Ja, laut Besteck wurden auf dem unteren Deck 14 Geschütze aufgestellt, auf der Kuhbrücke 12. Wir dürfen nicht ausser Acht lassen, das es ein Schiff aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts ist. Der Begriff "Oorlogschip" war noch sehr dehnbar. Vermutlich geht das Besteck auf Prins Maurits zurück. Nicht direk von ihm, aber er hat die Verantwortlichen in den Admiralitäten aufgefordert, einheitliche Schiffe zu bauen. Das Ergebnis dieser Forderung waren dann Bestecke und "auch wohl ??" Modelle von den Entwürfen.
Ich bin etwas verwirrt in diesem Thread. Anfangs dachte ich, hier soll das in den Beiträgen 1 bis 10 vorgestellte Votivschiff nachempfunden werden. In Beitrag 21 scheint das doch schon ziemlich weit fortgeschritten und nach meiner Ansicht ganz gut gelungen zu sein. Votivschiffe wurden im Allgemeinen von Leuten gebaut, die die Schiffe der Zeit vom Aussehen her kannten, aber bestimmt nicht nach Plänen oder Bestecken von Originalschiffen. Ein Vergleich mit Bestecken tatsächlich gebauten Schiffen halte ich persönlich für die Nachbildung eines Votivschiffes für nicht gerade zielführend, aber warum nicht, wenn es jemanden interessiert. Die Beiträge mit den Bestecken (oder Teilen davon) habe ich nicht durchgeackert aber ab #75 hat dann meine Verwirrung begonnen. Die offenbar auf Bestecken aufbauenden Zeichnung in #76. #79 und #90 haben mit dem Votivschiff nicht mehr viel gemeinsam, in welche Richtung geht das jetzt?
Vielleicht könnte man ja die Arbeit über die Bestecke hier herausnehmen und einen eigenen Leitfaden eröffnen? Dann kommt es auch nicht mehr zu den unterschiedlichen Ergebnissen. Wäre das in deinem Sinn @bela? Gruß Wener
@Willi wenn ich obige zeichnung richtig interpretiere, also Strecke ad = Strecke BX, be = CY und cf = DZ, ergibt das keinen echten Kreisbogen. Die Krümmung wird zum Balkenende schwächer.
Hm, ich habe das nicht nachgeprüft und der Augenschein gab das für mich nicht so ohne Weiteres her, aber es kann ja sein. Jedenfalls interpretierst Du die Zeichnung exakt richtig. Dann hätte ich nicht seine Angaben in der Formel zum Ausdruck gebracht, sondern nur die von Steinhaus. Auch war man, was die Anforderungen an die Balkenbucht anging, durchaus nicht immer einer Meinung.
Duhamel du Monceau schreibt in "Anfangsgründe der Schiffsbaukunst" 1798: "Die Verdecks-Balken mussen einige Aufbugt haben, theils damit das Wasser von den Verdecken ablaufe, theils auch in der Absicht, um den Rücklauf des Geschützes zu vermindern, und dasselbe leichter wieder gegen Bord an bringen zu können." Klawitter schreibt hingegen: "Bei Kriegsschiffen ist diese Aufbugt gewöhnlich kleiner, weil sie den Bewegungen und besonders dem Rücklauf der Geschütze hinderlich ist"
Nun hat die Methode Klawitter ja den Nachteil, dass über sie nur eine Anzahl von Punkten definiert wird, die zu einer Kurve verbunden werden müssen. Die Genauigkeit dieser Methode steigt mit der Anzahl der definierten Punkte, bleibt aber immer hinter der eines mit dem Zirkel gezeichneten Kreisabschnittes zurück.
Wir sind ja aber im Jahr 1617, also sind beide Methoden anachronistisch (was immer noch besser ist, als gar keine Methode). Beide tragen auch einer zu den Schiffsenden hin abnehmenden Bucht Rechnung. Einen Kreisabschnitt zugrunde zu legen hat aber seinen Reiz, da Kreisbögen mit dem Beginn der Planungen am Zeichenbrett auch bei der Spantkonstruktion die Hauptrolle spielten. Ich will Dir aber nichts aufschwatzen, sondern verstehe meine Formel als ein Angebot, sich der Problematik zu nähern. Beim Deck meiner Lucia hat sie mir jedenfalls gute Dienste geleistet. Die Entscheidung darüber, nach welcher Methode Du arbeiten willst, kann ich Dir leider nicht abnehmen.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Nun, den alten Baumeistern wird eine leichte Abweichung vom Kreisbogen wohl keine Bauchschmerzen bereitet haben und diese Methode hatte den Vorteil, dass sich das Ganze direckt auf dem Bauholz anreißen ließ (ohne gigantische Riesenzirkel).
