Hier noch der Nachtrag der ersten Tests mit den anderen Materialien.
Zuerst Toms feines Stöffle, stabilisiert mit Tapetenkleister und etwas Farbe darüber. Viel zu viel Struktur für meinen Maßsstab.
Danach das Stöffle beidsetig mit dünnem Papier kaschiert. Insgesamt viel zu dick und immer noch zu starke Struktur für meine Zwecke.
Dann Seide 10er Pongé mit Papier
Und die 5er Seide mit Papier, eine Seite extrem viel Farbe. Die Flecken waren ein Verarbeitungsfehler.
Und hier im Lichte, die Streifigkeit kommt von zu dicker Farbe.
Da die Tests aber prinzipiell vielversprechend waren, hatte ich die vorher gezeigte Fassung mit dem Keilrahmen gemacht, mit der Erkenntnis, dass das so nur bis max 5 cm im Quadrat funktioniert, bei größeren Flächen wird das verwendete Papier zu lapprig und wirft zu große Wellen.
Danach ging ich auf Suche um Papier zu finden, welches nicht so wellt und Falten wirft. Und dabei fand ich das :-)
Extrem dünnes Japanpapier mit Gummierung zum Aufbügeln, zum Restaurieren von alten Büchern, Plänen und anderen Papierobjekten.
Dieses in Kleiderbreite geschnitten und mit dem nötigen Überstand auf die 5er Pongé Seide gebügelt, beidseitig und ich war nah am gesuchten Ergebnis.
Mittlerweile hat das Laminat schon einiges über sich ergehen lassen müssen :-)
Gewellt, über eine Kante gezogen, gebogen, mit dem Bügeleisen einfach wieder glattgebügelt, geil ...
Geknickt, gefaltet, mit dem Bügeleisen einfach wieder glattgebügelt, geil ...
Mit Tapetenkleister eingestrichen, fast nicht gewellt, getrocknet, wieder gerade geworden, geil ...
Im unteren Bereich mit gelblichem Touch lasiert, fast nicht gewellt, getrocknet, wieder gerade geworden und schön gleichmäßig, geil ...
den oberen Bereich mit einer gräulicheren Farbe lasiert, nicht aufgepasst und eine tolle Imitation von Stockflecken hinbekommen, oooouuups ...
Hier die Bilder nach den ganzen Malträtierereien.
Und dann der spannende Test, Ziel war ja, die Segel gezielt partiell wieder weich zu bekommen, um sie formen zu können.
Also einen Dummi-Mast gebaut und ein Hilfsstag. Segel aufgehängt und partiell mit einem nassen Pinsel weichgemacht. Und beim Trocknen darauf geachtet, dass es die richtige Form bekommt.
Ich liebe es, wenn hin und wieder ein Plan funktioniert. Muss noch viel gefeilt und geschliffen werden an der Technik, aber im Prinzip funktioniert sie :-)
Doch ja, das geht alles in die richtige Richtung. Die Materialien aus der Buch- bzw. Papierrestaurierung hatte ich auch schon gedacht, da dort z.B. extrem dünne und langzeit-stabile Papiere zum Verstärken fragiler Dokumente verwendet werden, die am Ende kaum auftragen. Leider hatte ich bisher noch keine Quelle ausfindig machen können, wo man diese besehen und befühlen kann, bevor man kauft.
Was würde denn passieren, wenn man einzelne Bahnen auf einer hitzebeständigen glatten Unterlagen (z.B. eine Teflon-Backfolie) zusammenbügeln würde ? Dann käme man ohne das Trägergewebe aus und hätte die Bahnenstruktur auf beiden Seiten. Oder wäre das Material dann zu fragil ?
@wefalck : Filmoplast, bei amazon gibt es die verschiedenen Blatt- und Rollengrößen. Ich hatte erste ein Mal die kleinste mit 2 cm Breite kommen lassen :-)
:-)
Und genau wie du sagst, alterungsbeständig und papierschonend.
Beim Kleben der Kleider ist der Überstand minimal. Bei kleinen, flach hängenden Segeln könnte dies gehen. So wie ich das Papier hier traktiert habe, denke ich hätten diese Säume nicht gehalten. Trotz der 3 Lagen ist das Material immer noch etrem dünn und extrem flexibel. Ich suche mal meine Micrometerschraube raus und messe. Die Seide macht das Laminat nämlich nicht viel dicker.
