Hurrah! Nach erfolgreicher Bewerbung und bestandenem Zulassungstests hab ich meine Einladung zur finalen Aufnahmeprüfung geschafft!
Also: Kugelstapeln war gestern.
Dem aufmerksamen Betrachter wird aufgefallen sein, dass ja noch die Seilführungen seitlich des Sweeps fehlen – in der Pappschablone weiter vorne die zu sehenden Bürzel.
Geschnitzt sind die Teile schnell aus 2 mm x 2 mm Hölzchen, mit Sekundenkleber für höhere Kantenstabilität getränkt und zweimal gebohrt. Aber wie bekomme ich die Dinger an der richtigen Position fest, neben dem Sweep und unter dem Deckbalken?
Diesmal nur ein kurzes ...
... überlegen ...
... und schnell einen einfachen Halter gebaut ...
... und mit einem Tröpchen Sekundenkleber an die richtige Stelle bugsiert.
Doch das war ja erst das Warm-Up. Wie zur Hölle soll denn da jetzt noch das Seil durch???
Also erst ein Mal wieder ...
... überlegen ...
... überlegen ...
... und den Einfädler aus dem Nähbedarf rausgekramt und von vorne durch das innere Loch geschoben, um von hinten einen Hilfsfaden nach vorne ziehen zu können mit dem des Ruderseil nach hinten gezogen werden kann. Klingt ganz einfach, ist es eigentlich auch.
Dann den Einfädler von vorne durch das äußere Loch geschoben, um das jetzt hinten liegende Ruderseil wieder nach vorne zu holen. Klingt ganz einfach, ist es diesmal auch wirklich.
Danach die Weiterführung des Ruderseils zur Schiffsmitte konstruiert, die Kreuzverstrebung sieht echt sexy aus ☺
Nach oben werden die Seile durch die Grätings des nächsten Decks geführt.
Und nachdem es mir mit dem Original 1:100 Steuerrad dann doch etwas zu fummelig zum daran Drehen war, hab ich mir ein Behelfsruder gebaut. Trommeldurchmesser entspricht ungefähr dem Originaldurchmesser. Nachdem im Original die Seilspannung durch die beiden Flaschenzüge am hinteren Ende der Pinne geregelt wird, ich diese aber aus gewissen Gründen fest eingebaut habe, erzeuge ich die Seilspannung im System über die beiden Keile unter der Achse, daher die etwas hohe Bauhöhe.
Nachdem der Aufbau jetzt genau dem Original entspricht sollte jetzt Folgendes passieren: Wenn die im Bild zu sehenden dafinistischen Finger an der verlängerten Rudertrommel drehen ...
... dann bewegt sich auf magische Weise die Pinne und damit das Ruder :-) :-) :-)
....hihihihihihi...
So ich hoffe, dass ich damit mein Klapsediplom hiermit bestanden haben sollte ;-)
Ich hoffe, euch hat dieser kleine Exkurs in die Technik der Ruderanlage genauso viel Spaß gemacht wie mir, ich hab wieder viel gelernt und auch modellbautechnisch wieder einiges Neues ausprobieren können ☺
Mit allerfreundlichsten Grüßen aus diesem netten Ort mit den wohnlich gepolsterten Wänden, es ist alles so schön bunt hier,
euer Daniel
Disclaimer/Anmerkung 1: Nein, das Steuerrad unter dem Poop wird nicht beweglich sein. Beim Aufsetzen des nächsten Decks werde ich das Ruder aus Sicherheitsgründen fixieren, denn ein "Unshipping of the Rudder" kann ich am fertigen Modell nicht brauchen. Bis dahin werde ich mich noch daran ergötzen :-) Disclaimer/Anmerkung 2: Ich warte schon darauf, dass ich die Nachbauten im Netz finde, nein nicht von Pinne und Sweep, sondern von der Behelfsruderanlageanlage oben und der Quellenverweis auf diese Vic ... Disclaimer/Anmerkung 3: Aber schließlich musste die Vic ja auch einen der ersten Treffer bei Trafalgar am Steuerrad hinnehmen – das Steuerrad wurde durch einen französischen Roundshot sauber zerlegt ohne dass die vier Rudergäste beschädigt wurden – und es wurde dann mit einem Notruder gesteuert. Vielleicht sah es ja so ähnlich aus, wer weiß ...
