Bitte vergiss nicht, unter dem Heckbalken noch die zwei Stückpforten anzubringen, denn die waren zu 100 Prozent da. Genauso wie die Vasa hatte auch die Le Grand Saint Louis einen "upper gun room" (so nannten ihn die Engländer), eine Art Ober-Konstapelkammer. Das untere Batteriedeck mit den schwersten Geschützen wurde achtern im Bereich der Konstapelkammer also noch um ein niedriges Deck erhöht, und dann kam erst die große Kajüte drauf. Das sieht man schon bei manchen großen Galeonen des 16. Jahrhunderts, und die frühen Schiffe Vasa und St. Louis sind ja deren direkte Abkömmlinge.
ara
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
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Weitere Baufortschritte. Die Befestigung der Masten ist bei Plastikmodellen von Segelschiffen steht ein heikler Punkt. Meistens stehen sie nur mit einem kleinen Zapfen im Deck. Ich habe die Masten so weit verlängert (Verbindung mit einem Rundholz durch einen Stift aus Messing), dass sie bis auf die Wasserlinie reichen. Der verlängerte Großmast wird durch eine Führung gesteckt, die am unteren Deck festgeklebt ist. Der Fockmast steht in einem Loch, das ich in den mit Resin ausgegossenen vorderen Bereich des Bugs gebohrt habe.
Die Methode hat nicht nur den Vorteil, dass die Masten sicher stehen. Sie gibt dazu auch die Möglichkeit, bei irgendeiner Superkatastrophe während der Takelung die Masten problemlos aus dem Modell heraus zu holen. Ich habe da schon so viel ... erlebt, dass ich mich gerne auf diese Art und Weise absichere.
Das sind die Lafettenattrappen, die ich mittlerweile gebaut habe und bei mehreren Modellen verwende. Sie können ein ganzes Rohr aufnehmen. Hier hält ein Prototyp gerade ein Geschützrohr aus der mittleren Artillerie der Phenix von Heller, das im hinteren Teil entsprechend zugefeilt worden ist, damit es in die Lafette passt. Die Lafetten werden ohne Rohre eingeklebt, später kann man dann die Rohre durch die Stückpforten einsetzen und dabei in allen Dimensionen einschließlich des Höhenwinkels ausrichten. Die Methode hat außerdem den Vorteil, dass man nicht Gefahr läuft, die Rohre bei der Arbeit an der Takelage zu beschädigen, weil sich Taue darin verheddern etc.
Man kann auch die sehr schön gravierten Halbrohre aus dem Saint Louis Bausatz verwenden . Ich habe sie mit einem 3 mm Plastikröhrchen verlängert, damit sie in die Lafette passen und dort ausgerichtet werden können.
Eine Stellprobe. Die Rohre lassen sich so perfekt ausrichten, wie man das aus den zeitgenössischen Darstellungen kennt.
Die zeitgenössischen Abbildungen des Schiffes zeigen eindeutig am oberen Rand der „Vertuinung" (oberer, geklinkerter Teil des Rumpfes am Heck) einer Reihe von Wappenschilden mit Lilien und dem Buchstaben L. Auch Landström hat das in seiner berühmten Reproduktion genau so aufgefasst, und die Modelle von Pyro und Heller weisen eine solche Wappen-Reihe auf. Nur der mit Abstand beste Bausatz, der von Airfix, übergeht wortlos diese Region. So haben sich das die Graveure bei Airfix vor 50 Jahren vorgestellt. Mir kommt es vor, als sei da unter Zeitdruck nicht zu Ende gearbeitet worden:
Das war meine erste Version auf Basis des alten Stiches, die skalierten Wappen sind mit Goldstift ausgemalt und ausgeschnitten:
Doch das gefiel mir nicht, vor allem, weil hier verschiedene Techniken und damit Ästhetiken nebeneinander standen. Also habe ich die sehr sehr kleinen Wappen aus Spachtelmasse aufgebaut und abgegossen. So ist es nun und wird es bleiben, denn besser krieg ich's nicht mehr hin, solange man mir nicht kleinere Hände und größere Augen besorgt:
Meine „Durchfädel-Methode“ erlaubt es, die kompletten Unterwanten in weniger als 3 Stunden stramm und straff anzubringen. Es gibt auf jeder Seite nur ein Tau, das aus dem Rumpf kommt, über die Rüste zum Mars führt, dann wieder herunter, um im Rumpf zu verschwinden etc. etc. Dabei ist sehr darauf zu achten, dass die Wanten die Masten nicht zu sehr zur Seite oder nach hinten ziehen. Interimsstage helfen dabei, bis die endgültigen Stage über Taljen festgesetzt werden.
