interessant wie Du bei der Decksbeplankung vorgehst. Das Ergebnis sieht überzeugend aus. Schön sind auch immer die Einblicke in die Werkstatt.
Kannst du zur Anwendung von Knochenleim noch etwas ausführen? Wie trocknet er aus, transparent oder anders? Ist die Verarbeitung aufwendig? Welche Vorteile hat er gegenüber dem Weißleim?
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Hallo zusammen, @thowen@archjofo Dank Euch für Eure Beiträge, und ja die Weinprobe war hochinteressant. Zum Knochenleim: Sicher hat Robert "tarjack" hier weitaus mehr Erfahrung als ich. Meine Erfahrungen sind folgende: Der Leim trocknet transparent, aber nicht ganz farblos aus. Aber die Reste sind nach einiger Zeit, wenn der Leim eine gummiartige Konsistenz hat, problemlos entfernbar, indem man mit dem Finger drüber rubbelt. Mein Vater hat als Schreinerlehrling noch mit Knochenleim gearbeitet. Von ihm weiß ich, daß beim Möbelbau nach dem Verleimen die Knechte mindestens zwei Stunden dranblieben. Da bei meinem Deck ja keine großen Belastungen auftreten, reicht ein Andrücken der Planke einige Sekunden lang, bis der Leim soweit abgekühlt ist, daß die Planke hält. Wenn die nächste Planke verleimt ist, schneide ich die überstehende Kalfaterung ab, und entferne die Leimreste. Mit der Zeit kriegt man das raus, wie es am besten funktioniert. Natürlich ist die Verarbeitung etwas aufwendiger. Der Leim steht ständig im Wasserbad, und wie bereits geschrieben, muß man von Zeit zu Zeit das verdampfte Wasser ersetzen, umd die Viskosität wieder zu optimieren. Bei gleicher Viskosität enthält der Warmleim weniger Wasser. Daher wird meine Decksunterlage deutlich weniger wellig als beim Arbeiten mit Weißleim. Andere Modellbauer werden das mit Weißleim sicher auch auf die Reihe kriegen, aber ich komme mit dem Knochenleim besser zurecht. Allerdings kann Knochenleim natürlich nur mit einem Pinsel aufgetragen werden, der übrigens keine metallische Zwinge haben sollte. Ich arbeite hier mit einem traditionellen Lindenbastpinsel, den ich mir entsprechend klein zurecht geschnitzt habe. Reste, die auf dem Trägerpapier sind, kann ich mit einem Stückchen 0,3 er Messingblech einfach abziehen, ohne daß das Papier aufgeweicht und geschädigt wird. Es funktioniert auch, auf aufgebrachten, festen Leim dünne Planken einfach aufzubügeln. Der größte Vorteil für mich ist aber wie bereits geschrieben, daß die Verbindung reversibel ist. Korrekturen sind durch bloßes Erwärmen möglich. Allerdings sollte das Modell nicht in tropischen Klimaten ausgestellt werden. Durch die feucht-heiße Luft können Knochenleimfugen wieder aufgehen. So geschehen bei einer Geige des Württembergischen Kammerorchesters während einer Tournee in Indonesien. Ich werde euch weiterhin an meinne Erfahrungen teilhaben lassen. Noch was zum Leibholz: Im "Böttcher" ist ja eine Laeisz' sche Bauvorschrift abgedruckt. Die wurde zwar sicher nach dem Bau der Petschili verfasst, aber da öfters Bezug auf die Pangani genommen wird, nehme ich einfach mal an, daß man bei der Petschili keine gravierende Abweichungen hat. Dort steht, daß das Leibholz außen (und auch noch einige andere Planken) aus Teakholz zu fertigen seien. Daher habe ich mich dazu entschlossen, das Leibholz aus Elsbeere neu anzufertigen. Da die Kanten nicht sichtbar sein werden, nehme ich aber kein Massivholz, sondern leime mir (mit Weißleim) aus drei Schichten Furnier ein Sperrholz zusammen. Das dürften beim Aussägen der Fischungen deutlich stabiler sein. Dazu wird's dann auch wieder Bilder geben. Bis dahin, Matthias
ich kenne den Knochenleim noch aus Kindertagen. Der Opa meines Sandkastenfreundes hatte welchen und wenn wir bei ihm waren gabs den zum Basteln. Ich erinnere mich daran, dass das Zeug richtig stank. Kann sein, das der Knochenleim vom alten Opa ne Stinkermasse war und noch aus der Kaiserzeit stammte. Wie ist das heute mit dem Geruch?
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte
Hallo Uwe, da dürfte sich nicht geändert haben. als Wohlgeruch würde ich Knochenleim nicht gerade bezeichnen. Allerdings ist mir der Geruch wesentlich lieber als die Lösungsmitteldämpfe manch anderer Kleber. Bezeichnend ist die Reaktion meines Hundes: arbeite ich mit modernen Klebern, ist der Hund nie in der Werkstatt. Den Geruch des Knochenleims findet unsere Hunde-Oma dagegen richtig lecker. Ich glaube, das Zeug würde die sogar fressen. Ich habe mich inzwischen an den Geruch gewöhnt. Was übrigens auch immer eine subjektive Wahrnehmung ist. Ein Paradebeispiel ist Käse. Der eine mag's, der andere nicht. Schönen Gruß, Matthias
Das Poopdeck ist jetzt bis auf die Oberflächenendbearbeitung fertig:
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Das nächste Bauteil auf dem Arbeitsplan ist das Poopschott. Da das Deck übersteht, wird das Schott gebaut, bevor das Deck aufgeleimt wird. Bis die Tage, und Grüßle aus der fasnet- und karnevalfreien Zone Hohenlohe Matthias
Ein paar Fortschritte gibts auch bei der "Petschili" zu vermelden. Das Poopdeck hat sein vorderes Leibholz aus massiver Elsbeere erhalten.
