Zitat von Willi im Beitrag #6[quote="Werner"|p30711] ... Dass die Kugel ein bisschen Spiel hatte kann ich leicht als gegeben hinnehmen, aber warum benötigte sie welches?
Weil bei einer 0-Passung die Innenfläche des "Lochs" und die Aussenfläche des "Bolzens(Kugel)" die selbe räumliche Fläche/Ebene einnehmen. Die würde man ohne Tricks nie ineinander bekommem. Entweder das "Loch" wird erhitzt damit es sich erweitert - oder der "Bolzen(Kugel)" wird eingefroren damit sich der Durchmesser verringert. Werden beide dann zusammengeführt und die Temperatur egalisiert sich sind die beiden Teile nahezu unlösbar miteinander verbunden. Eine Trennung durch Druck ist zwar grundsätzlich möglich - wird aber in der Regel mindestens eines der beiden Teile zerstören. Im Regelfall das "Loch" weil es instabiler ist.
Nicht vergessen: Zwischen der Treibladung und der Kugel kam noch ein Pfropfen. Also erst die Treibladung, meistens im Leinensäckchen, dann der Pfropfen, dann die Kugel und dann noch ein Pfropfen. Das Ganze - auch zwischendurch - schön feststampfen. Der Vollständigkeit halber: Durch das Zündloch mit einem Spieker den Leinenbeutel lochen, dann etwas Schwarzpulver ins Loch. Je nachdem, wenn die Kanone mit Zündschloss arbeitete, müsste das noch entsprechend vorbereitet werden (Zündhütchen o.ä.)
Du siehst also: das Kaliber der Kugel und die Passung im Rohr hatte nur mittelbar was mit der Verdämmung für den Schuss zu tun.
Nicht das ihr denkt, hier passiert nichts mehr. Es geht nur langsam voran, da momentan die Zeit ein wenig knapp ist.
Ich habe damit begonnen, einen Wassergang anzufertigen und diesen einzukleben. Dieser muss noch farblich angeglichen werden. Ebenso sind die Grätings fertig. Die, die nicht so gut geworden sind, kommen auf das untere Deck. Die etwas besseren nach oben. Gefüllt wurden die Bohrungen der Grätings mit Reparatur-wachs von Clou. Anschließend mit einer großen Klinge von einem Bastelmesser abgezogen und mit Schnellschleifgrund über lackiert. Mit feiner Stahlwolle dann abgezogen. Sieht in Natura wesentlich besser als auf dem Foto mit dem vielen Kunstlicht.
Womit ich gar nicht zufrieden bin, ist das Holz der Planken. In Natura hat das irgendwie einen Grünstich. Das sieht man auf den Bildern leider sehr schlecht.
gd_013.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ein paar Gedanken zu der Beplankung und den Decksbalken habe ich mir auch gemacht.
gd_014.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Auf jedem Balken wird später dann auch die Nagelung der Planken ausgeführt. Die Abstände sind von 28mm bis 32mm relativ klein. Ich habe aber irgendwo gelesen, das in der Realität die Planken ca. all 50cm auf den Decksbalken auf lagen und auch genagelt wurden.
Die Stückpforten werde ich auf keinen Fall so dick gestalten, wie es der Bausatz vorsieht. Die Pforte soll Plan mit dem Trempelrahmen abschließen, wenn sie geschlossen ist. Ebenso sind die Lafetten noch anzupassen. Die Räder der Lafetten haben Bohrungen, die mit Holz oder Wachs verschlossen werden. Wenn ich das richtig gelesen habe, waren die Räder aus Schichtholz und in den Löcher steckten dann ganz einfach die Holzdübel. Die Seitenteile der Lafetten müssten auch ein wenig nach innen geneigt werden, um die englische Version darzustellen.
Zusätzlich habe ich mich mit der Farbgebung beschäftigt. Das ist eine Wissenschaft für sich und es ist nur sicher, das gar nichts sicher ist . Wie auch immer, da zu dem Bausatz wahrscheinlich kein reales Vorbild existiert, versuche ich so nah wie möglich an eine - vermutlich - richtige Bemalung zu kommen.
