Angarvaters Baubericht seiner kleinen Galeone hat mich motiviert von meinem vor etlichen Jahren begonnenem, lange auf Eis liegendem bzw. unvollendetem Modell der Golden Hind den Staub abzublasen und es mit seinem Modell zu vergleichen. Einen Baubericht dieses Modells habe ich parallel in drei Foren geschrieben, bei Model Ship World ist dieser dem damaligen Absturz der Software (für die es kein Backup gab) zum Opfer gefallen, der Modellbauteil des Bolitho Forums wurde ohne Vorwarnung vom Forten Betreiber abgedreht und auf Modellbord habe ich ihn so weit geführt bis ich den Bau (für lange Zeit) eingestellt habe.
Nun habe ich wie gesagt, das Modell wieder etwas begutachtet und festgestellt, dass es zwar einiger Überarbeitung bedarf, es aber doch schade wäre, es nicht fertig zu machen.
Mein Modell beruht weitgehend auf der Rekonstruktion von Hoeckel (Seitenansicht und Längsschnitt, Form des Vor- und Achterstevens) , den Linieriß habe ich aber auf Basis der anonymen Handschrift von ca.1620 selbst rekonstruiert, die Raumtiefe und Breite habe ich dabei gegenüber der von Hoeckel angenommenen Maße etwas ändern müssen. Mehr dazu schreibe ich, sobald es mir die Zeit erlaubt, unter Recherche. In den letzten Tagen habe ich die Poop (mit der ich aus noch zu beschreibenden Gründen nicht zufrieden war) oberhalb des Streifens mit der gelb / roten Dekoration runter gerissen (Beplankung, Deck) und neu gemacht und das Galion weitgehend angefertigt.
Maßstab des Modells 1:64 Rumpflänge (Spitze des Galions bis Hackbord) ca. 41 cm
Nachstehend einige Bilder des derzeitigen Bauzustandes. Den Baubericht von Anfang an werde ich in der nächsten Zeit in verkürzter Form nachtragen.
Zitat von Willi im Beitrag #2Warum lässt Du so was hübsches so lange in der Versenkung verschwinden?
Naja, einen neuen Baubericht wollte ich nicht beginnen, solange ich nicht sicher war, dass ich den Bau fortsetze und das ist jetzt der Fall. Und jede Stunde, die ich an Bauberichten schreibe, ist eine Stunde, die ich nicht für den Bau verwenden kann.
Zitat von emily.ndh im Beitrag #3Wunderschön ! ........und die MAYFLOWER musst du auch unbedingt weiterbauen . Grüße von Thomas
Als ich mich vor Jahren zum Bau dieses Modells entschlossen habe, habe ich festgestellt, dass mir vom Plan (einer der Pläne als Anlage zum Buch Risse von Schiffen des 16. und 17. Jahrhunderts) ausgerechent der Linienriß abhanden gekommen ist (lange danach habe ich ihn in einem anderen Buch, in das ich ihn irrtümlich gelegt habe, wieder gefunden). Deshalb (und auch aus Interesse daran) habe ich mich entschlossen, auf Basis der Seitenansicht und des Längsschnittes aus diesem Plan und den im späten 16. bzw. Anfang 17. Jahrhunderts gültigen Regeln für Schiffsbau (bzw. –konstruktion) eine eigene Rekonstruktion des Linienrisses zu erarbeiten. Abgesehen vom Linienriß wollte ich mich so genau wie möglich an den Plan von Hoeckel halten. Nachstehend der (den meisten von euch wohl bekannte) mir als Grundlage verfügbare Plan von Hoeckel:
Das war also die Basis für meinen eigenen Linienriß, den ich in zwei Varianten ausgearbeitet habe: mit nach innen gekrümmten und mit geraden Auflangern:
GH Linienriß1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Für das Modell habe ich mich für die Ausführung mit geraden Auflangern entschieden.
