Es bleibt nun aber zu hinterfragen ob auch im Bootsinneren noch vor Einbau der Duchten, die entsprechenden sichtbaren schmiedeeisernen Bootsnägel, Kielbolzen im Kielschwein, Aug-, und Ringbolzen zu Heiss-Stroppen, Fangleinen etc., eingebaut werden sollen?
Diese wie beim Vorbild auch, dringend erforderlichen "Fittings" sind im Delacroix -Plan teilweise leider etwas zu kurz gekommen und bedürfen sicherlich noch geringfügiger Recherche und Ergänzung! Dies betrifft u.a. auch die Bootsriemen und Rundhölzer deren zugehörigen Einrichtungen ja ebenfalls auf dem Original-Plan (1834) gezeigt werden, aber bei Delacroix nicht dargestellt sind!
1. Anderst ausgedrückt; Es funktioniert ohne diese Details die seemännische Handhabung dieses normalen Schiffsbeibootes nicht, welches bei Bedarf und des Einsatz-Zweckes mit der 24 Pf. "Bootskanone" armiert wurde. Auch konnte dieses armierte Boot mit mittschiffs gezurrter Kanone nun ähnlich wie eine KANONENSCHALUPPE unter Segel gebracht werden, was sicherlich eine zusätzliche Modellbau- Variante offerieren würde!
2. Die erwähnten abgesenkten Kielbolzen hatten die Aufgabe eine feste Verbindung zwischen Kielschein-Oberkante mit Kiel-Unterkante herzustellen, um damit zusätzlichen Halt für das ganze Spantwerk im Bereich der Bodenwrangen zu schaffen, wenn es mit seinen 5,85 t aus dem Wasser kam. Teilweise waren diese Kielbolzen, daher auch als Augbolzen vorn und achtern ausgeführt und ersetzten damit die verklinkten, sonstigen wenigen "Durchbolzen".
3. Auf DeinerTafel 3 mit der Hauptspantzeichnung ist zudem erkennbar, dass die beiden "Laanen" (Weger) zu Reinigungszwecken unmittelbar neben dem Kielschwein losnehmbar waren und daher auch keine Nägel zeigen sollten. Gehalten wurden diese beiden Weger durch jeweils 6 Bolzen, die statt einem rundem Kopf über eine Nase verfügten, welche dort oben und unten über die 2 Wegerkanten reichten.
Guten morgen, lieber Peter @peternavalis , ich danke Dir von Herzen für diese Ergänzung und für Deine Feststellungen.
Ich darf Dir hier über meinen Plan bzw. über die mir bekannten, aber noch fehlenden und noch nicht eingebauten Details berichten: 1. Die beiden Laanen links und rechts vom Kielschwein sind herausnehmbar und werden wie von Dir beschrieben noch gesichert. 2. Das Kielschwein erhält VOR Einbau der Duchten noch die fehlende Mastspur und die entsprechenden Kielbolzen. 3. sämtliche Nägel, welche das Bodengarnier sichern werden im Moment hergestellt und eingebaut. Dies betreffen auch die Nägel für die Innenbeplankung des Bugbereiches.
Nun zu meinen Fragen an Dich: 1. Die Position der von Dir beschriebenen Aug- und Ringbolzen sind mir nicht bekannt. Wo finde ich hier entsprechende Literatur/Pläne? 2. Gibt es Pläne, auf denen die Position der "Fittings" oder der Riemen und der Rundhölzer sichtbar und vermaßt sind?
Es würde mich sehr freuen, wenn Du Dich hierzu äußern könnest.
Ich werde Dir diesbezüglichen Detail-Fragen natürlich schon beantworten, doch kann ich Dir wie vielleicht gewünscht, nicht alles so einfach aus dem Ärmel schütteln! Das heißt, ich muß dass für Dich sorgfältig ERARBEITEN und geht daher nicht auf die SCHNELLE ! Soll ja auch anderswo dauerhaft fachlichen Bestand haben, weil dieses Modell bekanntlich häufig gebaut wird.
habe jetzt mal deinen BB gelesen (wenn wir uns das nächste mal sehen kannste mich verkloppen, weil ich ihn erst jetzt gelesen habe). Hervorragender Modellbau allerfeinster Güte!
Habe mal für Dich auf dem Transversalmaßstab des Originalplanes von 1834, die größten Rundholz-Durchmesser herausgemessen!