Und Charlie, die Farbe ist die gute Plaka von Pelikan, und der Ockerton sollte recht stabil sein
Das Ganze ist übrigens so steif, dass man es als Ganzes anheben und wieder zurückklappen kann :-)
Mittlerweile komme ich auch der Erscheinung näher. Die Überlappungen waren noch nicht ausgeprägt genug, bis mir einfiel, die sind ja nicht doppelt sondern vierfach, da das Material zweimal ineinander eingeschlagen war! Also noch zusätzliche Aufdopplungen auf die Überlappung. Deswegen nochmals ein kleines Muster, diesmal sogar mit Draht im Rand, wobei das in größeren Strecken wahrscheinlich vom Handling schwierig wird.
Als Farbe ein Leim-Plakagemisch mit 3 Teilen Grau und 1 Teil Ocker. Sieht mittlerweile ganz schick aus :-)
Hier verschiedene Lichteinstellungen von Auf-, Streif- und Durchlicht. Passt mittlerweile ganz gut zu dem Bild, das ich die ganze Zeit im Kopfe gehabt habe.
Schaut sau gut aus. Ich könnte mir auch vorstellen, daß die Segel real keine gleichmäßige Färbung hatten. Evtl so wie alte LKW - Planen. Streifig Verwaschen . Weiß nicht wie ich es beschreiben soll
Gruß Charlie1805
„ alles ist Schwierig, bevor es Leicht wird „ „ Home is where the Anchor drops „
Projekte : HMS Fly 1776 M 1:64 ( Amati ) HMS Fly 1776 M 1:48 HMS Fly 1776 Querschnittsmodell M 1:24 HMS Atalanta M 1:48
Zu dem Thema könnte man doch den Segelherstellungsumfang ( welch ein Wort ) ausgliedern, bzw einen eigenständigen Thread machen . Ist ein tolles Thema und du zeigst es total anschaulich. Ich bin total begeistert !
Gruß Charlie1805
„ alles ist Schwierig, bevor es Leicht wird „ „ Home is where the Anchor drops „
Projekte : HMS Fly 1776 M 1:64 ( Amati ) HMS Fly 1776 M 1:48 HMS Fly 1776 Querschnittsmodell M 1:24 HMS Atalanta M 1:48
Die Beschreibung der 'Irrungen und Wirrungen' ist wichtig, da man auf diese Weise weiß, was man gar nicht erst selbst auszuprobieren braucht - nach dem Motto "der Weise lernt aus den Fehlern anderer". Weiter so.
Wenn das Material tatsächlich so dünn ist, daß man die hakenartig ineinandergreifenden Säume darstellen kann, wäre das natürlich gut, dann wird das Segel natürlich deutlich stabiler.
Ich habe keinen unmittelbaren Bedarf, da ja SMS WESPE das erste Schiff der KM war, das von Anfang keine Takelage trug, aber ich habe schon das nächste Projekt im Auge ...
Btw: Wunderbare Fotos von der Hermione - danke, @dafi fürs Zeigen! Da gibts auch ein Video, auch in dem sind die Segel bezüglich Dreck und so einige Male gut zu sehen.
Ich bin immer wieder begeistert mit welcher Ausdauer und Hartnäckigkeit Du versuchst so nahe als möglich ans Original heranzukommen. Dafür hast Du meinen allergrößten Respekt - und die Ergebnisse sprechen für sich.
Deine empirische Heransgehensweise für eine möglichst realistische Umsetzung von Details in den entsprechenden Modellbaumaßstab ist schon bemerkenswert. Vor allen Dingen steht am Ende immer ein tolles Ergebnis.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Schaut super aus Das mit den Knitterfalten ist ja das Problem beim Papiertaschentuch. Die Methode mit dem Seidenkern könnte da eine Abhilfe sein. Wie dünn ist denn das dreilagige Segel? Die Victory ist mit 1/100 (?) schon etwas größer. Ich kann ganz gut in Tempos denken , also vergleichbar dick, dicker oder dünner - dann kann ich es einordnen.
Herzlichen Dank auch an wefalck für den Link zu "neschen", die Gewichtsangaben der Papiere liest sich vielversprechend. Daniel, wo bekommt man denn das Filmoplast?