Das heißt für mich: - Bordwand außen: schwarz mit gelben (ocker) Pfortenbändern (ab 1815 könnten es auch schon weiße Pfortenbänder gewesen sein) - Decke innen: ein gebrochenes weiß - Lafetten der Geschütze: blutrot - Stückpforten innen: blutrot - Trempelrahmen: blutrot - Stückpforten außen: schwarz - Bordwand innen: Ja... vieles ist hier möglich. Vom immer wieder zitierten Rot, über gelb-ocker der Pfortenbänder bis zum gebrochenen weiß und sogar einem hellen Grünton ist hier wohl vieles möglich. Momentan tendiere ich hier zu einem sehr hellem Gelbton.
kann Dir leider nicht wirklich bessere Infos geben, verfolge aber sehr interessiert Deine Überlegungen und Erweiterung, prima!
Grüße, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Zitat von Frank im Beitrag #22Hallo Thomas , Schön anzusehen. Sind die Grätings vom Baukasten oder selbst gebaut? Gruß Frank
Hallo Frank,
die Grätings sind aus dem Baukasten. Den Süll finde ich ein wenig hoch, ebenso hätte man die Grätings etwas anders bauen können. So, dass noch eine Querlatte am Süll direkt anliegt und nicht die Kopfenden der Latten an den Innenrand des Sülls stoßen. Dann gäbe es auch weniger Lücken. Oder, so wie es auf der Verpackung abgebildet ist. Dort liegen die Grätings auf. Beim nächsten Mal :)
Grüße
Thomas
"Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt" A. Einstein
Mittlerweile sind die meisten Hölzer mit "Eiche mittel" gebeizt. Werde die restlichen wohl auch noch beizen und mit Acryl Farbe übermalen, wo notwendig. Jetzt kann man noch mit der Farbe gefahrlos rum kleckern.
Grüße
Thomas
"Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt" A. Einstein
hier mal meine Anmerkungen zur Farbe, ich zitiere aus deinem Post:
Das heißt für mich: - Bordwand außen: schwarz mit gelben (ocker) Pfortenbändern (ab 1815 könnten es auch schon weiße Pfortenbänder gewesen sein) - Decke innen: ein gebrochenes weiß - Lafetten der Geschütze: blutrot rot Ocker - Stückpforten innen: blutrot Sollte mit der inneren Bordwand harmonieren, also wenn Du die Stückpfortendeckel von innen rot Ocker machst, muss die Bordwand innen genau so sein - Trempelrahmen: blutrot rot Ocker - Stückpforten außen: schwarz - Bordwand innen: Ja... vieles ist hier möglich. Vom immer wieder zitierten Rot, über gelb-ocker der Pfortenbänder bis zum gebrochenen weiß und sogar einem hellen Grünton ist hier wohl vieles möglich. Momentan tendiere ich hier zu einem sehr hellem Gelbton. Wie oben (Stückpforten innen)geschrieben, ich würde Richtung rot Ocker gehen
Grüßle Kay
Edit: Ich habe noch kein englisches Schiff gesehen, welches innen nicht rot Ocker ist. Das von dir gezeigte Modell des Schnittes mit dieser grünen Farbe ist ja von der Royal George (wenn ich mich nicht irre), da kam mir diese Farbgebung auch schon etwas komisch vor. Gesehen habe ich dieses Grün mal bei der Constitution, aber wann das raufkam....????
Gegen 1805 kam für die unteren Decks Whitewash für die Innenbords auf*. Davor scheinbar gelber Ocker davor roter Ocker. Daher kommt auch wahrscheinlich als Rudiment die rote Farbe innen in den Trempelrahmen und der Pfortendeckelinnenseiten.
Also such dir die Farbe aus - dann wäre es aber auch schön, die anderen Details richtig zeitlich auszuformen.
