Ha - Zeichen und Wunder: Das Universum hat mir tatsächlich etwas Zeit zum Basteln abgetreten :-)
Rückblick: Vor einiger Zeit fiel mir an zwei wiederentdeckten William Turner Werken von Dezember 1805 ein Detail auf, welches in der Basis der Reling des Poopdecks zum Achterdeck hin zu sehen war. Nach längerer Recherche dürfte es sich höchstwahrscheinlich um Klampe mit Roll-Scheibe / Fair Lead Rollers gehandelt haben, damit Belegstellen auf dem Poop mit seinem beengten Raum und schlechtem Zugang auch vom Achterdeck aus mit viel Mannkraft bedient werden können. Was ist das? Detail Detail Poopdeckreling
Und ein weiterer höchst interessanter Beifang war auch dabei: Auf der eine Zeichnung war ein Ruderstandsanzeiger zu sehen, der dann beim genauen Hinschauen auch auf dem Vic-Model von 1765 zu sehen ist. Axiometer / Ruderlageanzeiger
Also fromm, frisch, fröhlich ans Werk :-)
Zuerst noch den abschließenden Balken an der Vorderkante des Hüttendecks angeklebt, die weißen Polystücke dienen zur Positionierung.
Dann kamen die Versuche um die Klampenmaße in den Griff zu bekommen.
Hier im Vergleich mit dem Heller-Teil, welches sich am Stand der heutigen Vic in P. orientiert.
Dann vorsichtiges Herantasten an die neue Relingsbasis.
Die Klampe ist aus mehreren Kleinstteilen zusammengesetzt.
Und Passprobe am Orte des Verbrechens. Die Spalten an den Seiten werden erst bei der finalen Verklebung runtergezogen, das Material macht das locker mit.
Schon lange - jahrelang - grübelt das dafi wie das gehen könnte. Stoff mag ich in meinem Maßstab wegen der Struktur nicht, Papier bekommt bei fast allen Bearbeitungsweisen Falten von der Feuchtigkeit. Seide ist viel zu durchscheinend. Papier knittert schnell, wirft blöde Falten und reißt schnell, wenn es in feuchtem Zustand gebogen wird. Stoff ist meist zu störrisch in meinem Maßstab um gute Falten zu werfen, Papier ist ...
Könnte noch stundenlang so gehen. Deshalb wollte ich einen unüblichen Versuch machen. Stoff mit aufkaschiertem Papier. Dann wäre die Struktur ok und der Stoff würde hoffentlich genügend Stabilität geben. Und wenn das Ganze auch noch auf Tapetenkleisterbasis erfolgen würde, vielleicht könnte dann etwas Dampf verwendet werden um das Laminat weich zu bekommen, in die gewünschte Form zu dengeln und nach Trocknen diese zu behalten.
Man hat ja noch Träume ...
Deshalb trotzdem jung, froh, frisch und frei verschiedene Stöffle ausprobiere, darunter Toms oberfeines Spezialstöffchen, und zusätzlich noch 5er, 8er und 10er Pongé Seide.
Ein paar kleine 5 cm x 5 cm Stücke von den Stoffen geschnitten und Kleister darauf und hinten und vorne verschiedene Papiersorten ausprobiert. Zum Erstaunen waren die Tests ganz gut geworden.
Also noch jünger, frischer, frommer, fröhlicher und besser gutgelaunt einen Spannrahmen besorgt, die vielversprechende 5er Pongé Seide darauf gespannt ...
... und gut eingekleistert. Dann das Papier darauf gekleistert, von beiden Seiten. Und man sah gleich mein Problem mit den Papiersegeln, die vielen kleinen Falten.
Nach dem Trocknen sah es schon besser aus ...
... auch das Durchlicht stimmte ...
... aber viele Krackel-Fältchen blieben noch im Streiflicht sichtbar.
Und als ich denn versuchte die Kleiderstöße aufzukleben, tja, das ging schief.
Kommt der Kleber auf den Streifen, dann weicht er auf und zerfällt und überhaupt, Parallelität scheint nur in anderen Universen zu existieren.
Tja und dann, beim Suchen nach neuem Papierarten fand ich dann was :-)
Und heute gleich das neue Material ausprobiert und so nah dran war ich noch nie ...
... hinten weite Stücke faltenfrei ...
und das Durchlicht passt auch.
... wenn ich die Kleiderbahnen hinten und vorne noch deckungsgleich hinbekomme ...
... und dann in meiner bigottgegebenen Dusseligkeit keine zwei Kleider übereinanderklebe ...
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Wenn ich Deinen Post richtig verstanden habe, hast Du dünne Papierstreifen ausgeschnitten, diese auf die Segel geklebt um mit ihnen die Dopplungen darzustellen, mit denen die einzelnen Kleider zusammengenäht waren, richtig? Wenn das so ist, dann frage ich mich, warum Du Dir soviel Arbeit machst. Vielleicht geht es auch, wenn Du auf die Seide von vorne herein Papierstreifen in der Breite der Kleider aufklebst und dabei darauf achtest, dass die Kleider sich eine Winzigkeit überlappen. Dann hättest Du eine echt Dopplung der Kleider und bräuchtest diese nicht mit separaten Streifen zu imitieren. Die Herstellungsweise wäre ziemlich dicht am Original und damit die Optik (hoffentlich) auch.
Die von Dir entwickelte Technik ist darum nicht obsolet, sondern Du kannst sie ja noch für die Darstellung z.B. der Reffbänder benutzen.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Also das sieht doch alles schon mal gut aus. Was ist denn das 'was' das Du gefunden hast ?
Tapentenkleister scheint mir in diesem Zusammenhang etwas unzweckmäßig zu sein, da er sich ja einerseits bei Feuchtigkeitseinwirkung löst und andererseit auch etwas schrumpft, was möglicherweise zur Faltenbildung beiträgt. Verdünnter Weißleim oder Reinacryl wäre vielleicht besser.
Falls die Segel nicht gerade prall gefüllt dargestellt werden sollen, finde ich die Faltenbildung durchaus nicht unrealistisch. Wenn die Segel gerade gesetzt wurden, haben sie durchaus eine Menge Falten. Gerade die Nachbildung feiner Falten ist mit den uns zur Verfügung stehenden Materialien schwierig.
Ich habe in der Vergangenheit einzelne Bahnen gemäß dem Segelplan zugeschnitten und diese dann (fast maßstäblich) überlappend zusammengeklebt. Dazu habe ich mir den Segelplan auf einen Karton geklebt und diesen dann mit Frischhaltefolie bezogen, damit nichts kleben bleibt: Zuiderzee-Botter vom Ende des 19. Jahrhunderts im Maßstab 1:87 (2)
@Willi der letze Versuch ist genau in Kleidern :-)
@wefalck danke für den Hinweis zum Tapetenkleister! Dein Botter ist natürlich eine meiner Benchmarks, aber ich denke für das Großmarssegel eines Dreideckers etwas schwierig in der Realisation. Die Mittelseide bringt hoffe ich die nötige Formstabilität.
Es sind vor allem diese kleinen"harten" Falten die es bei hängenden Segeln so nicht gab, Ziel ist es schon, einem natürlichen Faltenwurf für lose Segel nahe zu kommen.