Das natürlich vorbildwidrige Verfahren führt m.E. in diesem Maßstab zu akzeptablen Ergebnissen und sorgt vor allem für einen festen Stand der viel zu flexiblen Plastikmasten.
Ich habe wieder nur eine Kleinigkeit zu präsentieren, die mich allerdings so viel Zeit gekostet hat, wie manch anderer sie braucht, um bedeutend Größeres fertig zu kriegen. Das Foto unten zeigt ganz links meine erste Eigenbauversion der Stückpfortenklappen, die mittlerweile schon einbaufertig waren, dann aber angesichts all der Verbesserungen der Ornamente am Rumpf wieder etwas abfielen (im ästhetischen Sinne wohl gemerkt). Rechts daneben eine Klappe der Airfix Vasa, die ich als Ausgangspunkt für einen Neubau genommen habe, indem ich ihr den Löwen abgeschmirgelt sowie Lilie und L mitsamt Krönchen verpasst habe, ähnlich wie Landström es in seiner immer wieder zitierten Rekonstruktion ausgeführt hat. Lilie und L sollen sich nach dem Prinzip variatio delectat abwechseln.
Drei Fotos vom einem parallel gebauten zweiten Ludwig (der noch keine Masten hat), die das gesamte Ausmaß der Umbauten am Heck zeigen. Die drei hinteren Querschotts habe ich mit einem zusätzlichen Geländer aufgestockt, das aus dem Frontschott der Phenix von Heller mit Silikon und Resin herauskopiert ist. Jetzt haben die Geländer wieder gleiche Höhe. Schlussendlich habe ich die „Lilienköpfe" des Originalteils in Lilien zurückverwandelt und auf die Köpfe der Geländerverzierung gesetzt, die vorher von ihrer Lilienhaftigkeit durch Verkleinerung befreit worden waren. So ungefähr sieht das auf dem Stich und in der Reproduktion aus. Hoffentlich reiße ich die Teile nicht allzu häufig beim Takeln wieder herunter.
Der erste Satz Fake-Taljen ist angebracht. Aus einer gewissen Entfernung verschwinden sie fast.
Für Schiffe in diesem Maßstab verwende ich diese Fakes: farblich behandelte Polystyrolplättchen, auf die die Läufer aufgeklebt sind. Tatsächlich wären die Jungfern im Original immer noch 40 cm breit, was sicher nicht so ganz falsch ist. Womöglich sind wir beim Betrachten von Modellen an leicht überdimensionierte Jungfern gewöhnt, weil schon eine leichte Vergrößerung die Handhabung entschieden erleichtert, so sie tatsächlich funktionsfähig sein sollen.
Man hatte mir hier im Forum geraten, die große Hecklaterne etwas höher zu positionieren, da sie nach der Erhöhung der seitlichen Geländer zu sehr dahinter verschwinde. Ein meines Erachtens vollkommen richtiger Hinweis. Hier steht nun die Lampe 2.0. Die Proportionen entsprechen in etwa denen des alten Stichs und Landströms Rekonstruktion. Seine filigrane Ausführung der Halterung bekomme ich allerdings in diesem Maßstab wohl nicht hin. Schließlich soll das Ding ja auch einigermaßen sicher stehen. Eine Ölfarbenbehandlung sollte noch für etwas mehr Tiefe des Lampenkörpers sorgen.