Doch zurück zu meinem ursprünglichen Entwurf. Ihm liegen folgende Maße zugrunde:
Länge zw. den Steven 102 Fuß
Kiellänger 80 Fuß
Breite 28 Fuß
Tiefe 10 Fuß 3 Zoll
Manches spricht dafür, dass diese Maße doch zu klein sind.
Werner erwähnte, dass die Anzahl der Wanttaue auf eine Größe von etwa 100 Fuss hindeutet. Ich nehme an das bezieht sich auf Amsterdamer Fuß. Nun sind aber 100 Amsterdammer Fuß fast genau 107 Lübeker Fuß.
Mein 102 Lübecker Fuß Schiff ist also nur 95 Amsterdamer Fuß lang.
Die Anzahl der Geschütze würde ebenfalls für ein größeres Schiff sprechen. Ja , ich weiß da bin ich bei einem Votivschiff auf sehr dünnem Eis.
Ein größerer Rumpf würde aber doch ein wenig mehr Kopffreiheit unter Deck erlauben. Ich habe 6 Fuss Deckshöhe angenommen, allerdings Lübecker und das sind eben NUR 5,5 Amsterdamer Fuß. Das scheint mir doch letztendlich zu wenig.
Die Frage ist nur, skalier ich alles, so wie es ist, auf Amsterdamer Fuß hoch? Dann stimmen meine Zollmaße nicht mehr, denn: Amsterdamer Fuß = 11 Daumen - Lübecker Fuss = 12 Zoll (Ich habe mir nämlich den Spaß gemacht in Fuß und Zoll zu konstruieren. Also wo es mir sinnvoll erschien alle Teile auf halbe oder ganze Zoll genau.)
Oder
Lege ich neue Maße fest und zeichen alles nochmal?
deine Frage kann ich natürlich nicht beantworten. Für mich persönlich würden Aktionen wie Skalieren nicht in Frage kommen. Aber wir sollten uns vielleicht das Modell noch einmal ansehen. Es hat in der unteren Lage, also auf dem Überlauf 9 Geschütze. Die Anzahl ist für die Zeit um 1600 beachtlich. Die ganz großen Kriegsschiffe der Niederländer, die um 1600 den Menschen wegen ihre Größe arge Probleme bereiteten, hatten nur 8 Geschütze in der unteren Lage. Das war zum Beispiel die Neptunus, die man zu Vergleichen heranziehen könnte. Leider sind die Abmessungen dieser intesssanten Schiffe nicht überliefert. Würden wir anhand der Anzahl der Kanonen eine Schiffsgröße ableiten wollen, lägen wir sicher jenseits der von dir ermittelten Größe. Vermutlich lag die Neptunus um die 140 Amsterdamer Fuß.
Habe mir die Stelle noch mal genau durchgelesen. Die Ausgangsbasis war ein Schiff von 100 Fuß Länge über Steven. Hier kamen 6 Wanten je Schiffsseite zum Tragen. Alle 15 bis 16 Fuß mehr Schiffslänge kam je Schiffsseite ein Want hinzu.
Lit.: Evenredige toerustinge ..., Seite 37; ca. 1660/70 ist diese Handschrift erstellt worden. Ein Mitarbeiter der Admiralität Rotterdam hatte sie verfasst.
ob es sie in geruckter Version gibt, kann ich nicht sagen. Ketting Senior hatte ja in den ....? Jahren eine Transkription vorgenommen. Sie wurde Jahrelang unter der Hand weitergegeben. Ich habe mir das Original vor ein Paar Jahren angesehen und eine eigene Transkription vorgenommen. Sie kannst Du auf meiner Web-Seite einsehen.
Ja, dass wird wahrscheinlich der Fall sein. Die Abstände zwischen den Geschützen lagen zwischen ca. 2,5 bis 3,5 Meter. Im Laufe des Jahrhunderts wurden die Abstände aber immer geringer. Ist eine schwierige Frage, wie soll es weitergehen.