Sodele, zum Baschdeln bin ich diese Tage auch gekommen :-)
Zuerst Mal anständige Geschütztakel gebaut um die Paketschnur ersetzen zu können und dazu neue Blöcke in den richtigen Dimensionen gebaut und für die richtige Takeldicke gesorgt ...
... einen Binfadenkragen zum unverhedderten Einbau drum gemacht und tief hinein in das Gekröse. Hinten mit der Zange eingehängt, man hat bessere Führung ...
... und die Haken vorne mit der spitzen Pinzette. Aus Platzgründen halt.
Alles hängt dann irgendwann wie gewünscht am Platz ...
... und dann mutig straffgezogen :-)
Und dann käme ja meistens das, was klassischer Weise Schneckchen genannt wird und in der Skizze schon fast phallische Qualitäten aufweist. Straff gespannt vom Block in gerader Linie direkt auf die am Boden locker liegende Schnecke?
Doch da kam Klein-dafi wieder Mal ins Grübeln ...
Erstens: wie soll das Tau immer so schön gestrafft zum Schneckchen gehen? Die Schnecke ist ja nicht festgetackert. Das Tau müsste erst vom Block locker runterhängen und dann locker am Boden zur Schnecke rübermachen. Zweitens: Warum ist das Takel nicht gesichert? Das geht im Trockendock in Portsmouth so, aber auf See? Eine Welle und das Takel lockert sich und in Kürze kullern -zig Geschütze über das Deck ...
Als erste Maßnahme: Entweder jemand hält das Seil oder es wird anständig belegt! Also da bei diesen drei Geschützen niemand steht kommen halbe Schläge hinter den hinteren Block.
Und dann sieht man gleich was Überraschendes: Da ich die richtigen Seillängen genommen habe, bleibt beim Rückholtakel sehr wenig übrig, also eh kein Schneckchen möglich.
Ich hab das freie Ende hier gerade ausgelegt, damit es anschaulicher ist, normalerweise wär das vermutlich mit einigen weiteren halben Schlägen verräumt worden.
Womit die Fragestellung weiter blieb: Was passierte mit der freien Überlänge der dichtgeholten Taljen?
Wie üblich: Optionen mit der richtigen Länge Tau ausprobieren. Da das Schneckchen für meine Zwecke nicht passend ist, hab ich es gar nicht mit probiert.
Zuerst ein Mal als lockerer Haufen neben bzw. über die Brooktaue gelegt, wie in vielen Museumsschiffen zu sehen.
Mag ich persönlich nicht, da eine Quelle des Verkuddelns. Deswegen hinten raus gelegt ...
... ist aber ne schöne Stolperfalle zusätzlich zum Rückholtakel.
Und hier mein Favorit, gesehen auch an Museumsschiffen, in lockeren Schlaufen über das Rohr gelegt.
Und daraus folgt natürlich sofort eine mehr "Ship-Shape" oder "Bristol-Fashion": die Schlaufen noch etwas gebunden.
Und damit stand für mich ein praktischer und logischer Gewinner fest :-)
Hallo Daniel Ich würde sagen, hier stellst Du ein Situations-Misch-Masch dar. Das Rückholtakel wurde sicher nur im Gefecht benötigt, ansonsten dürfte es beiseite geräumt worden sein. Im Gefecht würde man aber die Leine nicht so auf das Rohr legen. In diesem Zusammenhang wäre es sicher interessant zu erfahren, wieviel Besatzung eine Kanone bediente und wie die Aufgaben verteilt waren. Ich könnte mir vorstellen, dass im Gefecht gerade für die Richttakel eigens Bedienung abgestellt wurde, da diese Takel ständig irgendwie in Gebrauch waren, sei es um das Geschütz auszurennen, es auszurichten, es vor dem Schuss zu lösen, damit der Rückstoß nicht in das Takel knallt und um das Geschütz dann wieder auszurennen. Da dürfte es m.E. kaum sinnvoll gewesen sein, etwas anderes mit der Leine zu tun, als sie in der Hand zu halten.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Klasse! Da machen sich ja Leut genau über meine derzeitigen Probleme Gedanken. Diese Schneckchen bringen mich zur Verzweiflung. Ich wollt schon Salz auf´s Deck kippen. Rückholtakel braucht es ja wirklich nur im Gefecht. Sehr gut, die kommen schon mal weg.
