Ist wirklich der Hammer. Fantastisch sieht das aus.
"Tout le monde connaît le nom du Vengeur, combien peu connaissent celui du Redoutable!" -- Auguste Jal, 1867 ----------------------------------------------------------------------------------------------
in work: La Belle POF 1/36 Le Redoutable POF 1/48 ; 74-Gun Temeraire-Class by Jacques-Noël Sané Bucentaure, POF 1/48; 80-Gun Bucentaure/Tonnant-Class by Jacques-Noël Sané (Projektierungsphase)
Bei mir ging es in den letzten Wochen voran. Als erstes ging es an die Grätings. Hierfür nehme ich diverse Polystyrolstäbe, die es von unterschiedlichen Anbietern auch in sehr kleinen Größen gibt, 0,3 mm bis 0,75 mm kommen bei mir zum Einsatz. Bei der Wpen van Edam bin ich schon so vorgegangen. Diesmal überlegte ich mir, wie ich gewölbte Grätings herstellen könnte. Bei englischen Schiffen scheinen die auch zu dieser Zeit nicht flach gewesen zu sein.
Die Basis ist ein doppelseitiges Klebeband, darauf werden zwei Leisten geklebt, die die Weite der Gräting definieren. Eventuell etwas weiter legen, damit die Gräting später an die Öffnung angepaßt werden können. Mittig zwischen den beiden ersten Leisten wird eine dritte geklebt. Diese ist höher als die äußeren Leisten. Die Idee war die Grätingleisten hierdurch zu wölben. Die äußeren Leisten verbleiben später unter der Gräting, die mittlere ist nur ein Abstandshalter.
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Als erstes werden die Leisten, die quer über die Luke laufen aufgelegt. An den äußeren Leisten verklebt, mittig nur übergebogen. Ein Viekantstäbchen dient als Abstandhalter. Der Kleber funktionierte so gut, die Enden der Leisten lösten sich nicht. IMG_6037.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Anschließend werden die Längsleisten verlegt. IMG_6039.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Als Zwischenstufe erhält man so ziemlich schnell ein Gitter. IMG_6038.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Nun kommt die eigentliche Nervenarbeit. die Lücken werden nun mit kurzen Abschnitten verfüllt. Zum einen, um eine ebene Oberfläche zu bekommen, zum anderen sollen diese Füllklötze verhindern, daß sich die Gräting entspannen kann, sobald sie vom Klebestreifen genommen wird. IMG_6041.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das mit dem nicht-Entspannen klappte nur zum Teil, die Gräting federt doch ein wenig aus. Die Wölbung ist nicht ganz so stark wie ich es gerne hätte, ist aber dennoch da. Der Abstandshalter war 0,75 mm hoch, die Randleiten 0,3 mm. Vieleilcht geht noch mehr. Aber dann besteht die Gefahr, daß bei zu starker Wölbung die Leisten abspringen. Vermutlich müßten auch der Abstandshalter verklebt werden, da die Leisten sich darauf verschieben, um der Spannung auszuweichen. Versuche in diese Richtung habe ich nicht gemacht. Es gab eh jede Menge Ausschuß, man muß erst mal in Schwung kommen. Es ist auch günstiger Längsleiste und Füllklötzchen abwechselnd zu legen, statt die Klötzchen nachträglich in die Lücken einzupassen. IMG_6518.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Schablone in den Luken wurde vor dem Einsetzen der Grätings mit dem Messer rausgeschnitten. Die Bemalung steht noch aus. Bei einigen zeitgenössischen Modellen sind die Lukensülle und Grätings farblich nicht abgesetzt. S o möchte ich es auch halten und die Farbgebung möglichst dem Deck anpassen. IMG_6106.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Mastbetinge sind aus Holzleisten hergestellt, die Pfostenköpfe aus Magic Sculp modelliert. Kniffliger ist die Lagerung der Reservespieren. Bei etlichen Van de Velde Zeichnungen sind die Reservespieren nur angedeutte, so auch bei der Zeichnung der Royal Katherine. Sie schweben über dem Rumpf, worauf sie Lagern ist nicht erkennbar. Bei einigen Zeichnungen ist aber auch ein Stuhl vor dem Großmast zu erkennen, so auch bei dieser. portr_eng_2nd rate_g.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Wenn ein Träger zu sehen ist, ist es stets jener T-förmige. So habe ich es dann auch am Modell umgesetzt. Schwieriger wird es mit dem Gegenstück vorn. Meist ist ein Backdeck vorhanden und die Spieren liegen dort einfach auf. Bei einem Schiff ohne Back geht das natürlich nicht. Bloß ist das Gegenstück noch schwerer zu entdecken als der Stuhl vor dem Mast. Bei der Zeichnung oben, scheint eine Art Kasten um den Glockenstuhl gebaut zu sein. Mittig scheinen die Spieren nochmals mit Pfosten unterfangen zu sein. Detailliereter konnte ich es nicht finden. Allerdings gibt es bei der Tiger vor dem Umbau eine schöne Darstellung eines galgenförmigen Stuhls von hinter dem Fockmast. portr_eng_Tiger_4th_rate_cruizer_1647.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
So habe ich es dann übernommen. Der genaue Standort war noch ein Fragezeichen. Im Bereich der Back sind auch die Öffnungen für den Penterebalken, der quer über dem Deck gestaut wird. Das durfte sich nicht ins Gehege kommen. Der Abstand zwischen den beiden Stühlen liegt im Bereich, der auch bei Plänen der großen First-Rates (z.B. Britannia) zu finden ist. Sollte also möglich sein.
