Herbert Tomesen, Inhaber der Fa. Artitec, hat ein neues schönes historisches Diorama in Arbeit. Es zeigt die Erstbesiedlung New York/Manhattans, im Jahr 1660. Herbert hat auch schon das tolle große Diorama auf der Insel Texel kreiert. Herbert Tomesen wollte das Diorama sehr gerne bei unserer DIORAMICA im September 2024 zeigen. Leider waren wir in unserer Planung schon so weit fortgeschritten und platzmäßig ausgebucht. Deswegen konnten wir dieses Diorama auch nicht mehr annehmen, was wir natürlich sehr gerne gemacht hätten.
Das Diorama soll allerdings noch weiter ausgebaut werden. Ich bin dann auch mit Herbert Tomesen so verblieben, dass wir vielleicht einen späteren Zeitpunkt finden, um das Diorama in unserem Dioramen-Museum DIORAMICA, zu zeigen. Später soll das Diorama auch in New York ausgestellt werden. Zurzeit wird es im derzeitigen Bauzustand ganz frisch im Schiffahrtsmuseum Amsterdam ausgestellt.
Hier der kleine Bericht von L. Cryns zur Ausstellung in Amsterdam in unserem Vereinsforum:
Earlyer this year Wolfgang has reported about a new diorama in scale 1:87 by Herbert Tomesen from Artitec, Amsterdam, Nederland.
It shows Nieuw Amsterdam (today's Manhattan, New York City) as it looked like in 1660 when it was a Dutch colony with Peter Stuyvesandt as its Dutch Gouvernor. It is unclear yet how big the final diorama will become (depending on fund raising and exhibition space in New York city. But the first part is almost finished (except for the sea water). A map shows the section of the town that is represented in the diorama. Except for some temporary Native Americans made by Germania Figuren, all buildings, ships and figurines are made by Herbert / Artitec themselves using many different techniques like handmade sculpts, resin casts of their already existing models, 3D prints. But also 3D photo scans of full size objects and real people in costumes turned into printed and handpainted models. New native American figures will be created in the future in cooperation with the society of native Americans themselves in New York State. The style of the wooden houses is based upon the villages around Waterland and Zaandam. This area in Northern Holland was the worlds first industrial area during the second part of the 17th century with countless windmills and small factories. This building style was stransponated to the New World.
This week the first section of the diorama was on display in Het Scheepvaartmuseum in Amsterdam. Yesterday I went there. The diorama is made in the highest quality level that is thinkable, according to my judgement. Herbert was present himself too.
Hier ein paar Fotos, welche Lodewyk Cryns vor Ort gemacht hat. Einige Bilder waren zu groß, um sie hier zu zeigen. Also mehr Bilder gerne auf unserem Vereinsforum.
Tolle Details. Man sieht, dass ein Fachmann am Werk war. Der Flaggenmast mit Sprossen, um die Flagge anzubinden. Die Frau beim Wäsche aufhängen. Die Wagenspuren in den Wegen. Etc., etc
Grüße Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Hallo! ein wunderschönes Modell. Nun habe iche eine Frage: 1660 und alle Dächer mit Dachpfannen? Selbst das kleinste Haus? Die Dachpfannen und Steine können ja als Ballast oder Ladung nach Neu Amsterdam transportiert worden sein, aber waren alle Einwohner in der Lage sie zu bezahlen? Hier waren um 1660 noch viele Häuser mit Stroh oder Ried gedeckt. Welche Art von Pfannen konnten in großen Serie hergestellt werden? Typ Frankfurter Pfanne? Was sagen den die Experten? Siegfried
Ich denke schon, dass das Diorama sehr gut recherchiert ist. Wenn man solch ein komplexes historisch genaues Diorama plant, dann wird man auch gute Quellen haben. Man muss bedenken, hier wurde alles neu gebaut! Ich recherchiere ja auch so manches historische Diorama. Zu meinem Mittelalterdiorama „Teutonic Order 1329“, musste ich auch so einiges recherchieren. So waren zum Beispiel um 1300 schon 700-1300 Häuser der Hansestadt Lübeck mit Backstein gemauert und pfannengedeckt! Das war schon 360 Jahre früher! Ich bin da ganz auf der Seite von Herbert Tomesen!
Ich habe gerade mal ein wenig gegoogelt! Die Quellenlage zu New York 1660 ist schon oberflächlich gut, ohne auf Museumsquellen zurückgreifen zu müssen. Das Diorama ist schon historisch sehr genau gebaut. Hätte ich mir auch nicht anders vorgestellt.