Die Farbgebung des RG-Schnittchens ist zeitgenössisch. Ob das nur ein Vorschlag war oder auch umgesetzt wurde steht aber leider nicht dabei.
XXXDAn
PS: Trotzdem gelber Ocker für die offenen Decks und Kuhl.
Ich hatte ja etwas weiter oben schon einen Link zum Napoleon Forum gepostet. Da zitiert ein MCool:
ZitatAus Petrejus, das Modell der Brigg Irene, S. 46f.: "Als die IRENE gebaut wurde [Anm.: 1806], waren in England die leuchtenden Farben der Bordwände bereits einem nüchternen Schwarz gewichen, das durch gelbe Pfortenbänder unterbrochen wurde, gegen die sich die Pforten schwarz abhoben. Der seit Jahrhunderten übliche rote Anstrich für das Innere der Bordwände war zwar immer noch amtlich vorgeschrieben, wurde allmählich aber durch ein helles Gelb und um 1815 durch ein zartes Dunkelgrün ersetzt. Kurz nach 1815 bevorzugte man weiße statt der ockerfarbenen Pfortenbänder, die übrigens nach J.F. Cooper cremefarben gewesen sein sollen.
Daran habe ich mich orientiert. Der Bausatz soll ja ein Geschützdeck um 1815 darstellen. Also käme, nach obigen Zitat auch grün für die innere Bordwand in Frage.
Die Innenfarbe der Stückpforten soll mit der Farbe der Bordwand übereinstimmen? Hmm - Das führt mich zu der Frage, welchen Einfluss hatte im 18./19. Jahrhundert denn die Farbgebung auf die Symbolik?
Rot nehmen wir ja heute wahr, als Farbe die Gefahr, Verbot etc. symbolisiert. War es damals auch schon so, dass man die Stückpfortendeckel, von innen mit rot bemalte, um anderen Schiffen zu zeigen, ich bin gefechtsbereit, meine Stücke sind alle ausgebrannt? Deshalb dachte ich bisher, die Farbe der Boradinnenwand sei nicht unbedingt identisch mit der Farbe der Stückpforten. Vielleicht ist das eine zu moderne Sichtweise?
Der Schnitt der Royal George ist sicherlich interessant. Aber da gebe ich dafi natürlich recht, es weiß niemand, ob es so umgesetzt wurde.
Ein Rot Ocker muss ich mir dann noch besorgen. Das Rot, welches sich jetzt habe, erscheint mir auch nicht so ganz richtig.
Ansonsten, immer her mit euren Vorschlägen.
Grüße
Thomas
"Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt" A. Einstein
Ich hatte ja etwas weiter oben schon einen Link zum Napoleon Forum gepostet. Da zitiert ein MCool:
ZitatAus Petrejus, das Modell der Brigg Irene, S. 46f.: "Als die IRENE gebaut wurde [Anm.: 1806], waren in England die leuchtenden Farben der Bordwände bereits einem nüchternen Schwarz gewichen, das durch gelbe Pfortenbänder unterbrochen wurde, gegen die sich die Pforten schwarz abhoben. Der seit Jahrhunderten übliche rote Anstrich für das Innere der Bordwände war zwar immer noch amtlich vorgeschrieben, wurde allmählich aber durch ein helles Gelb und um 1815 durch ein zartes Dunkelgrün ersetzt. Kurz nach 1815 bevorzugte man weiße statt der ockerfarbenen Pfortenbänder, die übrigens nach J.F. Cooper cremefarben gewesen sein sollen.
Daran habe ich mich orientiert. Der Bausatz soll ja ein Geschützdeck um 1815 darstellen. Also käme, nach obigen Zitat auch grün für die innere Bordwand in Frage.
Die Innenfarbe der Stückpforten soll mit der Farbe der Bordwand übereinstimmen? Hmm - Das führt mich zu der Frage, welchen Einfluss hatte im 18./19. Jahrhundert denn die Farbgebung auf die Symbolik?
