Weitere Informationen zur Arbeitsweise findet man im verlinkten Thread, ich habe da schon ein paar Beiträge gepostet.
Nur kurz zu meinen Erfahrungen des Antriebs der Schleiftrommel um das Ergebnis zu bekommen, wie auf dem letzten vorher-nachher-Foto zu sehen
1. Versuch: Akku-Schrauber - hat Drehmoment aber zu wenig Umdrehungen, dauert deshalb zu lang 2. Versuch: Proxxon 12-V-Handbohrmaschine 60E - hat kaum Drehmoment und ist völlig überfordert, nicht geeignet 3. Versuch: Proxxon 220-V-Handbohrmaschine FBS 240/E - hat ausreichend Umdrehungen aber zu wenig Drehmoment und wird heiß, bei einem Versuch hat sich bei mir die Elektronik mit einem Knall selbst entlötet 4. Versuch: Proxxon Drechselbank - ausreichend Drehmoment, ausreichend Drehzahl, optimales Arbeiten
Vor dem Anbringen der Rüsten habe ich entsprechend dem Verlauf der Wanten die Position der unteren Befestigung der Püttingseisen sowie Aussparungen zur Aufnahme der Rüstjuffern an der Außenseite der Rüstbretter festgelegt. Die Püttingseisen, quasi als Verlängerung der Wanten, sollen möglichst eine einheitliche Linien ohne Knick bilden. Sie müssen zudem neben den Stückpforten laufen.
Ich habe im Bereich unter den Rüstbrettern Malerkrepp auf den Rumpf geklebt und die Stückporten aufgezeichnet. Danach jeweils ein Rundholz in die Aufnahme der Masten gesteckt und die Stelle markiert, an der später die Wanten im Masttop auf den Salingen liegen werden.
Mit einer Lotschnur konnte ich nun den Verlauf der Wanten aufzeichnen und so gezielt darauf achten, dass keine Stückpforte überlaufen wird. Ich habe erst mit den Linien direkt neben der Pforte begonnen und dann die nach vorn zum Bug bzw. hinten Richtung Heck liegenden mit dem jeweiligen Abstandsmaß aus dem Plan markiert.
Entsprechend den Markierungen am Rumpf habe ich die Jufferngatten ausgefräst und Löcher für die Ringbolzen der Seitentakel und Stengepardunen gebohrt. In die kleineren Fockrüsten befindet sich jeweils vorn ein zusätzliches Gatt, an dem später das stehende Part der Blinde-Schot angeschlagen wird.
Kleine Stahlstifte in der Innenseite sorgen für eine sichere Befestigung am Rumpf.
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Auf den Rüstbrettern sind Stützen angebracht, die die Zugkraft der Wanten entlasten.
Ich habe einige Versuche unternommen diese sog. Zugstützen möglichst identisch in Serie zu fertigen, die hier gezeigte Variante hat sich als recht effektiv erwiesen. Dabei habe ich in eine Leiste außermittig die konkave Außenseite des Stützknies so gefräst, dass auch gleich die Fußauflage herausgearbeitet wurde.
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Die senkrechte Stütze wurde entsprechend der Neigung der Bordwand abgeschliffen, Auskerbungen für den Absatz am Barkholz eingearbeitet und die Fußauflage auf etwas weniger als die Breite der Rüste gekürzt.
Für die Führung des Reeptaus habe ich die sog. Keepen mit einem kleinen Kegelfräser eingeschliffen.
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Für die Püttings habe ich Messingdraht über eine Juffer in Form gebogen und erst einmal komplett brüniert, so dass der Teil der später um die Juffer gelegt wird, nicht lackiert werden muss. Den Schaft dann wieder blank geschliffen, beide Enden verlötet, glatt gefeilt und schwarz lackiert. Für die Befestigung und an der Bordwand wurden Löcher in den angewinkelten Püttingsfuß gebohrt.
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Die Juffern sind in die Rüsten eingesetzt, die Püttingseisen an der Bordwand verbolzt und an der Außenseite eine Abschlussleiste befestigt. Entgegen dem Plan habe ich auch schmale Rüstbretter für die Besanwanten angefertigt, damit die Taljereeps nicht an der Bordwand scheuern.
Sehr schön. Die Dübelung des Modells sieht auf dem Bild, auf dem die Berlin auf dem Regalbrett steht, prima aus. Mit der Reeperbahn hast Du ein echtes Schnäppchen gemacht.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Das Ruderblatt ist aus drei Leisten zusammengeklebt. An der Längskante am Ruderschaft, die später dem Achtersteven gegenüber liegen, wurde beidseitig schräg angeschliffen damit sich das Ruder drehen könnte, wenn ich es auch fest verklebt habe.
Als nächstes dann das Pinnegat eingearbeitet, eingespannt entsprechend dem Winkel des Stevens, sowie die Fingerlingsgatchen und die Turbulenzrille gefräst. Diese Rille ist zwar auf dem Hoeckel-Plan nicht eingezeichnet, wurde aber seit dem 16. Jhd. verwendet und kann so durchaus als zeitgenössisches Detail gezeigt werden.