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Das Bild zeigt natürlich den momentanen Rohzustand. Das Poopschott ist im Rohbau auch fertig. Der Decksüberstand wurde hart an das Schott gelötet, und daran dann ein gekanteter Winkel aus 0,2 mm-Blech als Unterzug weich angelötet.
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Die Türen sind ebenfalls weich auf das Schott gelötet. Die Scharniere kommen erst nach der Grundierung dran, ebenso die "Augenbrauen" der Bullaugen. Türdrücker und die beiden Haltebügel kommen nach der Lackierung dran. Für weichlötungen hatte ich mir vor einiger Zeit einen neuen Brenner besorgt. Zur Probe bezüglich Hartlötens mit diesem Brenner habe ich einen Vorversuch gemacht. Ein Stück Abfallblech in eine Anke getrieben und ein Rundmessing drangelötet. Das Ergebnis: ein Löffel, um die Warmleimperlen aus dem Aufbewahrungsglas zu schaufeln.
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Allerdings war mir recht schnell klar, daß die Vorrichtungen zur Fixierung des Schotts und des Decks für die Leistung dieses Brenners zuviel Wärme abführen dürfte, und ich wohl mit Gas/Sauerstoff werde löten müssen. So dann auch geschehen. Als nächstes steht dann das hintere Schott des Brückenhauses auf dem Plan, danach kann ich das hintere Hauptdeck dazwischen einpassen. Schönen Gruß, Matthias
Wie angekündigt, habe ich mich dieses Wochenende um das hintere Schott des Brückenhauses gekümmert. Wie beim Poopschott wurde zuerst ein Holzhinterbau für das Blechschott angepasst, danach die beiden Toiletten an Backbord und Steuerbord. Danach folgte die Anpassung der Decksunterlage:
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Der "Maststummel" diente der Fixierung der Unterlage. Das hintere Brückenhausschott habe ich nicht aus einen Stück Blech gefertigt. Aufgrund der Balkenbucht wäre die Abwicklung (zumindestens für mich) ziemlich kompliziert geworden. Vom genauen Zuschnitt oder der Berechnung der Biegeradien will ich erst gar nicht anfangen. Daher wurde zuerst das Mittelteil eingepasst, danach die beiden Außenteile, die dann ans Mittelteil angelötet werden sollten. Bei stumpfen Lötungen dünner Bleche arbeitet ich normalerweise mit Hartlötung. Dabei gibt es aber ein Problem: Die dünnen Bleche verformen sich bei der Zufuhr der nötigen Hitze. Daher habe ich mir am Samstag eine neue Lötplatte gebaut, um die Bleche richtig festspannen zu können, und dadurch die Verformung zu minimieren:
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der Rand besteht aus dem Alu-Rahmenprofil einer alten Duschkabinentüre. Die innere Platte ist eine ganz normale handelsübliche Lötplatte. Dazu habe ich mir aus Messingresten ein paar Nutensteine gefertigt. Damit kann ich nun die Bauteile gut festklemmen. Das bild zeigt das Schott nach dem Löten des Backbord-Seitenteils. Die doch recht massiven Winkeleisen führen allerdings einiges an Wärme ab. Das hat den Nachteil, daß ich eben mehr Wärme zuführen muß, und daher mit Sauerstoff arbeite. Das hat aber auch den Vorteil, daß die Erwärmung verzögert und auch besser verteilt wird, und dadurch ein Durchbrennen der dünnen Bleche erschwert wird. Aufgrund der nötigen starken Hitze ist auch die Keramikplatte mit im Spiel, die braune untere Platte wäre schnell erledigt, wenn ich mit dem Brenner draufhalten würde. Nach dem Abbau der Winkeleisen sieht das Ganze so aus:
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Danach wurden noch die Verzunderung mit Citronensäure weggeätzt, und nachdem das andere Seitenteil angelötet wurde, werden die Nähte noch befeilt und verschliffen. Das sollte aber bei dieser Naht ziemlich schnell gehen. Schöne Grüße, Matthias
Das hintere Brückenhausschott ist nun endlich im Rohbau fertig. In Wirklichkeit ist es natürlich bereits das zweite. Beim ersten Versuch war ich in einer fertigungstechnischen Sackgasse gelandet. Aber der zweite Versuch war dann einigermaßen erfolgreich. Frisch grundiert:
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Die Unterzüge unterm Decksüberstand sind natürlich nur drin, weil ich wissen wollte, ob ich das hinkriege, zu sehen sind die später eher nicht. Am Überstand habe ich links ein kleines Loch eingebrannt, aber das dürfte später auch nicht auffallen, ebenso wie die eine oder andere kleine Unebenheit. Vor dem Lackieren gehe ich da auch nochmal mit 1200er Naßschleifpapier drüber. Jedenfalls laß ich das jetzt so. Der Überstand wurde übrigens hart an das Schott gelötet, und die Verstärkungen danach weich unten dran gelötet. Durch diese Arbeitsweise muß ich keine Angst haben, daß die vorher gelöteten Nähte wieder aufgehen. Als nächstes werde die Türen machen. Laut Bauvorschrift waren die aus Teakholz, daher ist nun wieder Holzarbeit angesagt. Natürlich werden die so gefertigt, daß die unschönen Ränder der Aussparungen später überdeckt sind. Ich hoffe, daß ich die Türen dieses Wochenende fertig bekomme und dann mit nach Augsburg bringen kann. Bis dahin, Matthias