ich bin noch lange vom takeln entfernt, aber ich baue gerade das Scheg und der Plan von Boudriot gibt mir wiede rmal ein paar ordentliche Rätsel auf. Auf jeder Zeichnung hat das Scheg eine unterschiedliche Anzahl von Bohrungen. Von 0 - 2 ist alles vorhanden. Manche Modellbaukollegen haben es mit 3 Bohrungen gelöst. Ich denke in die Richtung geht es auch. Da ich nicht nachträglich am montierten Teil herumbohren möchte muss ich jetzt wissen was Sache ist. Mondfeld hat die Baustelle schon beschrieben, bei der Prins Willem sieht man auch so einiges. Aber in Abstimmung mit Boudriot ist es eben doch nicht so ganz klar.
Mondfeld spricht davon dass es am Schothorn festgemacht ist und dann eben übers Scheg auf eine Klampe geht wenn ich das mit meinem Lainhaften Verständnis korrekt erfasst habe. Die Prins Willem könnte das auch so zeigen (Bild 3)
Nun habe ich hier den Plan von Boudriot der über einen Block geht. Kann das korrekt sein ? Wo läuft denn das Tau auf der anderen Seites des Scheg hin ? Reicht dann eine Bohrung für beide Fockhalsen ? Der Kollege Frölich hat für die Fockhalsen zwei Bohrungen vorgesehen. Aber die Taue laufen beide in die gleiche Richtung. Was macht er da ?
Vielleicht kann mir ja jemand helfen. Danke schon mal.
"Tout le monde connaît le nom du Vengeur, combien peu connaissent celui du Redoutable!" -- Auguste Jal, 1867 ----------------------------------------------------------------------------------------------
in work: La Belle POF 1/36 Le Redoutable POF 1/48 ; 74-Gun Temeraire-Class by Jacques-Noël Sané Bucentaure, POF 1/48; 80-Gun Bucentaure/Tonnant-Class by Jacques-Noël Sané (Projektierungsphase)
Na sowas, hier hat immer noch niemand geantwortet. Ok, dann versuche ich mich daran.
Ich zitiere aus K.H. Marquardt, "Takelung von Schiffen des 18. Jahrhunderts: Gab es im 17. Jahrhunder das sich mit der Schegform ständig verändernde Doppelloch im unteren Teil des Schegs, so begann im letzten Viertel dieses Jahrhunders mit dem sog. "deadblock" bei einglischen Schiffen eine Änderung, die nach Aussagen R. C. Andersons um 1710 in eine weitere Verbesserung kulminierte. Der Butluv, auch Butenluf genannt (wahrscheinlich plattdeutsch für "draußen in Luv", weil der Fockhals an der Luvseite über diesen Baum steifgesetzt wurde) erschien um 1710 erstmalig auf englischen Schiffen. Es dauerte ungefähr 10 Jahre, bis dieser in der englischen Schifffahrt den deadblock, eine zwischen den Galionsregeln eingelassene und verzierte Lochscheibe verdrängte. Schiffe anderer Nationen führten diese Neuerung nicht viel früher als 1735- 1740 ein.
Ich würde es also als richtig ansehen, wenn die "La Belle" keine Butluvs fuhr. Die einfachste Alternative sind dann tatsächlich die Löcher im Scheg. Die Halsen des Focksegels (oder Voruntersegels) waren zu ihrer Zeit noch ein einfaches Tau. Das Halstau ist sehr speziell. Es beginnt mit einem kunstvollen Stopperknoten und wird dann nach einer gewissen Länge dünner, indem man nach und nach Garne aus den Kardeelen entfernt. Der dickere Teil des Halstaus war getrenst, gesmartet und gekleedet. Es wurde durch das Schothorn am Segel geführt, bis der Knoten am Schothorn lag. Der Rest des Taus lief durch eines der beiden Löcher im Scheg auf die andere Schiffsseite und dann zum Backfrontschott. Hier sollte ein Pollerkopf oder ein Kreuzholz oder eine ähnlich robuste Belegstelle vorhanden sein, denn um am Wind segeln zu können musste das Schothorn der Luvseite möglichst weit durchgeholt werden, damit das Luvliek des Segels stand und nicht killte. Nur so konnte das Segel ein Profil ausbilden, das ähnlich einer Flugzeugtragfläche an der gewölbten Seite einen Unterdruck ausbildete und somit Vortrieb erzeugte. Die theoretischen physikalischen Zusammenhänge waren damals noch nicht bekannt, dass es funktioniert aber schon.