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Für die Aufnahme der Fingerlinge habe ich eine Dreiecksleiste senkrecht angebohrt, dann Scheiben abgeschnitten, kleine Messingnägel als Fingerlinge in das Loch gesteckt und in den Fingelingsgatchen verklebt. Eine zweite Dreieckscheibe, die Ruderöse, wurden als Gegenpart zum Aufkleben auf den Achtersteven umgedreht auf jeden Fingerling gesteckt.
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Die Ruderscharnierbänder habe ich aus schwarzer Pappe gefertigt. Da ich mich mit den Zuschneiden von verzugsfreien Streifen aus dünnen Messingblech etwas schwer tue und das Ruder eines Standmodells nicht funktionstüchtig ausgeführt werden muss. Die Bänder sind mit kleinen Bolzen versehen, die Sorgleinengatchen gebohrt, die Pinne eingesteckt und mit einem Keil fixiert.
Zum Abschluss habe ich das Ruder mit den Ruderösen an den Achtersteven geklebt, Pappscharnierbänder am Rumpf angebracht und die Sorgleinen befestigt. Die Leinen habe ich mit hochverdünntem Lack (Ballenmattierung) getränkt, damit sie schön nach unten hängen und nach dem Trocken in dieser Position verbleiben.
Außen an der Bordwand, am Hüttenschott und für den Aufstieg zur Back befinden Treppen
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Für die Fußleisten habe ich dünne L-Profile gefräst und Löcher für die Nagelimitation gebohrt.
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Zusätzlich habe ich gleich eine Sollbruchstelle entsprechend der Breite der Einzelstufen eingefräst und in die Löcher Zahnstocher geklebt.
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Für die korrekte vertikale Ausrichtung der Treppe und Abstände der Stufen fertigte ich mir eine Schablone aus dünnem Sperrholz als Klebehilfe. In die Schlitze habe ich die Stufen eingesteckt und so die komplette Treppe in einem Stück aufgeklebt.
Die zwölf Rohlinge der Stückpfortendeckel des Hauptdecks und die zwei etwas kleineren für die Hütte wurden aus Vollholz gefräst und vor der Teilung der einzelnen Deckel auf der späteren Innenseite rot lackiert.
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Nach dem Trocken des Lacks habe ich in jeden Deckel ein Loch für die Augbolzen des Pfortenreeps gebohrt. Ebefalls über jeder Stückpforte ein Loch und innen am Schanzkleid Klampen zum Belegen des Reeps angebracht.
Nach dem Verkleben der Pfortendeckel werden noch die Leinenenden der Pfortenreeps innenbords an den Klampen aufgeschossen. Um das an allen Belegstellen gleichmäßig realisieren zu können, habe ich mir eine kleine "Montagehilfe" in Form eines Winkels mit einer kleinen Nase angefertigt. Die Bilder verdeutlichen die Handhabung.
Schon bei der Planung des Belegplans ist mir aufgefallen, dass für einige wenige Taue die Belegstellen nicht eindeutig aus dem Plan zu ermitteln sind, so wie z.B. die Fockbrassen. Im Hoeckel-Plan laufen die Ende der Brassen Richtung Reling auf der Back, im Plan des Graupner-Bausatzes werden die Brassen an den vorderen der kleinen Kreuzhölzer in der Kuhl belegt.
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Nach anderen Quellen stellte sich heraus, dass es zu dieser Zeit üblich war die Brassen an kleinen Knechten an der Bordwand direkt hinter der Back zu belegen. Das kleine Kreuzholz (rot markiert), das im Hoeckel- und Graupner-Plan eingezeichnet ist, wäre dann eigentlich überflüssig.
Bei der Herstellung der Knechte in die Köpfe wieder mittels einer Sperrholzschablone ein negative Gehrungen gefräst. Zusätzlich werden die Knechte mit einer Scheibe ausgestattet. Dazu habe ich ein Loch für die Achse gebohrt und um 90° gedreht gleich noch einmal ein Loch zur Orientierung der Mitte für das Scheibgat, welches anschließend ausgefräst wurde.
Nach dem Einsetzen der brünierten Messingscheiben wurde die Länge der Knechte angepasst, Bolzenimitate eingesetzt und an der Hinterseite noch ein Keil angeklebt.
Zitat von Ros Tocker im Beitrag #39Knechte für die Fockbrassen
Schon bei der Planung des Belegplans ist mir aufgefallen, dass für einige wenige Taue die Belegstellen nicht eindeutig aus dem Plan zu ermitteln sind, so wie z.B. die Fockbrassen. Im Hoeckel-Plan laufen die Ende der Brassen Richtung Reling auf der Back, im Plan des Graupner-Bausatzes werden die Brassen an den vorderen der kleinen Kreuzhölzer in der Kuhl belegt.
Nach anderen Quellen stellte sich heraus, dass es zu dieser Zeit üblich war die Brassen an kleinen Knechten an der Bordwand direkt hinter der Back zu belegen. Das kleine Kreuzholz (rot markiert), das im Hoeckel- und Graupner-Plan eingezeichnet ist, wäre dann eigentlich überflüssig.
