Während meines Aufenthalts in der Bretagne habe ich einen Abstecher nach Brest gemacht, um einmal den im dortigen Château untergebrachten Ableger des “Musée national de la Marine" zu besuchen.
Mein eigentliches Ziel war das Modell des Dreideckers “Bretagne vaisseau de 100 canons, 1766” im Maßstab 1:72 [Inventar-Nr. 13 MG 4].
Bei der Eingangskontrolle zu Mundschutz und QR-Code wurde ich darauf hingewiesen, daß in der alten Festung generelles Fotografierverbot [Militärverwaltung] herrscht. Beim relativ kurzen Rundgang hatte ich entsprechend dann auch den Hals, war den Tag zudem leicht indisponiert, kurzum die Aufmerksamkeit für die einzelnen Abteilungen war nicht optimal. Aufgefallen ist mir das Modell einer besonderen Bemastungsmaschine (ohne Hamstertrommel), welches ich gerne fotografiert hätte genauso wie Stücke aus der maritimen Sculpturen-Werkstatt.
An der Vitrine des Modells 13 MG 4 klebten noch extra zwei Aufkleber.
Nachdem ich den Schock einer vollen Breitseite wie aufgeklascht wirkenden, knallroten Pfortendeckel weggesteckt hatte, fiel mir die recht grobe Bauweise des Rumpfes mit den eingesteckten Holzkanonen auf und die extrem kahlen, schmucklosen Decks, ohne Andeutung der Decksplanken und ohne sonstiger Details, die man oft an alten Modellen bewundern kann. Im Gegensatz dazu wirkte auf mich das fein ausgearbeitete Heck wie später aufgesetzt, gleiches gilt für die Takelage. die laut Notiz MnM aber im 19.Jhdt erneuert wurde und mit einigen Anachronismen versehen ist.
Das Modell wurde lt. Notiz MnM zwischen 1774 und 1791 gefertigt , vielleicht von Forfait oder unter seiner Aufsicht in 1780 und nach Erneuerungen und Ergänzung um 10 Kanonen in 1777 *.
Hier stellt sich die Frage: Zu welchem Zweck wurde das Modell in 1:72 gefertigt, nur zur Dokumentation von Änderungen am Heck und der Zahl der Kanonen vielleicht?
Auslöser für mich mehr über das Schiff 1. Ranges “La Bretagne"zu erfahren, waren die Artikel in WIKIPEDIA insbesondere die sehr ausführliche, weit über die fr. hinausgehende engl. Version über Konstruktionsumstände 1762-1766 und Service 1767-1796.
Zunächst stieß ich im Internet auf “La Bretagne de Pap” im Forum MODELISME NAVAl Bois (…Constructions en kit, sur plans et arsenal) und “ ‘La Bretagne’ French 1st Rate, 100 Guns, 1766 (Looking For Plans)” Game-Labs Forum, auf die ich wegen bestimmter Angaben kurz eingehen möchte.
Zunächst offizielle Fotos:
*) mit Bezug auf ein Modell in den “Souveniers de Marine Conservés” von Admiral Pâris num-13-MG-4-a-0409.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)num-13-MG-4-b-0409.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)num-13-MG-4-l-0409.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
am 01.09.2017 'rezensierte' Pap ein frisch erhaltenes Buch über “La Bretagne” von Forrer und Roussel* in kürzester Form:
Pläne: Ein Plan 14 cm lang mit Legende ‘nicht akzeptiert’ - wir sind also gut vorangekommen - , ein Spantenplan, eine andere Zeichnung gleicher Dimension wie der erste Plan, zwei Reproduktionen Heckansicht und eine Ansicht vom Modell im Marine Museum von Brest. Nach diagonaler Durchsicht einiger Seiten, stellte er fest: Sehr interessant und gut dokumentiert für Historiker aber nichts direkt Auswertbares für den Modellbauer ( eine Tabelle mit Dimensionen- zum Durchforsten).
Hat fertig! Meine [falsche] unerfüllte Erwartungshaltung hat auch diverse Bücher in die hinterste Bücherecke verschoben!
*) Claude Forrer et Claude-Youenn Roussel, La Bretagne : vaisseau de 100 canons pour le roi et la République, 1762-1796, Spézet, Kaltia Graphic, 2005, 222 p.
> Lt. Amazon ist das Buch beim Verlag vergriffen, eine Neuauflage nicht bekannt. [leider, hätte ich gern gehabt, da Hauptreferenz Art. Wiki fr. ].
Es gibt aber noch einen Artikel zum Thema von Forrer:
Forrer, Claude (June 1996). "La Bretagne, vaisseau de 100 canons, 1762-1796". Neptunia (202): 13–21.
> In der Boutique.aamm.fr werden die alten Hefte von Neptunia angeboten, bzw. können einzelne Artikel ausverkaufter Bestände online erstanden werden - werde ich bestellen!
