Hallo Peter, da warte ich doch sehr gerne und bin mächtig gespannt, was Du hier an Erkenntnissen zu Tage förderst. Jedenfalls vielen, vielen Dank im Voraus.
"Die Boote haben innen einen grünen Anstrich, außen sind sie schwarz mit einer oder zwei weißen Lininien. Die Metallarbeiten sind entweder schwarz oder blank gescheuert. Die Boote sind auch manchmal jedes in einer anderen Farbe gestrichen."
Da lag ich mit meiner diletantischen Gockeldeutung, dann doch nicht ganz daneben. Letztlich war es vielleicht dann doch auch dem Geschmack des Kommandanten überlassen, wie die Boote farblich gestaltet worden sind, und weniger den Vorschriften der Marine, oder?
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
'pink camouflage' ... gab es während des Zweiten Weltkrieges in Nordafrika bei den Engländern ...
In vielen Marinen war es den Kommandaten bis in neuere Zeit freigestellt, die Gig nach ihrem Gusto ausstatten zu lassen - wenn sie denn dafür selbst bezahlten. Die Kaiserliche Marine gab dafür allerdings einen (engen) Rahmen vor - eine rosa Gig wäre nicht möglich gewesen.
Guten Morgen Eberhard, Pink-camouflage war auch eher als "Scherzle" gedacht. Ich versuche natürlich, meine Chaloupe so authentisch als möglich zu bemalen und habe diesbezüglich diesen Threat geöffnet. Warten wir ab, ob unser lieber Peter mehr an Details zu Tage fördert. Parallel suche ich auch ständig nach Hinweisen, merke aber zunehmend, dass man zu einer tiefgründigen Recherche in diesem Fall klar des Französischen mächtig sein sollte und allgemein auch eine gründliche Basis in Sachen Recherche besitzen muss.
Zu den etwas problematischen Themen gehört schon immer der Anstrich von historischen Schiffsmodellen Ob gänzlich in Blankholz belassen oder authentisch bemalt, scheidet dabei generell die Geister ganz erheblich. Zur Fraktion mit entschiedenem Anspruch auf original getreu bemalte Modelle, gehören heute jedoch zweifelsohne die meisten Schiffahrts-Museen. Besonders auch dann, wenn sie ihre Sammlungen durch moderne Exponate noch ergänzen müssen.
Wie sich die Farbgebung am Historischen Schiff über die Zeitläufte geändert hat, vermittelt uns dazu in der Übersicht am Beispiel englischer Kriegschiffe eine Farbtafel aus dem Jahr 1925. Wobei viele der hier gezeigten Farbschemas in Abwandlung auch an Kriegsschiffen anderer Nationen nachgeahmt wurden.
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Quelle: L.G. Carr Laughton, OLD SHIP FIGURE-HEADS AND STERNS, London u. New York: 1925 Zum Thema passend, dazu das Kapitel X, Seite 257; PAINTING AND GILDING, das in der Beschreibung auch marginal auf französische Schiffe eingeht.
Allgemeines zur Farbgebung der CHALOUPE / Barkasse von 1834
Es galt fast generell die Regel das Bootsinnere zu diesen Zeiten, in der selben Farbe wie auch binnenbords das "feste Schanzkleid" des Schiffes zu malen. Das Originalmodell der LA CREOLE und jenes der BELLE POULE zeigen jedoch diesbezüglich, noch die zu dieser Zeit bereits antiquirte Farbgebung mit den traditionellen OCRE / Ocker Farben.
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Quelle: Homepage , MUSEE DE LA MARINE, Paris Decksboote der LA BELLE POULE,1834. Das Schiff führt noch seine alten Karronaden und noch keine Bombenkanonen / Canon Obusier!
Jean Boudriot weist in der Monographie zu den Farbangaben (Seite 100) der LA CREOLE zurecht darauf hin, dass zwischen 1835 - 1840 durch Reglement eine "VERT DE MERE" (VERT EMPIRE) in der französischen Marine eine grüne Schiffsfarbe binnenbords eingeführt wurde. Die unten aufgeführte Farbkarte zeigt diese in ihrer dunkel-grünen Farbschattierung auch drucktechnisch ganz annehmbar wiedergegeben. Diese kam damit so auch in den Booten zur Anwendung, was jedoch später durch eine weiße Schiffsfarbe zu den 50er Jahren abgelöst wurde. Das außenbords Schwarz / Noir mit den weißen "Batteriestreifen" blieb jedoch weiterhin erhalten.
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Quelle: Jean Boudriot - Hubert Berti, Monographie, BRICK DE 24 LE CYGNE,1806 -1808, Paris
Anstrich der Schaluppe:
SCHWARZ: Bootskörper außen, mit der farblichen Trennungslinie zwischen Schwarz und Grün auf der Innenseite der Oberkante des Setzbordes mit den Rojepforten.
