Vor einigen Jahren habe ich Flaschenschiffe gebaut. Das war damals für mich der Wiedereinstieg ins Hobby »Schiffsmodellbau«. Die Modelle wurden mir jedoch so wichtig, dass sie immer detaillierter wurden und in der Flasche mit all ihren Wölbungen und Verzerrungen nicht mehr richtig zur Geltung kamen. Ausserdem hat mich der Akt des »Einbuddelns« so gestresst, dass ich anfing die Modelle profan in einer kleinen Vitrine zu präsentieren....
Das nur vorab zu meinen Erfahrungen. Flaschenschiffe sind etwas schönes, hier im Forum gibt es genug tolle Beispiele zu sehen. Mal sehen, vielleicht baue ich irgendwann mal wieder eines. Das dann aber einfacher und nervenschonender...
Genug des Prologs:
2009 habe ich die nordische Jacht GRÖNLAND in eine Glühlampe gebaut.
Das Modell im Maßstab 1:300 soll den Zustand der Jacht zur Zeit der historischen Arktisfahrt 1868 zeigen. Das in Bremerhaven erhaltene Original nähert sich diesem alten Zustand an, im Laufe der langen Lebenszeit der GRÖNLAND wurde natürlich oft umgebaut und rückgebaut so dass sich anscheinend im Detail nicht mehr genau sagen lässt, wie das Schiff im Eis damals aussah. So sagte es mir auch ein Mitarbeiter des Deutschen Schiffahrtsmuseums Bremerhaven (DSM) auf Anfrage. Mein Rekonstruktionsversuch resultiert hauptsächlich aus den Abblildungen und Beschreibungen im Expeditionsbericht des Kapitäns Karl Koldewey »Jacht GRÖNLAND im Eismeer« von 1871. Das Buch ist antiquarisch erhältlich (Verlag Stalling Maritim).
Konstruktive Grundlage meines Modells war ein Kartonmodellbaubogen der GRÖNLAND im Maßstab 1:100. Vom Bogen ist der Rumpf, das Deckshaus achtern und das Niedergangshaus vorn geblieben. Die Segel sind nach Planzeichnungen aus dem Buch von Ingrid Schmidt, »Polarschiffe« (Delius Klasing, antiquarisch erhältlich)« nachgezeichnet.
Das kleine Schiff besteht hauptsächlich aus Papier und Graupappe. Um das Modell später in die Lampe zu bekommen, musste der Mast – natürlich! – umlegbar gestaltet werden. Deshalb habe ich den 5,3 cm lange Rumpf im Mastbereich mit Graupappe verstärkt da durch das Mastaufklappen später Druck auf den Rumpf kam. Unter der Rumpfplatte liegt eine 1 Millimeter dicke Graupappe die das Unterwasserschiff andeuten soll.
Der Mast ist auf einen Faden geklebt mit dem ich die ganze Takelage aufgerichtet habe. So war es möglich, die Wanten an den Rumpf zu kleben und auch die Stage ausserhalb der Lampe zu setzen.
Klabauter
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Ein paar Bilder vom Bau und dem Modell vor dem Einsetzten in die Lampe sollen das oben geschriebene illustrieren. Das Schiff klebt auf einer bemalten Klarsichtfolie die ich zusammengerollt in die Lampe geschoben habe. In der Lampe sprang sie durch Eigenspannung wieder auf. Sie liegt auf einen Holzring der mit Karton umklebt ist. Der Ring ist zweigeteilt und hält mit zwei Papiergelenken. Zusammengeklapt passt der entstandene Halbkreis durch die Glasöffnung. In der Lampe wurde der Ring wieder ausgeklappt und zusammengeklebt. Der Ring mit »Wasser« und Modell liegt lose in der Lampe. ein paarmal rütteln an der Lampe lässt das ganze also hin- und her rutschen...
Klabauter
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In diesem kleinen Beitrag wird mein unter #1 geschildertes »Problem« klar: Die Fotos vom fertigen Modell sind voller Spiegelungen und Verzerrungen. Die Bilder vom Modell ohne Lampe zeigen das Modell klar und in allen Details... Es hat mich bisher NIE irgendein Besucher mal auf das Modell angesprochen (von wegen: wie hast Du dass denn in die Lampe bekommen oderso... )
Ich mag das Stück aber noch sehr! Ich hoffe Ihr auch...