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Da kriegste die Motten, ich bin ja so froh, das die Abtritte noch keine Wasserspülung hatten, außer das natürliche BD. Sonst würdest du die auch noch nachbauen. Meinen allesgrößten Respekt!!
ZitatNein, das Steuerrad unter dem Poop wird nicht beweglich sein. Beim Aufsetzen des nächsten Decks werde ich das Ruder aus Sicherheitsgründen fixieren, denn ein "Unshipping of the Rudder" kann ich am fertigen Modell nicht brauchen. Bis dahin werde ich mich noch daran ergötzen :-)
Ooooooch menno und gerade wollte ich die tolle Arbeit loben.
Es ging ja mal wieder ganz harmlos los, denn an den Lafetten ging es überraschender Weise auch weiter. 38 Löcher pro Exemplar, 30 Geschütze im Unterdeck macht summa summarum 1140 Löcher ...
Warum? Weil´s bockstark aussieht und das Fernsehen sonst langweilig wäre :-)
Und da waren sie schon wieder, meine Probleme ...
... denn die drei Musterstücke, bei denen der Richtkeil herausgenommen war, waren viel zu flach, um oberhalb der Pforte festgezurrt zu werden.
Also kurz beschissen, Rohr unten angefeilt, bringt fast nix ....
Hier die Lafette mit Richtkeil, der auf dem kleinen rudimentären Bodenbrett liegt (welches einen der Hauptunterschiede zu den gleichaltrigen kontinentalen Lafetten darstellt) ...
... hier der Richtkeil zum Verzurren abgenommen, das hintere Ende des Geschützrohrs liegt auf der Bodenplatte auf ...
... und hier auch die Bodenplatte entfernt, das Rohr liegt auf der Hinterachse auf (Man sieht die Stange, die die vordere Auflage der Bodenplatte bildet).
Hintergrund: In einigen zeitgenössischen Skizzen habe ich die Bodenplatte gestrichelt eingezeichnet gesehen. Heißt dies, dass sie evtl. herausnehmbar war? Dadurch könnte das Rohr bedeutend weiter nach oben geschwenkt werden. Hier die Varianten: Horizontal mit Richtkeil, leicht erhöht ohne Richtkeil, stark erhöht ohne Bodenplatte.
So hier die Quizfrage: Wurde zum Verzurren die Bodenplatte auch herausgenommen?
Und jetzt wurde es wieder brutal - brutal dafinistisch ...
... alle Koryphäen abgeklappert - uneinheitliche Meinungen, watt nu?!? Bilder der V. aus P. brachten auch keine Erleuchtung ...
Also ans Zeichenbrett gesetzt, McKays Zeichnung übertragen und ausprobiert ...
... und siehe da, es geht scheinbar tatsächlich nur so.
wo im vorletzten Absatz davon gesprochen wird, dass "the breech of the cannon" auf der Hinterachse liegt, dementsprechend scheinbar keine Platte darunter war. Dabei ist auch ein Bild, das so eine festgemachte Kanonne zeigt. Auch John Muller in seiner "Treatise of Artillery, 1786" beschreibt auf Seite 97 das Gleiche.
Zuerst hatte ich noch den kleinen Knubbel/Klotz unter der Bodenplatte der Lafette zugeschlagen, worauf Alexander noch ein Mal eingekrätscht ist und mich auf eine Zeichnung hingewiesen hat, auf der der Klotz - Bolster genannt - an der Bodenplatte festgebolzt war. Mittlerweile hatte ich dies auch auf der Zeichnung Plate VII von Falconer, die man im ober genannten Link findet, selber gefunden, wer entdeckt sie?!?
