Deine Takelarbeiten sind fast abgeschlossen,- wie immer ganz hervorragend. Wenn du dein neues Projekt die Lenox beginnst hast du das Problem, das es keine Zeichnung des Heckspiegels im Buch von Richard gibt. Die Van de Velde Ansichten der Lenox sind gut, aber du must die Dekorationen auch zeichnerisch umsetzen. Da die Hackborddekoration der Lenox fast ident mit der Hampton Court ist, kannst du wenn du willst die Zeichnungen von meinem Plan verwenden.
Liebe Grüße Willi (schifferllbauer)
Mut ist - wenn man die Angst durch eigene Kraft überwindet.
auch wenn es noch eine Weile dauert nehme ich Dein großzügiges Angebot dankend an. Über die fehlende Heckspiegeldekoration hatte ich mir auch schon Gedanken gemacht und aus den Van de Velde Zeichnungen ist es nur schwer zu entnehmen. Nochmals vielen Dank und liebe Grüße Volker
wunderschönes Modell - Ich freue mich schon sehr auf die finalen Bilder (und auch auf dein neues Projekt) Die Lennox wird dann sicher auch bei unserem Stammtisch mit Willi hier in Wien immer wieder ein Thema werden.....
Langsam geht es an die anderen Feinheiten: Obwohl selten auf zeitgenössischen Modellen dargestellt, habe ich dennoch die Deckeltakelung der Stückpforten und die Sorgleinen (Rudder tackles) angebracht. Die Sorgleine diente in erster Linie zur Sicherung des Ruders bei schwerem Wetter (Entlastung der Pinne). Wenn in Funktion, wurde am Ende der Kette ein Block eingebunden, der über eine Talje mit einem 2. Block unter der Rüste des Besanmastes verbunden war. Die Talje wurde über eine offene Stückpforte bedient (Harland: Seamanship in the Age of Sail, S.209). Bei Bruch der Pinne oder andere Beschädigung des Rudermechanismus diente die Kette zudem als provisorische Steuerhilfe. Da die Scheuerwirkung von Block und Kette die Schiffsseiten beschädigen konnten, benutze man meist zusätzlich eine Stenge als Abstandshalter. Typisch für Schiffe dieser Zeit waren u.a. die senkrecht geteilten Stückpfortendeckel über den Rüsten. Offenbar sah man sie gegen Ende des 17. Jahrhunderts an dieser Stelle als geeigneter an als die bisher oben aufgehängten Abdeckungen (zu nahe an den Wanten, Schutz der Wanten vor Mündungsfeuer, einfachere Demontierung). Häufig wurden die senkrechten Stückpfortendeckel erst beim "refit" der entsprechende Schiffe eingebaut (Endsor: The Master Shipwright´s Secrets, S. 29).
achilles
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half gunports.jpg
rudder tackles.jpg
Lieber Volker, dies ist erneut ein wunderschönes Modell! Ich freue mich immer Deinen tollen Fortschritten zu folgen. Und es ist fast zu schade, wenn das Projekt vorbei ist und keine weiteren Bilder dann mehr folgen. Aber, dein nächstes Projekt, die LENNOX, wird bestimmt ein würdiger Nachfolger werden.
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Diesmal nicht der Regen; der Lockdown gab Zeit: Die Backboard-Anker wurden angebracht. Üblicherweise trugen die größeren Schiffe dieser Zeit 4 schwere Anker. 2 Buganker ("bower anchor") und 2 Pflichtanker ("sheet anchor", auf dem hinteren Teil der Rüste). Falls Letzterer hinter der Rüste lag, sprach man von "waist anchor". Richtigerweise müsste man auf den Bildern den hinteren, kleinen Anker ohne Ankerkabel als Raumanker ("spare anchor") bezeichnen. Als eigentliche "sheet anchor" galten dagegen Rüstanker mit dauerhaft eingebundenen Kabel. Für die Kabel der Buganker wurden die inneren Ankerklüsen, für die "sheet anchor" die äußeren Ankerklüsen benutzt. Einer der großen Buganker galt als Arbeitsanker ("best anchor") und war meist dauerhaft mit dem Kabel versehen. Üblicherweise lag er in nördlicher Hemisphäre (Windverhältnisse, "riding the sun") auf Backbord, in südlicher Hemisphäre auf Steuerbord; bei der französischen und englischen Kriegsmarine jedoch häufig umgekehrt. In Holland, je nach Heimathafen, abwechselnd. Auf den Bildern habe ich die Situation unmittelbar nach dem "second catting" dargestellt, d.h. der Moment, nach dem der Anker in horizontaler Position fixiert und mit Hilfe des Kattblocks am Schaft angehoben wurde. Näheres dazu später. Bei größeren Schiffen benutzte man zusätzlich noch sogen. kleinere "Wurfanker" ("kedges", "warping anchor"; im späteren Jahrhundert mit Eisenstock), die häufig auf der Großrüste gelagert und mit den Booten ausgebracht wurden (in seichten Gewässern).
achilles
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bower sheet anchor bb.JPG
sheet bower bb.JPG
Danke für die ausführlichen Erklärungen. Wie immer eine Top-Leistung.
"Tout le monde connaît le nom du Vengeur, combien peu connaissent celui du Redoutable!" -- Auguste Jal, 1867 ----------------------------------------------------------------------------------------------
in work: La Belle POF 1/36 Le Redoutable POF 1/48 ; 74-Gun Temeraire-Class by Jacques-Noël Sané Bucentaure, POF 1/48; 80-Gun Bucentaure/Tonnant-Class by Jacques-Noël Sané (Projektierungsphase)
Regen machte es möglich, die Steuerbordseite zu "beankern". Das gezeigte "fishing the anchor" (Pentern des Ankers) galt als eine gefährliche, schwere und komplizierte Arbeit und erforderte eine eingeschworene Mannschaft. Nach Bergen des Ankers wurde der Haken des Kattblocks von aussen nach innen mit Hilfe von Führungsleinen ("cat tackles" = "cat back, second cat back") in den Ankerring eingehakt und bis zum Abstand von 2 Blocks am Kranbalken hochgezogen ("catting the anchor"). Um den Anker auf der Rüste zu lagern und in horizontale Position zu bringen, umfasste der mit Leinen geführte Haken ("fish tackle") des am Penterbalken eingebundenen Fischblocks den inneren Arm und rutschte nach Belastung hinter die zugehörige Flunke. Das Anheben geschah meist mit Hilfe schwerer Doppelblöcke ("the viols") an Deck bzw. auf Zweideckern dem zusätzlichen Einsatz eines Jeerspills. Um bei dieser Prozedur eine Beschädigung des Rumpfes durch den nach innen abkippenden unteren Teil des Ankerstocks zu vermeiden, sicherte man ihn am oberen Ende durch Taue ("stock tackle"). Obwohl selten dargestellt, war das stock tackle als Sicherung auch auf Fahrt üblich. Ankerboje und Bojentau sind im Bild lediglich provisorisch auf der Rüste gelagert. Der Pflichtanker (sheet anchor) ist bereits auf der Rüste fixiert und noch mit dem Ankertau eingebunden. Auf Fahrt wurden die Taue entfernt und die Ankerklüsen mit Leinenrollen und Rundbrettern verschlossen.
achilles
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Fishing Anchor 1.JPG
Fishing Anchor 2.JPG
Fishing Anchor 3.JPG