Hallo Andreas, wenn ich davon ausgehe, daß diese 'Pelican' die 'Pelican' ex 'Frederick' ist, und dafür spricht einiges, dann war sie tatsächlich auch eifrig auf dem Nordtlantik unterwegs - und der ist kein Badesee. Genügend Ladekapazität hatte das Schiff auch, da ein Freibeuterschiff auch genügend Raum für die Beute benötigte - ohne daß die Schnelligkeit zu kurz kam. Beeindruckend! Danke nochmals für Deine Recherchen - sie sind für mich sehr wertvoll. Grüße Michael
in Bau: 'Frederick' französische Glattdeckskorvette, Freibeuter, 1781, wurde zu 'HMS Pelican' Baltimore Clipper - Brigantine; um 1832; Cutteryacht 'Foam', by Claude Worth 1890 (gemäßigter Plank-on-Edge-Cutter)
da ich am kommenden Stuttgarter Stammtisch nicht teilnehmen kann, hier wenigstens die Fortsetzung des Bauberichts. Das Heck wurde beplankt und die Barkhölzer angebracht - beides in Ebenholz - und verdübelt....0,6mm
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Die Krümmung der Barkhölzer im Bugbereich ist so stark, daß ein einfaches Kochbiegeverfahren erfolglos bleibt. Einem Tipp von Hahn folgend, habe ich die Plankenstärke halbiert (1,5mm) und die zweite Hälfte (1,5mm) in Buchsbaum hergestellt. Beide Hälften wurde in Form gebracht, in kochendes Wasser getaucht, verleimt und in eine dafür hergestellte Presse eingespannt, also laminiert. Die Presse besteht aus einen Holzklotz, der, entsprechend des auf diesen übertragenen Verlaufs der Wasserlinie im Bugbereich, aufgesägt wurde, innen mit Klebefolie belegt (um Katastrophen zu vermeiden....), zwei Gewindestängchen, zwei Muttern, zwei Flügelmuttern und zwei Nägeln auf gleicher Ebenen wie die Gewindestangen (damit sich die Planken beim Zusammenpressen nicht innerhalb des Presse verschieben). Zuschrauben, 24 (!) Stunden trocknen lassen, fertig. Die innere, hellere Plankenhälfte wird nach dem Beplanken von Schanzkleid und Rumpf nicht mehr sichtbar sein.
Die Planken wurden mit einer einfachen Version der hier im Forum dereinst vorgestellten Zwingen angedrückt.
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und hier das ganze in 'normaler' Lage - Rumpfform, Sprung usw kann man bereits erahnen.
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Die Beplankung des Schanzkleids wird der nächste Schritt sein - Fortsetzung folgt....
Michael
in Bau: 'Frederick' französische Glattdeckskorvette, Freibeuter, 1781, wurde zu 'HMS Pelican' Baltimore Clipper - Brigantine; um 1832; Cutteryacht 'Foam', by Claude Worth 1890 (gemäßigter Plank-on-Edge-Cutter)
Eine weitere Möglichkeit wäre gewesen, das Bergholz zunächst nur in Plankenstärke zusammen mit der übrigen Beplankung aufzubringen. Dann kann die Beplankung als Ganzes verschliffen werden, ohne dass das erhabene Bergholz im Weg ist. Nach dem Schleifen kann dann das Bergholz mit dem Ebenholz aufgedoppelt werden.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Danke für Euer Lob! Auf diesem Weg möchte ich eine Frage in die Runde werfen, die mich seit langem beschäftigt: gibt es Untersuchungen und/oder Erklärungsversuche geschichtlicher Art über das eklatante Mißverhältnis zwischen innovativer französischer Schiffsbaukunst und dem buchstäblichen Versagen der absolutistischen, und später der napoleonischer Marinepolitik? Wer weiß was? Michael
in Bau: 'Frederick' französische Glattdeckskorvette, Freibeuter, 1781, wurde zu 'HMS Pelican' Baltimore Clipper - Brigantine; um 1832; Cutteryacht 'Foam', by Claude Worth 1890 (gemäßigter Plank-on-Edge-Cutter)
Zitat von Kingsley im Beitrag #22gibt es Untersuchungen und/oder Erklärungsversuche geschichtlicher Art über das eklatante Mißverhältnis zwischen innovativer französischer Schiffsbaukunst und dem buchstäblichen Versagen der absolutistischen, und später der napoleonischer Marinepolitik?
Nicht alles war schlecht, was die frz. Marine anbelangt. Immerhin war sie Ende des 17.Jhdts für ein paar Jahre die stärkste Seemacht der Welt und ohne ihre Schlagkraft wären die 13 Kolonien 1776 mit Sicherheit nicht unabhängig geworden. Die frz. Marine hatte immer zwei große Probleme: der chronische Mangel an erfahrenen Seeleuten und Offizieren und das frz. Heer.
Letzteres bekam fast immer den Vorzug, was die Verteilung v.a. monetärer Resourcen betraf. Eins zu drei dürfte wohl das typische Verhältnis zwischen Marineetat und der der Landstreitkräfte im 18.Jhdt. gewesen sein, bei Großbritannien wars genau anders herum.
Fallst Du einen besseren Einblick in die Möglichkeiten und Probleme der frz. Marine haben möchtest, würde ich für den Einsteig 'The French Navy and the Seven Years War' von J.R. Dull empfehlen. Sehr gut und verständlich geschrieben und es zeigt die Umstände, die zur vermeintlich 'schlimmsten' Epoche der Marine Royale führten, exzellent auf.