...hihihihihihihihihi...
So dann MAl wieder munter drauf los und die Bürzel mit gutem Gewissen abgeschnitten ...
... in sowas bin ich ja bekanntlicher Weise mittlerweile gut ...
... hab Tompions aus Zahnstochern geschitzt ...
... Geschütze gedübelt ...
... und das passt gleich viel besser von der Höhe :-) :-) :-)
So liebe Leut´, und jetzt ist schon wieder Schluss für heut :-)
Sodele, trotz aller kleinen Zwischenmahlzeiten hab ich meine Dicke nicht ganz vernachlässigt.
Ein immer wieder auftretendes Problem bei den Kunststoffrohren ist die Mündung und die Bohrung. Da man diese bei einigen Geschützen sehen wird war eine Neuerschaffung nötig. Erster Versuch vor langer Zeit mit Spachtel geht in die Hose. Darum jetzt etwas professioneller: Gießast ziehen und mit UHU Plast und gut angelöst eindrehen ...
... abschneiden und in 5 Schritten von 0,5 mm bis 1,5 mm mit Hand aufbohren und totales Disaster ...
... da durch die Unwucht innen der Bohrer sogar mit Hand verläuft :-( Nächster Versuch mit Microfräse - das schwere Gerät, man weiß Bescheid - ergab noch größere Löcher, da ab einer bestimmten Tiefe trotz aller Vorsicht der Span tief innen aufschmilzt und klumpt.
Also best of both worlds: Auf der Microfräse mit Hand gebohrt - linke Hand dreht, rechte Hand stellt zu :-)
Schon besser, das Loch passt jetzt, beim nächsten Mal vielleicht noch etwas mittiger wär schön, aber wozu hat man ´nen Kreuztisch, man sollte nur genauer arbeiten ...
Kann ja nicht alles auf´s erste Mal klappen.
Und auch bei den Tauen hab ich einige Versuche gemacht: Aus dem oberen Tau gab es beide untere Taue - man sieht wie viel die richtige Technik ausmacht.
Hier im Vergleich mit der "Paketschnur" (O-Ton Oli) von Krick im Brooktau im alten Teststück rechts.
Und noch ein anderes Abenteuer hab ich mit den Tauen angefangen: Sowohl das Hooft wie auch die Verzwirbelkseite haben eine hohle Achse. Durch diese habe ich verschiedene Drähte gezogen und mitgeschlagen.
Und das kam dabei raus: Bei Edelstahldrähten wird diese Seele nur ummantelt, das tau nicht richtig verdrillt. Bei weichen Seelen wie Kupferdraht wird diese mitverdrillt und erscheinen an der Oberfläche ... Unten ohne Seele, Mitte Edelstahl und oben Kupferdraht.
Das wollte ich an der Trinkstein ausprobieren, ist aber gar nicht so mein Ding ...
Schwierig zu spannen und in Form zu bringen, und jede Berührung und Hängenbleiben bezahlt man mit einer Delle drin, deswegen sind die Wanten so krumm am Steinsegler.
Die Taue mit den Flaggen hab ich dann mit Kleber schön einfach in die gewünschte ausgewehte Form gebracht. Hätte mit dem Draht bei mir nie so hingehauen.
Sooodele, jetzetle, ein anderes Thema, dass ich noch nachtragen möchte. Ich wollte mir nicht ganz die Möglichkeit verbauen, falls ich mich doch noch beim Schließen des unteren Decks für ein wenig Beleuchtungsunterstützung entscheiden sollte. Typisch dafi halt, solche Ideen kommen natürlich immer zum frühestmöglichen Zeitpunkt ;-)
Bloß wie? Es sollte am Bug oder Heck hochgehen, ich wollte die Drähte unsichtbar haben und so durfte ich erst ein Mal schauen ja wie denn ...