Eisenbeschäge außen,wie Bugsprietbrille, Halter des Treiberbaumes achtern, Augbolzen zur Takelage außen und binnen, Ringbolzen für Fangleine und Heiss-Stropp, Zwei Bootsdraggen nebst Kette.
Losnehmbare Laufschienen und Kanonenlafette der bronzenen 24 Pf.Bootskanone samt Beschlägen.
Dunkelgrün, Meeresgrün / Vert de mer, (Vert Empire): Der gesammte Innenanstrich in Grün statt Ocker, laut Modellfoto der LA BELLE POULE oben!
Natur belassen: sämmtliche losnehmbare Sitzgelegenheiten, Bodenbretter der Plichten und Laanen, Fußstützen, Grätings, Rundhölzer der Bootstakelage , Riemen und Bootshaken.
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Quelle: Jean Boudriot, Monograhie Seite 100, LA CREOLE 1827
Mein lieber Peter @peternavalis Ich kann Dir gar nicht genug danken für diese quasi Komplett-Malanleitung für meine Chaloupe. Nun ist die Umsetzung kein Problem mehr. Nochmals: vielen herzlichen Dank.
PS: dann steht das Wochenende hier bei mir ganz im Zeichen von Schwarz/Grün... Da dies in Baden Württemberg seit 02/05/2016 sowieso Programm ist, bewege ich mich hier total im Strom. Politische Ähnlichkeiten sind ausgeschlossen!
Auch hier wieder ein wertvoller Beitrag von Peter @peternavalis , den ich natürlich sofort in mein Archiv zur Chaloupe der La Creole verfrachten werde. Danke dafür! Da kommt man schon ins Grübeln, ob ich nicht doch noch mit Farbe arbeiten soll ... Nee, zu spät, aber vielleicht beim nächsten Modellbauprojekt ...
Viele Grüße Johann
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generell bin ich immer für Farbe. Aber Deine wunderbaren Boote schwarz und grün anmalen.
Auf dem Bild von Beitrag #2 frage ich mich nach Peter's Recherche, ob hier das Spantgerüst der Boote in dem Meeresgrün gemalt ist? Zumindest ist Spantgerüst in einem anderen Farbton gehalten, als zum Beispiel die Duchten. Da die Lichtverhältnisse im Museum mit dem Neonlicht nicht so optimal waren und ich diese Bilder mit einer Low-light-Funktion gemacht habe, kommen die Farben leider etwas flau rüber. Vielleicht hast Du noch Bilder von den Booten, auf denen man die Farben noch besser erkennen kann?
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Hallo Zusammen, ich bin grad am Experimentieren...
Die Grüne Farbe für den Anstrich innen: Wenn ich mir da Peters Farbtafeln anschaue und dann meine Proxxon-Geräte... ich denke, das das Proxxon-Grün farblich gar nicht so daneben ist. Was meint ihr? Ein schmutziges Grün, mit ordentlich Gelbanteil (Öl-Firnis in den alten Farben)...vielleicht einen Tick dunkler.
also, ich finde ja Deine Böötchen vom Allerfeinsten, echt Klasse! Die Varianten darzustellen ist ein Super Idee, insofern bin ich auch auf die Variante mit den Farben wirklich gespannt. Vielleicht sehen die Farben gut aus, vielleicht auch nicht, aber trotzdem wird es eine sehr interessante Darstellung - und Gegenüberstellung. Dein Farbvorschlag, hmm, waren die Farben zu dieser Zeit wirklich noch so dunkel, ich dachte immer, daß die Farbtechnik damals schon etwas fortgeschrittener war?
Tschüss Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
ich habe auch noch Fotos, die mir Eberhard @wefalck von einem Museumsbesuch freundlicherweise mitgebracht hat. Hier zum Beispiel die Pinasse, die in der Barkasse mittschiffs gelagert ist: LA CREOLE-MNMP-26.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Foto:Wefalck
Die Innenseite sieht zwar gestrichen aus, vielleicht ein schwarz mit grünstich, aber schwer zu sagen, um was für eine Farbe es sich hier definitiv handelt.
@Marcopolo Hallo Marc, da es ja zum Thema passt, erlaube ich mir dazu weitere Fotos zu zeigen. Ich würde bei der Farbwahl, zu einem dunklen nicht so frischen Grünton neigen. Wie hier bei dem Modell der Muiron, frégate de 44 canons, 1797 aus dem Pariser Museum.
@marc: ich würde intensiv weiter nach einer verläßlichen Vorlage für ein bemaltes Boot suchen, bevor Du Dich endgültig für einen Farbton entscheidest. Ich weiß noch, wie schwierig es damals war, das richtige Rot für meine Vasa zu finden. Ohne die Beratung von Hans Soop vom Vasa-Museum hätte ich damals total daneben gelegen. Mangel an Wissen wird dann nämlich gerne durch den eigenen Geschmack ersetzt. Und der ist nur selten historisch richtig.
Grüße, Alexander
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