hast Du einen Planausschnitt zum zeigen? Vielleicht lässt sich damit die Frage besser beantworten? ich bin übrigens sehr gespannt, was die Antwort sein wird!
Schwierige Frage, die nur Vermutungen zulässt. Möglichkeit a): Ich glaube irgendwo gelesen zu haben, dass der Flaggstock unter bestimmten Bedingungen entfernt oder umgelegt werden musste (Hafen?). Deshalb war bei vielen Modellen die untere Haltung des Stocks, ähnlich die des Kolderstocks, drehbar gelagert. Da die Poop bei Deinem Modell relativ kurz ausfällt, war die Öffnung vielleicht zur vorübergehenden Verstauung des Flaggenstocks notwendig? Möglichkeit b): Das Modell sollte ursprünglich zum Zeitpunkt des Stapellaufs mit Beflaggung dargestellt werden. Üblicherweise waren die hierzu notwendigen großen Fahnenmasten in bildlichen Darstellungen relativ hoch und kräftig dargestellt. Deshalb wählte der Erbauer vermutlich auch die unterstützende Positionierung vor dem Decksbalken. Die Aufstellung direkt am Hackbord wäre hierfür nicht stabil genug gewesen? Möglichkeit c): Die Öffnung diente tatsächlich als Haltepunkt für den Fuß des Flaggenstocks und seine Länge konnte über diesem "verkürzt" werden? Daniel würde schreiben: "Fragen über Fragen".
Kein Papageienstock. Eher eine Konstruktion dieser Art
An die Admins: Bild bitte baldigst löschen.
achilles
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
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dobový model Víde?.jpg
kann es eine Halterung für die Besanrute sein? Falls man die Rute abfiert und irgendwie ablegen will. Hier hätte man mit den Decksbalken als Stütze und den nötigen Halt.
wenn ich mir das erste Bild so ansehe, scheint mir die halbrunde Ausparung in dem Band der Flagstockhalterung auch im oberen bereich angeschrägt zu sein. Diese Schräge könnte mit der der vorderen Bohrung fluchten.
Flagstockfuß in Normalstellung hinten, zu mir unbekanntem Zweck in vordere Bohrung eingeführt, womöglich stückweit versenkt, und Flagstock in stark geneigte Position gelegt???????
Danke für Eure vielen Rückmeldungen. Da sind viele Ansätze dabei, die ich noch genauer durchdenken muß. Aber vielleicht habt ihr auch noch ergänzenden Ideen.
Hier der Planausschnitt des Bereichs:
04Decksansicht.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Rekonstruktion der Takelage nach Landström läßt eine Verbindung zu Lateinerrah und Ruder eher ausschließen. Den Papagaienstock auch:
Die recht ähnliche Boyne hier mit den Flaggstöcken für den Stapellauf auf dem unteren Bild. Auch hier sehe ich keine Verbindung zum schrägen Loch im Poopdeck.
Evtl. war es ja tatsächlich eine Einrichtung, um die Flagge dippen zu können? Volker hatte das ja auch in seiner Alternative a) vorgeschlagen. Bela hatte eine ähnliche Idee. @achilles Volker, vielleicht fällt die die Quelle ja noch ein?
Noch einen schönen Abend wünsche ich Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
was die Verkürzung des Flaggstocks ("lowering the ensign staff") betrifft, habe ich inzwischen die Quellen wieder gefunden. Franklin (Navy Bord Ship Models) zeigt auf Seite 159 die Machart dieser Einrichtung und Endsor (The Resoration Warship) erwähnt sie als "interessantes Detail" in seinem Buch (S.63). Mit der unteren Lagerung des Stock in einem drehbaren Holzzylinder war es möglich, ihn bei Bedarf flach aufs Deck zu legen. Warum auch immer. Der Flaggstock hatte üblicherweise eine Länge von 1/3 des Großmastes über der Reling. Bei der Lenox hätte die Dimension der Poop hierfür ausgereicht. Dagegen war die kurze Poop bei der Saint Albans sicher nicht dafür geeignet. Der flachgelegte Flaggstock hätte weit auf das Quarterdeck hinaus gereicht. Daher u.a. meine Überlegung, dass für eine Kürzung dieser Stenge ein zusätzliches "Versenkloch" an Deck notwendig war, um den Flaggstock in seiner Länge unterzubringen und in dieser Lage zu fixieren?
Zitat von Klabauter im Beitrag #384Ist durch die Bohrung der Vorderfuß des Knies im Deck verbolzt, welches den Flaggenstock nach vorn abstützt?