Zum Glück hab ich ja ne gute Fotodoku und bin das Wagnis eingegangen :-)
So einen meiner berühmtberüchtigten Ein-Millimeter-Schaschlickspießbohrer (1-mm-SsB) ausgepackt und von oben in die schon von Stepping festgestellte Schwachstelle Schwachstelle des Buges eingetaucht und knapp vor dem Bugschott, zwischen den Hawsertimbers hindurch, knapp an der Ankerklüse vorbei, zwischen innerer und äußerer Beplankung hinab ins Orlob gebohrt ...
... ein 0,5 mm Kupferkabel von oben eingeführt und mit langen, durch die Niedergänge geführten Pinzetten und Haken dieses nach hinten gezerrt und durch die hintere Treppe zur Weiterverarbeitung nach oben geholt. Dann die schon gezeigten Löcher im Kiel auf 3 mm aufgebohrt, eine Gewindestange mit Kontermuttern vorbereitet, das Kupferkabel mittels Kabelschuh bombenfest vertäut ...
... einen mittig gebohrten Holzklotz mit den Maßen des Niederganges als Verstärkung in der Tiefe versenkt, die Gewindestange durchgesteckt, und vom Bug her das Kupferkabel gespannt. Aber wozu hat man früher Buddelschiffe gebaut, uffz ...
... und unten sieht das dann so aus. Damit hatte ich die hintere Einspeisung und zugleich die Befestigung für den Ständer in weit fernen Zeiten ;-)
Dann zum vorderen Anschluss. Zuerst Loch wie gehabt in den Bug der anderen Schiffsseite gebohrt, Kabel durchgezogen und durch den vorderen Niedergang hochgeholt.
Die Leiter dort hatte ich zum Glück nur provisorisch positioniert. Deshalb auch immer der dünne Faden auf den schon gezeigten Bildern dieses Abschnittes. Damit die Treppen - und auch andere Teile wie Gewindestangen, Befestigungsklötze u.a. - nicht in der Tiefe der Hold verschwinden, lege ich sie immer an die Leine, als Positionierungshilfe habe ich der Treppe noch ein Standbein spendiert.
Wieder die Gewindestange mit Kontermutter eingesteckt, Länge angezeichnet ...
... gekürzt, versenkt und die Leiter darüber ob es passt ...
... und mit dem Fädelchen wieder aus den schaurigen Tiefen rausgeholt.
Da ich keine isolierten Kabel durch die enge Stelle am Bug ziehen konnte ist das achterne Kupferkabel blank. Obwohl beide durch straffe Führung sich nicht in die Wege kommen, habe ich den bugwärtigen Anschluss lieber noch etwas isoliert, man weiß ja nie ...
Sodele, jetzetle, kann ich beruhigt weiterbauen da nichts verbaut ist. Ob benötigt oder nicht, das verrät euch dann das Licht ;-)
Lieber Gruß, Daniel, und keine Angst, hier kommt auf alle Fälle keine Weihnachtsbeleuchtung à la Titanics letzte Minuten rein ...
Oh, auf den Christbaumschmuck habe ich mich jetzt nun gefreut. Du machst alles wieder kaputt, Dafi, das kannst du nicht machen.
Deine Verlegung der Anschlusskabel ist eigentlich die einzig und vernünftige. Ich habe das auch so gemacht. Anstelle von Gewindestangen habe ich aber Steckverbindungen genommen, um das Schiff für Batteriewechsel vom Ständer nehmen zu können. Allerdings ist deine Vic doch ein wenig größer und mit Sicherheit auch schwerer. Kabelführung habe ich bei mir Backbord und Steuerbord gemacht. So brauche ich auch keine Kabel isolieren, da sie sich definitiv nicht berühren werden. Und in der Badewanne wollte ich die Endeavour auch nicht versenken....