Noch ein sidekick: Die GRÖNLAND in meinem Skizzenbuch vor dem verschwinden in der Lampe
Klabauter
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Das ist ja mal ein nettes Schiffchen, toll gemacht, gefällt mir sehr ! ... Na, und wie hast Du es nun in diese 'Buddel' bekommen?
Grüße Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Boah, seid Ihr ungeduldig... Ich muss doch erstmal die Bilder runterrechnen und schreiben undso...
Ich habe den Mast nach vorn gekippt, das Großsegel um das Modell gewickelt und dann durchs Nadelöhr geschoben. Der Mast hängt in der Hauptsache an einem einzelnen Faden der unter dem Rumpf nach vorn aus der Lampe läuft. An dem musste ich zeihen um die ganze Chose wieder aufzurichten. Die Segel musste ich dann vorsichtig wieder im Glas glatt streichen. Das Groß wurde dann an seinen Baum geleimt. Ein paar weitere, auf einem Foto sichtbare Fäden dienten zum Ausklappen des Rings auf dem die Wasserfläche liegt. Die Fäden wurden in der Lampe abgeschnitten. Klau- und Piekfall habe ich ausserhalb der Lampe aus Besenborstenstücken gebaut und in der Lampe dann montiert.
Tricks halt...
Alles ganz einfach..
Klabauter
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Zitat von dafi im Beitrag #6Komm lass die Hose runter - ich will sehen!XXXDAn
tststststs....da tun sich Abgründe auf, das hätte ich nicht gedacht. Klaus, tu mir und allen mitlesenden Minderjährigen den Gefallen: lass die Hosen an....
Das Modell ist klasse und wie es in die Flasche kommt hast Du schön gezeigt. Aber wie hast Du die Wasserfläche da rein bekommen?
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Das Geheimnis des »Wasserlassens« steht im letzten Satz unter '2
Diese Belohnung war am Ende des Glühbirnenabenteuers jedenfalls fällig...
Klaus
Klabauter
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Danke für den Zuspruch. So kommt meine Lampe noch zu Ehren. Wie geschrieben hat der tüftelige, trickreiche Bau schon Spaß gemacht. Aktuell machen mich meine Modelle ohne Flasche und Lampe aber glücklicher...
Hmm, aber jetzt weiss ich immer noch nicht, wie denn eigentlich diese scheinbar fest erscheinende Wasserfläche mit dem 'festen' Holzboden durch diesen kleinen Hals gegangen ist.
Tschüss, Joachim
Schöne Grüße Joachim
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Die Wasserfläche ist die kreisförmig ausgeschnittene transparente Folie eines Schnellhefters. Die habe ich seefarben bemalt, das Modell lose darauf gesetzt und ringsherum mehrfach mit Acrygel Wellenstrukturen aufgetragen.
Der Holzboden ist ein Speerholzring den ich geteilt habe. Mit zwei Papiergelenken ist er klappbar, bildet also einen Halbkreis der sich durch die aufgeschnittene Lampe einfügen lässt und im Lampeninneren mit Hilfsfäden wieder ausklappen lässt. Das Speerholz habe ich mit Tonpapier beklebt und holzfarben angemalt. Das sieht nun aus wie Furnier oder so...
Als der Ring zusammengeklebt in der Lampe lag, kam die Wasserfläche zusammengerollt hinzu. Durch die Eigenspannung der Folie sprang die Fläche in der Lampe wieder auf. Mit viel Fummelei klebte ich die Folie dann auf den Ring. Fertig war die Tanzfläche!
Ring und Wasserfläche sind verklebt. Nachdem der Mast des Modells aufgerichtet war habe ich auch das Schiff auf die Wasserfläche geklebt. Das alles liegt lose in der Lampe um häßliche Klebestellen auf den Glas zu vermeiden.. Wenn ich die Lampe vom Sockel nehme kann also ich mit den Finger den Boden samt Modell bewegen. Nach Transporten muss ich somit das ganze Innenleben dann wieder in die Waage bringen.
Zitat von Klabauter im Beitrag #11Aktuell machen mich meine Modelle ohne Flasche und Lampe aber glücklicher...
Das würde mich nicht so recht glücklich machen. So ganz ohne Flasche. Ein Feierabendbier oder ein Gläschen guten Weins nach getaner Arbeit darf schon sein.