GH_50.VLM.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Diesen Plan habe ich auf CAD lediglich so weit gezeichnet, wie er für meinen Bau notwendig war, eine Detaillierung als Grundlage eines zur Veröffentlichung geigneten Plans habe ich nicht gemacht. Auf Näheres zu Konstruktion des Linienrisses und auch zum Plan von Hoeckel gehe ich später noch unter Recherche ein. Mein Linienriß weicht erheblich von Hoeckels Linienriß ab, ergab aber, wie der Bau des Modells beweisen konnte, eine recht gute Rumpfform.
Zum Modell:
Maßstab: 1 : 64 Bauweise: auf Modellspanten gebautes, vollbeplanktes Modell (auf englisch genauer Plank on Bulkhead PoB genannt) Material: 5 mm Buchensperrholz für die Mittelplatte und Unterspiegel das billigste 6mm Sperrholz für die Modellspanten und später nicht sichtbare Teile der Innenkonstruktion Birnenholz für alle sichtbaren Holzteile
Den weiteren Baubericht versuche ich aus meinem erwähnten Baubericht in Modellboard zu rekonstruieren, bei dem, wie ich festgestellt habe, inzwischen etliche Bilder fehlen. Dabei muß ich diesen natürlich erheblich überarbeiten, da sich, wie in allen Foren durch Kommentare anderer Forenmitglieder und deren Beantwortung(en) immer wieder Umwege und Abweichungen ergeben. Das wird schon einige Zeit in Anspruch nehmen.
auf Modellmarine hatten wir Deinen Baubericht auch veröffentlicht. Dort sollten alle Bilder und Texte noch vorhanden sein: Modellmarine - Golden Hind
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
auf Modellmarine hatten wir Deinen Baubericht auch veröffentlicht. Dort sollten alle Bilder und Texte noch vorhanden sein: Modellmarine - Golden Hind
Danke Christian, ich habe die Originale der Bilder selbst noch (muß sie nur zusammensuchen), die Texte auf Modellmarine sind nicht mein Origninalbericht sondern wurden abgeleitet von diesem von jemandem (ich dachte von dir) für Modellmarine etwas umgeschrieben. Ich hab auch da auch noch meine Origginatexte. Trotzdem danke
Ich dachte, ich hätte Deine Text 1:1 kopiert und nur an unsere Formatierung angepaßt. Ist lange her.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Für die meisten in diesem Forum ist das, was ich hier beschreiben werde ja nichts Neues, aber für Anfänger im Schiffsmodellbau oder für jene, die bisher gewohnt waren, in Baukästen jeden Bauteil detailliert vorgegeben zu haben und die sich das erste Mal an einen Scratchbau wagen, hoffe ich, dass meine Beschreibungen entsprechend hilfreich sind.
Tragender Bauteil bei einem voll beplankten historischen Modell in Spantbauweise ist üblicherweise die Kielplatte (am besten zu vergleichen mit einem überdimensionierten Kielschwein), die die Spanten trägt.
In verschiedenen Modellbaukästen werden diese Kielplatte, der Kiel, der Vorder- und Achtersteven sowie das Galionsscheg aus einem einzigen Stück Sperrholz geschnitten, z. B. „Golden Hind“ von Aeropiccolo oder „Le Tonnant“ von Corel. Die Kielplatte der „Golden Hind“ von Aeropiccolo hat zumindest im Bugbereich eine Sponung, Corel hat bei „Le Tonnant“ darauf verzichtet.
