Ich will mal wieder ein Modell bauen. Es soll die Pinke (3. Klasse) aus Chapmans ANM werden (Pl. XIV No. 20). Das Schiff hat eine Yachttakelung, d.h. es ist ein Einmaster mit großem Gaffelsegel und darüber zwei Rahtopsegel. Es war im Original 15,7 m lang (zwischen den Steven) und verfügte über eine Maximalbreite von 5,0 m. Mich reizt das Heckwerk. Eigentlich war das Schiff ein Rundgatter, aber die obersten Plankenreihen im Achterschiff hatten keine Verbindung zum Steven und vereinigten sich erst dahinter. So bildeten sie eine dreieckige Öffnung, das "hennegat", durch das die Ruderpinne binnenbords geführt wurde. Auf diese Weise war das Ruder geschützt. Die beschriebene Ausführung ist uns von niederländischen Seglern vertraut. So hat das Uelvesbüller Wrack oder der Bojer diesen Heckabschluss. Bei der Pinke No. 20 bildet ein Medallion den Abschluss. Ob das Schiff je gebaut wurde, ist fraglich. Chapman berechnet die Baukosten auf 2122 Kronen.
Über die Ostseepinke aus der Mitte des 18. Jhs. ist nur wenig bekannt. Die Beiträge im Internet sind identisch und beschreiben ein Fahrzeug, das in Danzig, Memel, Königsberg und Pillau gebaut wurde. Diese Gebiete waren in der frühen Neuzeit mal schwedisch, russisch oder preußisch gewesen. Neben den Rissen von Chapman habe ich keine Abbildung dieser Segelfahrzeuge. Auf Google gibt es zwar eine Bildreihe zu Pinken, aber da kann jeder reinstellen, was er mag. So hatte ein Thomas R. das Bedürftnis seine Wohnzimmerschrankwand (Modell "Schwarze Pumpe") aus nordhäuser Barock dort zu präsentieren. Nicht schön... Erschwert wird die Recherche, weil es auch im westlichen Mittelmeer Pinken gab (siehe Bild 2). Unser Dodohalter wüsste das, wenn er weiland im real existierenden Sozialismus sein Geld für Bildungsmaterial ausgegeben hätte, statt seinem Suchtverhalten nachzugeben. In dem Buch "Die Schebecke und andere Schiffstypen des Mittelmeerraumes" stellt W. zu Mondfeld die franz.-ligurische Pinke vor. Sie war eine kleinere, gedrungene Ausführung der Schebecke, trug zumeist Lateinersegel und hatte das spitz vorstoßende Gallion der Schebecke oder Tartane. Wie die Ostseepinke verfügte sie über einen "Heckausleger". Dieser bildete eine mit Grätings ausgelegte Plattform und erleichterte die Bedienung des Besansegels. (siehe Bild 2) Mittelmeer- und Ostseepinken sind aber nicht miteinander verwandt. Eine stärkere Ähnlichkeit besteht jedoch zur Pinky in den nördlichen Neuenglandstaaten. Dieser Schiffstyp entwickelte sich nach dem Unabhängigkeitskrieg. Es war ein kleinerer Fischereischoner mit der bereits beschriebenen Heckausführung (niederländische Art).
