Hier und bei dem Faden von Werner liest man immer von Unbauten. Dabei wurden grundlegende Abmessungen verändert. Hier die Breite verringert, das Flach verschmälert, dort ein Kiel verlängert . . .
Für mich klingt das alles weniger nach Umbau, als viel mehr nach Komplettzerlegung und Neuaufbau. Ich meine, wenn ich mein Haus umbauen will und einen ganz anderen Grundriss möchte, was bleibt da von meinem ursprünglichen noch übrig?
Vielleicht wäre es modischer von Recycling zu sprechen ... . Umbau vielleicht deshalb, weil der Name beibehalten wurde. Das ist genauso, wie von einem 300 Jahre alten Tisch zu sprechen, bei dem von Zeit zu Zeit die Platte und der Tisch erneuert wurden - die 'Idee' des Tisches blieb erhalten.
Laut Frank Fox, Great Ships. The Battlefleet of King Charles II. meint "rebuilding im 18. Jh. tatsächlich ein von Grund auf neues Schiff, in das noch Hölzer des alten Schiffes gleichen Namens verbaut wurden. Im 17. Jh. bedeutet der Begriff aber das, was im 18. Jh "great repair" genannt wurde, was eine gewisse Modernisierung (Änderung von Dimensionen, Form des Bugs etc) einschließt. Die Lage der Spanten blieb dabei weitgehend erhalten. Hölzer wurden nur ersetzt, wo es nötig war, d.h. wo sie verrottet waren oder wo die Modernisierung es erzwungen hat. Es gibt z.B. Vorher-Nachher-Portraits von van de Velde, die das auch belegen, so jedenfalls der Autor. Ich denke, daß der Begriff "rebuilding" im späten 16. Jh. dem weitgehend entspricht, daß man also von Modernisierung sprechen kann. Ein völliger Neubau mit ein paar Hölzern des alten Schiffes war es sicherlich nicht.
Ok ... schmäleres Flach, könnten die Bauchstücker gekürzt worden sein. Müssten da nicht erst alle Auflanger demontiert worden sein? Und ob sich dann ans neue Flach die alten noch vernünftig anschließen ließen?? Kiel verlängern ohne völlige Erneuerung des Rests? Spanten weiter auseinander??? Und dann stell ich mir vor, da sind jetzt jede Menge alte Löcher, wo vorher was zusammengebolzt war
Dann müßte man sich mal kundig machen, wie sich im 18. Jh. so ein "great repair" gestaltet hat. Da könnte es vielleicht noch Quellen dazu geben. Dann hätte man gleichzeitig eine Vorstellung von einem "rebuilding" im späten 16. Jh. Ich sehe tatsächlich auch nicht, wie das dann ohne Komplettzerlegung möglich gewesen sein soll, wenn entsprechend viele Dimensionen verändert wurden.
So viel ich weiß, ließ man im 18. Jh. diese faktischen Neubauten, die noch ein paar Hölzer des alten Schiffes enthielten, deshalb unter dem Namen "rebuilding" laufen, weil das Parlament dann eher geneigt war, Geld dafür zu bewilligen.
Hallo Eugen, Hattest Du Gelegenheit an der Rekonstruktion weiter zu arbeiten?
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
in der Zwischenzeit habe ich noch mehr Informationen gefunden und gesammelt sowie an Erfahrungen gewonnen. Deshalb überlege ich derzeit, einen neuen Rekonstruktionsversuch anzustreben.
Es ist Zeit, die Arbeit an der Rekonstruktion der "Elizabeth Jonas" fortzusetzen, basierend auf neuen Quellen und dem umfangreichen Wissen, das in dieser Zeit gesammelt wurde. Bisher sind nur wenige Informationen über das tatsächliche Erscheinungsbild dieses Galeonen bekannt, sowohl zu Beginn ihrer Dienstzeit als auch nach zahlreichen Modernisierungen im Laufe ihrer Geschichte. Bekannt sind lediglich einige Daten über ihre Bewaffnung zu verschiedenen Zeitpunkten sowie die Tatsache, dass sie zu ihrer Zeit eine der größten Galeonen war. Das Baujahr - 1559 - und das Verkaufsjahr zum Abbruch - 1618 - sind ebenfalls dokumentiert.