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Die Ansicht vom Modell und die Aussicht auf den Genuß von Meeresfrüchten, Austern und lokalen Wurstwaren veranlaßten Pap nach Brest zu fahren - mit dem Ratschlag eines Mitforisten unbedingt das Restaurant l’Océan zu besuchen: Fische und Meeresfrüchte top!
Der Besuch war offensichtlich nur ein Gaumen-Erfolg, Anmerkungen zum Museum und Modell - Fehlanzeige, auch keine Fragen von Mitforisten. Irgendwie fühle ich mich bestätigt, ob richtig oder nicht!
N.B. Ich saß auch vor der Festung mit einer kräftigen Vorspeise und Miesmuscheln mit Frites, die ich nur zur Hälfte verspeisen konnte, stilles Wasser ist wohl nicht das richtige Getränk dazu.
Um in meinen folgenden Beiträgen zum Thema nicht vom teils unvermeidbaren Pilgerschrittverfahren versehentlich in eine wirre Gemengelage (Korrektur/Ergänzung der Korrektur/Ergänzung usw.) zu geraten, werde ich mich im nächsten Beitragsschritt erstmal dem Konstrukteur von La Bretagne zuwenden.
Das mit dem Photographierverbot in im Museum in Brest scheint mir irgendwie ein Mißverständnis zu sein. Ich war vor ein paar Jahren dort und habe da ohne Probleme Aufnahmen machen können.
Sie haben recht! Ich habe eben meinen Sohn angerufen, der am Eingang vor mir stand und bestätigt, daß das Photographierverbot nur für den Außenbereich gilt.
Zwischenzeitlich, in Erwartung von Buch und Plan, habe ich einiges Material im Internet und eigenem Buchbestand gefunden, welches die Artikel in Wikipedia zu "La Bretagne" und die Notiz von MnM zum Modell ergänzen kann.
Zunächst aber zwei Aufnahmen, die ich mit dem Handy und etwas unauffällig aus der 'Lameng' vom Modell gemacht habe:
Compagnon
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
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IMG_2141.jpeg
IMG_2142.jpeg
Vielleicht ist das zeitgenösische Modell der Sans Pareil ein interessante Technologieträger für ein zukünftiges Projekt. Davon gibt es auch Bilder in dem Museumsband 1 von Ancre.
Unbenannt.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
"Tout le monde connaît le nom du Vengeur, combien peu connaissent celui du Redoutable!" -- Auguste Jal, 1867 ----------------------------------------------------------------------------------------------
in work: La Belle POF 1/36 Le Redoutable POF 1/48 ; 74-Gun Temeraire-Class by Jacques-Noël Sané Bucentaure, POF 1/48; 80-Gun Bucentaure/Tonnant-Class by Jacques-Noël Sané (Projektierungsphase)
Gerade wollte ich noch Anmerkungen zu meinen Fotos machen, da trudelte das Buch von Forrer & Roussel ein. Ganz so schnell wie Pap war ich nicht, aber Antworten zu meinen dringendsten Fragen fand ich auch nicht, aber dazu später.
Zu den Fotos: Ein Modell in 1:72 erledigt sich für mich von selbst in Anbetracht der Seitenansicht. Die Heckansicht könnte mir noch gute Dienste leisten, aber was kann ich noch z.B. bei 1:96 realisieren? Nebenbei, die Balustraden sollen nach Forrer & Roussel beim Original aus Eisen gewesen sein (S.189ff).
Zu einem Projekt: Ich habe mal wieder Seite 30f des Handbuchs für Modellbauer von Mondfeld (1977) aufgeschlagen: Entscheidung mit Fragebogen. Zu den 41 Fragen, die man sich möglichst realistisch beantworten sollte, gehört für mich bei 1) /Reiz am Modell für viele Monate/ der Zusatz hinreichende Zeit/Geduld/Konzentration; zur letzten Frage / bin ich mir noch sicher, daß ich es schaffe/ >> Nein, aber ich bin in einem guten Forum!
Das zukünftige Projekt einer Bretagne ! ... um meinen Satz zu vervollständigen ! So war das eigentlich gemeint.
"Tout le monde connaît le nom du Vengeur, combien peu connaissent celui du Redoutable!" -- Auguste Jal, 1867 ----------------------------------------------------------------------------------------------
in work: La Belle POF 1/36 Le Redoutable POF 1/48 ; 74-Gun Temeraire-Class by Jacques-Noël Sané Bucentaure, POF 1/48; 80-Gun Bucentaure/Tonnant-Class by Jacques-Noël Sané (Projektierungsphase)
Zitat von dafi im Beitrag #13Und wir freuen uns über jemand mit Mut für Projekte wie diese!
Zum Mut: Ich war schon mit dem spontanen Ansatz hier mit einer Recherche zu 'La Bretagne' einen Beitrag zu leisten reichlich übermütig. Beim Schiffsmodellbau weiß ich wenigstens [noch] ganz gut wo meine Grenzen liegen, d.h. sehr eng.
Aber ich erinnere mich auch öfter mal an den Spruch eines Vorgesetzten: "Sie sollen mir nicht sagen, daß es nicht geht sondern w i e es geht". Hat mir oft geholfen.