Alles in Ordnung! Bis eben dachte ich ja auch noch, die Dinge verstanden zu haben . Da wir weder authentische Pläne noch Abbildungen haben (geschweige denn Fotos), kann in dieser Situation ja nur langsam nach vorn in den Nebel gearbeitet werden und Vergleiche mit ähnlichen Dingen gezogen werden. Also bitte nicht lange überlegen mit dem zeigen von Abbildungen und äussern von Überlegungen .
Im "Stolz: Die Schleswig-Holsteinische Marine" ist ein Riss der VAN DER TANN als dänische STÖREN (S. 76/77) zu sehen. Die beiden 60-Pfünder Bombenkanonen drehten demnach auf einem einfachen 360-Grad-Schienenring mit Zapfen im Zentrum. Keine Rangier- oder Gefechtsschienen sind zu sehen. Die niederländischen Pläne von ADDER und SCORPIOEN zeigen das genauso. Offensichtlich gab es mehrere Systeme, um ein schweres Geschütz mit Rahmenlafette "in Schwung" zu bringen.
Bei "Maritiem Digitaal habe ich einen Lithographie der ADDER gefunden: https://www.maritiemdigitaal.nl/index.cf...il&id=101006468 Wenn die Abbildung glaubwürdig ist, zeigt sie die Schanzkleidklappen für das Schußfled der Kanone hinter den Wanten des Fockmastes (die Pläne zeigen einen deutlich kürzeren Bereich der abklappbar war). Könnte es also sein, dass FRAUENLOB auch so eine Anordnung hatte um das Schussfeld nach vorn zu erweitern? Ein paar Grad mehr wären damit ja schon 'drin gewesen Auf dem Bild ist auch eine Eingangspforte im Schanzkleid zu sein. Gut möglich, dass FRAUENLOB auch so eine Öffnung zum Betreten hatte.
Der Staffelstab geht also an den nächten Modellbauer um all diese Punkte mit Belegen zu klären.
Hier steht jedenfalls mein 30-Pfünder historisch völlig unglaubwürdig zwischen einer 21 cm Kanone, zwei 8,8-ern und einer 15 cm- Kanone auf einem großen Kreuzer. Vierzig Jahre nach der FRAUENLOB hat die Geschütztechnik schon einen gewaltigen Sprung gemacht!
Klabauter
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auf zwei Arten interpretieren: entweder wurde das Geschütz nur um das hintere Pivot geschwenkt und wärend des Feuern vorne durch zwei Richttakel gehalten oder die Schienen zum Richten in Feuerstellung sind nicht eingezeichnet. Der mögliche Bestreichwinkel bei Variante 1 scheint eingezeichnet zu sein. Allerdings kommt mir diese Variante mechanisch und operativ etwas riskant vor, nämlich eventuell beim Schuß auftretende Querkräfte nur durch die Richttakel gehalten werden müssen - wenn die aus irgendeinem Grund lose kommen besteht die Gefahr, daß das Geschütz um das hintere Pivot herumgeschleudert wird. Bei einer Pivotieren vorne während des Schusses kann das nicht passieren.
Eine weitere Interpretation könnte auch sein, daß die gezeichnete Kreisschiene jediglich der Verdeutlichung der Raumdisposition diente, nämlich um den Bereich zu Kennzeichnen der von Hindernissen freigehalten werden mußte, um das Geschütz in Schußposition bringen zu können.
Man müßte mal nach weiteren Beispielen aus dieser Zeit suchen.
Wenn ein Kreis und dann wahrscheinlich gestrichelt gezeichnet werde, würde ich Deiner zweiten Interpretation zustimmen. Wie es aussieht (die Auflösung ist nicht besonders), wurden zwei parallele Bögen gezeichnet. Das spricht eher für eine auf Deck besfestigte Schiene oder besser Führung.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Richtig, aber es muß bei Variante 1 mindesten noch eine weitere Kreisschiene für den Lafettenschwanz gegeben haben. Es sind mit Sicherheit nicht alle Schienen eingezeichnet.
