Hallo Kollegen, nach längerer Pause seit dem Bericht über die Virginiasloop hier nun der erste Teil der Arbeiten an der 'Le Frédérick', einem französischen Freibeuterschiff von 1780 (?), einer kleinen, feinen Glattdeckskorvette. Aufmerksam wurde ich auf das Schiff durch das Buch 'Ships of the American Revolution and their Models' von Harold M. Hahn, erschienen 1988 bei Conways. Hahn hat die Pläne zu dem von ihm gebauten Schiff in 1:96 gezeichnet, sein Baubericht nebst einigen Angaben zur Historie befinden sich im genannten Buch. Allerdings wird es bei ihm als 'HMS Pelican' ex 'Frederick' geführt. Und damit sind wir bei der Geschichte.
Das Schiff wird 1781 mit der Kaperung durch die 'HMS Emerald', einer Fregatte der Niger-Class, aktenkundig. Anschließend wurde es in England vermessen und die Risse gezeichnet. Diese sind im Archiv der NMM-Collections auffindbar. Gebaut wurde es wohl um 1779/80 in St.Malo. Die Hauptmaße waren: Länge über Deck 26,02m; Länge Wasserlinie 25.90m; Länge Kiel (Vermessung) 21,21m; größte Breite 7,21m; Raumtiefe 2,84; 201t. Die Bewaffnung als Freibeuter bestand aus 16 Sechspfündern. Als Besonderheiten wurden u.a. das mit Kupfer beschlagene Unterwasserschiff genannt - wohl eines der ersten französischen Schiffe mit dieser Ausstattung - sowie der mittschiffs abgehängte Segelraum, der in keiner Verbindung zum Unterdeck stand. (eine Anfrage hier im Forum nach dieser Besonderheit stieß auf dröhnendes Schweigen.. scheint also wirklich unbekannt zu sein) Außerdem sind das ungewöhnlich scharfe Unterwasserschiff, das achtern nicht in einem Rundgatt sondern in einem 'square-tuck' endet, der starke Einfall der Bordwände nach innen, oberhab der Barkhölzer, und die klassisch-französische doppelte Rundung der Spanten im Mittschiffsbereich zu nennen. Aufgebracht wurde das Schiff im Kanal am 24.8.1781 nach siebenstündiger Verfolgungsjagd, beginnend bei leichter Brise und Flaute (0-2 Beaufort) und endend bei frischer Brise (5 Beaufort). Letzteres dürfte der 'Le Frédérick' zum Verhängnis geworden sein, da die während der Verfolgungsjagd über Bord geworfenen acht Geschütze zwar das Gewicht und die benetzte Oberfläche des Unterwasserschiffs reduzierten, dies aber nur bei leichtem Wind Geschwindigkeitsvorteil bringt, bei zunehmendem Wind wird die dadurch auch reduzierte Lateralfläche die Abdrift vergrößern. Außerdem besaß die wesentlich größere 'HMS Emerald' mit einer erheblich längeren Wasserlinie bei zunehmendem Wind deutlichen Geschwindigkeitsvorteil. Wie auch immer, das Schiff wurde in die Royal Navy als Sloop of War 'HMS Pelican' eingegliedert - und aufgerüstet: 18 Sechspfünder und zwei zwölfpfündige Karronaden. Nach nicht unerfolgreichen Einsätzen in der Irischen See und im Kanal wurde das Schiff am Ende des Krieges 1783 verkauft - und damit verschwindet es aus der Überlieferung.
Nun zum Modell. David Stevens von Lumberyard hat die Pläne von Hahn in 1:48 umgezeichnet und in einigen Details modifiziert. Diese Pläne erhält man zusammen mit einem großen Holzpaket, dessen Inhalt aus zugesägten Brettchen und Leisten, guter Qualität und mengenmäßig großzügig bemessen, aus Birnen-, Kirsch-, Ahorn-, Nussbaum- und anderen Hölzern u.v.a.m. besteht - doch davon später. Die Pläne von Hahn erhielt ich auch über Lumberyard - sie besorgten sie von dessen Erben. An dieser Stelle sei auf die Seite 'Navy Board Models' hingewiesen - dort sind inzwischen alle Pläne von Hahn erhältlich und außerdem umfangreiches Bild- und Textmaterial zu seinen Modellen und zu seiner Arbeit als Modellbauer - lohnt sich!