Das folgende Bild zeigt so ein Spantgerüst der Golden Hind aus einem Baukasten von Aeropiccolo, das ich aus einem Baubericht einses anderen Forums habe. GH Aeropicolo.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Bild 1 zeigt (oben) wie so eine Kielplatte (als Einheit mit Kiel, beiden Steven und Galionsscheg) bei vielen solchen Modellbaukästen aussieht und darunter wie es besser sein sollte: Die Kielplatte (grün) aus Sperrholz, Kiel, Vorder- und Achtersteven, Galionsscheg und dazugehöriges Knie aus separaten Teilen aus feinmasrigem Massivholz (Birne) gefertigt (im Bild braun gefärbt), die Maserung immer in Längsrichtung der Teile laufend. Die Sponung (unterhalb der blauen Linie gezeichnet) wird in die Kielplatte geschnitten (beim Originalschiff ist die Sponung im Kiel und in den Steven). Im blau schraffierten Bereich wird die Kielplatte dünner geschliffen (nach hinten verlaufend auf ca. 2,5 mm Dicke), damit die achteren Enden der später anzubringeden Beplankung nicht über den Achtersteven hinausragen. Für die, die es nicht wissen: die Sponung ist eine Nut, in die die Enden der Planken am Bug und Heck bzw. die Längsseite der untersten Planke in den Kiel eingelassen sind.
Bild 2 und 3 zeigen das gleiche aus Holz gefertigt
GH_1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Bild 2
kp-bug.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Bild 3
Die Kielplatte ist aus 5 mm dickem Sperrholz, die Sponung ist noch nicht geschnitten. Kiel, Vordersteven und Galionsscheg sind aus 5mm starkem Birnenholz, der Achtersteven aus 6mm starkem Birnenholz, diese Teile werden vor dem Schneiden der Sponung in der richtigen Lage provisorisch befestigt. Dazu habe ich diese Teile mit einigen Bohrlöchern versehen und passgenau auch die Kielplatte angebohrt, die Teile sind dann mit kleinen Nägeln (ebenfalls 1mm Ø) fixiert. Der Grund dafür ist, dass der Kiel nicht über die gesamte Länge die gleiche Breite hat, sondern im vorderen und hinteren Teil schmäler wird, ebenso sind die Steven oben dicker als unten. Zum Schneiden der Sponung werden diese Teile wieder abgenommen und können später (nach dem Schleifen der richtigen Breite und Anbringen der Spanten) mit Hilfe der Bohrlöcher in der richtigen Lage angeleimt werden. Die Bohrlöcher werden dann mit Holzdübeln verschlossen.
GH_2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Bild 4 Die Sponung ist in die Kielplatte geschnitten, das dünner Schleifen der Kielplatte (Bild 5) im hinteren Bereich kann vorerst nur ungefähr gemacht werden und muss nach Anbringen der Spanten noch korrigiert werden (der Winkel muss mit den Spanten übereinstimmen)
Bild 4 und 5 zeigen die Sponung. Da das verwendete 5mm Sperrholz aus je einer äußeren Lage mit 1mm Stärke und einer Inneren mit 3mm besteht hat es sich angeboten, die äußeren Schichten wegzuschneiden. Die Kontur der Sponung wurde mit einem Stanley Messer eingeschnitten und die äußere Holzschicht der Sperrholzplatte abgetragen.
NächsterBauabschnitt ist das Anfertigen und Anbringen der Modellspanten.
Nach dem die Kielplatte, Vorder- und Achtersteven mit der entsprechenden Sponung fertiggestellt sind, kommt als nächstes das Anfertigen der Spanten mit dem richtigen Strak und des Füllklotzes im Bug
Die Spanten: Voll beplankte Schiffsmodelle aus Baukästen sind üblicherweise aus ca. 11 bis 13 Spanten (5 oder 6 mm Sperrholz) in ziemlich großem Abstand gebaut. Ich will nicht bestreiten, dass das auch geht, halte es aber für besser, wesentlich mehr Spanten zu nehmen. Die Gründe dafür sind: 1) dass das Straken umso leichter wird je mehr Spanten wir haben bzw. je weniger Zwischenraum diese haben 2) dass die Planken mehr Auflage haben, besser in die richtige Form gebracht werden können und im richtigen Abstand gedübelt werden können (dazu später näheres).