Gestern Abend habe ich auch mal die Lithographien des 'Aide Memoire d'Artillerie Navale' durchgesehen. Diese erschienen zwar erst ab 1873, decken aber noch vorhandenes und in Gebrauch befindliches Material bis zurück zu etwa 1858 ab. Mittelpivotlafetten treten dort nur im Zusammenhang mit Hinterladern auf und dann stehen sie meist auf erhöhten Positionen. Da bei Hinterladern Kartuschbeutel aus Seide verwendet wurden und keine Verdämmungen notwendig waren, ist das Risiko, daß brennendes Material auf dem Deck oder hinter dem Schanzkleid landet wesentlich geringer. Auch ist die Seelenachse der Rohre deutlich über der Reling.
Ich habe kürzlich ein paar niederländische Artillerie-Handbücher gesammelt, hatte aber noch keine Zeit diese Auszuwerten. Vielleicht finden sich da weitere Erkenntnisse.
Dank Eberhards Hilfe und Dank meines schlechten Modellbaugewissen habe ich das Schienensystem doch noch überarbeitet. Der 30-Pfünder steht in Zurrstellung, er wird von den Richttakeln an den im Deck eingelassenen Augbolzen gesichert (so stelle ich mir zumindest die Anordnung vor).
Den Anker an Steuerbord möchte ich später angeschlagen und klar zeigen. Daher liegt schon mal ein Stück Kette aus verdrilltem Kupferdraht bereit. Der Backbordanker soll verzurrt entweder an Deck oder an der Aussenbordseite dargestellt werden.
Die Klampen am Schanzkleid vorn konnte ich auf dem Foto vom Modell aus dem Meeresmuseum erkennen. Sie sind dort waagerecht angeordnet, auf dem Wolgaster Modell sind sie im 45 Grad-Winkel zu sehen. ich habe mich für die waagerechte Anordnung entschieden.
Klabauter
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Ich denke, das Schienensystem sieht jetzt realistischer aus, auch wenn uns noch ein wirklicher Beweis fehlt.
Gestern habe ich mir auch noch die niederländischen Handbücher für die Marinelartillerie, die ich schon vor einiger Zeit bei Google gefunden hatte, zur Brust genommen. Vorallem:
GOENS, H. VAN (1861-63): Handleiding tot de Kennis der Zee-Artillerie. 1: Buskruid en Vuurwerken. 2: Geschut en Projectilen.- XXVI+556 p., Rotterdam (H. Nijgh). GOENS, H. VAN (1863): Handleiding tot de Kennis der Zee-Artillerie. 3: Affuiten en Gereedschappen.- VIII+659 p., Rotterdam (H. Nijgh). GOENS, H. VAN (1861): Handleiding tot de Kennis der Zee-Artillerie. Atlas.- 38 pl. (not scanned properly), Rotterdam (H. Nijgh).
Was außerordentlich ärgerlich ist und die Logik von Google erschließt sich mir da nicht, ist daß der obige Atlas eingescannt wurde ohne, daß die Tafeln ausgefaltet wurden. Der Scan ist so völlig wertlos. Google macht das leider immer so, was dazu führt, daß die Scan eines Großteils der technischen Literatur völlig ohne Wert sind. Leider habe ich das Werk bisher noch nirgendwo anders als Digitalisat gefunden.
Es gibt noch ein älteres und ein neueres Werk speziell für die unteren Dienstgrade:
GOBIUS, W.G.F.G. (1857): Handleiding tot de Kennis der Zee-Artillerie voor Konstabels en Matrozen-Kanonniers.- X+186 p., 1 pl., Nieuwediep (J C. De Buisonjé). GOBIUS, W.G.F.G., MEIJER, A. (1865): Handleiding tot de Kennis der Zee-Artillerie voor Konstabels en Matrozen-Kanonniers.- X+288 p., Nieuwediep (J C. De Buisonjé).
doch scheint es dazu keinen Atlas gegeben zu haben. Jedefalls fehlen im Gegensatz zu dem Werk van Goens' darin die Querverweise auf Abbildungen in Tafeln.
Gobius stellt übrigens ausdrücklich fest, daß die Schienen aus Bronze waren und nicht aus Eisen, weil letzteres roste.
Nach einem Blick auf den Plan der ADDER habe ich das Bergholz bei meinem Modell zum Bug steiler auflaufen lassen. Neue Klüsbacken wurden durch die Aktion ebenfalls fällig. Die Wirkung der Korrektur ist enorm: Der Bug wirkt deutlich betonter und eleganter!
