Nachdem sich unser Außendienstmitarbeiter aus Heidelberg beschwert hat, dass die Werft in Kelkheim müßig ist, wird jetzt angefangen. Eine "Elise" kann ich nicht authentisch nachbauen. Dazu fehlen mir Zeichnungen und Bilder. Ich baue daher eine Ostseegaleasse, die auf der gleichen Werft in Ribnitz entstanden ist, mit den Maßen der "Elise". Als Bauplan verwende ich die vergrößerten Risse der "Karl und Marie" und im Aussehen nehme ich mir das Bild der "Gretha" als Vorlage. Die Galeasse wird ein Glattdecker mit einem Roof im Achterbereich.
Warum will ich eine Galeasse bauen? Sie war kein schnelles Fahrzeug wie der Baltimore Klipper. Sie hat keine weiten Fahrten gemacht wie die Hardloopergaliot. Sie hat nicht die aufregenden Linien eines Thonier Dundees oder die gewaltige Takelage einer Bisquine. Sie war ein einfacher Segler in der Kleinschifffahrt in der Zeit des Umbruchs zur motorisierten Seefahrt. Mit nur drei Mann Besatzung war sie in der Ostsee unterwegs. Ein hartes, karges und entbehrungsreiches Leben.
Hier meine ersten Tätigkeiten:
Die Kopien liegen auf einer 5mm starken Tafel aus Pappelsperrholz. Diese muss ich auf der großen Tischkreissäge in Streifen zerlegen. Auf dem Holz liegen Blätter. 1. Die Bug- und Achterpartie 2. Querrisse: a) Man sieht, dass das Schiff einen Kielfall nach achtern hat. Darauf muss man beim Ausschneiden achten. b) Malle 9 wurde mit Zugabe oben ausgeschnitten. Die Mallen werden wieder auf einer Helling über Kopf aufgestellt. Die rote Markierung zeigt die Höhe des Decks auf beiden Seiten. c) Malle 8 ist noch gefaltet. Aufgeklappt sieht sie dann aus wie Nr. 9.
Das zweite Bild zeigt die Galeasse "Gretha" 1893 im Hafen von Ribnitz. Große Flaggen sind gesetzt. Die Gaffelsegel sind noch nicht angeschlagen. Die Männer haben sich in Pose gestellt. Der Besitzer steht wohl auf einer Tonne. Vermutlich ist das Bild bei der Indienststellung entstanden.
Hallo Jörg, ich habe mir mal die Greta bissel genauer angesehen.
Interessant ist, das bei der Greta der Besan fast so hoch wie der Großmast ist. Auch die Winkel der Masten scheinen unterschiedlich, ist der Großmast leicht nach vorn geneigt? Auch scheinen die Wanten nicht an Juffern befestigt zu sein sondern Binnenbords mit Blöcken steif gesetzt, so wie bei Karavellen.
Im Schanzkleid, welches ordentlich hoch ist, ist so was wie eine Ladeöffnung zu sehen. Fehlt bei der K&M. Der Übergang vom Teeranstrich zum Weiß ist sehr tief. Die Greta ist jetzt leer und wird bei Beladung ja tiefer im Wasser liegen. Da wird der Teeranstrich unter Wasser sein, und ein Teil des weißen Anstriches auch.
Wenn ich deine Risse richtig deute, ist die KWL ungefähr dort, wo das Ruder im Rumpf verschwindet. Die KWL als Linie für den Schutzanstrich aus Teer zu nehmen ist scheinbar nicht richtig.
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte
Hallo Uwe, schön, dass Du mitwirkst. Die "Karl und Marie" war ja Dein erstes Modell und Du hast Dich damit auseinandergesetzt. a) Bemastung. Was mir am Bild gefällt, ist der große Abstand zwischen Großmast und Besan. Das ist typisch für eine Galeasse. Die Stenge auf dem Besan werde ich wohl weglassen. Die Wanten werde ich mit Juffern steif setzen. Das wurde zu der Zeit bei Kleinschiffen noch so gemacht. b) Robert hat die dunkle, rechteckige Öffnung im Schanzkleid als Tür angesehen. Der obere Teil ist eingesetzt. Tür oder Ladeöffnung. c) Farbgebung: Auf dem Bild ist die "Gretha" wohl werftneu. Ob die weiße Farbe beibehalten wurde, glaube ich nicht.
