Zitat von archjofo im Beitrag #2145Ich würde jedoch meinen, dass sich diese dann wohl auf den Hilfskreis beziehen sollen.
Obwohl ich dies auch nicht belegen kann, scheint es mit die einzig sinnvolle Schlußfolgerung zu sein. Bei allen anderen Erklärungen würden meiner Meinung nach zwingend 2 Durchmesser-Angaben nötig sein. Auch das Aussehen der Jungfer (nach unten "geöffnet") spricht für Deine Theorie. Die Größenangabe bezöge sich demnach auf die "Breite" der Juffer und entsprechend einer noch zu definierenden Prozentzahl "mehr" an Länge. Diese Prozentzahl lässt sich durch den Unterschied "Hilfskreis zu Rechteck" ja gut definieren und auf alle anderen Größen adaptieren.
@Marcopolo Hallo Marc, Danke, ich sehe es auch so. Für den Fall der Umsetzung muss ich für die La Creole nach derzeitigem Kenntnisstand 5 verschiedene Größen der Jungfern anfertigen. Mit Hilfe eines Zeichenprogramms kann ich Jungfern einfach durch skalieren mit den notwendigen Größen abbilden, da ich davon ausgehe, dass die Proportionen ( Verhältnis Höhe / Dicke, Lochabstand, Bohrungsdurchmesser, Randabstände etc.) immer die gleichen sind. Oder sehe ich da vielleicht etwas falsch?
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Quelle: Boudriot, Monographie LA CREOLE , S.104 Die Backbord-Fockrüste des Originalmodelles in Paris
Die ältere und übliche Ausführung runder "Püttings"-und "Wantjungfern" mit deren Einbindung in die "Unter-Wanten". Die Abb. zeigt hierbei erkennbar die mit "halben Schlag" nach hinten gedrehten Tampen, die genau über der Wantjungfer mit den sog. "Herzbändseln" eingebunden sind. Beigebunden wurde der Rest des "Wanttampen" innen mit zwei weiteren Bändseln, dem "Tamp"- u."End-Bändsel".
Da bei durchqueren verschiedener Klimazonen das "Recken" oder nachlassen der Hanf-Wanten stattfand, mussten daher die Tampen auch lang genug, hinter dem Want zum "steifsetzen" mit lösbaren Bändseln gesichert sein. Das "steifsetzen" erfolgte in der Regel mit einer an den Taljereepen angeschlagenen Talje mit Zugrichtung nach oben.
Da auf der Rüste ein Jungfern-Paar sich am Original-Modell verdreht hat, ist in deren Seitenansicht das oben erläuterte erkennbar! ...........................................................................................................................................................................
Die Jungfern der Atlas-Tafel 212 mit etwas ovaler Form ( siehe auch S.154 der Monographie La CREOLE) kommen unten sowie oben als Wantjungfer, da aber um 180 Grad gedreht zur Anwendung.
Dabei ist die Funktion des unteren Ansatzes einen zu kleinen Biegeradius des Eisenstropps zu vermeiden, sowie bei Beschädigung ein einfaches Austauschen der Jungfer aus dem Stropp zu ermöglichen.
Da das einscheeren der Taljereeps gegen "die Sonne" erfolgt, zeigt nun die kleine plane Fläche an der Wantjungfer" mit ihrem einzelnen Loch nach oben. Dies bildet damit das "Herz der Jungfer" mit Auflage für das meist schon auf dem "Takelboden" an Land vorgefertigte "Wantauge mit "Herzbändsel".
Proportionen
Die Plan-Zeichnungen der Jungfern und Blöcke gelten in all ihren Abmessungen in Proportion und Tauwerksdurchmesser zueinander.
Jungfern.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Quelle: Johann - Archjofo
Sie können daher wenn ein Tauwerksmaß im Durchmesser gegeben ist, auf dem Rechner maßstäblich linear verkleinert oder vergrößert werden. Damit ergeben sich auch automatisch die Durchmesser der Eisenstroppen der Püttingsjungfern mit ihren schmäleren Keepen, die ja ebenso in Proportion in ihrer Zugfestigkeit zu einem Wanttau stehen!
Boudriot gibt mit Originalmaßen im Durchmesser für "Fock-Wanten" (52mm) und "Jungfern" (290mm), aber manch andere Tauwerk zum Thema bleibt leider unerwähnt! Als Arbeits-Beispiel zur maßstäblichen Ausführung, wird daher einmal das Originalmaß der Fockwanten angeführt, welches 163,3 mm Umfang ergibt.
Ergänzungen nach Bobrik (1848) und Hildebrandt (1866)
Taljereepen:.................................................... 1/2 Umfang der Hanfwanten = 81,6mm Herzbändsel der Wantjungfer:............................ 1/6 Umfang der Hanfwanten = 27,2mm Endbändsel: .................................................... 3/4 Umfang der Herzbändsel= 20,4mm Jungfern-Durchmesser von Pockholz:..................1 x Wantumfang Jungfern-Durchmesser von Rüster u. Esche:.........1 1/2 Wantumfang
Danke für die aufschlussreichen und interessanten Informationen zu den Püttings- und Want- jungfern. Dieser Beitrag von Dir ist wiederum eine willkommene Bereicherung meines Bauberichtes, und zudem äußerst hilfreich.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Auch ich möchte hier bei dieser Gelegenheit die Qualität und die Ausführlichkeit von Peters @peternavalis ' Rechercheergebnissen einmal für uns alle deutlich hervorheben. Ich glaube, vielen ist es nicht bewusst, welch immenser Zeitaufwand hinter dieser exquisiten Arbeit steckt. Daher kann ich die von Peter geleistete Arbeit gar nicht so hoch bewerten, wie sie es verdient hat. Man darf an dieser Stelle nicht vergesen, dass er dies alles unentgeltlich und nicht zu seinem Vorteil macht. Die Anerkennung dieser "goldenen Dienste" ist sein ganzer Verdienst. In Arbeit stehende Menschen bekommen diesen Verdienst monatlich in Form ihres Lohnes ausbezahlt. Da erscheint es mir mehr als angemessen, dies hier in aller Deutlichkeit zu sagen: Herzlichen Dank, lieber Peter für Dein Engegement. Deine Kommentare und Recherchen setzen wahrlich Maßstäbe!