Klabauter
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Die Anker sind die vorerst letzten Ausrüstungsteile für den Rumpf (Davits und Boote kommen am Schluß). Der Steuerbordanker hängt mit angeschlagenem Stock und angeschäkelter Kette am Kranbalken. Der Backbordanker ist an der Bordwand gestaut gezeigt.
Da ich an meinem Modell ein Bergholz zeige, ist meiner Meinung nach ein Ankerscheuer unerlässlich (auf den Fotos leider kaum zu sehen).
Die Proportionen der Taklage und ihrer Rundhölzer habe ich dem Plan vom Kriegsschonern SCORPIOEN entnommen. Der Bugspriet und der Klüverbaum bestehen im Kern aus Federstahldraht, der mit Zigarettenpapier umwickelt ist. Die Takelung des Bugspiets habe ich nach dem Vorbild der SCOTISH MAID (nach dem McGregor-Plan) nachvollzogen.
Die Masten stehen nur zu Probe. Auch der Fall der Masten ist dem SCORPIOEN-Plan entnommen.
Ein Detail bei dem ich mir unsicher bin, sind die Sorgleinen. Ich meine, dass diese Vorrichtungen zur Sicherung des Ruders um 1850 auf kleineren Schiffen nach und nach verschwanden. Auf Modellen ist dieses Detail selten zu finden. Ich zeige die Leinen (als Ketten dargestellt) und hoffe, damit richtig zu liegen.
Klabauter
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Meine Schreibtischlampe war in diesem Fall die Sonne. Und die verfinsterte sich just zur Mittagszeit. Dafür haben wir jetzt aber in Mitteleuropa über zwei Jahre Ruhe mit solchen Ereignissen
Sonne ist nicht gut, ein wolkiger Himmel gibt besseres Licht, wenn er nicht zu dunkel ist natürlich. Hast Du mit dem Rücken zum Fenster gestanden ? Das Auge (bzw. Gehirn) gleicht zu große Kontraste aus und hellt Schatten auf, was die Kamera nicht kann. Man kann dem zwar durch Nachbearbeitung etwas abhelfen, erhöht damit aber das 'Weiße Rauschen'.
Solche Sachen photographiert man besser bei Kunstlicht, weil dann der Kontrastumfang geringer ist und die Kamera damit besser fertig wird.
Meine Bilder sind fast alle stark aufgehellt. Bei einer 'künstlerischen' Photographie wäre das meist ein Kunstfehler eben wegen des weißen Rauschens, aber in diesem Fall dient es dazu, Details in Schattenzonen zu zeigen.
Ich baue mir am Balkon in Westlage, also Abendsonne, eine kleine Hohlkehle auf und setzt die Sytemkamera aufs Stativ. Dann fotografiere ich mit dem Selbstauslöser und sorge mit einem Lastolight für etwas Licht auf dem Modell. Heute Vormittag war das Licht nicht gut, der Himmel sehr bewölkt. Ich wollte aber gerne berichten und zeigen, das- und wie es weitergegangen ist. Beim nächsten Shooting passe ich besser auf!
Ein Gang zum Hafen zeigte mir übrigens, dass die RICKMER RICKMERS zwei Ketten am Ruder als Sicherung führt. Im Museumshafen Oevelgönne hat der Hochseekutter PRÄSIDENT FREIHERR V. MALTZAHN ebenfalls eine Kette als Sicherung.
Die Marsstengen mit Eselshäuptern und Salingen sind aufgebaut. Die Wanten, Püttings und Stage sind angebracht. Die Takelung folgt wieder dem Wolgaster Modell.
Ich habe mich nun doch entschlossen, die Segel zu zeigen. Ich werde Klüver, Vorstagsegel, Schonersegel und Großsegel zeigen (kurz alles außer den Toppsegeln und dem Aussenklüver). Bevor ich das Großsegel mit dem weit übers Heck ragenden Baum anbringe, habe ich noch schnell die Jolle ans Heck gehangen.
Fraglich ist, wie die Pardunden des Schonermastes gesetzt werden. Sie setzen im Bereich der abgeklappten Pforten an, ich werde sie daher fliegend darstellen.
Die Fotos habe ich diesmal mit Kunstlicht geschossen
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