Was die Innovation angeht...neues haben die frz. Schiffbauer sicher gern ausprobiert, aber das haben die anderen Seemächte auch. Am Ende zählt aber möglichst effektive Schiffe vom Stapel zu lassen und die vorhandenen Ressourcen optimal auszunützen und da waren die Herren von der Insel für einen gewissen Zeitraum im wahrsten Sinne des Wortes unschlagbar.
Hallo StefanF, danke für die Bemerkungen und den Hinweis auf das Buch - die Bestellung ist schon unterwegs...!!! Bei der Suche habe ich festgestellt, daß J.R.Dull auch ein Buch über 'The French Navy and the American Independence: A Study of Arms and Diplomacy, 1774-1787' verfasst hat. Es freut mich, daß es Literatur zu dieser 'französischen' Frage gibt - und bin neugierig, welche Antworten er formuliert. Michael
in Bau: 'Frederick' französische Glattdeckskorvette, Freibeuter, 1781, wurde zu 'HMS Pelican' Baltimore Clipper - Brigantine; um 1832; Cutteryacht 'Foam', by Claude Worth 1890 (gemäßigter Plank-on-Edge-Cutter)
Frankreich und speziell seine Marine hatten in dieser Zeit zwei große Probleme: Zum einen verloren in den wilden Revolutionsjahren jede Menge Adlige ihren Kopf unter dem Fallbeil - und dabei waren auch sehr viele gute Marineoffiziere, sowohl solche mit praktischen Seekriegserfahrungen als auch kluge Köpfe in der Admiralität. Zum anderen fehlten den Besatzungen der großen französischen Flotten ganz einfach praktische Erfahrungen, da sie durch die Royal Navy recht erfolgreich in ihren Häfen blockiert und am Auslaufen gehindert wurden.
Das erklärt nicht alles, aber es sind m.E. zwei äußerst wichtige Aspekte.
Zitat von Kingsley im Beitrag #25Hallo StefanF, danke für die Bemerkungen und den Hinweis auf das Buch - die Bestellung ist schon unterwegs...!!! Bei der Suche habe ich festgestellt, daß J.R.Dull auch ein Buch über 'The French Navy and the American Independence: A Study of Arms and Diplomacy, 1774-1787' verfasst hat. Es freut mich, daß es Literatur zu dieser 'französischen' Frage gibt - und bin neugierig, welche Antworten er formuliert. Michael
Görngeschön....:D
Wenn Dir Dull zusagt, dann wäre evtl noch 'The Age of the Ship of the Line: The British and French Navies, 1650-1815' von ihm von Interesse, dazu kann ich aber nix sagen, da ich's noch nicht gelesen hab.
'The French Navy and the American Independence' ist sicherlich sehr lesenwert, aber ich fand zu diesem Thema 'The Struggle for Sea Power: A Naval History of American Independence' von Sam Willis besser. Allerdings steht nicht die frz. Marine im Mittelpunkt, sonders es werden alle großen Kriegsparteien gleichwertig behandelt, aber genau diese Gegenüberstellung macht den Reiz des Buches aus. Interessanterweise bezieht Willis auch Freibeuter und die Geschehnisse auf den Seen mit ein.
Eine Empfehlung möchte ich noch ausprechen: 'Anatomy of a Naval Disaster: The 1746 French Expedition to North America' von James Pritchard. Extrem detallierte Zusammenstellung der extrem gescheiterten Expedition des duc D'Enville, für mich so ziemlich das beste, was ich an maritimer Fachliteratur in den letzten Jahren gelesen hab und es gibt einen guten Einblick in die Möglichkeiten und Einschränkungen der Marine Royale zu dieser Zeit. Und die bekannte La Renommée taucht auch des öfteren auf :D
aber hallo, das verspricht interessant zu werden! Der 'Willis' sticht mir besonders ins Auge - das Einbeziehen der Aktionen der Freibeuter erscheint mir besonders reizvoll, da dieses 'Detail' meistens nur randlich behandelt wird. Bis zum nächsten Baubericht gibt es also nicht nur Planken anzubringen.... Danke nochmals! Michael
in Bau: 'Frederick' französische Glattdeckskorvette, Freibeuter, 1781, wurde zu 'HMS Pelican' Baltimore Clipper - Brigantine; um 1832; Cutteryacht 'Foam', by Claude Worth 1890 (gemäßigter Plank-on-Edge-Cutter)
das Schanzkleid und der Rumpf sind außen beplankt und in Form (noch nicht High-End) gebracht. Zuvor jedoch ein Blick auf die Kurven, damit man die Formen des Rumpfes besser würdigen kann:
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und nun:
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das ganze anders betrachtet:
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der Rumpf ist geschlossen - ein richtiges Schiffchen entsteht und: ein 'Innenleben' bereitet sich vor...
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voila!
Die nächsten Schritte werden sein: Planken dübeln bis zur Wasserlinie, Galion anbringen und das Unterwasserschiff mit Kupferplatten versehen. In diesem Sinne: Fortsetzung folgt
Michael
Kingsley
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Wunderbare Beplankung. Trotzdem irgendwie schade, dass das Spantwerk nicht mehr von außen zu sehen ist. Und dann soll die ganze Pracht noch unter Kupfer verschwinden. Aber das sieht dann bestimmt auch wieder klasse aus.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.