Somit ergaben sich zu Baubeginn die beiden Bücher 'The Colonial Schooners' und 'Ships of the American Revolution and their Models', die Pläne von Hahn und die von Lumberyard als Grundlagen. Die beiden hier im Forum befindlichen Bauberichte von anderen Hahn-Modellen gehörten auch dazu. Es konnte losgehen
und hier die Gesamtansicht aus den Plänen von Hahn:
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Fortsetzung folgt
Michael
in Bau: 'Frederick' französische Glattdeckskorvette, Freibeuter, 1781, wurde zu 'HMS Pelican' Baltimore Clipper - Brigantine; um 1832; Cutteryacht 'Foam', by Claude Worth 1890 (gemäßigter Plank-on-Edge-Cutter)
Danke für den Hinweis auf die neue Bezugsquelle der Hahn-Pläne
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Zunächst bestand die Arbeit darin, aus über 400 passgenauen Einzelteilen gemäß der Spantpläne die Spantenrohlinge für die 44 Doppelspanten, Kantspanten etc. zu laminieren und vermittels der Spantschablonen grob auszusägen (Bandsäge) und mit der ozzillierende Spindelschleifmaschiene (Scheppach - vom 'Amazonas'....) in exakte Form zu bringen
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zur Übung...
und nun zu den Originalen:
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die wurden außerdem gemäß der Pläne vorgestrackt - anschließend in die Helling (mitgeliefert) und in den Kiel eingepaßt. Steven und Galion wurden 'gebaut'. Danach erfolgte der Einbau in die Helling und abschließend wurden Kiel und Steven eingesetzt. (Sponung nicht vergessen!) Der Heckaufbau schloß sich an.
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das vorläufige Endergebnis:
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das anschließende Stracken der Spanten außen und innen war recht arbeitsintensiv (die Fingerkuppen und -nägel wurden einem Härtetest unterzogen, den sie nicht immer gewannen....) Dabei waren, neben den üblichen Stracklatten, einfache Schablonen der einzelnen Wasserlinien recht hilfreich.
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anschließend:
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wie man sieht, sind hier bereits die Auflanger zwischen den Spanten sowie die Stückpforten und die späteren Öffnungen für die Riemen hinzugefügt. Kielschwein innd Innensteven etc. sind ebenfalls eingebaut. Danach begann das High-End-Schleifen außen und teilweise innen - nach der Außenbeplankung ist die Stabilität des Rumpfes nochmals erhöht - wenn ich den Beschreibungen Hahns folge, was ich tue. Übrigens: die Baubeschreibungen und Bilder in den beiden Büchern sind sehr ausführlich, deutlich und letztlich unverzichtbar, wenn man, so wie ich, zum ersten Mal ein POF-Modell baut.
Im Moment beplanke ich das Heck, dann folgen die Barkhözer (beides in Ebenholz)und und und es gibt viel zu tun..... In diesem Sinne
Michael
in Bau: 'Frederick' französische Glattdeckskorvette, Freibeuter, 1781, wurde zu 'HMS Pelican' Baltimore Clipper - Brigantine; um 1832; Cutteryacht 'Foam', by Claude Worth 1890 (gemäßigter Plank-on-Edge-Cutter)
Hallo Faramir, Danke! Ganz so flott war/bin ich denn doch nicht - Baubeginn war Ende Oktober 2017.... Grüße Michael
in Bau: 'Frederick' französische Glattdeckskorvette, Freibeuter, 1781, wurde zu 'HMS Pelican' Baltimore Clipper - Brigantine; um 1832; Cutteryacht 'Foam', by Claude Worth 1890 (gemäßigter Plank-on-Edge-Cutter)
Leider weiß ich nicht ob es um desselben PELICAN geht
Chester Chronicle - Friday 22 March 1793
Andreas von Mach
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
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UK_Pelican1796-1.jpg
Hallo Herbert, zum Thema 'Bausatz': was ich von Lumberyard bekam sah so aus:
1.) die vorgefomten Teile:
P1010242.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
verwendet habe ich davon Helling und Kiel. Totholz, Steven, Galion, Kielschwein, Innensteven, Wingtransom und Sterntimbers habe ich nach den Maßen 'gebaut'. Was ich sonst noch verwenden werde, kann ich jetzt noch nicht sagen, viel wirds wohl nicht werden. Das Problem ist, daß diese vorgeformten Teile nur selten dem Verlauf der Maserung des Holzes folgen können. Insofern würden die Pläne und das Holz ausreichen. Die entsprechenden Bücher Hahns, der AotS-Reihe, Fröhlich und die Pläne von Boudriot etc. geben genügend Vorlagen. Aber gelaserte Teile sind im Moment eben 'modern'...
