetzt habe ich mir die Beiträge hier zum Stauen von Hängematten gründlich durchgelesen, allerdings noch nicht für mein Schiff die Maße ermittelt und umgerechnet. Ob das reicht, also der Platz? Wo kämen denn noch welche hin?