Das wichtigste beider Fertigung eines Rumpfes in Spantbauweise ist, dass alle Spanten symmetrisch sind, genau in der richtigen Höhe und rechtwinkelig auf die Kielplatte geleimt werden und dass sie richtig gestrakt werden.
Da jeder Spant eine andere Form, andere Breite und Höhe hat, ist das nicht immer so einfach. Aus diesem Grund verlängere ich jeden Spant nach oben auf eine gleiche Referenzhöhe und schneide erst dem Straken und nach Anbringen eines großen Teils der Beplankung den zu hohen Teil weg.
Da mein Spantriss nur jeden 2.Spant zeigt, muß ich die Form der fehlenden Spanten finden. Mein Spantriss enthält nur die ungeradzahligen Spanten, aber nicht die geradzahligen.
Ich fertige darum jeden Spant aus meinem Riss viermal an und klebe diese mit Rubber Cement zusammen (mit Rubber Cement verklebte Holzteile lassen sich wieder auseinander nehmen und der Klebstoff leicht entfernen) So erhalte ich einige dicke Spanten, die aneinandergereiht einen vollen Rumpf (in Stufen, praktisch senkrechte Schichtbauweise) ergeben. Wenn ich diesen stufigen Rumpf jetzt in die richtige Form schleife, erhalten erstens meine geradzahligen Spanten die richtige Form und zweitens alle Spanten den richtigen Strak.
Als ersten Schritt schneide ich deshalb auf der Kreissäge für alle Spanten aus 6mm Sperrholz Rechtecke gleicher Größe, in die der Schlitz für die Kielplatte (ebenfalls mit der Kreissäge) geschnitten wird. Die Größe der Rechtecke entspricht der Breite des Hauptspants, die Höhe der Schiffshöhe (minus Kiel) beim hintersten Spant. Die oberen Ecken schneide ich ebenfalls mit der Kreissäge so aus, dass in der Mitte ein für alle Spanten exakt gleich breiter Teil stehen bleibt. Damit kann ich nach dem Ausschneiden der Spantform alle Spanten, die ich zur Bearbeitung bis zum endgültigen Anleimen mehrere Male auf die Kielplatte aufbringe und wieder abnehme, exakt ausrichten.
Bild SP1 zeigt links den Haupspant in der seiner richtigen Höhe, rechts oben verlängert auf die Referenzhöhe und links oben Spant C (4 x übereinander geklebt).
SP1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) SP1
Bild SP 2 zeigt das Vorschiff mit einigen noch nicht verschliffenen Spanten (je 4 gleich große Spanten – siehe oben)
SP2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) SP2
Bild SP3: auf der Steuerbordseite der noch stufige Rumpf, die Backbordseite ist schon weitgehend in die richtige Form geschliffen.
SP3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) SP3
In den Bildern SP 3, 4 und 5 sieht man in mehreren Phasen wie die ursprünglich zu großen Spanten die richtige Form annehmen. Die Schnittfläche der hintersten der jeweils 4 gleich großen Spanten habe ich mit Bleistift schwarz gefärbt, damit kann ich kontrollieren, dass ich nicht zu viel wegschleife. SP4.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) SP4
SP5.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) SP5
Bild SP6 zeigt die hintersten Spanten in Form geschliffen:
SP6.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) SP6 Der Füllklotz am Bug:
Auf ähnliche Weise fertige ich den Füllklotz am Bug in senkrechter Schichtbauweise. Die einzelnen Schichten einer Seite (in den Bildern Steuerbordseite) klebe ich temporär (Rubber Cement) auf die Kielplatte und schleife sie zusammen mit den Spanten in die richtige Form. Anschließend nehme ich den Füllklotz wieder auseinander und kann so spiegelverkehrt die Schichten der Backbordseite anfertigen. Die einzelnen Schichten habe ich abwechselnd aus Sperrholz und Birnenholz angefertigt um sie in den Fotos besser unterscheiden zu können.
