Zitat von wefalck im Beitrag #2490Modelliermasse ? Ich dachte, Du hast jetzt eine 3D-Drucker ?
Lieber Eberhard, bin immer noch Modellbauer :-)
Programmiert ist zwar schon, aber erstens wird das etwas steriler und zweitens ist bei dem kleinen und höchst fragilen Teil die Problematik zu hoch, dass beim Entfernen der Angüsse die Zacken abbrechen.
Klassisch analog ist manchmal einfach doch das Beste :-)
Zur Wiederaufnahme der Hauptfährte stand erst mal putzen und Teile suchen an.
Außerdem wurde ich gefragt, wie groß die Kleine den werden könnte, und zu meiner Schande muss ich gestehen, ich wusste es nach über 10 Jahren nicht mal ...
Also Klüver, Außenklüver und Gaffelbaum eingesetzt und die Großrah mit den Leesegelspieren aufgehängt und es ergaben sich die Maße 105 cm x 52 cm x 73 cm. Jetzt weiß ich es. Hier die Bilder der Sammel- und Putzaktion.
Aber man ahnt es bereits, Großrah setzen war nicht so schnell gemacht. 1805 war mitten im Krieg und Lees beschreibt, dass die Hanger/lower Yard-Slings in dieser Zeit durch Ketten ersetzt wurden. Da ich ein Stück Kette der richtigen Länge hatte, wurde diese gleich dazu herangezogen. Doch dabei fiel auf, dass in der Großmars noch die beiden Gatts dafür fehlten, wie auch die Nagelung ...
... wurde schnell nachgeholt ...
... hier noch mal der Vergleich mit der Fockmars: Braun ist Bausatz, weiß die neue Struktur, da die Marsen ab 1802 zweiteilig ausgeführt sein sollten, um Reparaturen zu vereinfachen.
Und dann konnte die Großrah doch gesetzt werden, richtig und mit Kette :-)
Man beachte noch folgendes Detail: Steuerbords sieht man die Stopperklampe des Rahtakels als Bügel ausgebildet, wie sie auch heute die Vic hat. Backbords ist sie als Schulter ausgeformt, wie es Lees, Schrade und einige zeitgenössische Modelle zeigen. Ich habe bisher noch nicht herausfinden können, welche Variante wann verwendet wurde.
ZitatVor allem der Ofen in Cremeoptik hat es mir irgendwie angetan
Das muss eine Emaile-Oberfläche sein :-)
Alles Gute Dafi auch hier nochmal!
Übrigens: brilliante Wahl, den Hochzeitstag am 6.1. .. in BaWü ja nun immer ein Feiertag :-) .. und damit kann man´s nicht vergessen. Wir feiern unseren immer an Nikolaus - auch ein Tag, den man NIE vergessen kann (zumindest solang noch Kinder um einen herum rennen).
Danke Marcus, aber das war schon letztes Jahr, Vorweihnachtsgeschenk :-)
Und um das argwöhnische und verwöhnte Publikum nicht zu verschrecken, geht es mit einer weiteren Demontage weiter.
Zuerst ein Mal ein Blick auf die Szene of Crime, den Tatort, das mittlere Batteriedeck.
Die normale Pinne befindet sich ja im unteren Batteriedeck unter den Decksbalken. Auf dem Bild ist im Vordergrund zu sehen wie der Ruderkopf in das mittlere Batteriedeck ragt, mit dem Steckplatz für die Notpinne, falls die untere beschädigt ist. Praktisch in Zeiten von Sturm und Kampf.
Bei der Vic in P. ist der Ruderkopf mit einer 8-eckigen ovalen Haube abgedeckt. Bis jetzt hab ich so ein Teil in den zeitgenössischen Unterlagen noch nicht entdeckt. Das zeitgenössische Modell der Prinzess Royal und andere Modelle zeigen eine Haube, die bis zur Rückbank unter den Fenstern geht.
Also die aktuelle Abdeckung wegschnalz ...
... und neue Rückbank, anhand meines Maßstabmännchens die Sitzhöhe ermittelt, Gesamthöhe ergab sich durch die Fensterunterkante.
Die Tiefe orientiert sich an dem Modell der Princess Royale. Nach einigen Fiddeln waren die Abdeckung und die beiden Bänke gebaut.
Noch eine Cutterklinge angedremelt um das umlaufende Profil ritzen zu können ...
... und angepasst. Da fiel mir die große Tiefe dann doch ins Auge. Auch wenn mit Sicherheit als Stauraum genutzt, doch viel zu tief.
Im Gefechtsfall wären sowohl die Bank wie auch die Abdeckung abgeschlagen worden um an dieser Stelle an die verborgenen Heckstückpforten zu kommen. Und man sieht jetzt doch am Geschütz, wie viel Platz hier mit der Bank verbraten wird.
Hier nochmals der Ruderkopf ...
... mit dem Steckplatz für die Pinne. Also das Ganze in der Tiefe etwas einkürzen.
Hier schon mal die Backbordseite eingekürzt ...
... und hier Nummer zwei auch.
Und unser Herr lässt es sich gut gehen :-)
Dann eine weitere Klinge gedremelt und ein Zieheisen für die Rahmenverkleidung der Heckbalken gemacht.
Hier noch auf Anfrage als Nachtrag die versteckte Heckpforte aus Goodwins "Betriebsanleitung"..
Neulich - so vor 8 Jahren oder so - hatte ich den Niedergang neben dem Spill eingebaut.
Doch wie so oft auf englischen Schiffen zu finden, war ein Niedergang genau im Drehkreis der Spaken.
Doch wie war der geschlossen, wenn das Spill bedient wurde? Zuerst fiel auf, dass das Süll nicht vollständig war. Als was macht man in so einem Fall? Man schwingt die Klinge ...
... und baut ein neues Süll :-)
Dem scharfäugigen Beobachter entgeht natürlich nicht, dass hier in V1 ein kleiner Dreher um 90° vorliegt. Also gleich nochmals und hier die neue Viererkombi, v.l.n.r. in das erste Feld kommt die Gräting für das Ruderreep, der Niedergang, ein freies Süll und die Umfassung des Spills.
Heute ist in P. unter dem Spill eine Gräting. Da die zeitgenössischen Modelle, die ich kenne, dort aber eine zweiteilige Platte haben, habe ich mich auch für eine solche entschieden. Das angrenzende Feld habe ich mit einer Gräting versehen, so kann zwischen unten und oben ein Sicht- und Hörkontakt stattfinden. Der Niedergang ist hier einfach durch Bohlen abgedeckt. Schnell und effektiv aufzubauen und wegzuräumen.
Evtl. könnte der Niedergang auch durch eine Gräting abgedeckt worden sein. Deshalb das Feld in Richtung Spill mit Bohlen abgedeckt.
Oder wie am Modell der Amazon class Frigate im NMM zu sehen SLR0315 https://collections.rmg.co.uk/collections/objects/66276.html eine doppelflügige Klappe. Sehr elegante Lösung. Geschlossen gut zu begehen, geöffnet ist es Geländer und muss nirgends gestaut werden.
Theoretisch dreht sich das Spill sogar mit geöffneten Klappen, beziehungsweise lassen sich die Klappen öffnen, wenn die Spaken stecken.
So dann erst ein mal die Vierersüllkombi sauber profilieren. Und dann mal sehen wie es weitergeht ...