Jetzt mal die erste Frage: Was mache ich mit dem Ankerkabel? Es kommt vorn durch die Klüsen, begegnet der Beting und hat ein Bratspill im Rücken. Auf Fahrt das Kagel auf der Beting belegt zeigen und unter dem Spill durchführen ins Kabelgatt? Oder kommt das Kabel auch aufs Spill? Oder wurde auf Fahrt das Kabel vom Anker abgeschlagen und war dementsprechend nicht auf Deck zu sehen?
Hier ein Bild vom Spill des Modells aus Harlingen (das Bild stammt von der Homepage der Rekonstruktion). Das Kabel fällt hier lose - vom Spill kommend - auf das Deck, das kann doch auch nicht richtig sein, oder?
Klabauter
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
MK-kaapstander.png
Bezüglich des Bratspills, die Kombination von Spill und Beting erscheint mir seltsam. Das Bratspill vereint ja gerade eine Winde und eine Beting in sich. Das Ankerkabel geht dabei um die Trommel durch eine Luke zum Kabelgatt. Da die Ankerklüsen auf dem oberen Deck liegen, spielt eindringendes Wasser hier sicher keine große Rolle. Dies wäre also eher kein Grund auf offener See das Ankerkabel abzuschlagen.
Mir kommt eine Beting vor dem Spill auch etwas seltsam vor. Man muß sich Gedanken machen, wie damit gearbeitet wurde. Auf der Beting wurden Trossen durch eine Art halben Schlag belegt, d.h. die Trosse läuft über den Querbalken, um ihn herum und dann um einen der beiden Beting-Balken, bzw. das Ganze umgekehrt. Da wäre unter Last, d.h. wenn die Beting zwischen Klüse und Spill steht nicht zu machen (es sei denn, man entlastet die Trosse durch Stopper vor der Beting, wobei die Beting dann allerdings überflüssig ist.
Auf den alten Segelschiffen wurde eigentlich so viel wie möglich unter Deck gestaut, vorallem Dinge, die 'off-shore' nicht gebraucht werden, da sonst das Risiko bestand, daß diese Dinge bei einem Sturm über Bord gehen. Deswegen wurden auf dem freien Meer die Trossen von den Ankern losgemacht (vielleicht mit Ausnahme eines Ankers) und entsprechend gestaut.
Hoving hat darum die Beting nicht gezeichnet, und die Spill nach vorne gesezt. Das sieht besser aus, aber auch dass gibt ein Problem: man benotigt hoehe, und die hat man nicht wand die Spill unter dem Deck steht.
Vielen Dank für die Antworten und die Anerkennung.
Holger: Das Buch kenne ich nicht, ich habe aber eine Idee was Du als Inspiration meinen könntest:P1010156.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Wenn ich mein Modell auch so inszenieren kann, mit den kurzen Marssegeln und dem Großsegel das in den Großstag drückt wäre ich froh! Das Bild hat richtig »Action«.
Willy: Mein Schiffsmodell wird später eine »eckige Vitrine« aus Glasscheibchen bekommen. So eine Flaschenpräsentaion wie Du es meisterhaft kannst bringe ich nicht zuwege...
Alexander: Alles nichts gegen Deine wunderschöne VASA. Der Beitrag auf der AK-Homepage ist sehr schön geworden.
Wefalck, Jan und Holger: Gut dass ich gefragt habe. Bratspill und Beting zusammen stehe ich wie Ihr skeptisch gegenüber.
Ich habe mir dazu das LOGBUCH 1/2008 angesehen. Dort kritisiert Karl Heinz Marquardt sehr ausführlich die Rekonstruktion der DUYFKEN. Er bestreitet generell das Vorhandensein eines Bratspills auf Deck eines solchen Schiffes zu Ende des 16. Jahrhunderts (auf der DUYKEN steht das Bratspill hinter der offenen Back). Zum Ende seines Kapitels zum Bratspill erwähnt Herr Marquardt jedoch den Reisebericht des Veers zur Barentsreise (1596) in der sehr wohl solch ein Bratspill erwähnt wird. Warum soll man dem zeitgenössischen Bericht im Falle Barents keinen Glauben schenken? Ich werde mich also an die Zeichnungen von Gerald de Weerdt halten und das Bratspill darstellen.
Das - oder: die – Ankerkabel werde ich jedoch um die Beting schlagen und unter dem Spill hindurch zum Kabelgatteinlauf führen. Mittels eines Messengers müsste nach dem Gedanken der Anker dann mit dem Bratspill gehoben werden. Das müsste doch dann passen, oder? ...
Zitat von Klabauter im Beitrag #24 Das - oder: die – Ankerkabel werde ich jedoch um die Beting schlagen und unter dem Spill hindurch zum Kabelgatteinlauf führen. Mittels eines Messengers müsste nach dem Gedanken der Anker dann mit dem Bratspill gehoben werden. Das müsste doch dann passen, oder? ...
Viele Grüße,
Klaus
.......eigentlich schon.
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
Wie kann man sich die praktische Anwendung des Bratspills vorstellen? Wenn das Kabel unter dem Spill hindurch in den Raum geführt wurde, wie hat man es dann um die Trommel des Bratspill gelegt? Musste man dann nicht ein Ende des Kabel um das Spill schlagen. Zu Anker einholen blieb dann nur das Ende im Raum. Da frage ich mich wie lang das lose Ende Einzelfall war.
