Mich würde mal interessieren, was van Yk zu Reservemarse schreibt. Vieleicht kann da jemand weiterhelfen. Der Stich bei van Yk ist eine spiegelbildliche Darstellung aus dem Buch von Jacobus Robyn von 1678.
Im Witsen "Aaloude en Hedendaagshe Scheepsbouw en Bestier" (S. 101) ist auf der Backbordseite ebenfalls eine Reservemars zu sehen. Der Größe nach ist es für den Besan vorgesehen.
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
Witsen und Van Ijk beschreiben ein (fast identische) Inventarliste 'Benoetigte Sachen fuer ein Reise in die Ost'. Da stehen samtliche Reservesachen: Reserverahe, ReserveSpieren, reserveSpriet, reservepumpen, reservekolderstok, und reserveruderpinne sind die groesste Sachen. Aber da steht nix ueber Reservemarsen. van Ijk schreibt nur das fuer Reisen in die Ost Brammarsen ueblich sind, weil fuer andere reisen Bramsegeln nicht so oft verwendet werden, und deshalb die Mars nicht notig ist
Zuerst einmal freut es mich, mit meinen “Marsen“ eine so rege Diskussion ausgelöst zu haben. Ich gebe zu, das mit den zwei großen Marsen ist schon etwas provokativ. Zweifellos gibt es glaubwürdige Darstellungen auf Drucken, aber die zeigen wesentlich kleinere Ausführungen. Da bin ich wohl etwas großzügig gewesen, und werde dies wahrscheinlich noch einmal korrigieren müssen. Es bleibt natürlich die Frage, wozu waren diese „Ersatzmarsen“ überhaupt gut? Mein ursprünglicher Gedanke, dies seien Ersatzteile für den Fall einer Havarie während eines Sturmes, erscheint mir nun selbst etwas gewagt, zumal ein solcher Sturm außenhängende Teile wohl auch zerschlagen würde. Bleibt der andere Gedanke, dass die fertige Mars selbst Ladung für den Zielhafen Batavia war. Ich habe in einem Bericht „dutch ships in tropical waters“ (zu finden im Internet unter gleichem Namen) gelesen, dass sowohl die Materialqualität als auch die der Arbeiter vor Ort nicht sehr hoch war, und dass deshalb verschiedene Halbfertigteile von den VOC-Schiffen auf der Hinfahrt von Holland nach Batavia mitgebracht wurden. Zudem waren die Niederlande in dieser Zeit nicht daran interessiert ihr „know how“ im Schiffbau zu exportieren. Möglicherweise gibt es ja noch einige andere Gesichtspunkte, ich bleibe gespannt.
Restarbeiten Das Schiff erhielt jetzt noch seine fehlenden vier Anker, jeweils Haupt- und Hilfsanker. Da das Schiff sich langsam der Reede von Batavia nähert, wird der Backbordanker , also in Luvposition, per Penterbalken zum Ausbringen vorbereitet. Alle anderen Anker sind noch in den Fockrüsten festgemacht.
Noch kleine Änderungen, wie das Entfernen der Pforteneinfassung an der Außenpforte zur Back, (erschien mir in der Nachbetrachtung als zu grob und unpassend zu sein) wurden vorgenommen. Auch die Mannschaft wurde noch etwas aufgestockt. Jetzt blieb nur noch „klar Schiff“ zu machen und die Tauenden aufzuschießen. Das wars dann!
Zusammenfassung und Interpretationen Eine erste eigene Interpretation war die Bildgebung im Bereich der Gillung (holle wulf). Durch den freundlichen Hinweis von Jan (amateur) aus Utrecht, dass der Namensgeber der Seefahrer „Jacob van Heemskerk“ und nicht der kleine Ort Heemskerk selbst ist, wurde klar, dass der Heimathafen dieses Schiffes Amsterdam ist, und deshalb auch ein Erinnerungsbild an diese auf dem „holle wulf“ erscheinen sollte. Ob es gelungen ist, liegt im Auge des Betrachters.
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Eine andere Sache ist die Darstellung einer Seitengalerie im Bereich des Spiegels. Die Vorgaben von Cor Emke zeigen hier nur eine Art von Deko-Struktur, was mir aber nicht besonders gefiel. Ich habe diesen Teil zu einer halb offenen Seitengalerie mit Abtritt umgestaltet und denke, dies ist historisch vertretbar.
