Zitat von Werner im Beitrag #3540Hast Du die Seitentakel vor den Wanten eingebaut?
Werner
Ja, das ist der Fockmast. Die beiden unteren Seile (von unten) Seitentakel BB, dann Seitentakel STB, danach jeweils zwei Wantpaare je BB dann STB, insgesamt 8 Stück = 16 Wanten.
Ich habe weitere Bilder der Bronzekanonen bekommen. Anscheinend werden sie so wie sie in den Bildern zu sehen geliefert, es obliegt dem Käufer sie zu entgraten und reinigen. Sie liegen jetzt beim Zoll und ich warte jetzt auf eine fette Zollrechnung. Ich bin mal gespannt, wie sie aussehen wenn ich sie bekomme.
Ich habe mich endlich dazu durchringen können die hinteren Abschlüsse der Kajüten und Decks zu begradigen. Ich werde die Innenseite des herausnehmbaren Spiegels beplanken, von daher muss noch etwas Holz entfernt werden.
Und diese Teile werden immer noch hergestellt. Hier vom Halbdeck Steuerbordseite:
Bevor das untere Geschützdeck geschlossen wird, sind noch Ringösen zu ergänze. Direkt hinter jedem Geschütz befinden sich zwei Stück. Im Vasaforum wurde gesagt, dass die Ringösen an der Backbordseite Rückholtakel der Steuerbordgeschütze bedienen und umgekehrt. Die Ösen sind aus 1,5mm Messingstab gebogen, sie haben einen Außendurchmesser von 9mm.
Die Ringösen der Lukendeckel sind aus 2mm Messingstab und haben einen Außendurchmesser von 11mm
Das hier ist erst mal ein Versuch, aber er zeigt euch, wie es gemacht wurde. Anstelle des Kabelaars wurde hier ein Schaschlikstab eingehängt. Die Laschungen gehen auch sauberer, wenn ich die erforderlichen 20 Stück Loops gemacht habe, werden sie schon sauberer aussehen! :)
Was war das für ein toller Tag gestern: das Wetter war saumäßig, wir hatten den ganzen Tag den Kaminofen an, die Kinder waren nicht da und meine Frau hatte Besuch. So konnte ich mich nach dem Pflicht-an-Kaffeetassen-Nippen ganz diskret in die Werkstatt zurückziehen und hatte dann im Hintergrund eine fünf-stündige Doku über den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche im DVD-Player. Und das ist dabei herausgekommen:
Die Konstapelkammer ist nahezu fertig, beachte die Raumdecke:
Das Regal ist immer noch lose eingelegt, deshalb auch der Spalt entlang der Unterkante. Ich werde es nachher endgültig befestigen:
An den Hinterkanten der oberen Decks wurden die Decksbalken angebracht.
Hier könnt ihr einen Beleg (zumindest für mich ein Beleg) dafür erkennen, dass die große Kajüte tatsächlich eine Trennwand hatte, das ist ein vergrößerter Ausschnitt vom Bild oben:
Das mit der Trennwand klingt plausibel. Würde ich so machen, weil das bei einem so breiten Achterschiff und zwei Türen Sinn macht. Aber ich hab noch eine Frage: Wolltet ihr gestern nicht nach Gent? Was ist denn aus dem Trip geworden?
Für das Museumspersonal war der 01.11. ebenfalls Feiertag. Wir haben eine Zusage für den 07.11. den wir aber nicht einhalten können, ich werde den Termin verschieben müssen. Der nächste angepeilte Termin ist der 04.01.2020.
Die "Prins von Oranje" oder auch "Prins Willem von Oranje" wurde 1666 in Medemblik von Cornelis Janssen Olij fertiggestellt. Sie war 150 Fuß lang und hatte 62 bis 68 Kanonen an Bord. Das HZM war umgerechnet 156 Fuß lang, das ist eine Differenz von knapp 1,7m. Bei den englischen Schiffsmodellen des 17. Jahrhunderts ist es völlig Gang und Gäbe, dass die Abmessungen mit denen der real gebauten Schiffen nicht übereinstimmen. Die "Prins von Oranje", dessen Wappen das HZM am Heck hatte, gehörte zur Admiralität des Noorderkwartiers, das HZM, laut Wappen im Wulf, zur Amsterdamer Admiralität. Nun gibt es aber nicht wenige Historiker, unter anderem auch unser @ara, die besagen, dass diese Wappen wohl nachträgliche Ergänzungen sind, nicht alleine deshalb, weil die unteren Spitzen dieser Wappen über den Heckbalken greifen. Ich kann in keinem der Bilder erkennen, dass das HZM unter dem Backdeck jemals Kanonen hatte, es sieht für mich viel eher danach aus, als ob dort niemals Kanonen waren; sollte dies zutreffen, hatte auch das HZM 68 Kanonen.