An den Messpunkten ergaben sich folgende Orignalmaße unmittelbar an den Duchten, respektive beim Bugspriet, sowie dem Treiberbaum an deren Hielen, also noch über den Spurzapfen.
Zu "Hielen" ist zu sagen, dass damit bei Masten das unterste, oder hinterste Ende des Treiber- Baumes oder Bugspriets gemeint ist, an dem sich noch der viereckige Spurzapfen anschließt
Diese Durchmesser sind daher wichtig, weil Du an Beschlägen und Duchten sowie am Spiegel Ausnehmungen hast, die mit den größten Rundholz-Durchmessern übereinstimmen müssen!
Anmerkungen: Die Axe des Bugsprietes ist parallel zur CWL. Die Axe Treibermast befindet sich außermittig an Bb. 590mm. Die Axe Treiberbaum Bb. befindet sich parallel zur CWL und außermittig 730mm.
Die Originalmaße wären zur Wahrung der Maßstäblichkeit dann in M 1:25 umzurechnen!
Lieber Peter @peternavalis Recht herzlichen Dank für Deine tolle Arbeit und Deine Mühe. Ich versuche, Deine Recherche selbstverständlich so gut wie möglich umzusetzen. Nochmals: vielen Dank!
Die Nägel (ca. 550) wurden hergestellt (aus 2 mach 1), geschwärzt und eingeschlagen. Außerdem wurden die Halteklampen der beiden Weger links und rechts des Kielschweins hergestellt und verklebt. Das Kielschwein wurde mit durchgehenden Bolzen gegen den Kiel gesichert. Diese Bolzen sind aus 1 mm Messingdraht. Dieser wurde in den Schraubstock, aus dem zuvor das Profil eines Vierecks ausgefeilt wurde, gesteckt und mittels Hämmerchen in Form geklopft. Die Bolzen haben oben am Kopf einen Durchmesser von 1,25 mm. Die Duchtweger wurden verklebt und mit Nägeln gesichert. Ebenso wurden die beiden Dwarsbalken zum Versetzen des Bootes eingebaut. Die Duchtweger werden am Bug und Achtern durch die Dwarsbalken begrenzt. Die Dwarsbalken gehen durch die Beplankung nach außen. Dieses Detail wird später noch hergestellt.
Hier mal ein Größenvergleich: Halteklammer mit Nagel versus Luftgewehrkugel oder Lord Nelson in 1:100
Chaloupe_0243.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Hier noch ein Detail, der die Größe meiner Nägel zeigt. Ungeschwärzt der kleinste mir bekannte erhältliche Kupfernagel mit 0,5 x 9 mm, Kopfdurchmesser < 1 mm. Daneben der von mir gekürzte und geschwärzte Nagel. Der Riese im Hintergrund ist "Marcopolo im Tartarengewand im Maßstab 1:25".
eine saubere Arbeit, die Du da ablieferst. Respekt!
Das Detail der Halteklampen habe ich schon bei diversen Modellen gesehen. Jedoch habe ich mir bisher zu dessen Funktion noch keine Gedanken gemacht. War das so gedacht, dass man die Bodenbretter links und rechts vom Kiel leicht entnehmen konnte, um den Kielraum zu prüfen bzw. zu säubern?
Auf die Mastspuren bin ich auch gespannt.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Hallo zusammen, habt vielen Dank für Eure zahlreichen "gefällt mir" und den netten Kommentar von Johann.
Johann @archjofo : Genau das ist der Sinn dieser herausnehmbaren Weger links und rechts des Kielschweines. Sie sollten den Zugang zur Bilge ermöglichen. Die Klampen konnten gedreht und das Brett herausgenommen werden. Dafür mussten die Klampen so stark wie die Abstände der Bretter zueinander sein. Das gleiche hat man auch mit den beiden mittigen Brettern auf dem Podest Achtern machen können. Wobei sich mir bis jetzt noch nicht erschlossen hat, wie die Bretter verankert wurden, da diese ja ohne Zwischenräume angebracht waren.
Das mit den beiden losnehmbaren Laanen (Weegern) hast Du richtig erklärt.
Kielbolzen würden auf Grund ihres Schaftdurchmessers jedoch nicht wie beim Großschiffbau durch die Bodenwrangen gehen, weil deren Querschnitt über dem Kiel dafür zu klein war, wie die Originalzeichnungen noch von 1902 belegen.