Ich bau jetzt erst mal den etwas vergrößerten Rumpf der "Karl und Marie". Mal sehen, ob Du ihn wiedererkennst. Über die Deckgestaltung und Farbgebung mache ich mir dann später Gedanken.
Gruß aus der Werkstatt
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Habe die Werkstatt verlassen. Hier zwei Bilder vom heutigen Geschehen.
1. Die Umrisse der Mallen wurden auf das Sperrholz geklebt. 2. Die ausgesägten Mallen wurden mit "Reitern" auf die Helling geklebt und genagelt. Die Galeasse wird viel kleiner als die Bisquine. Sie war ja auch nur mit 3 Mann besetzt.
Das Modell hat diesmal recht viele Mallen. Stringer wurden gesetzt um die Konstruktion zu stabilisieren. Im Bugbereich wurde mit Holz aufgefüttert. Der Rumpf wurde gestrakt und ist fertig zum Beplanken. Plastikfolie soll verhindern, dass das Schanzkleid vorn und am Spiegel festklebt.
Im zweiten Bild wurde beplankt. Nach einigen Plankengängen wurde neu angesetzt um die Spannung rauszunehmen. Es ist ein einfacher Rumpf mit gefälligen Formen.
"dass es kein Renner war". Das wird mir auch beim Bauen sehr deutlich. Es hat ein Verhältnis von 3,4 und einen sehr tiefen Rumpf. War halt ein Transportschiff.
Schleifarbeiten muss ich wieder selbst machen, ohne Musi.
Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
hättest ja ruhig etwas sauberer aussägen können, aber so sind se, die Zusatzkielbauer, schnell, schnell........ am schnellsten.
kay
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gebbi.jpg
Sauberer aussägen - jetzt haste es wieder vermasselt.
Der Speedyjörg (Wortschöpfung von einem Bajuwaren mit Linolensäuremangel) braucht für sein Fahrmodell nur die Rumpfschale. Wenn die Zweitbeplankung und das Glasvlies drauf sind, reißt er alle diese hübschen Mallen wieder raus. Weg sind sie. @kay
Willi, die annernen verstehen uns nicht!
Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
erkennt Ihr ihn? Das ist der Rumpf Eurer "Karl und Marie". Also verkehrt herum. Ich hab ihn ja im Maßstab 1 : 35 und mit größeren Ausmaßen (Original 17,52 m Länge, 5,12 m Breite) hergestellt. Jetzt werde ich ihn noch mal überschleifen - Rizebi - und dann mit Epoxydharz einstreichen. Es fehlen noch der Vordersteven und der Kiel. Die setze ich erst dran, wenn ich das Glasvlies auflaminiert habe. Ohne Kiel geht das einfacher und schneller. Was mir auffällt: 1. Ich habe die Wasserlinie angerissen. Die Galeasse hatte einen sehr tiefen Rumpf für viel Ladung. Das Modell wird wahrscheinlich kein schneller Segler sein, denn ich muss viel Ballast zugeben. 2. Das Schiff hatte ein ausgeprägtes Flach. So konnte es an einem Strand trockenfallen und be- oder entladen werden. Mit der nächsten Flut schwamm es dann wieder auf. In der Kleinschiffahrt wurde das damals so gemacht. IMG_0495.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_0496.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Jetzt wäre die Gelegenheit, es mal mit einem schwereren Außenballast zu probieren (und ohne Schrott in der Bilge). Dann bekämst Du einen richtigen Schwerwettersegler. Na, wie isset? Bei Deinem Arbeitstempo ist das doch ein Klacks, oder?
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.