Heinrich Winter schreibt zur Abdeckplatte des Großluks im Kapitel "Der Rumpf" in meinem Exemplar auf Seite 24 noch folgendes: "...Auf seiner Abdeckplatte waren durch quer gehende Ritzungen Bohlen angedeutet...". Dies würde bedeuten, dass die Bretter des Lukendeckels nicht parallel zu den Decksplanken, bzw. zur Fahrtrichtung verliefen sondern quer dazu. Ich war bis jetzt davon ausgegangen, dass diese Deckel die gleiche Wölbung hatten wie das Deck. Sollten die Bretter des Deckels tatsächlich quer verlaufen, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass sie gebogen waren um der Krümmung des Decks zu folgen. Wahrscheinlich waren die Deckel eher flach. Die Deckel des Gent Modells scheinen auch alle flach gewesen zu sein und nicht leicht gewölbt.
Das würde auch Sinn machen. Die Krümmung des Decks dient ja einerseits der Stabilität und bewirkt zweitens den Wasserablauf hin zu den Wassergängen und Speigatten. Gekrümmte Lukendeckel wären dagegen nur eine Frage der architektonischen Ästhetik ohne irgendeinen praktischen Nutzen. Und da die Wölbung hier ohnehin ziemlich flach ausfällt, hat man sich diesen überflüssigen Luxus eben gespart.
Das muss man ja auch noch weiterdenken: Was ist mit den Fischungen um die Großbeting, bei den Vordermasten im Batteriedeck und der Mastfuß des Besanmastes am Oberdeck. Ist das auch alles oben gerade und unten dem Deckssprung folgend (zur Auflage)?
@ara Da stellt sich aber gleich die Frage, was sind die Fischungen überhaupt? Sind sie kräftige einlagige Hölzer oder bestanden sie aus einer zusätzliche Lage auf der Decksfläche? Wie auch immer, ich glaube eher nicht, dass sie im Querschnitt konisch zuliefen nur um eine glatte, ebene Oberfläche zu bekommen. Dies wäre sicherlich in der Herstellung ein enormer Mehraufwand gewesen. Kann denn jemand sagen, wie es bei der Vasa aussah?
Um noch mal auf das was HW zur Abdeckplatte der Großluke schreibt zurück zu kommen: "Auf seiner Abdeckplatte waren durch quer gehende Ritzungen Bohlen angedeutet, welche wie die Tiefgangsmarken an den Steven mit < und + signiert waren...". Dies hilft uns nicht weiter, da wir nicht wissen wie und wo welche Marken angebracht waren. An einem Gräting des Oberdecks ist ein "+" zu erkennen:
Weiß der Kuckuck was das zu bedeuten hat. Darüber hinaus ist es offen ob die Bohlen im Originalschiff einzeln eingelegt wurden, und somit jede ihre Markierung hatte, oder ob sie eine zusammengebaute Platte waren und somit die ganze Platte eine Markierung hatte. Wenn ja - welche?
HW schreibt ja auch, dass die Kanonenlafetten die gleichen Markierungen hatten. Auch da wissen wir nicht wie genau sie aussahen. Vielleicht sollte darauf komplett verzichtet werden.
Edit:
Zitat von Olympic1911 im Beitrag #3049Darüber hinaus ist es offen ob die Bohlen im Originalschiff einzeln eingelegt wurden, und somit jede ihre Markierung hatte, oder ob sie eine zusammengebaute Platte waren und somit die ganze Platte eine Markierung hatte. Wenn ja - welche?
Das kann ich mir eigentlich schon selbst beantworten: In dem Bild unten ist eine Ringöse der Lukenplatte zu erkennen. An der schräg gegenüber liegenden Ecke wird es eine Zweite gegeben haben, die ist aber verdeckt. Dies ist für mich Hinweis darauf, dass die Platte aus mehreren Bohlen zusammengebaut war.
Hier ist ein bisschen was von der Vasa. Die Großluke folgt nicht dem Decksprung, die Fischung des Großmastes sind zwei breite und dicke Bretter nebeneinander mit je einer halbrunden Aussparung, die in den Decksbalken versenkt sind. Die Fischung des Besanmastes ist ein Teil der massiven Bettung der großen Beting. X und V könnten in diesem Zusammenhang eigentlich nur Dimensionsangaben sein: 10 bzw. 5 Daumen breit.
S (1).gif - Bild entfernt (keine Rechte) S (2).gif - Bild entfernt (keine Rechte) S.gif - Bild entfernt (keine Rechte)
Interessant ist bei der Vasa, dass die Großluke abgerundete Ecken hat. Dasselbe sieht man auch beim Foto des Genter Modells von der Großluke. Diese Art der Abrundung nennt man "lui"; ist nicht exakt kreisförmig, sondern in die Länge gezogen.
