Bei Regen und Schnee konnte das Spantgerüst des Hecks gefertigt werden. Auffällig zu dieser Epoche war die gewaltige Höhe des Heckspiegels sowie seine deutliche Steilstellung. Als Besonderheit zeigt sich zudem eine auffällig konvexe Wölbung der oberen Gillung, was ab Jahrhundertwende nicht mehr beobachtet werden kann. Im Stil der Zeit wird der Kopf des Ruders nicht die untere Gillung durchbrechen, sondern mit dekorativen Schnitzwerk versehen außerhalb zu liegen kommen. Schwierig war die Herstellung durch fehlende Planvorlagen für das Heck. Zeichnungen und Gemälde mussten daher als Vorlage dienen. Auch die Wölbung der je nach Deckshöhe unterschiedlichen Balkenbuchten lassen sich nicht nach neuerer Literatur berechnen, da sie offenbar um diese Zeit deutlich ausgeprägten als in späteren Jahren waren.
achilles
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Lenox Heck 1.JPG
Lenox Heck 2.JPG
Mit dem Regen der letzten Tage gelang mir zumindest der Einbau der Trempelrahmen steuerbords. Üblicherweise wurden die seitlichen Rahmen durch die anliegenden Spanten gebildet und die oberen und unteren Trempelrahmen verkantet in diese eingesetzt. Da bei meiner Bauweise jeder 2. Spant fehlt, mussten alle Trempelrahmen gesondert konstruiert und eingesetzt werden; dies war u.a. notwendig, da der unterschiedliche Einfallsgrat der Rumpfaussenfläche eine jeweils horizontale Anpassung der oberen und unteren Rahmenhölzer erforderte. Im Gegensatz zu meinen vorangehenden Modellen aus späteren Epochen (Rautenform der Stückpforten um Bug- und Heckbereich), waren zu dieser Zeit alle Stückpforten rechteckig angelegt. Es fehlen noch die Öffnungen für die Fenster in den Offizierskabinen, die ich jedoch erst nach Einbau der Decks (um ihre Höhe in der Kabinenwand genauer zu bestimmen) anbringen will.
achilles
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k-DSCF4183.JPG
k-DSCF4185.JPG
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in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Zitat von achilles im Beitrag #48... Im Gegensatz zu meinen vorangehenden Modellen aus späteren Epochen (Rautenform der Stückpforten um Bug- und Heckbereich), waren zu dieser Zeit alle Stückpforten rechteckig angelegt. ...
Wenn das stimmt, hab' ich jetzt was dazu gelernt. Lässt sich das (für englische Schiffe aus dieser Zeit ) als allgemein gültig belegen? Ich bin bisher davon ausgegangen, dass die Ober- und Unterkanten der Deckslinie folgen. Auf Bildern vonr Modelle (wie z. B. Prince) läßt sich das im Bugbereich durch die starke Krümmung und im Heckbereich durch die Schräge der Bordwand nur schwer abschätzen, auf manchen Fotos sehen die Pforten rautenförmig aus, auf anderen quadratisch oder rechteckig. Auf Plänen französicher Schiffe aus der Zeit (in Souvenirs de Marine / Paris) sind die Pforten eindeutig rautenförmig.
Die Rahmentechnik für die Stückpforten hatte ich auch für meine Saint Albans in Betracht gezogen. Da mein Spantwerk aber noch reduzierter war als bei dir, habe ich befürchtet, dass es dann zu instabil wird. Daher habe ich lieber die Spanten im später bepankten Teil vollständig aufgefüllt und dann Löcher für die Stückpforten gebohrt, gesägt und geraspelt.
Das ergibt dann allerdings durch die durchgängig parallele Spantenausrichtung schon auch leicht rautenförmige Stückpforten.
Unterschiedliche Wege zum Ziel.
Sind die Balkweger für die Decks schon eingebaut?
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Hallo Klaus (@Model Mariner), danke für Deinen interessanten Einwurf. Zunächst war auch ich, als Anhänger der "Rautenthese", irritiert von den mir vorliegenden Konstruktionszeichnungen Endsor´s. Deutlich sind auf dem Seitenplan die rechteckigen Stückpforten zu erkennen; sie folgen dem ansteigenden Decksprung im Bug- und Heckbereich lediglich durch höher gesetzte Pfortenöffnungen. Endsor bezieht sich dabei als "excellent source" auf die Arbeit von Edmund Dummer, einen zeitgenössischen, akribischen Zeichner von mehreren Schiffen dieser Epoche (" Mr. Dummer`s draughts of the body of an English ship of war", Pepysian Libery). Dieser fertigte exakte Pläne von Rumpf und Decks an und stand in engen Kontakt zu den zeitgenössischen Berühmtheiten Deane und Pepys. Zudem lag Endsor u.a. die Zeichnung und das epochengleiche Modell der "Hampton Court" vor ( Sir Henry Johnson), die 1678 auf dem Werftgelände parallel zur "Lenox" gebaut wurde. Auch erhaltene Pläne von Sish jr. scheinen diese Konstruktionsart zu bestätigen. Deshalb ist davon auszugehen, dass Endsor seine Zeichnungen mit Bedacht und entsprechenden Hintergrundwissen angefertigt hat.
