Wie in der Recherche bereits ausgeführt, möchte ich ein segelfähiges Modell herstellen. Es soll 43 cm lang werden und etwa wie dieses Fahrzeug aussehen. Es wird also ein einfaches, farbenfrohes Arbeitsboot mit unkomplizierter Besegelung ohne Bugspriet.
Das von Vittorio Doria 1984 gebaute Standmodell ist offenbar in Schichtbauweise hergestellt worden. Im Heckbereich sind Ablöseerscheinungen aufgetreten. Das darf bei einem Fahrmodell nicht auftreten. Es muss dicht und wasserundurchlässig sein. Wenn später ein Wassereinbruch auftritt, ist er mitunter schwer zu lokalisieren und auch schwer zu beseitigen. Ich laminiere daher meine hölzernen Modellrümpfe grundsätzlich mit Epoxydharz und Gewebe oder stelle sie aus GFK (glasfaserbeschichtetes Polyester) her.
Für den Rumpfbau von Fahrmodellen bieten sich die folgenden 4 Methoden an: 1. Der Rumpf mit hohlen Schnittflächen Hier besteht der Rumpf aus Brettchen, die auch innen ausgeschnitten sind. Die einzelnen Schnittflächen überlappen sich und werden miteinander verleimt. Anschließend wird der treppenstufige Rumpf entgratet, d.h. in Form gebracht. Mit Hilfe eines Innentasters und Innenschablonen kann man die Oberfläche auch im Inneren schlichten.
2. Der Rumpf mit Spanten und Beplankung Dieses Verfahren wird am häufigsten eingesetzt und entspricht dem Original. Volle Spanten/Mallen und eine hohe Kielplatte bis zum Deck/falsches Kielschwein machen bei einem Fahrmodell keinen Sinn. Sie verhindern den Einbau der Technik. Ich verwende in der Regel eine Helling und stelle darauf umgekehrte Schablonen/Mallen entsprechend der Spantschnittlinien. Diese Schablonen sind innen ausgesägt und werden vor dem Aufbringen des Decks herausgebrochen. Häufig muss man bei diesem Verfahren den Bug/Heckbereich mit massivem Holz auffüttern, da hier die Rundung stark ist. Corbita 1.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
3. Der Rumpf aus Metall Hier ist die Herstellung einer Form aus Holz oder Gips erforderlich. Über diese werden Streifen aus Messingblech angebracht und miteinander verlötet.
4. Der Rumpf aus Epoxyd- oder Polyesterharz Auch hier ist die Herstellung einer Urform aus Holz oder Styrodur erforderlich. Mittels Trennmittel wird eine abnehmbare Negativform hergerichtet und in diese der Positivrumpf laminiert. Die Rümpfe nach der Vorgehensweise 3 und 4 haben den Vorteil, dass sie leicht und völlig frei von Einbauten sind.
IMG_0090.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) @Bukaniere hat in seinem Beitrag "Pilot Boat Brothers ungefähr 1826 - 28" zwei Halbmodelle gebaut, diese beplankt, Negativformen abgenommen, diese zusammengesetzt und in diese Form einen Positivrumpf aus Glasmatte und Epoxydharz laminiert. Nun mag es Modellbauer geben, die meinen, dass der Arbeitsaufwand zu hoch sei. Ich halte diese Sichtweise für falsch. Ich baue nicht um zu verkaufen und es ist mir gleich, wieviel Arbeit in der Ausführung steckt. Pilot Boat Brothers ungefähr 1826-28 (2)
Morgen lasse ich mir die Pläne im Copyshop vergrößern.
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Hallo Matthias, @victory78 diese Sache hat mich auch sehr interessiert. 1. Die Bragozzo ist ein Flachboot. Sie hat keinen Kiel und keine Schwerter. Das sehr lange Ruder dient der Kursstabilität. 2. In der flachen Lagune zeigt das Ruder an, wenn das Boot auflaufen sollte. Es müssen Sorgleinen zum Anheben vorhanden sein. 3. Die Fingerlinge. Die beiden Bilder machen es deutlich. Der obere Fingerling ist am Ruder und reicht weit nach unten. Der untere Fingerling - Bild 2 - ist am Steven und reicht weit nach oben. So kann das Ruder entsprechend der Wassertiefe eingestellt werden.
Diese Ausführung konnte ich bei zahlreichen venetianischen Fahrzeugen ausmachen. Sind da Übereinstimmungen zum Zeeseboot? Die Bilder sind aus: Barche Venetiane, Gilberto Penzo, Venetia 2002, S. 73 f
Bei diesen Màscolo‘s kann nix mehr schief gehen. Interessant auch, dass diese wechseln. Parallelen zum Zeesboot kenne ich nicht. Meist schließt das Ruder hier mit dem Sohlkiel ab bzw. ist kürzer. Abweichungen will ich aber nicht ausschließen.
