Zu Beginn möchte ich etwas zu den Hintergründen meines Modellprojektes sage: Das Heckspiegelmodell des dänischen 70-Kanonen-Linienschiffes TRE KRONER, welches Gegenstand meines Berichtes ist, ist ca. 1742 angefertigt worden. Ich habe in der Literatur (Quelle: Danske Orlogsskibe 1690-1860) einiges zu dem Bildhauer und zu dem Schiffbaumeister der TRE KRONER von 1742 nachgelesen, was interessant ist, oft sind die Schiffs-Bildhauer ja unbekannt und die Ersteller der Modelle sowieso.
Dieses eindrucksvolle Relief von Johannes Wiedewelt stellt seinen Vater dar, Just Wiedewelt, der in den Jahren 1734-1757 Meister-Schnitzer der königlichen Werftanlagen auf Holmen war, und um den es hier geht. Im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger und Nachfolger war er ein echter Meister seines Faches. Es gibt von ihm wunderbar in Marmor gearbeitete Büsten des dänischen Königspaares Frederick IV und Louise aus dem Jahre 1719. Übrigens ist die Familie Wiedewelt aus dem Thüringischen Vogtland, genauer gesagt aus Schleitz stammend in der Generation seines Vaters nach Dänemark eingewandert. Wiedewelt hat sich in einem Wettbewerb um die Stelle auf Holmen gegen mehrere Konkurrenten durchgesetzt, und den Posten bis zu seinem Tode innegehabt. Das im dänischen Krigsmuseet aufbewahrte Modell des Heckspiegels der TRE KRONER im Maßstab 1:32 stammt von seiner Hand. Die Skulpturen sind in Wachs gearbeitet, der Schiffskorpus in Holz.
Der Schiffbaumeister, der die TRE KRONER als 70 Kanonen-Linienschiff entworfen und gebaut hat, war ein Franzose namens Laurent Barbé (1696-1754). Eine Abbildung von ihm ist so weit ich weiß nicht überliefert. Er war durch den Generaladmiral und Chef der Marineverwaltung Friedrich Danneskiold-Samsøe nach Dänemark gerufen worden, da nach mehreren Skandalen offenbar das Vertrauen in die einheimischen Kräfte so gering war, dass ein Engländer oder Franzose es richten sollte. Er wurde am 6. Mai 1740 als Chefkonstrukeur eingestellt. Barbé schien eine etwas undurchsichtige Person gewesen zu sein. Niemand weiß, woher er in Frankreich kam oder wo er die Kunst des Schiffbaus erlernt hatte. Interessanterweise haben französische Marinehistoriker in seinem Heimatland nie Informationen über ihn finden können. Von Anfang an gab es Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit zwischen Barbé und der dänischen Konstruktionskommission, die den Werftbetrieb zu überwachen hatte. Barbé hatte seine Ernennung unter der Bedingung angenommen, dass er seine Konstruktionsmethoden nicht weitergeben würde. Als er schließlich doch ultimativ aufgefordert wurde, seine Bauweise zu erläutern, erklärte Barbé, man habe ihm versprochen, dass er seine Methode nicht preisgeben müsse und dass die Kenntnis dieser Methode auch nicht notwendig sei, um nach seinen Zeichnungen zu bauen, und dass er "das, was gerade meine Wissenschaft und Kunst ist, nicht bekannt machen wolle; denn wenn dasselbe bekannt würde, könnte jeder Schiffsbauer dasselbe tun wie ich, was als Fremder in einem Lande eine der elendesten Veranstaltungen wäre“. Man weiß wohl, dass er in mehreren Fällen französische Zeichnungen verwendet hat, die er kaum selbst hätte anfertigen können, er versuchte offenbar einfach französischen Entwürfe, über die er verfügte, an die dänischen Verhältnisse anzupassen. So wurde er beispielsweise 1744 gebeten, eine Galeere zu zeichnen. Er legte daraufhin Zeichnungen vor, die geändert werden mussten, u.a. weil die Bänke für die Ruderer für Südeuropäer konzipiert waren, deren Durchschnittsgröße kleiner ist als die der Nordeuropäer. Letztendlich wurde er 1747 entlassen. Er hatte sich in Kopenhagen verheiratet und blieb daher auch in der Stadt, wo er 1754 verstarb.
Da das historische Modell nur zur Darstellung der Heckdekoration verwendet wurde, konzentriere ich mich auch darauf. Das Rumpfsegment selbst wird nicht mit Beschlägen, Rüsten etc. usw. versehen, sondern nur in Form, Beplankung und Stückpforten so korrekt wie möglich im Maßstab 1:32 gebaut. Dies wird der erste Schritt sein, um einen Weg zu finden, die Dekorationen und Figuren nach Zeichnung und mit dem Rumpf auf dem Tisch zu bauen. Um das Rumpfsegment effektiv bauen zu können, habe ich die Pläne so vorbereitet, dass die Teile mit dem Laser ausgeschnitten werden können, eigentlich wie ein Bausatz.