Der Fußboden der Achterplicht mit den losnehmbaren Planken hat ähnliche Funktion zur Reinigung und es muß vorallem der Zugang zu den darunter liegenden Heissbolzen möglich sein. Dieser Heissbolzen im achteren Knie eingelassenen, war ein sog. Ringbolzen dessen Schaft an der Kielunterseite verklinkt war. Auch wurde der zweite Bolzen bei Ankermanövern zum abstoppen des Bojereeps gebraucht. Die Bodenbretter fanden ihren Halt und dass sie nicht aufschwammen, darunter durch kleine angenagelte Knaggen vorn und achtern (kurze Vierkant- Querhölzer an der Brettunterseite) Die dermaßen damit eingepassten beiden Planken erhielten zudem vorne 2 kurze Langlöcher von ca. 12 cm Länge an der inneren Brettkante, damit man zum anheben mit den Fingern hineinkam. Achtern endeten beide Planken unter dem Achterschott des Fußbodens und wurden dadurch dort auch gehalten.
Was jedoch noch etwas unklar ist, ob der Vor,-und Achtersteven noch Fangleinbolzen erhalten müssen, was ich schon glaube. Einen Bildbweis würde dazu allerdings nur das Modell der LA BELLE POULE mit ihrer 10m oder 11m Barkasse liefern !
siehe diesbezüglich auch meine Kutterzeichnung unten !
IMG_NEW.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
[b]Quelle: Boudriot,Jean: Planauszug aus Monographie zur LA CREOLE[/b] Bei der 8,50 m Barkasse befindet sich der Heissbolzen als Ringbolzen achtern unter den Bodenbrettern der Achterplicht
Quelle: 7,50 m langer dt. Marine-Kutter Kl. IV von 1873
Die Kutterzeichnung veranschaulicht das Prinzip und das anschlagen eines Heiss-Stropps. Zur Aufnahme des Bootsgewichtes bei genügender örtlichen Festigkeit fungiert hier der Heiss-Bolzen mittels eines Ringbolzen zugleich auch als Kielbolzen. Der Heiss-Stropp selbst, bestand bei Deiner Schaluppe allerdings noch nicht aus einer Kette sondern einem Taustropp mit Haken und Kausche von angemessener Tragfähigkeit.
Hallo Peter, ich danke Dir von herzen für diese tolle und aufschlußreiche Erklärung. Die Kielbolzen kann ich nun leider nicht mehr ändern, da ich das Kielschwein nicht mehr ausbauen und neu einsetzen kann. Auf den Einbau des unter der achteren Plattform liegenden Heissbolzens kann ich ja verzichten, nicht aber auf das Detail des Langloches. Dies werde ich noch nachträglich einfräsen.
Hallo Don MARCO; Ich will nicht einfach gefällt mir anklicken, sondern Dich wissen lassen, dass mich die detailfreudige und saubere Ausführung sehr beeindruckt. Ne bisschen eigen muss man schon sein, wenn man diese Winzlinge von Nägel herstellt und verbaut, aber wir haben halt einen Vogel. Weiterhin frohes Schaffen.
Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Liebe Leser, ich habe mir erlaubt, die letzten paar Kommentare, die ja "vogelwild" waren, zu entfernen, um den Baubericht sauber und themenbezogen zu halten. Bitte nicht falsch verstehen, aber dieses Projekt ist mein "Traummodell" und mir deshalb sehr, sehr wichtig. Ich hoffe, niemanden vor den Kopf gestossen zu haben.
Gestern wurde beim Arbeitskreis-Stammtisch in München auch Dein Modell im M. 1:25 thematisiert.
Die Handwerkskunst wurde allgemein gelobt, aber bezüglich der Befestigungs-Mittel gab es Rückfragen. Einig war man sich diesbezüglich schon, wenn man diese im Maßstab weitgehend maßstäblich zeigt, dann bitte konsquent aber auch alle!
Kupferne BOOTSNÄGEL / CLOUS en CUIVRE ROUGE haben natürlich in der Beplankung etc. nach der hier eingestellten Tabelle 15 Atlas du Genie Maritime (Beitrag 192) Anwendung gefunden. Es lassen sich jedoch die zugehörigen maßstäblichen KLINKSCHEIBEN / CONTRE RIVETS als geätzte Kupferbeilag-Scheiben, nicht so ohne weiteres auftreiben !?
Dieses Problem wird auch bei anderen Modellbauern zu Kompromissen führen müssen, wenn sie in sehr großem Maßstab bauen und auch eiserne Klink-Bolzen zeigen wollen oder müssen!