Lieber Klabauterklaus, es ist eine Freude der Entstehung eines so schnittigen Seglers beiwohnen zu können. Ich bin immer wieder veblüfft, was mit Karton und Papier möglich ist.
Zum Ansporn will ich Dir dieses Fahrmodell eines Revenue (Zollkutter) Cutters präsentieren. Er entstand 8 Jahre vor der "Frauenlob" und zeigt einige Übereinstimmungen auf. Das Original war in Mobile beheimatet und im Golf von Mexiko eingesetzt. Bitte beachte auch den "blinden Passagier" am Stag ( zweites Bild). Am Teich ist man nicht allein.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Danke für die zeiliche Einordnung mittels Deiner Modellbilder.
Da hat eine fliegende Festung am Stag festgemacht!
Die große Kanone macht schon einen Reiz bei diesen Revenue-cuttern aus. Die Panzerkanonenboote der WESPE-Klasse sind ja mit ihrem riesigen 30,5 cm Geschütz ähnlich interssant geartet.
Dieses britische Panzerkanonenboot HMS "Arrow" hatte auch so eine mächtige Wumme wie die Wespen. Mit dem Aufkommen der eisernen Schiffe waren die Segelkriegsschiffe entwertet. Sie wurden dann häufig als Schulschiffe aufgebraucht. Schade eigentlich.
DSCI0399.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Hinter dem schweren Geschütz auf der FRAUENLOB und den gepanzerten bzw. ungepanzerten Geschützplattformen, die ausgehend von England ab Beginn der 1860er Jahre für verschiedene Marinen in der ganzen Welt gebaut wurden stehen allerdings etwas unterschiedliche taktische Konzepte.
Die preußische Marine litt unter Geldnot und wollte mit wenig Kosten ordentlich 'Wumms' (Entschuldigung für dieses gerade in Mode befindliche Wort) an einen möglichen Feind bringen und danach schnell wieder abdrehen, ähnlich wie später die Torpedoboote.
Die Kanonenboote der ANT- oder STAUNCH-Class und etwas später der WESPE-Klasse hingegen dienten der mobilen Küstenverteidigung. Mit ihrem schweren und weittragenden Geschütz sollten sie feindliche Kriegschiffe soweit auf Distanz halten, daß diese mit ihren Geschützen die Küste nicht erreichen konnten. Durch die noch nicht sehr entwickelte Zielerfassungstechnik, war es auch für die Kriegsschiffe schwer, die als mobile, vorgeschobene Forts agierenden Kanonenboote zu treffen, so jedenfalls die Theorie.
Zehn bis 20 Jahre später war dann dieses Konzept durch die Einführung der selbstlaufenden Torpedos überholt.
Wie wird die Abdeckung an Deck, über dem Ruderkopf binnenbords achtern, genannt? Bei Dampfschiffen war an der Stelle der Quadrant und es lag eine Gräting als Abdeckung darüber.
Und: was wurde mit der Luke zur Kombüse im Gefechtsfall gemacht? Das Süll reicht in den Schwenkbereich des Geschützes, die Laufschienen der Lafette berühren das Süll sogar.
Ad 1: ich wäre mir nicht sicher, daß es dafür überhaupt einen Namen gab, vielleicht 'Halbdeck' oder 'Heckplattform' ?
Ad 2: Wenn ich das richtig sehe, überschneidet sich die Luke (oder jedenfalls deren Deckel) mit den Gefechtslaufschienen. Zumindest in älteren Zeiten wurden solche Luken bei 'Gefechtsbereitschft' mit Grätings abgedeckt, um ungehindert über das Deck laufen zu können. Das es unter Deck keine Geschütze gab, deren Pulverrauch abziehen mußte, könnte es in diesem Fall auch ein solider Deckel sein. Falls sich die Luke tatsächlich mit den Schienen überschnitt, müßten sich auf diesem Deckel natürlich die entsprechenden Schienensegmente befinden. Wenn ich mir Blatt 23 im FUNKE (1861) anschaue, dann sind allerdings nicht alle für die Geschützbewegungen notwendigen Bereiche durch Schienen abgedeckt.
»Gefechtslaufschienen«! Die Vokabel fehlte mir auch noch! Die »Komposition« von Schiene und Luke habe ich vom Wolgaster Modell übernommen. Wobei in Wolgast die Schienen vorm Lukensüll endet. (siehe #30 unter Schoner FRAUENLOB, eine Betrachtung des Bildes (2) )
'Gefechtslaufschiene' deshalb, weil es die sind, auf denen das Geschütz beim Schießen bewegt wird. Es gibt auch noch 'Rangierlaufschienen' (um Deinen Wortschaft noch mehr zu erweitern ...), auf denen das Geschütz in die Mittschiffszurrposition (hattest Du das Wort schon ?) zu bringen. Entsprechend gab es eben auch Gefechts- und Zurrpivots.
Ja, die Fachbegriffe gefallen mir und nun erschließen sich mir auch die Funktionen der Kreise, die ich so mühsam ausgeschnibbelt habe. Danke für den Sprachkurs.
Mein Reden. Auch wenn ich andauern - selbst von Kollegen der Fachpresse - deshalb in meinen Texten "korrigiert" werde: Ich verfolge weiterhin den Grundsatz: nur bei Namen, die auf Personen und Orte zurückgehen, weiblich, alles andere bleibt beim natürlichen Geschlecht. Und alles, was vor dem 19. Jahrhundert liegt, ohnehin das natürliche Geschlecht. Also auch DER Adler von Lübeck, DAS Wappen von Bremen, DER Roland von Bremen. Selbst die Bismarck wurde von ihrem Kapiitän, glaube ich, als DER Bismarck bezeichnet.