Zitat von achilles im Beitrag #57Hallo Klaus (@Model Mariner), danke für Deinen interessanten Einwurf. Zunächst war auch ich, als Anhänger der "Rautenthese", irritiert von den mir vorliegenden Konstruktionszeichnungen Endsor´s. Deutlich sind auf dem Seitenplan die rechteckigen Stückpforten zu erkennen; sie folgen dem ansteigenden Decksprung im Bug- und Heckbereich lediglich durch höher gesetzte Pfortenöffnungen. Endsor bezieht sich dabei als "excellent source" auf die Arbeit von Edmund Dummer, einen zeitgenössischen, akribischen Zeichner von mehreren Schiffen dieser Epoche (" Mr. Dummer`s draughts of the body of an English ship of war", Pepysian Libery). Dieser fertigte exakte Pläne von Rumpf und Decks an und stand in engen Kontakt zu den zeitgenössischen Berühmtheiten Deane und Pepys. Zudem lag Endsor u.a. die Zeichnung und das epochengleiche Modell der "Hampton Court" vor ( Sir Henry Johnson), die 1678 auf dem Werftgelände parallel zur "Lenox" gebaut wurde. Auch erhaltene Pläne von Sish jr. scheinen diese Konstruktionsart zu bestätigen. Deshalb ist davon auszugehen, dass Endsor seine Zeichnungen mit Bedacht und entsprechenden Hintergrundwissen angefertigt hat.
Hallo Volker, den Plan von Endsor zweifle ich gar nicht an. Meine Zweifel sind eher, ob man das verallgemeinern kann bzw. ob das wirklich für alle englischen Schiffe aus dieser Zeit oder vorher gilt. Ich vermute (aber weiß es nicht), dass das eher vom Schiffsbaumeister abhing und so beides parallel vorkam. Im Plan der Sussex (1693) im Buch von Gilbert McArdle sind die Pforten rautenförmig dargestellt. McArdle ist zwar sicher ein sehr guter Modellbauer, sein Plan ist aber teilweise fehlerhaft und ich glaube, dass er bei Weitem nicht die Fachkenntnis von R. Endsor hat. Er hat eben, nachdem er es vermessen hat, so gut er konnte das Originalmodell der Sussex nachgebaut und dazu einen Plan gezeichnet.
Lieber Alexander (@Foxtrott ), stimme Dir zu. Der Seitenriss der Saint Albans zeigt tatsächlich leicht rautenförmige Stückpforten. Die parallele Spantenführung dürfte jedoch keinen Einfluss darauf haben. Es müssen ja lediglich die oberen und unteren Trempelrahmen schräg angepasst werden. Besonders auffällig ist die rechteckige Pfortenform der Lenox auf dem Quarterdeck: Hier liegen die Pforten fast treppenstufenförmig! Ich vertraue einfach Endsor´s Vorlage. Es wäre äußert interessant zu wissen, wann und warum diese unterschiedliche Form zustande kam. Die Erbauer der Vasa machten es sich offensichtlich einfacher: Rechteckige Pforten schräg entlang der Deckslinie eingeschnitten! Dafi würde sagen: Fragen über Fragen. Da ich das Rumpfinnere noch abschleifen muss, sind die Balkweger noch nicht angebracht. Ich werde mich jedoch nach wie vor an Deinem Supermodell orientieren. Liebe Grüße Volker
vermutlich habe ich mich in meinem BB unklar ausgedrückt. Mit "alle" meinte ich lediglich die Stückpforten der LENOX. Ob dies für alle Schiffe dieses Zeitraums galt, bin ich mir unsicher. Mir fiel am Beispiel meiner gebauten DEPTFORD (1733) und späteren Modellen jedoch im Plan auf, dass die Stückpforten zumindest ab Anfang des 18.Jahrhunderts nach Deiner Beschreibung (Raute, parallel zum Decksprung) gebaut wurden. Ich könnte mir jedoch zur Zeit der Lenox die Form der Stückpforten in Abhängigkeit zur Schiffsgröße, Spantkonstruktion (Doppelspant) und jeweiligen Decksprung vorstellen. Unser Forumsmitglied Willi Meischl (@schifferlbauer) hat über die Schiffskonstruktion dieser Epoche viel veröffentlicht und hervorragend recherchiert. Vielleicht kann er uns weiterhelfen?