@Willi Ich denke, so unrealistisch ist das gar nicht. Die Situation ist, das 3 Guncrews auf der gegenüberliegenden Seite mit "exercising the great guns" beschäftigt sind, wozu gegenüber - also der hier dargestellten Seite - die Geschütze aus Symmetriegründen ausgerannt sind. Diese Geschütze sind dementsprechend nicht marschmäßig verzurrt und Gefechtsbereitschaft ist bereits hergestellt, aber die Crew ist eben auf der anderen Schiffseite beschäftigt. Folglich sollten die Geschütze getakelt aber gesichert sein. Da die Rohre nicht heiß sind, können die Takel dort gut griffbereit liegen. Drei halbe Schläge auf - gibt bestimmt noch was eleganteres als diese - und das Geschütz ist feuerbereit.
Ich stimme dir zu, während der Bedienung dürfte nach meinem Verständnis keines der Takel an irgendeinem Zeitpunkt unbeaufsichtigt rumliegen, es sollte sich immer in einer Hand befinden. Die Aufteilung der Crews mit bis zu 13 Personen ist recht gut dokumentiert, das kommt dann auf der anderen Schiffsseite. Das ist aber eine neue Geschichte :-)
Hier nun noch was zum Gucken ...
Und hier noch Mal die Größe :-)
Und als Abschluss, die dazu gehörende andere Seite ist auch schon in der Mache, dauert aber noch :-)
Wenn ich mir überlege das in deinem Bildausschnitt bis zu 39 Männer im Gefecht "arbeiten" sollen (3 Geschütze)... da haben ja die Sardinen in der Dose mehr Platz. Archilles Youtube Link "Gun Drill aboard USS Constitution" zeigt 8 Seeleute, die schon teilweise in dem Arbeitsbereich der Nachbargeschütze stehen... wie soll das Funktionieren? Vor allem bei den Stolperfallen?
Eine richtig klasse Aufarbeitung machst Du da Daniel! Echt interessant auch die Diskussion drumherum. Vielfach werden die Kanonen mit allem was geht in voller Schönheit aufgetakelt, ohne sich wirklich darüber Gedanken zu machen, welche Situation sie eigentlich darstellen sollen und ob das in der Situation auch wirklich Sinn macht. Vielleicht würde es tatsächlich das Ganze klarer machen und unsinnige Varianten ausschliessen, wenn man die gesamte Geschützmannschaft mal um das Geschütz herum sehen könnte, die vielen Personen sind in der Tat kaum vorstellbar.
Tschüß, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Vielen Dank, Daniel, eine plausible Erklärung. Die drangvolle Enge, die an Bord geherrscht hat, war ja häufig Thema von div. Gemälden, z.B. Nelsons Verwundung und 13 Mann für zumindest die Geschütze der unteren Batterie erklärt, wie auf einem Schiff dieser, für heutige Verhältnisse recht geringen Größe bis zu 1000 Mann Besatzung zusammen kam.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Sehr schönes Bild, Willi, gibt so ein bisschen eine Ahnung von den Verhältnissen.
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Hat denn Dein Kanonier nicht noch ein paar Kollegen
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Das ist nicht der Kanonier, das ist nur der Rohrputzer ;-)
Die beiden Ladeschützen sind schon auf der anderen Seite ...
... dazu Trockenanpassungen am Kollegen mit dem Auswischer vorgenommen, die Hüfte wurde neu positioniert und Dr. Tentakeln wilde Brüder wurden auch schon vorbereitet.
Laut der Aufzeichnungen stehen Nr 3 und 4 innerhalb des Brooktaus.
Noch sieht es etwas übersichtlich aus, noch ...
... aber mit den Seitentakeln wird das da vorne schon enger. Und ohne jemand am Rückholtakel wollte ich da nicht stehen - eine Welle und einige Tonnen bewegen sich in Richtung Pforte, Wegspringen wegen der Takel-Brooktau-Bondage auch nicht so einfach.
Und jetzt stelle man sich fünf Mann links und fünf Mann rechts des Geschützes vor, Takel ziehend und Richtspaken schwingend, Wurm, Kartuschen, Wattepads und Kugeln nachreichend und dazu noch den Gun-Käptn am Zündschloss. Und an den Geschützen links und rechts das Gleiche ...
... von oben lässt sich das schon jetzt gut abschätzen - das wird eine enge Nummer.