Mit Ausnahme des fertigen Bugklotzes und des Galions auf den Vordersteven sind bisher noch keine Teile fest verleimt.
Auf die beschriebene Weise erhalte ich einen vollen Rumpf (senkrechte Schichten ohne Zwischenraum), ich kann jetzt so viele Spanten entfernen bzw. stehen lassen wie ich will. Ich brauche dazu natürlich mehr Sperrholz als würde ich nur ca 11 Spanten (wie in Baukästen) nehmen, aber die so leicht ermittelte exakte Form des Straks ist mir einen Quadratmeter Sperrholz (Kosten im Verhältnis zu einem gesamten Baukasten vernachlässigbar) wert. Nächster Schritt ist das Ausschneiden der Innenseite der Spanten und das Aufleimen der Spanten auf die Kielplatte. Nachdem dies geschehen ist, werden Vordersteven, Kiel und Achtersteven mit der Kielplatte verleimt und gedübelt. Ich habe für dieses Modell das billigste Sperrholz verwendet, das wie auf den Bildern zu sehen ist, sehr leicht ausbricht. Aus diesem Grund musste ich bei vielen Spanten korrigieren und etliche der Auflanger ausschneiden und neu einsetzen (aus Birnenholz).
Auflanger.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Wie früher schon beschrieben habe ich 6mm dicke Spanten mit je 6mm Zwischenraum verwendet. Zwischen die Spanten habe ich Distanzstücke eingeklebt, damit ergibt sich, obwohl die Spanten im Bereich der Auflanger querschiffs nur 3 mm dick sind, ein sehr stabiles Spantgerüst.
GH_Rumpf1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Alle Spanten sind nun innen ausgeschnitten und auf die Rumpfplatte geklebt. Die Spanten sind schon auf ungefähr die richtige Höhe geschnitten, mit Ausnahme von einigen im Bug- und Heckbereich. Diese habe ich noch auf der Referenzhöhe (siehe weiter oben im Bericht) gelassen, damit habe ich eine einfache Möglichkeit den Rumpf zum Anzeichnen aller notwendigen Höhenmesspunkte (Lage Berghölzer, Decks, Geschützpforten, Wasserlinie etc.) eben aufzustellen (kopfüber - siehe nächstes Bild)
GH_Rumpf2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
GH_Rumpf3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Deckbalken habe ich nicht mit den Spanten ausgeschnitten, sondern fertige sie extra an (Birnenholz) und klebe sie zwischen die Spanten in der richtigen Höhe ein, so kann ich sie exakt ausrichten. Siehe nächstes Bild (den Deckbalken habe ich zur Verdeutlichung zu lange gelassen)
Deckbalken.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nach dem Einkleben der Deckbalken sind noch die Öffnungen der Geschützpforten zu bauen, dann kann es endgültig mit der Beplankung losgehen.
Es ist in diesem Stadium noch schwer zu glauben, dass dieses hässliche Ding ein schönes Modell werden soll. Damit ist der Rumpf bereit für die Beplankung.
Bei Modellbaukästen wird üblicherweise die Beplankung doppelt ausgeführt – die erste (untere) Beplankung um den Schiffkörper zu formen, - die zweite (äußere) Beplankung dann mit sehr dünnen Planken die dann die Außenansicht geben.