Inzwischen sind jetzt an den folgenden Stellen des Oberdecks eingestanzte "X"se gefunden worden (blaue Kreise):
Es waren drei Buganker des HZM getakelt. Somit waren wohl auch deren Ankerkabel im Kabelgatt gestaut gewesen. Man sieht immer wieder die abenteuerlichsten Lösungen dafür wie Öffnungen in dem Deckel angelegt waren um für eine Durchführung der Kabel zu sorgen. Otte Blom hat es so gelöst:
Ich weiss nicht recht, was ich davon halten soll. Beim Gent Modell gibt es anscheinend kleine "Hutzen" die diese Öffnungen auch noch teilweise abdeckten - aber nur zwei. Vielleicht weiss hier jemand eine wirklich plausible Lösung. Bei der Vasa gibt es wohl keine Öffnungen in dem Deckel.
Rein geht so ein Kabel ja auch über Ecken und Kanten. Etwas anderes ist es aber, wenn es ausrauscht, dann darf es nirgends scheuern. Weshalb die Lukenabdeckung beim Ankerwerfen wohl entfernt wurde, die vordere Süllkante aber auch entsprechend abgerundet sein musste, ebenso wie die Ecken.
Die beiden Hutzen beim Genter könnten tatsächlich zwei Holzblöcke sein, oben an der Vorderkante rund gehöhlt hinunterleitend zu zwei Gaten ganz vorne am Deckel. Das wäre dann die "Ruhelage" auf See; Anker an den Rüsten geborgen und ihre Trossen durch diese Gaten durchlaufend im Kabelgatt verstaut. Jedenfalls müsste der Deckel zwei Gaten haben; man kann das Kabelgatt nicht dauernd ohne Deckel lassen. Bei der Vasa hatte man vielleicht noch nicht so viel Erfahrung mit so großen Schiffen.
Operation geglückt! Der mittlere Streifen des Hauptdecks, der entfernt wurde um die Luken zu korrigieren ist wieder eingebaut und komplett gebräunt worden:
Nachdem die Schleifarbeiten und das Bräunen abgeschlossen waren, fügte sich das neue Teilstück wunderbar nahtlos in das bestehende Deck ein:
Das hätte ich im Leben nicht gedacht, dass das so gut klappen würde! :)
Richtig! Die Oberseiten der Luken sind nicht flach sondern leicht gerundet der Deckswölbung folgend! Da die Stechbeitel von letzten Einsatz noch warm waren, gingen die Arbeiten das am Modell zu ändern recht zügig.
Ihr sehrt auch, dass die neuen Räder der Lafetten aus Birnenholz in Arbeit sind. Es sieht mir in dieser Abbildung nicht danach aus, als wären die Lafettenräder aus Eichenholz hergestellt, ich denke Birne ist hier die bessere Wahl.
Zur Zeit stelle ich die Splinte der Räder aus Messingstäbe her:
Die Ankerbeting musste ebenfalls geändert werden, die Betingpfosten waren zu weit auseinander:
Nachdem das Hauptdeck nun weitgehend fertiggestellt ist, ist die Zeit gekommen die Innenwände des Decks zu überarbeiten und zu komplettieren. Die bereits angebrachten Innenwände habe ich wieder entfernen müssen, da danach teilweise erneut Geschützpforten geändert wurden und die Innenwände somit in einigen Bereichen nicht mehr passten.
Im Moment bin ich dabei, Unterkonstruktion instand zu setzen und aufzuräumen.
Ich möchte aber hiermit erneut ein Thema ansprechen, das wir hier schon mal hatten: abgerundete Übergänge der Kanonenpforten zu den Innenwänden. Dies scheint aber ausschließlich in den hellgrau gestrichenen "vornehmen" Räumen zu finden gewesen zu sein, also in der Konstapelkammer des Hauptdecks; des vollständigen oberen Geschützdecks hinter dem Großmast und aller Offizierskajüten der darüber liegenden Decks.
Hier die Konstapelkammer:
Und hier Geschützpforten des oberen Geschützdecks:
Hier die gleiche Pforte jedoch in einer anderen Aufnahme:
Hier die Admiralskajüte:
Das nächste Bild habe ich nur aus dem Buch. Aber auch hier sieht es so aus, als wären die Kanten der Pforten rund und nicht scharfkantig:
Ich bin mittlerweile zu der Ansicht gekommen, dass diese Rundungen nur an den Seiten und an der Oberkante zu finden waren.