2.) das Rohmaterial
P1010244.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
rechts kann man den Reserveklotz erkennen. Dazu kamen Materialliste und die Pläne - das wars. Mein bisheriges Fazit - getreu der Vermutung: kennste einen - kennste alle' - ist, daß man die Kästen von Lumberyard/Stevens guten Gewissens empfehlen kann!
Grüße
Michael
PS: ich habe vor, 'Frederick' zum nächsten Stuttgarter Stammtisch mitzubringen.
in Bau: 'Frederick' französische Glattdeckskorvette, Freibeuter, 1781, wurde zu 'HMS Pelican' Baltimore Clipper - Brigantine; um 1832; Cutteryacht 'Foam', by Claude Worth 1890 (gemäßigter Plank-on-Edge-Cutter)
Hallo Andreas, herzlichen Dank für Deine Recherche!!! Ich vermute, daß die Angaben aus dem Register of Shipping und von Lloyds diese Frederick/Pelican betreffen könnten, Baujahr und Tonnage sprechen für diese Annahme. Dann hätte das Schiff ja noch einige salzige Seemeilen abgearbeitet. Der Bericht aus dem Chester-Chronicle dürfte eine andere Pelican betreffen, da dieses Schiff, obwohl auch ein Freibeuter, 18 Zwölfpfünder an Bord hatte - eine Bewaffnung, bei der Frederick/Pelican allein aus Gewichtsgründen wohl zum U-Boot mutiert wäre. Laut Rif Winfried, British Warships in the Age of Sail, 1714-1792, S. 321, hatte Frederick/Pelican 90 Mann Besatzung, das Schiff aus dem Chronicle hatte wesentlich mehr Menschen an Bord (120 +). Sicher scheint zu sein, daß der Master bis zur Kaperung 1781 ein gewisser Louis Le Forestier aus St.Malo war. Es gibt bei 'The National Archivs' wohl noch eine Anzahl von Dokumenten zu Frederick/Pelican, die werde ich mir aber erst kopieren und schicken lassen, wenn ich in Erfahrung gebracht habe, was das kostet - und: der Winter hat noch nicht begonnen.... Theoretisch sollte man in die Hafenunterlagen in St.Malo einsteigen, damit man vielleicht erfährt, wie erfolgreich die Freibeuterkarriere des Schiffes war und den Namen des Käufers in GB erkunden, den wir nach Deiner Recherche vielleicht schon kennen: Mr. Hurry, der das Schiff für 710 Britische Pfund erwarb - ein Schnäppchen, wenn man die Kosten der Um- und Aufrüstung des Schiffs durch die Navy dagegenhält: Pfund 2,513.17.9d - Toll! Mit jedem Detail solcher Nachforschungen wird ein Schiff/ein Modell lebendiger und farbiger, beinahe hört man dann schon die Kommandos zur nächsten Wende....Rhee!
Grüße
Michael
in Bau: 'Frederick' französische Glattdeckskorvette, Freibeuter, 1781, wurde zu 'HMS Pelican' Baltimore Clipper - Brigantine; um 1832; Cutteryacht 'Foam', by Claude Worth 1890 (gemäßigter Plank-on-Edge-Cutter)
An Account Of The Sums of Money recieve for any of His Majesty's Ships Of The Line, or Frigates, Sold between the 1st of January 1782 and the 1st of January 1786; Distinguishing The Ship, And Sum: And Also,An Account Of The Gross Amount of the Sums of Money arising from the Sale of Old Stores, Within The Said Time; And the Uses to which those Sums have been applied: Prepared pursuant to the Commands of the Honourable House Of Commons, signified by their Precept, dated 1st March 1786.
LLoyd'S List 1791 16.06.1791 Pelican, Harrison Gravesend sailed for New Foundland 20.06.1791 Pelican, Harrison Yarmouth sailed for New Foundland LL 17.05.1791 Pelican, Harrison Gibraltar arrived from Zant LL 03.01.1792 Pelican, Harrison Arcona arrived from New Foundland 28.07.1792 Pelican, Harrison Dowes arrived from cette 11.08.1792 Pelican, Harrison Elsinore from Cette