Die Bilder der "Oranje" N bieten einen ganz anderen Eindruck als das HZM. Ich bin nicht der Meinung, dass das HZM tatsächlich einem real erbauten Schiff direkt zu zuordnen ist. Nach meiner Erfahrung ist die Gleichung Modell=Schiff zumindest im 17. Jhd. nicht gültig! Es enspricht auch nicht der Logik und Praxis der Auftragsvergabe. Danach nahmen die Werften Aufträge in Form von technischen Rahmenangaben an (etwa Schiff zu 150', 35', 7' mit 56 Kanonen), nach den Spezifikationen, die das Parlament ausgehandelt hat. Ihr kennt die vielen Publikationen, die sich um die Herauskristalisationen dieser Charter, bemühen! Demnach macht es keinen Sinn, wenn Werft XY ein teures und ewig lange gebautes Modell für einen Auftrag erstellt. Die Konkurrenz bekahm die selben Rahmen und Aufträge. Es macht nur Sinn, wenn dieses Modell dem Entscheidungträger vorgestellt wird. Der Auftraggeber für das Modell möchte, dass dieses Konzept Einfluß auf die Entscheidungen nimmt. Der Auftraggeber könnte auch ein Admiral sein! Tromp jr. hatte in den Jahren um 1680 sich um die Neukonzeption des größten Charters bemüht. Er wollte Dreidecker! Dazu reichte er Konzeptcharter bei den Staten Generaal ein. Warum nicht auch mal ein Modell?
Nun, ich denke dass diese Modelle nur am Rande mit den neu gebauten Schiffen zu tun hatten. Sicher hatte ein Interessent die Vorstellung, dass SEIN Modell nahe an die Wiklichkeit heran kam. Aber gerade nach 1650 tat sich so viel in der Entwicklung des Schiffbaus, dass das dann fertiggestellte Modell technisch schon überholt war.
Selbst gute Schiffbauer/Modellbauer konnte ein solch großes Modell nicht in wenigen Monaten bauen.
Wir drehen uns bezüglich der niederländischen Großmodelle seit Jahren im Kreis. Immer wieder wird versucht, ein Vorbild zu finden. Es wird vermutlich nicht gelingen. In den Archiven habe ich all die Jahre auch nach Unterlagen zu den Modellen gesucht. Leider bin ich nie fündig geworden. Dafür gibt es einfach zu viel Material zum Thema Marine usw.
Erfreuen wir uns doch einfach an den noch vorhandenen Modellen, und wenn Peter seine HZ fertig hat, können wir sicher die gute Kopie des Originalmodells bestaunen. Hoffentlich dann aber an einem öffentlichen Ort, wo man den Modellbau noch schätzt.
Ich werde mich wohl damit abfinden müssen, dass das HZM nicht ein real gebautes Vorbild hat. Wenn es denn so ist, dann gibt es gleich mehrere: nämlich sämtliche 150er aus dieser Epoche mit 68-74 Kanonen. Ich würde aber nicht so weit gehen und behaupten, dass die Konturen des Rumpfes der Fantasie des/der Modellbauer entsprungen sind und keinem Original entsprechen.
Werner schreibt: "...und wenn Peter seine HZ fertig hat, können wir sicher die gute Kopie des Originalmodells bestaunen. Hoffentlich dann aber an einem öffentlichen Ort, wo man den Modellbau noch schätzt..."
Vielen Dank Werner, auch wenn der heutige Arbeitstag am Modell mehr nach Zerstörung anmutet als alles andere:
1,5mm Brooktaue für Pfortendeckel:
Die Fockrüsten mussten entfernt werden um die nötige Schräglage der Bohrmaschine zu erreichen:
Für mich wäre es auch logisch, wenn das Modell während des Baus als 3D-Vorlage diente.
CAD gab es noch nicht und zweidimensionale Zeichnungen lesen beherrschten wahrscheinlich nur wenige auf der Baustelle/Werft (ein Umstand, der bis in unsere heutige Zeit erhalten blieb...)
Es gab im 17.Jahrhundert keine Zeichnungen. Die Menschen dachten und handelten ganz anders, als wir es uns heute vorstellen können. Selbst wenn es damals Zeichnungen gegeben haben sollte, lassen sich heute in den Archiven der Niederlande weder die Zeichnungen selbst, noch Hinweise auf deren Existenz finden. Die verantwortlichen Menschen hatten eine Vorstellung von dem, was sie wollten. Ferner gab es eine, sagen wir Bauspezifikation, wo niedergeschrieben wurde, was wichtig war. Wir kennen heute viele Bestecke seit Mitte des 16.Jahrhunderts. Das jüngste mir bekannte Besteck stammt von 1901.
Zeichnungen gibt es nachweislich erst im 18. Jahrhundert. Und dann sind es auch keine Bauunterlagen, sondern Spantenrisse.
Die Kanonen aus der Ukraine sind da. Nun habe ich aber auch erkennen müssen, dass unabhängig von wen die Kanonen stammen, es nicht so ist, dass man sie einfach in die Lafette anschnallen kann und Friede-Freude-Eierkuchen. Auch die im Wachsausschmelzverfahren gegossenen Rohre müssen nachgearbeitet werden. Tatsächlich habe ich die Rohre so bekommen, wie sie entformt wurden. Jegliche Säuberung bleibt mir überlassen. In Ordnung finde ich es nicht aber so sei es. Aber auch hier müssen einige Rohre begradigt werden (@frumi ?) aber nachdem ich das erste gesäuberte und polierte Rohr gesehen hatte, konnte ich mich schon dafür begeistern.
Blöd ist nur: ich hab etwa eine Stunde dafür gebraucht.