Die kurzgefasste Geschichte des Schoners FRAUENLOB
Berliner und Potsdamer Frauen spendeten 1848/50 13.000 Taler, »zum Erwerb eines vaterländischen Kriegsfahrzeuges«. Als zu dieser Zeit Dänemark mit nur wenigen Kriegsschiffen den Seehandel der deutschen Lande lahmlegen konnte, war im Volk der Wunsch nach einer eigenen Marine groß. Das neu zu bauende Schiff sollte ein Zweimast-Schoner werden, der nach niederländischen Vorbildern auf einer deutschen Werft entstehen sollte. Zum Dank an die Spendenaktion, die einen guten Teil der Baukosten deckte, wurde der Neubau zunächst FRAUENGABE genannt. Der Schoner wurde Anfang 1851 in Wolgast auf Kiel gelegt. Der Bau verzögerte sich sehr. Erst am 27. August 1855 fand im Beisein von Prinz Adalbert von Preußen der Stapellauf statt. Auf Wunsch König Friedrich Wilhelm IV. wurde das neue Schiff ohne besondere Taufzeremonie FRAUENLOB genannt. Nach fünfjähriger Bauzeit wurde am 1. März 1856 der neue Kriegs-Schoner in Danzig in Dienst der preußischen Marine gestellt.
Das gleichartige Schwesterschiff HELA wurde ebenfalls zu einem guten Teil aus Spendengeldern gebaut. Es kam knapp zwei Jahre vor FRAUENLOB am 20. März 1854 in den Marinedienst und diente bis 1870, später als Brigg umgetakelt, als Schulschiff.
Der rund 300 Tonnen große und 32,1 Meter ü.a. lange Kriegsschoner FRAUENLOB war im Laufe seiner kurzen Dienstzeit hauptsächlich mit einem 30-Pfünder, wahrscheinlich aus schwedischer Produktion, armiert. Nach neuer Bezeichnung hatte der glattgebohrte Vorderlader ein Kaliber von 16,7 cm. Er ruhte auf einer schwenkbaren Rahmenlafette an Deck zwischen den beiden Masten. Die Lafette stammt wahrscheinlich von der Radkorvette BARBAROSSA und trug einst einen 68-Pfünder. Die Bewaffnung der FRAUENLOB variierte abhängig von der Verfügbarkeit geeigneter Waffen bzw. dem Einsatzzweck des Schiffes.
Die FRAUENLOB unternahm zunächst einige Fahrten in der Ostsee und führte Manöverfahrten mit anderen preußischen Kriegsschiffen durch. 1856 führte eine Reise über Madeira zum Rio de la Plata. 1858 standen Fahrten zur Vermessung der Ostsee an.
1859 brach der Schoner zusammen mit der Fregatte THETIS und der Korvette ARCONA zur großen preußischen Ostasienexpedition unter dem preußischen Staatsmann Friedrich zu Eulenberg auf. Die Schiffe erreichten über Rio de Janeiro am 7. August 1860 Singapur. Am 2. September sah man die FRAUENLOB zum letzten Mal: Der Schoner sank während eines Taifuns tragisch vor Japan und nahm alle 47 Mann Besatzung mit in die Tiefe. Das war der erste Totalverlust der preußischen Marine.
1902 ehrte die Kaiserliche Marine das Schiff mit einem neuen kleinen Kreuzer der FRAUENLOB genannt wurde. Die frühe Bundesmarine baute 1966 ein Binnenminensuchboot mit selben Namen.
Alter Stich.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Dieser Bildausschnitt (eine Lihographie?) ist wahrscheinlich vor dem Stapellauf des Schiffes entstanden (s. den entsprechenden Recherchelink dazu Recherche). Vorn und achtern sind Stückpforten zu sehen, die der fertige Schoner entweder nicht hatte oder die zugesetzt wurden. Es waren für diese Plätze Geschütze vorgesehen, die dann doch nicht eingebaut wurden. Unterlagen zur Bewaffnung deuten darauf hin.
Das gleichartige Schwesterschiff HELA wurde ebenfalls zu einem guten Teil aus Spendengeldern gebaut. Es kam knapp zwei Jahre vor FRAUENLOB am 20. März 1854 in den Marinedienst und diente bis 1870, später als Brigg umgetakelt, als Schulschiff.
Zu diesem Schiff wurde hier im Forum sehr viel geforscht und einiges an Material zusammengetragen (Recherche). Ich möchte die Ausgangslage nutzen, um eine kleine Modellrekonstruktion zu wagen. Soweit ich weiß, hat aus unserem Kreis bisher noch niemand ein Modell der FRAUENLOB gebaut.
In Wolgast gibt es ein Museumsmodell, welches von Werner vermessen wurde. Diese Risse, als vorläufig deklariert, darf ich zum Bau des Modellrumpfes nutzen. Die restlichen Details habe ich nach den Modellfotos und Plänen der damals als Vorbild genommenen niederländischen Kriegsschonern SCHORPIOON und ADDER nachgezeichnet. Das Modell wird in meinem favorisierten Maßstab von 1:250 aus Karton und Papier entstehen.