Was die Rekonstruktion betrifft, so gibt es praktisch keine Informationen über dieses Schiff, abgesehen von möglicherweise entscheidenden Abmessungen. Es bleibt also nur zu spekulieren, wie es tatsächlich ausgesehen haben könnte. Unklar ist, ob diese Maße zum Zeitpunkt des Stapellaufs oder nach einem der Umbauten des Schiffs gehören. Daher bleibt nichts anderes übrig, als auf Vermutungen zu setzen und zwischen Realität und Spekulation zu balancieren. Zu erwähnen ist, dass ich mich hauptsächlich auf das Manuskript von 1620 stützen werde, das im Buch von Dr. Kirsh verfasst wurde. Allerdings fehlen darin viele Aspekte, die für eine umfassende Rekonstruktion erforderlich sind. Daher werde ich die Lücken mit Hilfe der Arbeiten von Dean und Harriot füllen und auch das Modell des Science Museum berücksichtigen. Obwohl dieses Modell eine wertvolle Informationsquelle darstellt, gibt es doch einige Fragen dazu, die im Verlauf der Rekonstruktion untersucht und analysiert werden müssen.
Klasse, ich freue mich auf die Fortsetung Deines Berichts
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Hallo Christian, Das Projekt Elizabeth Jonas ist eine Mammutaufgabe mit unvorhersehbarem Ausgang – es kann entweder ein voller Erfolg oder ein kompletter Fehlschlag werden. Je mehr Informationen ich sammle, desto mehr Fragen tauchen auf – es ist wie ein Schneeballeffekt
Das Projekt des Science Museums von 1931, Kay hat bereits Informationen aus dem Museum veröffentlicht, sieh post #41. Es handelt sich um eine sehr interessante Arbeit, die auf einem Folio aus den Fragments of Ancient English Shipwrightry basiert. Leider stellt Richard Barker in seiner Arbeit "A Galleon in Fragments" das Ganze in Frage. Somit ist das Ganze eine Sackgasse und führt uns zurück zu den grundlegenden Kenntnissen, die bereits von Michael Oppenheim in seiner Arbeit "A History of the Administration of the Royal Navy" veröffentlicht wurden. Screenshot 2024-06-01 152205.png - Bild entfernt (keine Rechte)
also: Burden: 684 tons Ton und Tonnage: 855 t. lenght of Keel: 100ft breadth: 38ft depth of hold: 18ft Rake forward: 36ft Rake aft: 6ft
Schon beim Entwurf der Konstruktion tauchen die ersten Fragen auf... Der Kiel ist klar, und der Vordersteven mit 36 Fuß liegt zwischen der Schiffsbreite und der optimalen Proportion laut Manuskript von 1620, was in Ordnung ist. Aber beim Achtersteven gibt es Unklarheiten, da er ein Fall von 6 Fuß beträgt. Wenn ich die Formel anwende, die besagt, dass seine Länge nie größer sein darf als zwei Drittel der Breite, komme ich auf 14°. Das Manuskript besagt jedoch, dass sie nie weniger als 18° sein sollte. Wenn ich jedoch den Plan des Museums verwende und ihn im Maßstab 1:100 skaliere, scheint es zu passen. Ein Dilemma!
Zitat von bela im Beitrag #133Wer sagt, dass der Achtersteven 6 Fuß fällt?
Hallo bela, Michael Oppenheim in seiner Arbeit "A History of the Administration of the Royal Navy" Anderson in Marinen Mirror vol. 43 und Laird Clowes- Science Museum
wünsch Dir viel Erfolg beim erneuten Versuch, das Schiff zu rekonstruieren. Was mich ein wenig irritiert ist, das Du für ein Schiff, welches noch vor 1600 entworfen wurde, eine Konstruktion von 1620 zugrunde legts. Sicher wirst Du Gründe dafür haben, aber ... Ich würde Bakers Arbeiten zugrunde legen!