Für das Heck habe ich eine Art höhenverstellbare Einsteckteile gebaut, die das Gerüst für die untere Galerie bilden. Ich kann die Höhe und ggf. die Tiefe einstellen, indem ich die Schlitze etwas erweitere. Der Winkel gegenüber der Senkrechten sollte in Ordnung sein.
Die Plankeneinteilung orientierte sich an einem vergleichbaren Orlog-Schiff in vereinfachter Form (eine Stärke, nicht die von unten nach oben abnehmende Plankenstärke) für das Rumpfsegment und wurde ebenfalls vorgezeichnet.
Und hier ein erster Eindruck des Farbschemas.
In dieser Zeichnung sind die wichtigsten formgebenden Teile in blau dargestellt. Den hinteren Prospekt habe ich in die Senkrechte gezogen, da er in der Ansicht schräg ist, um die tatsächlichen Abwicklungen für die Bauteile zu erhalten.
Aus dieser Zeichnung kann ich dann später die Form der unteren Galerie ausschneiden (Materialstärke ca. 2 mm), das obere Prospektblatt muss dann aus ca. 38 mm starkem Massivholz geschnitten werden, da es gebogen ist und eine Materialstärke von ca. 8 mm hat. (25 cm im Original) Zwischen dem vorletzten und drittletzten Fenster der unteren hinteren Galerie, von außen gesehen, trifft die Seitenwand auf die Fensterfront, die sich dann über die Seitengalerie fortsetzt. Hier muss zumindest das innere Fenster als Blindfenster ausgeführt worden sein, wenn nicht sogar beide äußeren Fenster. Weiß jemand von Euch, was üblich war?
Ich hatte dann das Spantmodell digital gezeichnet und die Teile einfach aus 6 mm Sperrholz lasergeschnitten, hier sieht man den Stapel der Puzzleteile:
Auf den ersten Blick scheint alles geklappt zu haben. Die Teile sind etwas locker, denn 6 mm Sperrholz ist oft nicht 6 mm dick, sondern 5,7 mm. Ich hätte die Schieblehre vorher noch einmal daran halten sollen, aber es wird schon gehen.
Erst einmal soweit, viele Grüße, Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
Die ausgelaserten Spanten wurden dann miteinander verleimt und im Bereich des unteren Batteriedecks sind Füllstücke eingeleimt um etwas mehr Stabilität zu erreichen, da ich die Steckverbindungen etwas zu locker geplant habe. Darüber hinaus ist es für die Formgebung des doch stark gekrümmten Heckbereiches aber von Vorteil, die Beplankung auf einem soliden Formkörper aufzubringen.
Die komplizierteren Teile werden dann natürlich die Heckgalerie und die Seitengallerien. Diese plane ich zeichnerisch in CAD und drucke die Teile vor dem Lasern als Papierschablone aus um zu überprüfen, ob die Geometrie stimmt. Der Übertrag aus einem 2D-Plan in die 3D-Realität mit allen Krümmungen, Neigungen und barocken Verformungen hat hier so seine Tücken, bislang scheint aber alle gut gegangen zu sein.
Hier mal ein Eindruck der zeichnerischen Vorgehensweise zur Konstruktion der Seitengalerien auf Höhe des mittleren Batteriedecks.
Bevor aber weitere Teile ausgelasert werden, will ich das Rahmenwerk des Spantgerüstes noch fertig stellen und den Rumpf beplanken.
Viele Grüße, Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
Das Spantgerüst ist nun fertig gestellt, der Spiegel ist beplankt und alles verschliffen.
Die nächsten Schritte beinhalten die außenseitige Beplankung der Bordwände. Bevor ich damit beginnen muss die Plankenaufteilung noch genau festgelegt werden. Prinzipiell hatte ich ich die im Bereich des vorderen Spantes schon vorgenommen, ob das aber im Heckbereich noch so aufgeht, muss ich nochmal prüfen.
Viele Grüße, Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
mit meiner TRE KRONER ist es etwas weiter gegangen. Ich habe das Rumpfsegment inzwischen zumindest von außen beplankt. Teilweise gestaltetete sich das ganze schwieriger als gedacht, es ist zwar in diesem Maßstab nicht besonders filigran, aber das biegen und verdrehen von Planken in den Dimensionen 2/13, 2/11 und 2/9 mm ist eine Herausforderung. Im Heckbereich sind die Biegeradien sehr eng.
Hier nun einige Bilder des fertig beplankten Modells:
Das vorgesehene Farbschema orientiert sich an anderen zeitgenössischen Modellen aus dem Kriegsmuseet in Kopenhagen. Das Modell der FYEN bespielsweise ist in den 1740er Jahren gebaut worden,
Dann gibt es noch ein schönes Modell der CHRISTIAN DEN SYVENTE
In beiden Fällen ist der obere Teil der Bordwand schwarz gestrichen, die unteren Barkhölzer ebenfalls, dazwischen bleibt alles holzsichtig.
