Bevor ich mit dem praktischen Teil beginnen kann sind noch einige theoretische Probleme zu klären als da wären a) die Galionsspanten und b) die Galionsregeln. Da ich ja das Bausatz-Galion historisch anpassen möchte wird diese Änderung des Plans in einer recht frühen Bauphase auftreten und sollte daher besser schon vorab geklärt werden. Mir fiel auf, daß die Shipyard-Papegojan eigentlich keine richtigen Galionsspanten besitzt. Es handelt sich mehr oder weniger um Querlatten, die mit der untersten Galionsregel an der Stelle verbunden sind, wo auch die senkrechten Zierhölzer (gibt es da einen Fachbegriff?) die 3 Galionsregeln verbinden.
Bei der Fregatte Berlin sieht das übrigens recht ähnlich aus, was mich umso mehr wundert, als die Pläne auf Maritiemdigitaal, auf dem beide Modelle beruhen, durchaus echte Galionsspanten zeigen:
Beim 2. Plan sind die Galionsspanten schon deutlich zu sehen, wie ich meine. Hier noch ein Bild des holländischen Zweideckers (auch auf maritiemdigitaal):
Da es sich beim Zweidecker um ein wesentlich größeres Schiff handelt, sind die Galionsspanten natürlich massiger ausgeprägt. Für mich ist die Frage nun die, ob diese auf mich zu leicht und zu zerbrechlich wirkende Konstruktion des Papegojan Bausatzes irgendeinen Grad von Realität besitzt. Die Fregatte Berlin zeigt es ziemlich ähnlich, die leichte Bauweise kann also ihren Grund nicht darin haben, daß man bei Shipyard Zugeständnisse an das Material Karton gemacht hat. Zum Vergleich ein Schiff ähnlicher Größe, allerdings auch kein Original, sondern eine Rekonstruktion (Duyfken von 1606), bei dem die Galionsspanten realistisch wirken:
die von dir angesprochenen Querlatten und die senkrechten Zierhölzer bilden zusammen das Galionsspant. Das ist am Modell wohl etwas vereinfacht ausgeführt. Die Galionsspanten können U oder V förmig sein und stehen auf dem "oberen Lieger" das ist der Balken über dem Teil mit dem Schnitzwerk im Scheg. An den Spanten waren dann die Galionsregeln angebracht, also so wie am normalen Spant die Beplankung. Auf die Spanten und über die Regeln konnten dann auch gerne nochmals Figuren oder anderer Zierrat genagelt werden. Anfang des Jahrhunderts noch eher weniger, später deutlich mehr. Anfangs waren die Räume zwischen den Regeln auch eher gefüllt, später eher so wie auf dem Foto.
vielen Dank für die Info. Ich werde mich wohl für die U Form oder für die eckige U Form a la Duyfken (falls man das so nennen kann) entscheiden. Wenn ich das Galion schon ändere, kann ich mich bei der Gelegenheit auch an der nicht vereinfachten Form versuchen.
Die Galionsregeln wiesen in der Zeit um 1625 wohl nur eine leichte Einwärtskrümmung auf:
Bei der Batavia (Bild 2) ist im Grunde gar keine zu erkennen, wobei man berücksichtigen muß, daß es sich um eine Rekonstruktion handelt. Falls ich eine Einwärtskrümmung darstelle, käme mir das Material Karton dabei zupaß, da meine Fähigkeiten es nicht zulassen, für Regeln, die sowohl eine Aufwärts- als auch eine Einwärtskrümmung zeigen, irgendeine Art von Plan zu erstellen. Ich kann mich auf die Aufwärtskrümmung konzentrieren und die Kartonregel wird sich der durch die Spanten vorgegebenen Einwärtskrümmung anpassen. Und wenn es erst mal nichts wird und eine Galionsregel vermüllt werden muß, läßt sich schnell eine neue erstellen. So jedenfalls stelle ich mir das in meiner naiven Unbedarftheit vor. Tatsächlich hätte ich mit dem Bau wohl schon begonnen, wenn mich diese Erwägungen, deren praktische Umsetzung mir einen gewissen Respekt einflößt, nicht noch davon abhalten würden.
das mit den Galionsregeln ist ja so eine Sache. Auch wenn es optisch so aussieht, dass sie eine leichte Einwärtskümmung haben, sie waren von oben gesehen gerade.
bei der Vasa zumindest (siehe Bild 1) ist eine leichte Einwärtskrümmung erkennbar (man braucht nur ein Lineal hinzuhalten), die aber sicherlich durch die Kombination mit dem Aufwärtsschwung und dem Zusammenlaufen der Galionsregeln übertriebener wirkt, als sie ist. Ob das grundsätzlich so war oder ob sie auch gerade gewesen sein können, wissen wir nicht sicher, denn Pläne gab es ja nicht und außer der Vasa haben wir keine archäologischen Belege. Gefühlsmäßig würde ich sagen, daß nichts gegen gerade Regeln spricht, vor allem nicht bei einem kleinen Schiff. Im Augenblick bin ich mir noch unschlüssig, wie ich bei meinem Modell verfahre.