So wie es Marc ausgeführt hat. Peter ist ein hervorragender Kenner des historischen Schiffbaus. Zuverlässig und genau stellt er seine Ergebnisse ein, meist mit Bild. Auf ihn kann man sich verlassen. Dazu immer verbindlich.
Danke, Peter!
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Ja, auch ich bin von der Akribität der Recherchen beeindruckt. Als Neuling auf dem Gebiet des historischen Modellbau ist es für mich eine wichtige Erkenntnis für den Erfolg auf das Aussehen eines guten historischen Modell.
So, heute habe ich das georderte Buchsbaumholz zur Herstellung der Jungfern erhalten. Überraschend gleichmäßige Qualität, was beim europäischen Buchsbaum nicht immer gegeben ist. Mir ist es dabei wichtig, dass es sich um echten europäischen Buchsbaum handelt. Buchsbaumersatzhölzer gibt es jede Menge. So z. B. Amarello, ein Holz aus Brasilien, wird gerne als Buchsbaum angeboten, hat aber damit nichts zu tun. Es ist jedoch in größeren Abmessungen verfügbar.
Also, ... Augen auf beim Buchsbaumkauf ... ! IMG_9875.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Sind hier die Enden der Buchsbaumriegel auch mit Wachs getränkt? Wie entfernst du das bitte? Da gab es ja vor Kurzem einen Beitrag mit verschiedenen Ansichten. Grüßle
Gruß Charlie1805
„ alles ist Schwierig, bevor es Leicht wird „ „ Home is where the Anchor drops „
Projekte : HMS Fly 1776 M 1:64 ( Amati ) HMS Fly 1776 M 1:48 HMS Fly 1776 Querschnittsmodell M 1:24 HMS Atalanta M 1:48
Herstellung der Abstützungen für die Rüstbretter Die Frage zur Form der Jungfern treibt mich nach wie vor um. Weitere Recherchen in dieser Richtung brachten keine neuen Erkenntnisse.
Außer, dass die Anfrage bei G. Delacroix Folgendes ergeben hat: Er empfiehlt, die Jungfern rund wie von J. Boudriot im Plan angegeben auszuführen. Er begründet seine Empfehlung mit der Tatsache, dass die Darstellung der tropfenförmigen Jungfern im Atlas du Genie Maritime aus dem Jahr 1833 stammt, und die La Créole bereits 1829 vom Stapel gelassen wurde. Letztlich steht diesbezüglich noch eine Entscheidung aus, die auch im Kontext mit dem Zustand der La Créole bei der Erstindienststellung im Jahr 1830 gesehen werden muss, dem wohl auch das Pariser Modell entspricht.
Zwischenzeitlich beschäftige ich mich mit der Herstellung der Abstützungen der Rüstbretter. Die Detailausführung dieser Stützen klärte ich bereits vor einiger Zeit beim Bau des Schnittmodells zur Probeaufstellung der Carronaden. Insofern möchte ich mit diesem LINK an die Stelle im Baubericht verweisen, um Wiederholungen zu vermeiden.
Es werden insgesamt 26 Abstützungen benötigt, welche aus einem „Flacheisen“ und einer runden Stütze bestehen. Besondere Beachtung ist der Verbindung der runden Stütze mit dem „Flacheisen“ zu geben. Dementsprechend feile ich die runden Stützen an dem jeweiligen Ende so in Form, dass ein Dorn mit dem erforderlichen Winkel in eine Bohrung am Ende des „Flacheisens“ gesteckt werden kann.
Die beiden so vorgerichteten Teile verbinde ich dann durch Hartlöten. Zum ersten Mal verwendete ich Hartlötpaste, was für diese filigranen Verbindungen sehr gut geeignet ist. Das ergibt eine sehr feste Verbindung.
Auf dem ersten Bild ist das Ablängen der „Flacheisen“ mittels kleiner Arbeitshilfe zu sehen. IMG_9883.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die folgenden Bilder zeigen neben den vorgerichteten Teilen auch bereits fertig verlötete Abstützungen. Bei genauerer Betrachtung des ersten Bildes sieht man den zugefeilten Dorn, der in die entsprechende Bohrung gesteckt wird, um verlötet zu werden. IMG_9888.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
IMG_9894.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Die Paste ist super und sehr zu empfehlen! Ansonsten geh ich jetzt mal wieder weinen ob der Qualität Deiner Arbeit ... oder ich ess ne chinesische Ente pikant ...
Johann, es macht einfach riesige Freude, dir bei deiner "Schmuckarbeit" zuzusehen. Jedesmal entstehen dabei Ausstellungsstücke! Falls ich es überlesen habe: Woher bezieht man die Lötpaste?