Es geht los. Ich habe meine Berechnungen nochmal umgestoßen. Ich baue jetzt eine Bragozzo, die im Original 17 m lang war. Das ist wirklich die Maximallänge und ich gewinne ein wenig. Das Modell wird jetzt 45 cm lang und 11,8 cm breit. Den Plan von Gilberto Penzo musste ich bearbeiten. Er hat ihn für ein Modell gezeichnet, das er für ein Museum in Rom herstellte im Maßstab 1 : 10. Penzo verwendet 25 Mallen. Das wären meinem Maßstab zu viele, so habe ich jede zweite Malle weggelassen und komme auf 13 Stück. Eine Schwierigkeit ist mit der überstehenden Bordwand oberhalb des Decks verbunden. Ich kann da nicht einfach aufdoppeln, das würde viel zu dick. So baue ich das Boot zunächst bis zur Höhe des Decks, stelle dann die Stützen und befestige davor die Bordwand. Im zweiten Bild sind die Papierschablonen ausgeschnitten und auf 8 mm Pappelsperrholz geklebt. Ihr seht, dass das Boot einen flachen Boden hat. Ich werde ein Kielschwein in die Mallen einlassen um sie zu stabilisieren.
Hallo Thorsten, Du bist der einzige, der was zu meinem Tempo sagt. Die anderen Jungs finden das normal. IMG_2029.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Hier siehst Du noch mal -so mache ich das immer- mein Vorgehen. Die Mallen bekommen oben eine Zugabe und werden auf die Helling geklebt. Damit sie sicher stehen, erhalten sie dieses Vierkantholz. Der Rumpf entsteht also "über Kopf", verkehrt herum. Dieses Verfahren finde ich gut, da sich nichts verziehen kann. Diese Mallen/Spanten müssen noch gestrakt, d.h. der Rundung angepasst werden. Die Konstruktion ist aber so zu instabil, deshalb werde ich auf jeder Seite zwei Leisten einsetzten. Die eine in Höhe des späteren Decks, die andere beim Übergang von Boden zur Seite. Erst dann kann ich mit einer Schmiege -ein Stück Dachlatte mit Schleifpapier- schleifen. Diese Helling ist ein Veteran des Schiffsmodellbaus. Gar viele Exemplare sind darauf entstanden. Ich gehe immer vorher mit dem Bandschleifer drüber um sie zu glätten. Unter der Helling liegt da so eine Zeitung mit ner Postjacht. Was die Leute so bauen..
Gruß Jörg
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IMG_2030.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_2031.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) So, diese beiden Bilder gibts noch, aber morgen wird nix gepostet. Ich muss ja Schiffle fahren in Murgtal.
Zum Bild 1. Die Stringer wurden gesetzt. Dafür wurden in die Mallen Vertiefungen eingefräst. Der Bugbereich wurde mit Balsaholzstücken aufgefüttert. So kann die Rundung besser ausgearbeitet werden. Die wollen in der nächsten Heftausgabe son Dampfer bringen. Guck ich mir mal an. Zum Bild 2. Der Boden wurde überschliffen und zwei Balsaholzteile aufgeklebt. Die Pins muss ich heute noch ziehen, sonst wollen die nicht mehr raus.
Gruß Jörg
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Aber eine Frage hab ich noch: Der ausgedruckte Plan hat 13 Spanten, auf den Bildern sehe ich nur 12. Sieht man den 13. nur nicht, oder hast du den absichtlich weggelassen?
Hallo Thorsten, Das Modell im Penzo Plan hatte 25 Mallen. Ich habe dann aber nur die Hälfte genommen, sonst hätten sie sehr dicht gestanden. Da ging es nun um 12 oder 13 Stück. Den Spant in der Mitte, meist mit "X" oder "O" markiert, hatte ich 2 x hergerichtet. Beim Aufstellen der Mallen merkte ich, dass die angestrebte Länge von 45 cm schon mit 12 Spanten/Mallen erreicht wird. Man darf das auch nicht so eng sehen. Gar manche verbeißen sich da in Unstimmigkeiten von mm und kommen nicht weiter. Ich baue eine Bragosso Chioggiotto und sie alle wurden ohne Plan nach Überlieferung und mit Formgefühl gezimmert.
Gruß Jörg
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Zitat von Gebbi im Beitrag #10.......Man darf das auch nicht so eng sehen. Gar manche verbeißen sich da in Unstimmigkeiten von mm und kommen nicht weiter.......... Gruß Jörg
Solche Pedanten....werden nicht fertig.....schlimm sowas....
Ich möchte keine Namen nennen, Matthias. Aber sie sind bekannt und stehen auf der Liste. Dafür stelle ich noch zwei Bilder ein. Auffällig ist, dass das Deck gestrichen war. Auf die Malerarbeiten freue ich mich schon. Diese Engelfigur ist schon eine Herausforderung. Es wirkt irgendwie "kitschig" auf uns, ist aber Ausdruck einer starken Frömmigkeit. Sichtbar auch auf dem Segel in Beitrag # 1.
Zitat von Gebbi im Beitrag #7Hallo Thorsten, Du bist der einzige, der was zu meinem Tempo sagt. Die anderen Jungs finden das normal...............
Gruß Jörg
......neeeee....tun sie nicht.........aber wie das so mit alten Ex-Studenten ist...........stur wie´n Panzer; rechthaberisch........usw............ ........da gibt auch der stärkste Seebär auf...............
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50