Werner und Volker liegen absolut richtig: Die Galionsregeln der Vasa haben nur in einer Ebene eine Krümmung.
Da sie aber etwas schräg stehen, ergibt sich auf dem Plan in der Aufsicht diese leichte Einwärtskrümmung.
Ich würde erst mal Papp- oder Sperrholzschablonen machen, um die korrekte Form des Galions zu ermitteln. So bin ich bei meiner Vasa vorgegangen und habe das dann mit Bildern der Original Vasa verglichen.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Diese Ankündigung eines BB ist schon 10 Monate alt, laut Ankündigung sollte er zum jetzigen Zeitpunkt schon etwa 8,5 Monate laufen . Meine Maxime in Bezug auf Bauankündigungen hat daher eine Änderung erfahren. Sie lautet nun: kündige einen BB erst an, wenn er bereits mindestens 3 Monate läuft und ein vorzeigbares Ergebnis vorliegt. Ich komme an das Thema derzeit nicht ran (warum, weiß ich nicht), vielleicht ist es das Thema Karton, vielleicht was anderes. Es schwirren mir auch andere Projekte im Kopf herum. Allerdings bin ich kürzlich auf einer russischen Seite auf eine interessante Info gestoßen: dieses Modell der Brigg Mercury hat angeblich einen Rumpf aus Pappmaché über einem Spantengerüst aus Karton.
Wörtlich (nach dem Google-Übersetzer: "Körper - Pappmaché auf einem Papprahmen. Gefüttert mit geschnittenem Furnier."). Die Zwischenräume der Kartonspanten sind also mit Pappmaché aufgefüllt, anschließend wurde offenbar mit Holzfurnierstreifen beplankt. Frage an die Kartonbauer: so etwas kann doch eigentlich nur funktionieren, wenn die Kartonspanten vorher mit Lack und (wahrscheinlich) vorher aufgetragenem Porenfüller versiegelt wurden, oder? In #14 wurde etwas ähnliches schon mal thematisiert in Bezug auf vor der Endbeplankung aufgetragene Spachtelmasse, was unbedenklich ist. Aber die Gefahr, daß sich ein Kartonspantgerüst verzieht, wenn es mit feuchtem Pappmaché aufgefüllt wird, ist doch schon real. Hat da schon jemand Erfahrungen?
Ahoi @Cirdan, ich habe bisher noch kein Kartonspantengerüst verfüllt und bin stets gut dabei gefahren. Aktuell baue ich derzeit das Schwesterschiff von der von dir erwähnten russischen Brigg Mercury, die Olimp. Vielleicht meinst du die auch, denn dieser Kartonbausatz ist von der russischen Firma ShipWorks. Aber egal. Wenn ich meinen würde, mein Spantengerüst mit Pappmaché verfüllen zu wollen, wäre ich da bei Karton sehr nachdenklich. Kartonteile mit wasserlöslicher Acrylfarbe streichen, wasserlöslichen Weißleim zum Verkleben verwenden: Alles kein Problem, so groß ist der Wasseranteil dann doch nicht, dass sich da die Teile verformen. Aber Pappmaché? Also dann wohl auf jeden Fall mit vorheriger Versiegelung des Spantengerüstes mit Lack o.ä. Aber nochmal: Aus meinen Erfahrungen ist ein Verfüllen nicht nötig. Zwei (oder bei 1:72 auch drei) Plankenschichten, eventuell dazwischen mal etwas Spachtel, und du erhältst einen glatten und bombenfesten Rumpf.
Also ich kann Bonden nur beipflichten. Ich habe die Papegojan ohne verfüllen der Spantzwischenräume gebaut ohne Probleme. Die Cleopatra, die ich im Bau habe, ebenfalls. Die Cleopatra habe ich außen auch mit Holzfurnier beplankt, alles Gut. Ich war auch erst skeptisch, aber Karton kann eine ungeahnte Festigkeit erreichen. Auf was ich achte ist der Kleber. Also so ein veganer Biokleber mit mehr Wasseranteil als Leim ist, so zumindest meine Erfahrung, ungeeignet. Ich bin bei dem hier gelandet und bin zufrieden.
Und vor allem Erfahrung sammeln mit Karton ist immens wichtig. Ich als gelernter Holzwurm dachte, alles halb so schlimm. Bis ich mein erstes Kartonmodell in die Tonne gekloppt habe. Aber wenn man einmal drin ist, ist die Symbiose von Karton und Holz für kleinere Modelle für mich Zukunftsweisend.
Super. Die guten alten DDR - Kleber. Kittifix und Duosan Rapid. Unser Jörg, @Gebbi, kennt diese Fabrikate aus seiner SturmundDrangZeit bestimmt auch noch.