Ich führe meine Modelle mit nur einer Beplankung aus, allerdings die Planken in der richtigen (maßstäblichen) Stärke. Das hat 2 Vorteile: der erste ist, dass die meisten Planken in 2 Richtungen gebogen werden müssen und eine Planke mit z. B 1,5 x 4 mm lässt sich leichter über die Breite biegen als eine Planke mit 0,5 x 4 mm. Der 2. Vorteil ist, dass bei Geschützpforten oder beim Heck von Schiffen mit Plattgatt das Hirnholz der Planken zu sehen sein sollte, siehe Pfeile im nächstens Bild (links Heck, rechts eine Geschützpforte)
Hirnholz.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Verlauf der Planken:
Ein häufiger Fehler ist, dass bei den Planken nicht auf den richtigen Verlauf geachtet wird und die Berghölzer dann (mit einigermaßen richtigem Verlauf) darüber geklebt werden, wobei diese dann die Planken überkreuzen (das sieht man sogar bei den Prototypmodellen einiger Modellbaufirmen in deren Katalogen!).
Die Berghölzer sind schwere Planken (ca. doppelte Dicke der Planken darüber und darunter) und werden richtig direkt auf die Spanten aufgeklebt, die Planken folgen der gleichen Krümmung die die Bergölzer haben. Ich habe die Berghölzer in der obigen Skizze und einigen nachfolgenden Bildern vom obersten über die ganze Länge durchlaufenden bis zum untersten Bergholz von oben nach unten mit B1 bis B4 bezeichnet. Der Verlauf der Berghölzer ist in der Seitenansicht des Planes ersichtlich. Bergholz B2 ist im Bug zwar stark gebogen, aber kaum verdreht und damit auch noch relativ einfach herzustellen. Mit der Planke darunter und dem nächsten Bergholz wird es schon schwieriger, da je weiter wir nach unten gehen, die Planken (bzw. das Bergholz) immer mehr verdreht werden müssen. Die nachstehende Zeichnung zeigt die Berghölzer B3 und B4 bei Spant I (im Bugbereich), beim Hauptspant und bei Spant D (ca. hinteres Ende des Kiels). Damit wird die Verdrehung der Berghölzer über die Schiffslänge deutlich.
Bergh_lzer4.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Beplankung Heck und erstes Bergholz: Nachdem es sich bei der Golden Hind um ein Schiff mit Plattgatt handelt, ist als erstes der Spiegel zu beplanken (da die seitliche Beplankung das Hirnholz der Heckbeplankung überlappt) Der untere Teil des Spiegels wird schräg beplankt, darüber waagrecht
Spiegel1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Bild zeigt das Plattgatt, links beplankt, rechts unbeplankt.
Da der Spiegel wie die Spanten aus Sperrholz ist, das aber beim fertigen Modell nicht sichtbar sein soll, habe ich das Rudergatt (die Öffnung für die Pinne) aus 2 Stück Birnenholz (2 und 3) gefertigt und in den Sperrholzspiegel (1) eingelassen, damit ist nach dem Beplanken das Sperrholz zu 100% abgedeckt. Das Plattgatt ist übrigens leicht konvex (bei genauer Betrachtung der rechten unbeplankten Seite erkennt man, dass die einzelnen Schichten des Sperrholzes durch das Schleifen in unterschiedlichen Bögen sichtbar wurden.
Die seitliche Beplankung beginne ich mit dem obersten über die ganze Schiffslänge durchlaufenden Bergholz, das im Bereich der Kuhl die obere Begrenzung der Spanten ist.
Bergholz_1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Dieses Bergholz habe ich vor dem Aufleimen schwarz gebeizt, da die benachbarten Planken naturfarbig bleiben sollen und bei nachträglichem Färben die Gefahr besteht, dass die Planken etwas von der Farbe abbekommen.
Da ich alle Planken in dichten Abständen dübeln will, habe ich die Zwischenräume zwischen den Spanten mit Holzresten zugeklebt und diese verschliffen, so dass ein vollkommen geschlossener Rumpf entsteht. Den Innenraum habe ich im Bereich der Luken schwarz gebeizt damit er später durch die Grätings nicht mehr sichtbar ist (die Beize ist teilweise nach außen durchgedrungen, das sind die dunklen Flecken am Rumpf, die aber später durch die Beplankung abgedeckt werden. Da die Relingstützen im Bereich der Back und Achterschiff beim Originalschiff aus den verlängerten Auflangern (oberer Bereich der Spanten) bestehen, habe ich solche Auflanger aus Birnenholz (ca 3 x 3 mm) eingesetzt.