Hallo Klaus. ein Knie sehe ich bei der Konstruktion nicht. Da ist ein dreieckiges Holz auf dem Heckbalken des Poopdecks. Dort, vermute ich, war das Widerlager für den Flaggstock. Genau erkennen kann ich es auf den Fotos allerdings nicht.
Hallo Volker, danke für die Literaturangaben.
Warum der Flaggstock umgelegt wurde, weiß ich leider nicht. Hat der Flaggstock beim Kreuzen gestört? Ich dachte aber, dass es mit dem Lateinersegel am Besan keine Probleme gab. Entsprechend sieht man die Ensigns am Heck bei Schiffen in Fahrt auf vielen zeitgenössischen Gemälden.
Oder war es erforderlich, um Flaggen anzuschlagen? Eine Flaggleine gab es ja noch nicht und die Flaggen wurden mit Bändseln am Flaggstock angeschlagen. Aber wie konnten die Seeleute da hochkommen? Wurden dafür die Flaggstöcke umgelegt und war dazu evtl. auch dieses Loch im Poopdeck der Saint Albans? Dazu müssten dann aber auch in den daruter befindlichen Decks Durchlassöffnungen sein, um den Flaggstock ausreichend tief zu bringen.
Ob es damals schon die Gepflogenheiten gab, durch das Niederholen der Flagge (Dippen) der Flagge andere Schiffe zu grüßen? Wurden Flaggen nach Sonnenuntergang im Hafen eingeholt? Ich konnte zu den Gebräuchen bei der Marine im 17. Jahrhundert nichts finden.
Letztlich kann ich wohl das Loch im Poopdeck nicht eindeutig erklären, werde es aber auf jeden Fall an meinem Modell anbringen.
So sieht der Bereich an meinem Modell momentan aus:
Am Poopdeck habe ich die Decksstücke nochmal überarbeitet und angebracht. Ebenso die binnenseitigen Schnitzereien am Hackbord. Diese entsprechen jetzt nicht so wirklich den Schnitzereien am Originalmodell. Ich überlege, ob ich da noch etwas ändere. Um optimale Passform zu erreiche müsste ich aber einen Teil der Heckfiguren abnehmen. Mal sehen, ob ich das nochmal neu mache.
Volkers Arbeiten am Ruder der Lenox hat mich dann motiviert, auch bei meinem Modell den Kolderstock richtig anzuschließen. Eigentlich wollte ich die Ruderpinne ohne Verbindung zum Kolderstock lassen, da es eigentlich an der Saint Albans unnötige Arbeit ist. Diesen Bereich kann man hinterher nicht mehr einsehen, da die Stückpforten geschlossen werden sollen. Hier das Ruder mit dem Anschlußteil aus Messing.
Das Ruder hatte ich schon früher gebaut (siehe #45). Die Fingerlinge am Originalmodell fehlen. Ob diese verlorengegangen sind oder ob auf sie von vornherein verzichtet wurde, ist nicht mehr nachzuvollziehen.
DSCN0850.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
So habe ich überlegt wie diese Verbindung herzustellen wäre. Ich habe die Fingelinge in Form von vier 1 mm starken Stiften vorbereitet. Um sie an die richtige Stelle zu bekommen, habe ich schräge Bohrungen oberhalb der Aussparungen ins Ruderblatt gebohrt (siehe die blauen Striche im Foto).
Ruder.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Dort wurden die Stifte eingelegt und das Ruderblatt an das über Kopf gestellte Modell angepresst. Dann wurde das Modell gedreht. Die Stifte rutschten aus den Bohrungen in die Ösen der Scharniere. Dabei musste mit Pinzetten nachgeholfen werden, bis sie richtig in den Ösen saßen
Das Ergebnis passt und mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, dass der unsichere Plan, den ich vor 3 Jahren geschmiedet hatte, nun aufgegangen ist.
Was den Kolderstock angeht, so kann man die Verbindung zwar später nicht mehr sehen, aber ich habe jetzt schon Spaß an den erstaunten Gesichtern ausgewählter Gäste, wenn ich ihnen eine funktionierende Ruderanlage präsentieren kann....
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Danke für den pfiffigen Fingerlingentip! Wird mir sehr helfen. Auch wenn man die Pinnenverbindung später nicht mehr sieht (schwenkbarer Pfortendeckel?), sie ist jedenfalls toll gefertigt! Falls Dich die Binnenschnitzereien persönlich stören (finde ich eigentlich nicht), mache sie "einfach" neu. Das herrliche Gesamtbild wird allerdings seine Wirkung auf den Betrachter nicht verlieren.