Zitat von dafi im Beitrag #124Und über die alte Steuerradstelle eine Gräting oder nur eine Holzabdeckung. Ich verspreche, dass ich da auch nicht nachhake ;-)
....hätten wir uns dann dies alles erspart
-nein, ein bisschen genauer wollten wir es schon machen
Daniel vermutet dies, so glaube ich, richtig. Üblicherweise hatte der Kolderstock auf größeren Einheiten eine Länge von ca. 12 Fuß (Endsor: The Restauration Warship) und der Rudergänger umfasste ihn in der Mitte. Durch das Blockloch konnte er damit den Stock weiter in die Tiefe senken, um einen größeren Tillerausschlag (9 Fuß beideitig) zu erreichen. Die obere Abdeckung war demnach nicht für den Rudergänger, sondern für die Länge und Ausschläge des Kolderstocks notwendig. Der Rudergänger selbst stand auf dem unteren Deck (ohne Erhöhung) und hatte über die obere, halboffene Abdeckung ("conn") nur eingeschränktes Blickfeld auf die Segel. Der Kurs wurde ihm deshalb von einem Offizier zugerufen ("who conned the ship") der sich ein Deck über ihm befand. Häufig hatte der Steuermann vor seiner Kolderstockposition zusätzlich ein Kompasshäuschen zur Hilfe. Die überhöhte "conn" war meist mit einer Gräting abgedeckt, die bei Fahrt entnommen werden konnte (Harland: Seamanship in the Age of Sail)
J. Boudriot hat einen ausführlichen Artikel über Funktion und Führung des Kolderstocks in model Shipwright und /oder Neptunia geschrieben; habe ich aber leider nicht in meinem derzeitigen Reiseetui.
Hier habe ich auch einmal gezeigt wie der Kloderstock im Werbel auf und ab geführt werden muss um den Ruderausschlag zu ermöglichen.
Links ist der Kloderstock bei max. Ruderausschlag in der Vorderansicht gezeigt. Knapp ein Drittel ragt aus dem Werbel. Ohne Ruderausschlag ragen fast drei Viertel seiner Länge heraus. Gruß bela
Für die im positiven Sinne ausufernden Beiträge danke ich Euch. Für die eventuell Mitlesenden können diese hilfreich sein. Für mein Modell war das mehr als erschöpfend, zumal es bedingt durch die Bauart nur teilweise anwendbar ist -sorry !- Nochmals Dank an alle Beteiligten.
Schlussbemerkung zum Thema im Thema: Bei meiner SOLEIL ROYAL -lange ist's her und noch im analogen Zeitalter- hatte ich mir alles an Land gezogen, was es Wissenswertes zu diesem Schiff und dieser Periode generell zu bekommen gab. Den Kolderstock hatte ich streng nach den Angaben aus einem der Paris- Bände gebaut, allerdings nicht beweglich*, aber keine Aufnahmen davon gemacht, dafür könnte ich mich...! Heute steht sie 'versiegelt' in der Vitrine, die regelmäßig mit einem Antistatictuch abgewischt wird .
*allerdings hatte ich damals von der Hebelverlängerung/ -verkürzung des Kolderstockes 'keinen blassen Dunst', was auch nicht zum Tragen gekommen wäre.
Im Harland wurde dieses Thema etwas stiefmütterlich behandelt. Lediglich die Stock- Variante -Ober/- Unterlänge für einen veränderten Pinnenausschlag war ausschlaggebend für die vielleict etwas höhere Überdachung des Steuerstandes. Zudem musste ja für dieses Modell und bauartbedingt das 'Gätingspodest' im Innern gebaut werden. Ein Stand direkt an Deck -sozusagen 'ebenerdig'- musste durch das relativ hoch liegende Poopdeck ausgeschlossen werden.