Dass Fröhlich das Tau, wie auf dem Bild zu sehen nach oben geführt hat (wo endet es da eigentlich?) kann ich nicht erklären, da gehört es meiner Meinung nach nicht hin. Einzig könnte ich mir vorstellen, da das Modell ohne Segel dargestellt ist, dass die freien Enden der Halsen mit den Blöcken für die Schoten und der Geitaue zusammengebunden und an die Rah gezogen worden sind. Dann wäre es aber das erste Mal, dass ich das an einem Modell mit einfachen Halsen sehe.
Auch die Zeichnung kann ich mir nicht erklären, einen Halsblock gab es damals noch nicht.
Ich würde sowohl die Version am Modell Fröhlichs, als auch die des Plans ignorieren. Die Version, wie sie das letzte Bild zeigt erscheint mir die plausibelste zu sein.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Danke für Deine ausführliche Antwort. Anbei noch ein paar Bilder von einem anderen Modellbauer. Ebenfalls ohne Segel. Bleibt die Frage ob hier einer vom anderen abgeschaut hat. Beim Orginalplan muss ich nochmal überprüfen ob Boudriot nicht von sich selber abgeschrieben hat. Dann noch die Fleute Zeehaen und ganz am Schluss der holländische Doppeldecker. Also wenn man die Literatur und alle Refenrenzmodelle vergleicht scheint die einfachste Lösung die am naheliegenste zu sein.
Ich verstehe nur den Mondfeld auf Seite 336 nicht so ganz. Er spricht ganz oben von Untersegelschoten. Von der Antike bis ins 19. jahrhundert blie die Führung der Untersegelschoten gleich. Am Schothorn wurde ein einscheibiger Block eingehängt. Ganz unten spricht er von den Halsen. Halsen gab es nur an den Untersegeln. Es waren einfache Taue. Wiederspricht sich das nicht alles etwas ?
Oliver1973
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Hallo Oliver Zu Deinem Beitrag #3: Auf dem ersten Bild wird die "La Belle" mit doppelten Halsen dargestellt. Für ein Schiff von 1684 halte ich das für sehr unwahrscheinlich. Frederic af Chapman hat in der Architectura Navalis Mercatoria noch 1768 im Takelriss für eine Fregatte einfache Halsen gezeigt. Die doppelten Halsen über einen Halsblock kamen später auf. Insofern würde ich die Darstellung am Modell auf den ersten beiden Bildern für anachronistisch halten. Die Führung der Halsen auf den beiden anderen Bildern sind aus meiner Sicht ok.
Zitat von Oliver1973 im Beitrag #3Ich verstehe nur den Mondfeld auf Seite 336 nicht so ganz. Er spricht ganz oben von Untersegelschoten. Von der Antike bis ins 19. jahrhundert blie die Führung der Untersegelschoten gleich. Am Schothorn wurde ein einscheibiger Block eingehängt.
Ja, das würde ich auch so sagen.
Zitat von Oliver1973 im Beitrag #3Ganz unten spricht er von den Halsen. Halsen gab es nur an den Untersegeln. Es waren einfache Taue. Wiederspricht sich das nicht alles etwas ?
Nein, Schoten sind die Taue, die vom Schothorn des Untersegels nach hinten geführt wurden. Sie müssen von den Halsen unterschieden werden. Sie werden aber beide an den Schothörner der Untersegel angesetzt. Dazu kommen noch die Blöcke für die Geitaue, die ebenfalls dort ansetzen. Bei vielen Modellen, die ohne Segel gezeigt werden, werden Halsen, Schoten und Geitaue zu einem Verbund zusammengelascht und mit den Geitauen auf halbe Höhe zur Rah gezogen. Die drei Tau bilden dann eine Art Stern, wie der einer bekannten Automarke.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Vielen Dank für Deinen Einsatz. Du hast viel Licht ins Dunkel gebracht !
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