Unklar ist mir die Zweckbestimmung der Pinke No. 20. Es war kein Marinefahrzeug wie die im Rumpf und Rigg ähnliche Avisoyacht "Camilla" Diese hatte aber ein Spiegelheck. Ein Vergleich des Rumpfquerschnitts zeigt, dass die engl. Yacht einen tiefen, u-förmigen Rumpf hatte um viel Ladung aufzunehmen. Der Rumpf der Pinke war hingegen v-förmig. Das Schiff sollte schnell sein und als Ladung kamen nur hochpreisige Güter in Frage. Möglicherweise war es ein Fährschiff, ein Postschiff oder war es für administrative Aufgaben gedacht? Auch könnte es eine Herren-/Lustyacht gewesen sein. Da wäre aber ein Spiegelheck besser gewesen, weil so eine größere Achterkabine entstanden wäre. Ich hoffe, dass die Leser mehr über diesen Schiffstyp wissen und hier mitteilen werden. Jedenfalls verspreche ich mir ein schnelles und schönes Fahrmodell mit Drehmast und Zk. @emily.ndh@Marten IMG_1306.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Pinky 9.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Bild 3 - englische Yacht und schwedische Avisoyacht, Rumpfvergleich Bild 4 - nordamerikanische Pinky
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
@Gebbi hat zuviel Zeit. Oder zu wenige Hobbies. Diversifikation ist gefragt. Ich bin mal für das Büro meiner Frau malerisch aktiv geworden. Nicht mein Stil, aber ihr Wunsch. Solltest Dir mal ein Beispiel dran nehmen und auch was für Deine bessere Hälfte schaffen. 😉 IMG_20210605_193849.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Guter und Alexander, was Du siehst, ist die Abbildung aus dem Mondfeldbuch - Bild 2. Also die franz. Pinke aus dem Golfe du Lion. Dieses Fahrzeug hat den gleichen Namen und desdawegen ist es so schwierig. Ich will eine Ostseepinke bauen und zwar als Einmaster. Du siehst auf dem kopierten Plan (Bild 1) ein Rüstbrett mit 5 Juffernpaare Es wird eine Yacht.
Ferner Miriquel, Du hast Dich gefragt, was ich nachmittags mache ohne Werkstatt. Ich hab es versucht, 2 Tage ... Hat mich überfordert.
Kreativer Horrido, Ich habe davor gesessen und war verstört. Diese Schweinswaldarbietung würde mein Weiberl traurig machen. Zumal da wieder dieses Knastsyndrom Deines Buddeltums eingearbeitet ist. Ich denke, Du brauchst Hilfe.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Nicht ich brauche Hilfe, mitnichten. Das Motiv stellt keinen Schweins- sondern einen Killerwal dar, so wie ihn die nordamerikanischen Ureinwohner sehen. War, wie gesagt, der Wunsch meiner Frau. So revanchiere Dich doch auch mal für die Frinarbeit Deines Weiberls in die Du sie immer presst! Auch der Hansi könnte mal eine kleine Anerkennung Deinerseits verdienen!
Das linke Bild hat unser Klaus @Klabauter in der Ausgabe 1/21 vom Logbuch eingestellt. Dazu einen 7 seitigen Bericht mit weiteren Bildern. Er beschreibt eine Mittelmeerpinke, die ursprünglich als Handelsschiff fuhr und später als Kaperschiff in der Karibik eingesetzt wurde. Klaus hat mir die freundliche Erlaubnis gegeben sein Material zu benutzen. Ich hätte auch den Herrn Redakteur fragen können, aber da hängt es halt mmer sehr von der Tagesform ab. Jedenfalls ist das Logbuch schon seit 57 Jahren eine tolle Fundgrube für Schiffsliebhaber. @Tarjack Diese Pinke aus dem Mittelmeer unterscheidet sich sehr von der Pinke aus der Ostsee. Da sind keine Übereinstimmungen. Das Mittelmeerschiff hat Lateinersegel, ist ein Glattdecker, hat eine hohe Bordwand und ein Spiegelheck. Das besondere Merkmal ist das spornartige Galion, das sie mit der Schebecke oder Tartane teilt. Die zeitgleiche Ostseepinke (rechtes Bild) ist ein Rundgatter mit einen Hennegat. In dem Wort steckt tatsächlich die Henne drin und dazu als "Gat" das Hinterteil. Manche erkennen da Ähnlichkeiten... Ich kenn mich da nicht so aus.