SAM_0211 (3).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
-hier der Werbel der WASA- die Sechskantschrauben sind nicht 'Original' -
eine schöne Prinzipskizze, auf der zu sehen ist, wie der Kolderstock tatsächlich verwendet wurde, um einen Vollausschlag des Ruders zu erreichen. Das Durchdrücken des Stocks scheint nicht so sehr im Bewußtsein verankert zu sein, so daß es regelmäßig zu Diskussionen kommt, daß das Steuern mit dem Kolderstock doch eigentlich recht uneffektiv gewesen sein muß. Es wird dann immer über Ausschlagwinkel des Ruders von 7 bis 10 Grad diskutiert.
Da der Stock der Bewegungsrichtung des Ruders ja folgen mußte (seitlich und schräg nach vorn), war die Öffnung im Werbel auch nicht paßgenau gearbeitet, sondern mit einem größeren Durchmesser als der des Stocks, wie das auf dem Bild vom Werbel der Vasa gut zu erkennen ist.
Auf den folgenden Bildern von den Kolderstöcken der Vasa (rechts) und der Batavia (links) ist zudem zu erkennen, daß der Stock über dem Werbel in einer Länge von eineinhalb Decks aufragte, also wenigstens doppelt mannshoch war.
Auf dem Bild vom Kolderstock der Batavia ist an den Einkerbungen im Deck rechts und Links des Werbels auch deutlich, daß der Stock sich beim Legen des Ruders schräg nach vorn bewegt hat.
Auf diesem Bild, das zwei Forumskollegen zeigt, die sich zeitweise als Steuermänner der Vasa haben anheuern lassen, sieht man am Abstand zwischen Werbel und Bordwand, daß der Stock auch bei Vollausschlag des Ruders noch genügend Länge über Deck aufgewiesen hat, um einigermaßen sicher gehandhabt werden zu können.
Anhand der Abbildungen wird auch deutlich, daß der Rudergänger den Kolderstock nicht am oberen Ende ein bißchen hin- und her bewegt hat (wie man das aus der Abbildung von Mondfeld schließen könnte), sondern immer auf dem Deck stand, in dem der Werbel eingelassen war und mit der Länge des Kolderstocks tatsächlich ein Vollausschlag des Ruders möglich ist.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß beim Bau des Modells.
Zitat von Collingwood im Beitrag #142war die Öffnung im Werbel auch nicht paßgenau gearbeitet,
...deswegen hatte ich das Foto des WASA- Werbels auch eingestellt ,Jürgen @Collingwood -und noch einmal; Bauartbedingt wegen des hohen Poopdecks musste ich die Möglichkeit des Podestes/ Sockel beim Kolderstock nutzen, ausgeschlossen war dies wohl nicht.
Einen Sachverhalt übersieht die Zeichnung in Beitrag 141 aber noch. Die Nock der Pinne bewegt sich zur Seite (logisch), nach hinten (sie beschreibt ja eine Bogenbahn) und ! NACH UNTEN ! Und zwar wegen des Falls des Achterstevens! Die Drehachse ist gekippt !
Lieber Peter, ich werde einen Teil der Diskussion auslagern in den Beitrag zum Kolderstock. Wie viel soll ich hier aufräumen, ich wollte ja eigentlich ruhig sein ;-)
Zitat von dafi im Beitrag #145Lieber Peter, ich werde einen Teil der Diskussion auslagern in den Beitrag zum Kolderstock. Wie viel soll ich hier aufräumen, ich wollte ja eigentlich ruhig sein ;-)
Hallo, Daniel @dafi Gerade bin ich dabei, das Ganze umzustricken 'auf den Schlitz' von Jan @amateur . Es ist eine nervige Angelegenheit, nur soviel ( Deck wieder herauslösen mit Kunstharzverdünner usw. .
Meinetwegen kann man das letzte Bild/ Beitrag mit der fertigen Überdachung und den ersten Einspruch dazu ( Kolderstock im Deck ) stehen lassen und alles Andere auslagern in ein wahrscheinlich schon bestehendes Thema dazu.
Ergänzung: Der Kolderstock lag, zumindest bei englischen Schiffen, immer hinter dem Besanmast. Bin mir unsicher ob dies auch für kontinentale Anordnung gilt.