Auflanger_Back.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Einbau des Haupdecks: Nachdem meine Spanten innerhalb des Rumpfes alle in einer Eben enden (Deckbalken nicht in die Spanten integriert, wie meist bei Baukastenmodellen üblich), ist es noch notwendig, die Deckbalken einzubauen. Das hat den Vorteil dass ich sie unabhängig von den Spanten genau ausrichten kann. Dazu habe ich erst einmal 3 Deckbalken, einen vorne, einen am tiefsten Punkt des Decks und einen hinten) genau ausgerichtet und eingeleimt (im Bild mit 1, 2 und 3 bezeichnet).
Zum Einbau der weiteren Deckbalken fertige ich mir 2 gleiche Schablonen aus Sperrholzstreifen an, die an der Unterkante genau die Kurve des Decksprungs haben. Diese lege ich auf die 3 bereits eingebauten Deckbalken und habe damit ein einfaches Hilfsmittel alle weiteren Decksbalken auszurichten.
Deckbalken 1 (hinter dem Frontschott verborgen, 2 und 3 sind die wie oben beschrieben als erste eingebauten, die mit Dbezeichneten die weiteren mit Hilfe der Schablonen ausgerichteten Deckbalken. Als nächstes folgt noch der Einbau der seitlichen Begrenzungen der 3 Luken (L), die mit Ausnahme der vordersten später mit Grätings abgedeckt werden. Einbau der Geschützpforten: Als nächsten Schritt habe ich noch die Geschützpforten eingebaut. Dazu habe ich etwas größere Löcher in die Bordwand geschnitten, links und rechts der Pforten ein Stück Birnen holz als seitliche Begrenzung eingeklebt (Sperrholz soll später ja nicht sichtbar sein) und in der richtigen Höhe den unteren und oberen Teil des Trempelrahmens eingesetzt. Besser wäre gewesen, wenn ich gleich bei den Spanten darauf geachtet hätte, direkt neben den Pforten Spanten aus Birnenholz anzubringen.
Pforten1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Pforten2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Danach geht es mit der Beplankung vom bereits angebrachten Bergholz bis zum Kiel weiter.
Wie bereits angeführt beplanke ich nicht ich nicht wie bei den Baukästen üblich, doppelt, sondern nur einmal in der unter Berücksichtigung des Maßstabs richtigen Plankenstärke, das sind bei meinem Modell (Maßstab 1:64) ca. 1,5 mm für die Planken und 3 mm für die Berghölzer. Die Planken biege ich über die gesamte Modelllänge vor, schneide sie aber vor dem Aufleimen auf Längen, die ca. 6 m im Original entsprechen.
Jede Planke wird in Abständen entsprechend der Position der Spanten (Schiffspanten, nicht die weiter auseinander stehenden Modellspanten) 2 mal gedübelt (1mm Durchmesser). Dazu bohre ich die Planken an einigen wenigen Stellen vor, streiche sie mit Leim an und befestige sie temporär mit einigen Nägeln (ebenfalls 1mm Durchmesser), die ich später durch Dübel ersetze.
1 Die Bohrungen 1mm Durchmesser 2 einen zur temporären Befestigung eingeschlagenen Nagel 1mm Durchmesser, der später durch einen Dübel ersetzt wird 3 einen eingesetzten Dübel 4 eingeleimte Dübel, abgeschnitten, noch nicht überschliffen 5 eingeleimte Dübel, bereits überschliffen
Nach dem Aufleimen der Planken bohre ich die Löcher für alle Dübel in den oben beschriebenen Abständen und leime die Dübel ein. Abgesehen davon, dass ein so gedübelter Rumpf sehr natürlich aussieht, haben die vielen Bohrungen auch den Vorteil, dass die durch die teilweise starke Biegung entstandene Spannung aus dem Holz genommen wird.