Rot nehmen wir ja heute wahr, als Farbe die Gefahr, Verbot etc. symbolisiert. War es damals auch schon so, dass man die Stückpfortendeckel, von innen mit rot bemalte, um anderen Schiffen zu zeigen, ich bin gefechtsbereit, meine Stücke sind alle ausgebrannt? Deshalb dachte ich bisher, die Farbe der Boradinnenwand sei nicht unbedingt identisch mit der Farbe der Stückpforten. Vielleicht ist das eine zu moderne Sichtweise?
Der Schnitt der Royal George ist sicherlich interessant. Aber da gebe ich dafi natürlich recht, es weiß niemand, ob es so umgesetzt wurde.
Ein Rot Ocker muss ich mir dann noch besorgen. Das Rot, welches sich jetzt habe, erscheint mir auch nicht so ganz richtig.
Ansonsten, immer her mit euren Vorschlägen.
Grüße
Thomas
Farbe und Symbolik? Nur in bestimmten Ausmaßen. Das trifft auf die Renomierschiffe zu, also zuerst auf einige First Rate. Da sollte auf See der Reichtum des jeweiligen Herrschers gezeigt werden, was sich auch in punkto Blattgold auswirkte. Aber das waren wenige Schiffe. Ansonsten überwiegten wirtschaftliche Interessen. Farben waren damals eine Wissenschaft für sich, schon alleine in der Herstellung. Schwarz wurde größtenteils aus Ruß gewonnen, dadurch billig und in außreichendem Maß herzustellen, rot Ocker und gelb Ocker das gleiche, Weiß aus Kalk, und für den Unterwasserrumpf noch mit Blei und Schwefelzusatz, also auch relativ billig. Das z.B. die Stückpforten geöffnet ein gewisses Erkennungsmerkmal für die Gegner waren und auch Abschrecken sollten kann ich mir gut vorstellen. Was ich mir nicht vorstellen kann, war das die Innenseiten der Bordwand rot angestrichen waren um einen psychologischen Effekt auf die Mannschaft zu haben, da das Blut ja in der Schlacht in Strömen floss. Jeder in der Mannschaft wusste ja, was bei einem Seegefecht passiert. Und die Menschen damals waren auch aus anderem Holz wie wir heutzutage. Ein Toter war halt ein Toter, es gab öffentliche Hinrichtungen. In England wurde z.B. bei Hochverrat gegen die Krone der Mensch aufgehangen, lebend abgeschnitten und dann ausgeweidet. Und das weit bis ins 17. Jahrhundert hinein. Das waren fast Volksfeste damals, und wenn auch noch ein adliger so behandelt wurde,erst recht. Köpfen war eine milde Strafe. Für mich ist die Farbe eine rein wirtschaftliche Angelegenheit und natürlich vor allem dem Schutz des Holzes geschuldet.
ZitatDas z.B. die Stückpforten geöffnet ein gewisses Erkennungsmerkmal für die Gegner waren und auch Abschrecken sollten kann ich mir gut vorstellen. Was ich mir nicht vorstellen kann, war das die Innenseiten der Bordwand rot angestrichen waren um einen psychologischen Effekt auf die Mannschaft zu haben, da das Blut ja in der Schlacht in Strömen floss. Jeder in der Mannschaft wusste ja, was bei einem Seegefecht passiert.
Hallo Kay,
sehe ich genauso. Ich meine, hier im Forum wurde auch schon einmal darüber diskutiert. Rot war günstig und gut zu beschaffen. Angst vor Blut sollte mit der Farbe sicherlich nicht genommen werden.
Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass die Innenseite der Bordwand Farbe 'xy' hatten, die Innenseiten der Stückpforten rot gestrichen wurden. Die heutige HMS Victory zeigt ja auch weiße, bzw. gelb gestrichene Bordwände innen, aber durchgehend rote gestrichene Stückpforten... oder .. ach is des alles verwirrend..
Grüße
Thomas
"Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt" A. Einstein