Da gab es noch kein 'messenger', das Schif war richtig klein (schau dich mal die Maenner an auf die Abbildungen, sie sind fast Riesen im vergelicg mit das Schiff). Ich kenne die Kritik von Marquardt (Sein Text ueber Duyfken hier im Forum: https://files.homepagemodules.de/b564537/...294p12511n2.pdf), aber sein Vorslag ist nicht ganz in Uebereinstimmung mit die Zeitgenossige Niederlaendische Abbildungen von die Schiffen rund 1600.
Eind Bradspil war lange Zeit die 'standard' in kleinere Schiffen: Statenjachten, fracht- und Fischerschiffe haben alle so ein Bradspil: einfach zu bedienen, ziemlch efficient, und fuer nicht so schwere Anker genug.So wie ich das immer verstanden hab, ging die Kabel um das Spill, und danach unterdecks. Die Kabel blieb einfach um die Spill, solange das Anker benotigt war. Bei Botters und Tjalken wird das system noch immer verwendet, aber nun mit ein Kette, und nicht mit ein Kabel. siehe hier: http://www.geheugenvannederland.nl/?/zoo...%26size%3Dlarge
Auch beim Duyfken steht das Spil ziemlich weit nach achtern: man hat unter das backdeck nicht genug raum um die Spil zu bedienen. De Veer schreibt das die maenner sich hinter die Spil gesetzt hatten im gefecht mit ein Eisbaer. Da muss deshalb ein Spil gewesen sein.
wenn das Ankerkabel auf dem Spill liegt – was praktikal ist – ist die Beting überflüssig. Oder welche Funktion soll die Beting haben? Statenjachten und Co. kamen auch ohne Beting aus.
Hallo Bela,
ich habe mal auf dem Kieler Koggennachbau am Bratspill mitgeholfen, das Großsegel zu setzten. Es ist eine Walze mit Einschnitten für die Spaken. Nach einer halben Umdrehung der Walze werden die Spaken unten herausgezogen und oben wieder eingesteckt um Hebelwirkung zu haben. Das Bratspill einer Kogge ist weit archaischer als spätere Bauarten, zeigt aber gut das Prinzip dieser liegenden Winde.
Meine Überlegung war, dass das Ankerkabel an der Beting belegt wird und mittels eines Endlostaus, des »Messengers«, eines zusammengespeißten Taus, indirekt bewegt wird. Der »Messenger« wird mit dem Ankerkabel angeschlagen und dann mit dem Spill geholt. Das Ankerkabel hat mit dem Spill keine direkte Berührung. Hier ist der »Messenger« am Ankerkabel zu sehen:
So ein Beting ist nicht noetig. (zumindest: ich sehe nicht wofur das Ding dienen soll). Ich habe noch niemals etwas wie ein Messenger gesehen bei diese kleine Schiffe. (20 meter). Selbst beim Batavia- kann das Ankertau immer noch um die Spill gelegt werden.
Hab mal das Buch von Hoving gelesen (das Kapitel geschrieben by Gerald de Weerdt): er scheibt das die Spil auch benutzt werd um die grossra zu bedienen. Das kan nur wann die Spill ziemlich weit nach achtern steht. Und wann die Spill benutzt werd um die Ra zu bedienen, muss die Ankertros irgendwo festgemacht werden. Daher hat er ein Beting ganz weit nach vorne gesetzt.
Er hat kain Schot im Back gesetzt, weil er sagt das das Schiff eigenlich kein back hat (wie mann oft seht beim Vlieboten, rund 1600), aber nur ein art von grating-deck.
Ein Bratspill hat in der Regel einen eingearbeiteten Poller, an dem man ein Tau belegen kann, wenn es nicht über die Walze laufen soll. Dieses Problem ergibt sich, wenn unterschiedliche Funktionen, wie hier die Anker und die Großrah, gleichzeitig am gleichen Spill aufliegen. Hieft man am Anker, soll sich ja nicht unbedingt die Rah gleichzeitig bewegen. Stellt sich die Frage, wann wurde denn der integrierte Poller erfunden? Gab es den noch nicht von Anfang an, würde die Kombination von Bratspill und Beting sinnvoll sein. Hier ein Beispiel was ich meine: http://www.kartonbau.de/forum/der-besan-ewer-hf-31maria-verlag-kartonwerft-1-100-bauberichte-schiffe/board5-schiffe/t30705-f6/
In den Beiträgen 18 & 25 sind Aufnahmen eines Museumsschiffs zu sehen. Das Schiff besitzt neben dem Brat- noch ein Gangspill. Das Tau läuft über das Gangspill, ist aber am Poller des Bratspills belegt, quasi als Ersatz einer Ankerbeting. Theoretisch könnte man das Tau auch um die Achse des Bratspills führen, es aber nicht festziehen. Durch die Belegung wäre es entlastet. Auf dem Spill könnte derweil ein anderes Tau bewegt werden, beispielsweise zum Bewegen einer schweren Rah. Ohne den Poller am Bratspill könnte das Tau nicht entlastet werden und würde zwangläufig mitdrehen. Hatte zu Barents Zeiten noch niemand die Idee das Bratspill so zu bauen, wie wir es heute kennen, könnte man sich mit der zusätzlichen Beting beholfen haben.