Zitat von Maik.L im Beitrag #75ich denke Bonden vermisst in den gezeigten Bildern von gefüllten Finknetzen ohne Abdeckung (speziell denen um die Taille) eine Absicherung an den Frontenden. Wäre sie da, käme man nicht auf den Gedanken, die Hängematten könnten vorn und hinten herauspurzeln - und eine Überfüllung wäre ebenso ausgeschlossen. Bei der Victory in Portsmouth sind die Finknetze leer und das Problem wird insofern nicht augenscheinlich.
Genau das ist mein Problem, danke @Maik.L Verstehe ich dich richtig, du plädierst also für eine generelle Abdeckung? Ok, dann hätte das ganze Problem gar nicht. Gleichwohl - ich glaube nicht (und so habe ich die bisher hier gesammelten Erkenntnisse verstanden), dass die Netze immer abgedeckt waren. Wenn schönes Wetter ist, ist es ja bestimmt gut, wenn die Hängematten ordentlich auslüften und durchtrocknen können, oder?
Bei den Finknetzhaltern gibt es einen Haken, der die beiden Seitenteile zusammenhält. Hilft auch etwas gegen das Rauskippen. Später kamen da ja Abschlussbrettchen dran.
Zitat von Bonden im Beitrag #76Wenn schönes Wetter ist, ist es ja bestimmt gut, wenn die Hängematten ordentlich auslüften und durchtrocknen können, oder?
Ich bin nicht so davon überzeugt, eine Hängematte, zusammengerollt und fest verschnürt, trocknet bzw. wird durchlüftet; um das zu bezwecken, doch eher so.
Wann nun genau diese Abschlussbretter zur Anwendung kamen kann ich genau nicht sagen. Aber die dürften so Anfang des 19. Jahrhunderts gegen 1820 in Verbindung mit geschlossenen Hängemattskästen in Erscheinung getreten sein, wie auch bei der La Creole. Anbei ein entsprechendes Bild, wie man sich das vorstellen kann.
36.gif - Bild entfernt (keine Rechte)
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Victory-130725_8916.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Nein, von den Abschlussbrettern ahnte der Käptn der Mercury noch nichts... aber er hätte da eine Idee.
Zitat von Maik.L im Beitrag #81Nein, von den Abschlussbrettern ahnte der Käptn der Mercury noch nichts... aber er hätte da eine Idee.
Och, was Pragmatismus angeht, hab ich da keine Probleme. Der süße Fluch dieses Forums besteht aber eben nun mal darin, sich bei allem die Frage zu stellen, ob es denn auch historisch einigermaßen korrekt ist.
Hmm, scheint bei dieser Variante wohl nicht so:
Zitat von DerDa im Beitrag #84Seufz ... Schere raus!
Zitat von Maik.L im Beitrag #81Nein, von den Abschlussbrettern ahnte der Käptn der Mercury noch nichts... aber er hätte da eine Idee.
Och, was Pragmatismus angeht, hab ich da keine Probleme. Der süße Fluch dieses Forums besteht aber eben nun mal darin, sich bei allem die Frage zu stellen, ob es denn auch historisch einigermaßen korrekt ist.
Hmm, scheint bei dieser Variante wohl nicht so:
Zitat von DerDa im Beitrag #84Seufz ... Schere raus!
Lieber Bonden,
du fragst halt und bekommst Antworten. Der DerDa wurschtelt vor sich hin, liest dann, dass jemand Fragen stellt, die er sinnvollerweise hätte auch stellen sollen, und dann darauf gute Antworten bekommt, und dann muss der DerDa halt die Schere rausholen und alles noch mal ... Ist ja nicht das erste Mal ... oder das vierte oder fünfte Mal ...
Zitat von DerDa im Beitrag #86Lieber Bonden, du fragst halt und bekommst Antworten.