Außer dem Modell in Wolgast wird hier im Forum noch weiteres Museumsmodell gezeigt. Im Küstenmuseum Wilhelmshaven ist mir ein weiteres Modell bekannt. Der Miniatur-Modellbauer H.P. Weiss hat eine FRAUENLOB im Maßstab 1:1200 gebaut. Weitere Modelle sind mir nicht bekannt. In Wolgast sollte vor Jahren die FRAUENLOB 1:1 nachgebaut werden. Dazu sind mir keine Bilder oder Pläne bekannt. Ich halte mich bei meinem Modell in der Hauptsache an das Wolgaster Modell und die daraus abgenommenen Risse, an die hier im Forum veröffentlichten Rechercheergebnisse und die Pläne von SCHORPIOON und ADDER. Hinzu kommen Informationen aus PNs und Emails zum Thema.
Bei Detailfragen muß ich also - im wahrsten Wortsinne - Farbe bekennen und eine Lösung finden. Mein Modell kann also nur der Versuch einer Rekonstruktion sein. Vielleicht profitiert ja ein Nachfolger von den hier gemachten Erkentnissen und Erfahrungen?
Zu den vorhandenen Unterlagen (s. oben) habe ich mir eine Skizze vom zu bauenden Modell gemacht:
Klabauter
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FRAUENLOB Papier.jpg
Das gleichartige Schwesterschiff HELA wurde ebenfalls zu einem guten Teil aus Spendengeldern gebaut. Es kam knapp zwei Jahre vor FRAUENLOB am 20. März 1854 in den Marinedienst und diente bis 1870, später als Brigg umgetakelt, als Schulschiff.
HELA und FRAUENLOB waren keine Schwesterschiffe.
Daher habe ich "gleichartig" geschrieben weil sie nicht identisch waren. Sie waren aber beide ähnlich groß und beide zunächst als Schoner geplant und mit Spenden finanziert. Beide wurden auch zeitgleich auf Kiel gelegt und folgten den niederländischen Vorbildern. Wie kann ich das sonst nennen?
Danke jedenfalls für Dein wachsames Auge, Andreas. Das geht hier schon gut los, gefällt mir
Die Unterschiede zwischen FRAUENLOB (fast nach holländischen Plänen von SCHORPION) gebaut und die HELA nach "wave Line Prinzip" vom Scott Russell , konstruier bei Devrient sind beim Stavorinus "Die Geschichte der Königlichen, Kaiserlichen Werft Danzig : 1844 - 1918 " S.186-190 beschrieben
Übrigens , Stavorinus Archiven, Notizen usw. sind im meinem Besitz.
Okay. Dann schreibe ich : Der zeitgleich geplante Schoner HELA wurde ebenfalls zu einem guten Teil aus Spendengeldern gebaut. Es kam knapp zwei Jahre vor FRAUENLOB am 20. März 1854 in den Marinedienst und diente bis 1870, später als Brigg umgetakelt, als Schulschiff.
Es gab noch einen Schoner von Stettiner Comitee gebaut beim Schüler (mit Zieske) Leider das Geld war nicht ausgereicht und die Preußische Regierung wollte nicht einsteigen . so das Schiff FREYA wurde per Gerichtlichen Beschluss im 1853 beim einer Auktion verkauft.
Demnach war es dann ein Schonertrio, welches damals in Planung stand. Die schnellen Schiffe musten einen Stellenwert haben, wie vielleicht heute die Korvetten der Klasse K130?
Los geht's mit dem Praxisteil:
Der praktische Modellbau
Begonnen habe ich - Nein, nicht mit dem Spantengerüst! Zuerst habe ich das Teil gebaut, auf welches ich am wenigsten Lust hatte: nämlich die Plinte, auf der das fertige Vollrumpfmodell einmal stehen soll
Den Kern aus Graupappe habe ich mit lackiertem Karton überzogen und darüber braunen Tonkarton gezogen. Das wollte ich dann alles mit Farbe so behandeln, das es wie Holz aussieht. Das habe ich zwar schon mal hinbekommen, diesmal aber leider nicht. Also habe ich das Ganze am Ende mit Furnier überklebt.
Oben sind mittig die beiden Einlässe für die beiden Sockel eingebaut. Da der Bugspriet mit Klüverbaum später weit vorn übersteht, müssen die Löcher entsprechend versetzt werden.