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Kleinere Änderungen ergaben sich durch Maßungenauigkeiten. Zum Beispiel hat mein vorderes Backschot nur eine Tür, im Vergleich zu zweien, bei Cor Emke. Bei mir war es hier so eng geworden, dass eine zweite Tür technisch nicht vertretbar war. In diesem Sinne mussten auch die Kranbalken etwas angepasst werden.
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Den Knecht für die Fockfall habe ich aus Bedienbarkeitsgründen im Bereich der Back eine Etage tiefer gelegt, sodass Knecht und große Winde auf einem Niveau liegen.
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Bleiben noch die seitlich angebrachten Marsen. Ich habe diese vorläufig dort belassen, mit der Begründung, dass es sich hier um Waren, also Halbfertigteile für die Hinreise nach Batavia handelt.
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Bilanz Das kleine Buch „The ships of Abel Tasman” von Ab Hoving und Cor Emke lieferte mit seinen beigefügten Plänen eine hervorragende Voraussetzung für den Bau eines sehr detaillierten Modelles.
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Allerdings verführte es mich dazu in der Bauweise stark an meine Leistungsgrenze zu gehen. Der Versuch in der Baumethode mich am echten Schiffbau der Zeit zu orientieren, führte doch auf Grund mangelnder Messmöglichkeiten zu einigen recht schwierigen Stellen. Mein Schablonenfriedhof ist da ein stummer Zeuge.
In meiner Begeisterung auch den Innenausbau korrekt darzustellen, verlor ich die Tatsache aus den Augen, dass diese später für niemanden mehr sichtbar sind. Meine Hoffnung auf befriedigende Endoskop-Bilder wurde dadurch ernüchtert, dass preisgünstige Lösungen miserable Bilder erzeugen, und dass gute Endoskope horrend teuer sind. So bleibt also nur der theoretische Zugang zum Innenschiff per herausnehmbarer Grätig der großen Luke.
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Trotz allen Gejammers hat mir der Bau des Modells einen riesigen Spaß gemacht. Ich bin jetzt siebenundsiebzig Jahre alt; meine Augen und Hände übrigens auch, und die Erfahrung sagt mir, dass ich beim nächsten Modell einen modellbautechnisch etwas bescheideneren Ansatz wählen sollte. Abschließende Impressionen Fotograf Bernd Stummeyer Per Kamera:
Aufstellungsort. Hier konnte ich mich mit meiner Frau nicht einigen. Sie wollte unbedingt zur feierlichen Taufe eine Flasche Sekt gegen das Modell werfen. Aber dazu konnte ich mich dann doch nicht durchringen. So mussten die Feierlichkeiten etwas kleiner ausfallen, und meine HEEMSKERK 1638 bekam ihren finalen Aufstellungsplatz neben ihren Vorgängerinnen PRINS WILLEM 1651 und VALKENISSE 1717. „Alle unter niederländischer Flagge“
Ausblick „Der König ist tot, es lebe der König“ so könnte man sagen, denn schon sind die Gedanken bei einem neuen Projekt. Die „GEUNEERDE PRVINCIEN 1603“ ist fleißigen Logbuchlesern (DAS LOGBUCH 46. Jg.2010 H.4) sicher nicht unbekannt, es handelt sich wieder um eine Rekonstruktion von Cor Emke und Ab Hoving. Pläne lagen dem Logbuch auch bei und ich musste diese nur auf meinen Maßstab M 1:69 um skalieren.
Allerdings liebäugele ich auch noch mit einem seltenen niederländischen Viermaster gleicher Größe und gleicher Zeitepoche, der NEPTUNUS 1590, jedoch ist hier die Quellenlage sehr dünn.
Ich gehe mit meiner Entscheidung noch etwas schwanger, aber ich vermute, dass es eher bei der GEUNEERDE PROVINCIEN bleibt. Doch dies wird sicher ein neuer Bericht!
PS: Warum die Bilder bei mir in der Vorschau teilweise auf dem Kopf stehen kann ich mir nicht erklären, vieleicht weiß jemand Rat!
Die GEUNEERDE passt genau in mein Zeitfenster. Gibt's den Logbuchartikel irgendwie zur Einsicht? Spannendes Projekt. 1603 und Sprietmast! Da steckt Zündstoff drin.