Na dann frage ich mal weiter. @dafi hat auf Seite 4 dieses Threads ein Modell vorgestellt, bei dem die Finknetze mit einer soliden Abdeckung versehen sind. Ausgehend von der Modellbeschreibung kann man hier möglicherweise von einem Referenzmodell ausgehen - aber stimmt das auch in Hinsicht auf die Finknetzabdeckung? Leider habe ich in meinen Büchern keine weiteren Erklärungen gefunden, wie diese Abdeckungen genau befestigt worden sind. Und das gezeigte Modell wirft Fragen auf:
Man erkennt vier waagerechte Streben, die offenbar am oberen Ende Ösen haben, durch das ein Tau geführt wird, welches an der Abdeckung befestigt ist. Ich gehe nicht davon aus, dass diese Streben die eigentlichen Finknetzhalter sind, denn ansonsten würde das heißen, dass diese Abdeckung zwischen diesen und dem Finknetz sitzt - was ich mir als ziemliche Fummelarbeit vorstelle, will man die Abdeckung da jedes mal reinstopfen. Ich habe bisher an keinem Modell derartige Streben zusätzlich zu den Finknetzhaltern gesehen. Ist das nun eine oder die übliche Variante für die Sicherung der Abdeckung vorm Wegfliegen bei starkem Wind?
Auf dafis Vic-Bildern sieht man das, was man auch oft an anderen Modellen sieht: Die längsseitige Befestigung der Netze an beiden Enden durch zwei Taue, die in Ringösen auf der Reling befestigt sind. Diese sieht man bei der gezeigten Abdeckung nicht - werden die dann ausgehängt? Und warum nutzt man dann nicht die in der Situation freien Ringösen, um daran die Abdeckung zu sichern?
Eine weitere Variante der Abdeckung ist mir neulich in DEM Film aufgefallen: Auf der Surprise sah man in einigen Szenen, dass die Hängematten in den Netzen mit Segeltuchbahnen abgedeckt waren, die aber auch in den Netzen waren und an beiden Seiten zwischen Netz und Matten gestopft waren. Sicher eine ungewöhnliche und zumindest bei Sturm wohl eher nicht so gut geeignete Methode. (In der Szene, als sie das Kap runden, sieht man nur leere Finknetze; bei einer Diskussion darüber an anderer Stelle meinte Angarvater, dass dies sehr bewusst gemacht worden ist, um das in diesem Sturm sehr massiv an Bord kommende Wasser nicht noch durch dicht gestopfte Hängematten am Ablaufen zu hindern.)
Ich bin noch heftig auf der Suche - welche möglichen Varianten für Abdeckungen und deren Befestigung (und nicht ganz selbstlos frage ich speziell nach der Zeit Ende 18./Anfang 19. Jh.) gibt es noch?
Bei Philip Reeds Warrior und seiner Majestic sind die Finknetze komplett in Persennings eingehüllt, ohne Andeutungen einer Befestigung. Ebenso bei HMS Diana, nur ist es hier weißes Tuch, und der hölzerne Handlauf der hohen Finknetze - von "Netzen" keine Spur - bleibt sichtbar.
ich habe mich nun entschieden, die Finknetze im abgedeckten Zustand darzustellen. Dazu habe ich feingewebten Baumwollstoff genommen (meine Lebensgefährtin näht derzeit Segel für ihre Vic, da fiel für mich genügend Stoff ab) und mich dann erstmals als Segelmachergehilfe an die Fertigung einer Abdeckung gemacht. Zuerst habe ich mir aus Balsaholz einen "Finknetzdummie" geschnitzt, den ich dann auch mit dünnem Netz ummantelt habe. Dann einen Streifen Stoff zugeschnitten, die Längskanten sauber per Hand umsäumt und dann die beiden schwierigen Enden genäht. Dann hab ich die Finknetzhalter (aus dafis Ätzsatz) auf den umnetzten Dummie geschoben und festgeklebt. Nun kam die Stoffhülle drüber. So hell wollte ich den Stoff aber nicht lassen, also wurde er "geteert" - in meinem Fall mit Beize Eiche dunkel eingepinselt. Das Ergebnis seht ihr auf den beiden Bildern. Mir gefällt es, ich finde, durch den Stoff wirkt es doch sehr authentisch. M1422.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)