Klabauter
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Es war zwischendrin "tatsächlich" - um dieses seltsame Modewort mal zu gebrauchen - mit der Spraydose schwarz lackiert. Das sah dann "tatsächlich" wie ein Sargdeckel aus und bildete den Tiefpunkt meiner Farbgestaltungen. Eine Schicht Bootslack hat den Eindruck noch verstärkt. Dann kam das Furnier zum Zuge und die der Deckel wurde endlich wieder zur Plinte
"Boie" Der Schiffbaumeister Wilhelm Lübke zählte seit 1832 zu den bedeutendsten Schiffbauern in Vorpommern, so daß die preußische Marine ihn 1856 mit dem Bau des Kriegsschoners "Frauenlob" und 1859/60 mit den Dampfkanonenbooten "Pfeil" und "Natter" betraute. Etwa 1856 baute Lübke sein erstes eisernes Dampfschiff, "Peene", mit 50 PS. Größter Neubau war 1856 das Vollschiff "Leopold" mit 557 BRT. Die nur lückenhaft vorhandene Bauliste weist von 1832 bis 1868 25 Handelsschiffe mit zusammen 5363 BRT sowie 5 Kriegsschiffe mit zusammen 829 t Deplacement aus. Ein Nachfahre betrieb um die Jahrhundertwende in Lauterbach auf Rügen eine Fischkutterwerft.
Schoner Maria 1832 33 RT C.Tesnow, Wolgast Schoner Minna 1839 98 RT W.Michaelsen, Greifswald Schaluppe Rudolph 1848 35 RT C.Möller, Wolgast Kanonenschaluppe Nr.19 1849 40 ts Preussische Marine Kanonenschaluppe Nr.20 1849 40 ts Preussische Marine Brigantine Gustav von Hagenow 1849 118 L G.F.Dieckelmann, Stralsund Brigg Gustav 1850 190 RT C.Wallis, Wolgast Brigg Julie und Auguste 1851 198 RT C.Wallis, Wolgast Brigg Anna 1855 224 BT F.Neumann, Wolgast Dampfer Peene 1856 Demmin Vollschiff Leopold 1856 557 RT Ch.Hollatz, Memel Schoner Frauenlob 1856 275 ts Preussische Marine Brigg Cassandra 1857 227 RT Brigg Victor 1858 196 BT L.Krahnert, Wolgast Dreimast-Schoner Auguste 1858 193 RT W.Lübke, Wolgast Brigg Gustava 1859 212 RT H.Rassow, Wolgast Brigg Louise 1859 223 RT F.Neumann, Wolgast Dampfkanonenboot Pfeil 1860 237 ts Preussische Marine Dampfkanonenboot Natter 1860 237 ts Preussische Marine Brigg Georg Freiherr von Vincke 1860 280 RT G.Siewert, Stralsund Brigg Emil Devrient 1861 244 RT F.Neumann, Wolgast Schoner Julie 1862 157 RT F.Neumann, Wolgast Brigg Johann Friedrich 1862 264 RT J.F.Vogel, Wolgast Brigg Johanna von Schubert 1862 166 RT C.Wallis, Wolgast Schoner Elise 1863 160 RT H.Rassow, Wolgast Bark Anna und Marie 1864 442 RT F.Neumann, Wolgast Schoner Lina 1865 166 RT F.Neumann, Wolgast Brigg Graf von Arnim 1865 266 RT W.Lübke, Wolgast Brigg Wilhelmine 1865 246 RT H.Rassow, Wolgast Brigg Friedrich von Homeyer 1866 180 RT H.Rassow, Wolgast Brigg Johanna & Liena 1866 258 RT F.Neumann, Wolgast
Joachim Heinrich Kraeft im Jahr 1868 die Traditionswerft von Schiffsbaumeister Wilhelm Lübke in Wolgast übernahm
Dietrich, Axel: Seine Majestät wünschen den Namen "Frauenlob" : (04.01.1992), S. 10 / Axel Dietrich. - Rostock : Ostsee-Zeitung GmbH, 1992 ; Original. - (Ostsee-Zeitung)
Gülzow, Erich: ¬Der¬ Stapellauf des preussischen Kriegsschoners "Frauenlob" in Wolgast : 1920, S. 16-21 / Erich Gülzow. - Hörnum : Sylt Reprint ;
Zitat von Andreas von Mach im Beitrag #13Kein Wort zu dem Schiffbaumeister Lübke
Der Name fehlt in meiner Kurzbeschreibung. Es sollte halt kurz sein, damit der interssierte Leser einen Überblick bekommt.
Der Schiffbaumeister Lübke ist aber interssant. Danke für die lange Liste der von ihm gemachten Bauten. Das wusste ich alles nicht.
Taucht eigentlich irgendwo in den historischen Dokumenten die Präfix "S.M.S." im Zusammenhang mit der FRAUENLOB auf? Die Frage wird im Forum Marinearchiv gerade ergebnisoffen diskutiert, wann das "S.M.S." eingeführt wurde. Anders gefragt: Ist es korrekt von S.M.S. FRAUENLOB zu sprechen (wenn ich natürlich den Schoner von 1855 meine)? Und da kommt auch schon die nächte Frage aus der Modellbaupraxis auf: Wo führte das Schiff seinen Namen? Am Heck? An den Seiten achtern (wie später die "Kaiserlichen")? Gar nicht?