Ein häufiger Fehler, den man immer wieder sieht, ist, dass die Berghölzer über der Beplankung angebracht sind, den richtigen Kurvenverlauf (der im Plan ersichtlich ist) haben und dabei falsch liegenden Planken überschneiden (siehe Skizze weiter vorne). Die Berhölzer sind nichts anderes als besonders dicke Planken, die zwischen den Planken normaler Dicke liegen.
Das nächste Bild zeigt die nächsten 4 Plankengänge, unter die wieder ein Bergholz kommt. Die Planken haben die gleiche Kurve wie die Berghölzer.
4Plankeng_nge.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Bis hierher ist die Beplankung noch ziemlich einfach, da die Planken im oberen Bereich nicht stark gebogen und über die Länge kaum verdreht sind. Schwieriger wird es mit den Berghölzern (Main wales) und mit der Beplankung darunter bis hin zum Kiel, da diese ziemlich im Bug- und Heckbereich in zwei Ebenen gekrümmt und teilweise stark verdreht sind. Was bei den Berghölzern noch erschwerend dazu kommt, ist die Tatsache dass (zumindest bei englischen Schiffen) die Ober- und Unterseite immer waagrecht ist. Es genügt also nicht, eine Leiste entsprechend zu biegen und zu verdrehen, die Ober- und Unterkante müssen entsprechend waagrecht geschliffen werden.
Bergh_lzer2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zur leichteren Erklärung des folgenden sind im Bild die Berghözer von oben nach unten mit B1 bis B4 bezeichnet, S ist eine Planke ungefähr in der Mitte zwischen B4 und dem Kiel.
Bergh_lzer1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die erste ca. in der Mitte zwischen B4 und Kiel aufgebrachte Planke im obigen Bild zeigt, was passiert wenn wir eine gerade Planke über den Rumpf biegen, im Bereich des Bugs wird sie so stark nach oben gebogen, dass sie schon auf die Höhe von B4 kommt. Planken darüber würden so schon unter dem Bergholz verschwinden. Zur Abhilfe müssen die Planken bevor sie auf den Rumpf kommen hochkant nach unten gebogen werden, zu Verdeutlichung im nächsten Bild eine gerade und eine entsprechen gebogene Planke auf einem Rumpf.
plankenverlauf.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das gleiche gilt natürlich auch für die Berghölzer, B3 und B4 müssen ebenfalls schon entsprechend gebogen werden, damit sie keine zu starke Krümmung nach oben erhalten. Nach dem Aufbringen der Berghölzer B3 und B4 wird als nächster Schritt der Verlauf der Planken im Unterwasserschiff ermittelt. Dazu haben die Schiffszimmerleute auf den Rumpf mehrere dünne Straklatten aufgenagelt, um die Fläche in mehrere annähernd gleich breite Streifen zu unterteilen. Da mein Modell ziemlich klein ist, habe ich mich auf eine Unterteilung in nur zwei Streifen begnügt, statt einer Straklatte habe ich bereits eine Planke angebracht.
Bergh_lzer2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Über und unter der als Straklatte aufgebrachten Planke ist mittschiffs jeweils Platz für 6 Plankengänge, zum Bug und Heck hin werden die zu beplankenden Streifen je nach Spantform teilweise schmäler oder breiter.
U_Planke3m.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Damit ergibt sich natürlich, dass auch die einzelnen Planken über die Länge hin unterschiedlich breit sind. Gegen die Schiffsenden, wenn die Planken dann zu schmal oder zu breit werden, müssen wir dann zwei Planken in eine oder eine in zwei Planken übergehen lassen. Bei meinem Modell ist das im Bugbereich jeweils zweimal (siehe Pfeile 1 und 2 im nächsten Bild)