Das Deck ist nun ausgerüstet. Die Luken habe ich mit einliegendem Deckel (s. LOGBUCH 2015_2, S. 92 ff.) dargestellt. Eine Luke mit Niedergang ist geöffnet. Es kann gut sein, dass der Niedergang in der rechteckigen Lukenöffnung auch seitlich aufgestellt sein konnte. Ich habe ihn in Schiffslägsrichtung gesetzt, so dass der Wind dem Ein- und Aussteigenden nicht ins Gesicht bläst.
Die Anordnungen der Nagelbänke, der Ankerbeting sowie der Bugsprietbeting folgen wieder dem Wolgaster Modell. Ebenso steht das Gangspill auf seinem Platz. An der Stelle gebe ich zu, das Oberlicht hinter dem Spill mit etwas mehr Abstand gesetzt zu haben als es auf dem Plan von SCORPIOEN angegeben war. Die Männer am Spill sollten durch meine Maßnahme etwas mehr Raum zum Arbeiten bekommen.
Die beiden gusseisernen Lenzpumpen sind meine Zutat, mit irgendwas mußte der Rumpf schließlich gelenzent werden. Die Pumpen folgen historischen Vorbildern (zu Mondfeld, Petrejus) und bestehen immerhin aus neun Bauteilen. Ebenso sehe ich die beiden Seeschlagklappen im Schanzkleid achtern als eine Notwendigkeit an, die so ein Schiff benötigt. Der Bauplan des vorbildgebenden niederländischen Kanonenbootes ADDER zeigt sogar vorn und achtern quadratische Öffnungen im Schanzkleid. Darin stehen je ein Paar Doppelpoller. Auch da könnte man nochmal gucken, ob für die FRAUENLOB so etwas in Frage kam.
Die lange Pinne wurde auf Kommandantenwunsch vor der schicksalhaften Asienreise eingebaut und gegen das vorher genutzte Steuerrad getauscht (Freundliche Information aus dem Forum).
Vor der Pinne steht der Kompaß.
In Höhe des Fockmastes habe ich beidseits je eine Kettenpiepe zur Aufnahme der Ankerketten dargestellt. Die Ankerklüsen führen aussenbords Klüsbacken. Das sind beides Details, die das Wolgaster Modell nicht zeigt. Ebenso ist das einfache Ofenrohr an Deck meine Lösung, wie die Dämpfe des Ofens in der Kombüse abziehen konnten.
Klabauter
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Die Belegnägel sind Besenborsten aus Kunststoff vom Handfeger (Bezugsquelle: Ein-Euro-Laden)
Für die Nagelbänke an den Schanzkleidern habe ich vier Borsten senkrecht im Abstand in einen Kartonrahmen geklebt. Darauf kamen dann waagerecht im Abstand die Bänke aus Karton welche vorn vierfach eingeschnitten waren. Die Seite mit den Nägeln ist mit einem Papierstreifen abgedeckt, die Zwischenräume mit Leim verfüllt. Die Bänke konnte ich aus dem Rahmen schneiden und die Belegnägel oben und unten sauber abschneiden.
Die Nagelbänke an den Masten sind aus dreifach Kartonstreifen. In den mittleren Streifen habe ich mit der Nadel Löcher gestochen und die kurzen Borstenstücke eingeleimt. So habe ich das bei meiner ELONORA übrigens auch gemacht.
Ich werde den Nägeln noch einen halben Tropfen Leim auftupfen damit die charakteristische Verdickung entsteht.
Zitat von wefalck im Beitrag #24 (...) Bin dann mal gespannt, wie Du das in diesem Maßstab mit dem Geschütz machst.
Und genau dazu brauche ich Hilfe
Wir haben einen ausführlichen Thread zur Bewaffnung. Klar ist, dass ich den 30-Pfünder Vorderlader zeigen möchte, der als letzte Bewaffnung vor dem Untergang auf dem Schiff war. Unterlagen habe ich auch. Nur: Wie sah die Kanone nun im speziellen aus? Als Modellbauer muß ich wieder Farbe bekennen.
Nach einigen unbefriedigenden Versuchen habe ich nun ein Modell gebaut, welches ich zur Diskussion stellen möchte:
Da der 30-Pfünder von der Dampffregatte BARBAROSSA kam, habe ich als Vorbild die Darstellungen von Lafette und Rahmenlafette auf dem BARBAROSSA- Modell im "Tamm-Museum" gewählt.
Die Maße des Rohrs habe ich den Zeichnungen von Funke entnommen. Die Form der Lafette richtet sich ebenfalls aus zeitgenössischen Zeichnungen (Seitenwangen mit stufenförmigen Enden). Die Breite der Lafette ist nach dem Duchmesser des Rohrs orientiert. Sie läuft nach vorn leicht v-förmig zu und ruht mit zwei Querhölzern auf der Rahmenlafette.
Die Länge der Rahmenlafette habe ich vom Radius der Gefechtslaufschienen (ich habe ein neues Wort gelernt! ) festgelegt. Der Anschlagzapfen zur Seitendrehung der Lafette liegt im Mittelpunkt des Kreissystems. Vorn und hinten liegt die Rahmenlafette ohne Anstieg nach hinten auf zwei überstehenden Querhölzern. An den Überständen werden später die Brooktaue und die Richttakel angeschlagen.