Ich habe mich entschlossen diese Bereiche mit Holznagelung zu versehen. Hier ein erstes Bild, die Nägel müsse noch plan geschliffen werden.
Nach der Fertigstellung von Nagelung und Anstrich geht es an den Heckspiegel und die Seitengallerien. Das meiste davon habe ich bereits zeichnerisch vorbereitet. Das Holz ist ebenfalls zugeschnitten und gehobelt und muss nur noch zum Laserschneiden gebracht werden, dann beginnt der spannendere Teil dieses Projektes.
Viele Grüße, Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
Hallo Allerseits, die Beplankungsarbeiten des Rumpfsegments sind inzwischen so gut wie fertig gestellt. Auch alle sichbaren Plankengänge wurden genagelt, die schwarz abgesetzten Flächen wie Barkhölzer und Schanzkleid gestrichen.
Die Schablone bildet die Lage der Seitengalerien ab und dient mir später der genauen Positionierung der horizontalen Gliederungen der Seitengalerie. Die Zeichnungssätze aus dem dänischen Nationalarchiv sind sehr genau gezeichnet. Es gibt kaum Widersprüche zwischen eigentlichen Konstruktionsplänen und den Ornamentszeichnungen. Das ist sehr hilfreich.
Hier die vorbereiteten Teile für die nächsten Bauabschnitte
Der Prospekt für die unteren Galeriefenster folgt als nächstes. Mit Feuchtigkeit und Hitze wird er vorab in Form gebracht.
Es folgen nun die ersten Konstruktionselemente der Seitengalerien. Die geschwungenen Rahmenelemente bilden die horizontalen Gliederungsebenen ab, auf die später die markanten Gesimse aufsetzt werden. Diese sind in sich geschwungen und springen zudem an mehreren Stellen vor und zurück. Das wird Spaß machen. Die Flächen bis zu den Fensterbrettern werden der Form folgend geschlossen und erhalten später eine Untergliederung in einzelne Felder, die mit ornamentalen Schnitzereien gefüllt werden. Das ist von der Gesamtkomposition eine durch und durch dem französischen Barock nachempfundene Bauweise.
Viele Grüße, Matthias Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
heute nur ein kleines Update zur Konstruktion der Seitengallerien. Nach Montage der horizontalen Rahmenelemente wird das Brüstungspaneel eingesetzt. Dieses folgt der Rundung und springt in der Mitte vor um später zusammen mit den Zierleisten und Fenstern die Mittelachse der Seitengalerie zu betonen. Vermutlich war auch nur in dieser Achse ein verglastes Fenster vorhanden und die anderen Fenster der Seitengallerie waren Attrappen.
Ich glaube im Übergangsbereich zum Heckspiegel habe ich noch einen Fehler. Das Eckpaneel muss vermutlich gerundet werden und nicht flach. Der Bereich ist weder auf den Plänen noch am Modell eindeutig erkennbar, da er durch die Skulptur des Meermannes verdeckt ist.
Viele Grüße, Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
Hallo Allerseits, heute nur eine kleine Anmerkung, vielleicht ist die Information für diesen oder jenen hilfreich. Die profilierten Zierleisten der TRE KRONER stellen ein wichtiges Element dar, daher habe ich mich umgesehen, ob im Interesse eines guten Ergebnisses es nicht möglich ist, eine Ornament-Ziehklinge anfertigen zu lassen, die entsprechend präziser ausgebildet ist, als ich es von Hand mit Feile und Säge zustande bringe. Nach mehreren Anfragen bin ich bei der Firma MetallEhrnsberger aus Teublitz gelandet, die auch solche privaten Kleinstaufträge annehmen. Ich musste eine CAD-Zeichnung der gewünschten Profile hinschicken, und natürlich eine Materialauswahl für die Ziehklinge treffen, mehr war nicht nötig. Ich habe dann 1 mm dicken Federstahl gewählt, die Kosten beliefen sich auf 40 € netto. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. So schön hätte ich die Ziehklinge nicht hinbekommen. Die Materialstärke von 1 mm erlaubt es zudem, den Grat mehrmals nachzuschleifen, wenn er mal etwas rund werden sollte. Als Material für die Leisten habe ich Buchsbaum genommen. Dort hatte ich mir vor einiger Zeit mal einen Vorrat aufgesägt und trocknen lassen.
Viele Grüße, Matthias
In der Werft: Heckspiegelmodell TRE KRONER von 1742 dänisches Linienschiff
"Tout le monde connaît le nom du Vengeur, combien peu connaissent celui du Redoutable!" -- Auguste Jal, 1867 ----------------------------------------------------------------------------------------------
in work: La Belle POF 1/36 Le Redoutable POF 1/48 ; 74-Gun Temeraire-Class by Jacques-Noël Sané Bucentaure, POF 1/48; 80-Gun Bucentaure/Tonnant-Class by Jacques-Noël Sané (Projektierungsphase)