Weitere höchst beeindruckende Dioramen von Herbert Tomesen: eine niederländische Werft im Batavia Museum in Lelystad, das Stadtzentrum von Alkmaar im dortigen Stadtmuseum. Schade, dass seine Häusermodelle nicht in Serie gehen. Schmidt
Ich möchte doch noch einmal auf Siegfrieds Beitrag @Semper talis zurückkommen. Hier kritisiert er Dachbedeckung. Bei Recherchen zur frühen kolonialen Bark bin ich auf folgende Eintragungen gestoßen (1): Governor Winthrop (Massachusetts) ließ 1631 eine Bark bauen mit 30 Tonnen Verdrängung und 12 m Länge. Sie erhielt den Namen "Blessing of the Bay". In den folgenden Jahren unternahm sie mehrere Handelsreisen zur niederländischen Niederlassung am Hudson River, so auch 1634. Auf der Hinfahrt beförderte sie Salz, Ahornsirup und als größten Posten Holzschindeln (clapboards). Auf der Rückfahrt war sie mit Molasse (Zucker) aus der Karibik, sowie Gewürzen und Tee aus Niederländisch-Indien befrachtet. Die von den Holländern gelieferten Waren waren zweifellos hochwertiger, aber die Holzschindeln aus Massachusetts wurden in Nieuw Amsterdam gebraucht, zur Außenwandverkleidung und zur Dachbedeckung. Meiner Ansicht nach sollte H. Tomesen zumindest einen Teil der Häuser mit Schindeln eindecken.
Gruß Jörg
(1) The Mayflower and other colonial vessels, William Baker, London 1983, S. 98
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Hm.. Ich bin weit davon entfernt, etwas von Ziegeln zu verstehen, aber..
Wären aber Holzschindeln nicht flach und eher einfach geformt? Was man am Modell aber sieht, scheinen eher gebrannte, geformte Pfannen zu sein. Mit einem speziellen, "genormten" Profil, das diese Welle zum Überlappen gestaltet. Diese Form aus dem in den Kolonien leicht verfügbaren und gerade belegtem Holz zu bekommen ist eher teuer.. Also wurden für die Dächer billige Holzschindeln benutzt, hätten diese kaum diese vertikalen typischen "Linien", die der Schlag an den Pfannen erzeugt, und die den Dächern diese aufgeräumte, saubere Struktur verpassen. Zumindest kleinere, ärmeren Hütten oder Schuppen hätten bestimmt keine teureren geformten Dachpfannen gehabt.
Das House of seven Gables in Salem hat solch flache Dachziegel. Ob sie aus Holz oder Schiefer sind, weiss ich leider nicht. Aber beachtet die flache und etwas unregelmäßigen Struktur.
Dachziegel = roof tiles Ziegel = brick (Dach)schiefer = (roof) slate Schindel = shingle ... immer aus Holz
Für 'clapboard' gibt es kein deutsches Äquivalent und die Übersetzung mit 'Schindel' ist nicht korrekt. Im britisch-amerkanischen Hausbau ist clapboard ein horizontales Brett, das als Fassadenverkleidung verwendet wird (siehe oben das Bild des Hauses aus Neuengland). Die Bretter liegen wie bei einer Klinkerbeplankung übereinander. In den USA und Kanada haben die meisten Wohnhäuser außerhalb der Stadtzentren, die in Holzrahmenbauweise erstellt sind, noch immer eine solche Verkleidung (deswegen fliegen die Häuser bei ein bißchen Sturm auch immer gleich ganz fort).
Was zum Hausbau verwendet wurde, hängt logischerweise von den verfügbaren Rohstoffen und Energieträgern ab, sowie der verfügbaren Arbeitskraft und den Transportmöglichkeiten.
Ich kenne mich mit der Geologie Manhattans und den Gebiet stromauf des Hudsons und Eastriver nicht wirklich aus. Soviel ich weiß besteht der Untergrund Manhattans aus Graniten. Schiefer, ein metamorphes Gestein, kommt m.W. in der Nähe nicht vor. Ob es geignete Tonvorkommen stromauf gibt, weiß ich nicht, wäre aber möglich, da sich solche Vorkommen oft beim Rückzug der eiszeitlichen Gletscher bildeten.
Holz als Energieträger gab es bekanntlich im Überfluß und seine Herrichtung als Baumaterial ist auch mit minimalen Mitteln möglich. Schindeln wurden ursprünglich aus Stammabschnitten gespalten, später dann auch gesägt.
Die Herstellung von Dach- und Wandziegeln erfordert erst den Bau von Brennöfen (die auch aus Ziegeln bestehen) und neben Ton auch Sand zur Magerung. Holz als Brennstoff gab es ja reichlich. Dann braucht es aber Transportmöglichkeiten, d.h. Boote, um diese nach Manhatten zu schaffen.
Ich würde mal davon ausgehen, daß die Häuser zunächst, wie das neuenglische Haus aussahen und dann nach und nach durch Ziegelbauten mit Ziegeleindeckung ersetzt wurden, zumindest die offiziellen und Geschäftshäuser. Privathäuser werden ja nach wie vor in Holzbauweise errichtet.
Die Holzbauweise ist sehr holzintensiv, da die Schindeln ja auf eine erste Brettereindeckung genagelt werden müssen.
Es ist denkbar, daß Ziegel auch aus den Niederlanden bzw. Deutschland kamen, da diese oft als Ballast unter der Ladung gefahren wurden. Der Ziegelballast wurde am Zielort gewinnbringend verkauft und dort billigeres Material geladen. In Westindien z.B. sind viele Häuser mit 'Flensborg-Stone' erbaut, das es auf den Insel weder Ton noch genügend Brennstoff gab.