Gruß Jörg
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Auf Wunsch eines einzelnen Herrn stelle ich gerne Fotos meiner Pinque LA FILEUSE (»Die Spinnerin«) ein. Dieses Modell ist jenes aus dem aktuellen LOGBUCH. Das Modell ist nach Plänen des Admiral Paris gebaut. Das Schiff wird aber auch – z.B. bei Marquardt – »Barque« genannt. Wer das LOGBUCH nicht hat – es soll ja Leute geben die sich für historische Schiffe interessieren und nicht Abonennt der Zeitschrift sind – gibt es eine knappe Zusammenfassung hier:
Ausser der gleichen Typbezeichnung haben Ostsee- und Mittelmeerpinke wenig Gemeinsamkeiten.
Viele Grüße, Klaus
Klabauter
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
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Ich bin mir sicher, dass links im Bild eine Pinque wie meine LA FILEUSE zu sehen ist. Spannend ist das zum Trocknen gesetzte Rahsegel am Großmast. Die Schiffe ließen sich demnach flexibel takeln wie es von der italienischen Pinco bekannt ist.
Und noch einen für die Kalauerfans: »Im Apfelbaume pfeift der Fink sein: pinkepink....«
Das erste Bild zeigt eine genuesische Pinke, die ebenfalls am Großmast zusätzlich eine Rah führt. Dieses Segel wurde bei achterlichem Wind verwendet. Im zweiten Bild sehen wir eine Schifazzo, die zu den angebrachten Lateinersegeln eine längere Rute für den Großmast mitführt. Bei schwachem Wind wird ein viel größeres Großsegel gesetzt. Dieses Segel würde bei kräftigem Wind zu einer Toplastigkeit führen.
Quelle: Vele italiane, S. Bellabarba, Milano, 2011, S. 175 und 198
Gruß Jörg
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Hier beschreibt ein Fahrmodellbauer die Recherche, den Bau und die Fahreigenschaften einer Modellpinke. Sehr lesenswert.
Sollte ich nach dem Bau der Ostseepinke eine Mittelmeerpinke bauen? Gewissermaßen als Kontrastmodell?
Ich könnte das Modell nach dem vorliegenden Plan aus dem obengenannten Bellabarbabuch erstellen. Bekanntlich leitet sich die Mittelmeerpinke von der Schebecke/Tartane ab. Diese schnellen Schiffstpyen brauchten aber viel Innenballast, sodass wenig Raum für Ladung vorhanden war. So eigneten sie sich für Kaper- oder Wachfunktion. Eine Pinke hingegen war fülliger, hatte aber Merkmale der Tartane/Schebecke. Wie der Plan zeigt, konnte sie mit Rah- oder Lateinersegeln versehen werden. Viele dieser Mittelmeerschiffe sind sich sehr ähnlich. Ich kann den Unterschied zwischen Pinke und Saetia nicht erkennen, sicher gibt es ihn. Eine Saetia habe ich schon. Erst segelte sie ausschließlich mit Lateinersegeln. Damit hatte sie zu wenig Segelfläche, denn diese Masten sind niedrig. Mit der gemischten Besegelung ist sie jetzt viel schneller. Neben Groß- wurde auch der Besanmast aufgestockt. Nein, die Mittelmeerpinke brauch ich nicht. Und da gibt es ja in meiner Sammlung noch die verwandte Martigana (nur Zweimaster).
ein sehr schöner Bericht. So ein fahrbares Modell wäre mal was....und die Pinke scheint ja sehr gute Segeleigenschaften zu haben. Der von Deinem Banknachbar verwendete Begriff "abnehmbare Kielflosse" gefällt mir besser als "ZK"; (ZK hat sowas Unangenehmes an sich...) Bin schon gespannt auf die ersten Fahrten. Vielleicht darf ich sie ja mal auf Rosen betten
Welche Deiner Schiffe sind denn hinsichtlich der Segeleigenschaften die Favoritinnen?
Und merke: ".. die gerade Gurke geniest das Leben ... Die Krumme wird Salat..." Die spreewälder Einleger sind keine Salatgurken, daher geht auch der Export nicht überall hin.