Hier mal Probeliegen mit Platzhaltern. Quer über dem Voschiff die Vertretung des Penterbalkens. IMG_6107.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Zugänge zum Halbdeck und zur Hütte. Stückpforten und Schotts liegen auf der Zeichnung so dicht zusammen, daß die Zugänge nur über kleine Plattformen an den Bordwänden möglich sein können. Zur Herstellung der dafür benötigten gewendelten Treppen hat Philip Reed in seinem Buch "Building a miniature Navy Board Model" eine schöne Anleitung gegeben.
Die Stiegen werden aus einer Reihe von übereinandergeklebten Holzleisten hergestellt. Die Dicke der Holzleiste sollte im Modellmaßstab einer Treppenstufe möglichst nahekommen, man muß aber auch die Höhe der Treppe im Auge haben. Alle Stufen sollen schließlich gleichmäßig hoch sein. Aus der Höhe der Treppe läßt sich die Anzahl der Stufen bestimmen. Die Treppen sollen eine 90° Drehung machen, also einen Viertelkreis. Anhand der Breite der Treppe läßt sich die Länge dieses Kreisbogens berechnen. Durch die Anzahl der Stufen geteilt, erhält man dann die Breite, die die Holzleiste mindestens haben muß. In meinem Fall 5 Stufen, wobei die oberste Stufe nicht ganz so tief zu sein braucht wie die anderen. IMG_6417.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Stufen werden dann übereinander geleimt. Die unterste und oberste bStufe stehen rechtwinlig zueinander, die anderen drehen entsprechend ein. Die Innenkanten der Stufen liegen übereinander, die Außenkanten fächern auf. IMG_6420.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Eine Stellprobe am Modell ist möglich und zeigt, ob die Treppe an Ort und Stelle paßt. IMG_6418.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Lauffläche der Treppe ist schon zu erkennen, auf der Unterseite ist ein Stufenverhau - der muß nun weg. Sobald der Leim gut getrocknet ist, kann die Unterseite beherzt mit dem Handschleifer bearbeitet werden. Die Stufen sind sehr viel robuster als geahnt und lassen sich leicht bearbeiten. Das Treppenbauen fängt sogar an richtig Spaß zu machen. Links im Bild eine schon weit geschliffene Treppenunterseite, rechts eine Unterseite im Rohzustand. IMG_6421.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das fertigstellen der Treppen relativ einfach. Mit zwei Streifen Pappe oder Papier werden die Wangen an den Stufen angebracht. Zwischen den beiden Streifen liegen die Treppenpfosten aus Polystyrolstab. Die Handläufe wiederum sind 3 dünne Papierstreifen, U-förmig um die Köpfe der Pfosten geklebt. Die Plattform zwischen Treppe und Schott ist ebenfalls aus Pappe, Papier und Polystyrol. Noch ein wenig barockes Gerange aus Magic Sculp modelliert, das war's. IMG_6507.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Später ist mir aufgefallen, daß am Modell der Royal James aus der Kriegstein-Collection die Treppen zu den Plattformen ein wenig anders ausgeführt sind. Die Stufen wandern an der Bordwand entlang geführt und können so keine volle 90° drehung machen. Eventuell ist meine Variante also etwas zu jung für die Zeit um 1660/70. Aber Spaß gemacht hat es trotzdem.
Es ist nicht zu fassen! Da ist mir ausgerechnet dieser Baubericht entgangen. Dabei bist du, Holger, seit deiner "Wapen van Edam" in Sachen Modellbau für mich, was Pele für uns Jungs war, als wir auf dem Schulhof kickten. Ohne dieses Modell hätte ich mich niemals getraut, von Modellen im Maßstab 1:150/60 eine solche Detailfülle und vor allem eine solche „Aura“ zu erwarten. Dein jetziges Projekt - grandios! Und was sagte der Kunsthistoriker Winckelmann über die Plastik des Apollo im Belvedere: "Ich lege den Begriff, welchen ich von diesem Kunstwerk gegeben habe, zu dessen Füßen, wie die Kränze derjenigen, die das Haupt der Gottheiten, welche sie krönen wollten, nicht erreichen konnten." Schmidt