Für die Fockbrassen halte ich die Variante mit den Knechten an der Bordwand (ev. in Kombination mit einem Kreuzholz) für die richtige Lösung. Die Fockbrassen kommen von oben (durch einen Block am Stag), werden dann durch eine Scheibe im Knecht geführt und können dann am Kopf des Knechtes oder am Kreuzholz dahinter belegt werden. Bei deinem Modell spricht allerdings die Position einer Geschützpforte zwischen Knecht und Kreuzholz gegen diese Variante, die ich sonst für die bessere halten würde.
Hallo! was mir auch hier wieder auffällt ist der Heckspiegel mit dem Berliner Bären. Als dieses Schiff gebaut wurde gab es dieses Stadtwappen noch garnicht. Ich habe das Gemälde noch nicht im Original gesehen aber vielleicht kann jemand da genauer nachschauen. Könnte interessant sein. Siegfried
In diesem Gemälde ist die Berlin so klein dargestellt, dass man da fast nichts entnehmen kann (einmal vorausgesetzt, dass der Maler die Schiffe alle selbst gesehen und wirklich genau widergegeben hat), siehe hier.
@Model Mariner geplant habe ich vor der Realisierung des Knechtes eine Belegung an demselben. Ich muss mal nachschauen, ich meine es auch so gelesen zu haben.
@Semper talis, danke für den Hinweis. Ich kenne die Diskussion zu diesem Sachverhalt hier im Forum: Heck Spiegel Fregatte Berlin und habe diese Beiträge rech aufmerksam gelesen.
Ich habe es nicht ganz so mit Schnitzereien oder Modellierung, wären die Verzierungen nicht beim Bausatz dabei, hätte ich wahrscheinlich nie mit diesem Modell angefangen. Ich schrieb anfangs, es wird kein Museumsmodell, eher ein Schmuckstück für die guten Stube. Das Projekt ist ein Wiedereinstieg nach viel Jahren der Schaffenspause, auch um mal zu schauen, was man handwerklich so hinbekommt. Ich investiere auch recht viel Zeit in die Recherchen, was so eigentlich gar nicht geplant war. Versuche dadurch auch zeitgenössische Details nach meinen Fähigkeiten und Fertigkeiten entsprechend zu realisieren. Die digitale Nahfotografie legt mir meine Fehler und schiefen rechten Winkel gnadenlos offen, so dass ich hier auch einem wertvollen Lernprozess durchlaufe.
Im Zuge der Recherchen bin ich natürlich auch über deinen BB gestolpert. Ich bin jedoch der Meinung, dass du das falsche Schiff markiert hast, die recht ausladende Galerie passt so grundsätzlich gar nicht zur Berlin.
Wiki-Zitat: "Die Berlin ist im Hintergrund links in Heckansicht abgebildet. "
Ich glaube eher es ist das Schiff davor, was gemeint ist, da passen die Rumpflinien schon eher
Zitat von Ros Tocker im Beitrag #44Im Zuge der Recherchen bin ich natürlich auch über deinen BB gestolpert. Ich bin jedoch der Meinung, dass du das falsche Schiff markiert hast, die recht ausladende Galerie passt so grundsätzlich gar nicht zur Berlin.
Ich glaube eher es ist das Schiff davor, was gemeint ist, da passen die Rumpflinien schon eher
Ich hab irgenwann irgendwo ein genauere Beschreibung des Gemäldes gefunden (weiß aber nicht mehr wo und auch nicht, wie zuverlässig die wirklich war) und an die hab ich mich da gehalten. Das Schiff davor war meiner Erinnerung nach ein anderes, weiß aber auch nicht mehr welches. Ist aber auch egal, ich glaube nicht, dass die Darstellung der Schiffe im Hintergrund wirklich so zuverlässig ist, dass sie die Basis für eine wirklichkeitsnahe Rekonstruktion bilden können. Ich hatte bei meiner Berlin ja auch, wie ich im Baubericht vermerkt habe, die Absicht, ohne weitere Recherche ein Modell nach dem Hoeckel Plan zu bauen. Dass dieser der Wirklichkeit nahe kommt, habe ich damals bezweifelt und tu es immer noch. Ich geh aber davon aus, dass der ein holländisches Schiff dieser Größenordnung und Zeit ganz gut wiedergibt.
Zitat von Ros Tocker im Beitrag #43...geplant habe ich vor der Realisierung des Knechtes eine Belegung an demselben.
Das wäre sicher nicht falsch. Soweit ich das aus den wenigen Fotos im Buch "Holländischer Zweidecker" von Heinrich Winter entnehme, hatte das Hohenzollernmodell direkt hinter der Back solche Knechte, daran scheinen die Vorbrassen belegt zu sein. Anderson schreibt über Vorbrassen, dass es bei den verschiedensten zeitgenössischen Modellen da auch Unstimmigkeiten gibt, bei den meisten wurden die Brassen an Klampen belegt.
Ja, den Anderson habe ich gerade die Woche empfohlen bekommen und die Bestellung steht auch schon bei mir im Regal, auf Grund dessen, dass wir uns gerade erst über die Belegung von Knechten unterhalten haben.