Im Plan ist keine Luke eingezeichnet. Aus dem 1846 as fitted Plan hier der Ausschnitt. Hier habe ich mal mit orangen Farbe die Deckshöhe mittig eingezeichnet. Der Ruderschaft ist in Grün. Der Abstand zwischen Oberkante Ruderschaft und Unterkante Deck ist kleiner als die Fingerlinge breit sind. Die Breite der Fingerlinge plus etwas Luft wird aber benötigt zum einsetzen. Aber bräuchte man zum einsetzten nicht eine Luke ? P1060034.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Bin auch der Meinung, dass die Ruderpinne aus Eisen ist. Im Thearle Plan LXXXII ist eine Abbildung von der Buchse die oben in der Ruderpinne ist. War bei einer eisernen Ruderpinne keine Buchse ? Falls doch, bräuchte man eine Luke. P1060035.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Aus der Geometrie ergibt sich die Notwendigkeit einer Öffnung im Deck darüber, eingezeichnet oder nicht. Diese Öffnung kann auch rund und mit einem eisernen Deckel verschlossen sein.
Hier einige Auszüge aus dem "Thearle" von 1874, der uns die "Patent - Ruder" - Konstruktion wie diese in der ROYAL NAVY um 1855 praktiziert wurde, noch etwas näher erläutert.
Daraus geht hervor daß dieser Rudertyp zum Ein/Ausbau nicht angehoben wurde sondern dazu die "Ruderscheren" abmontiert wurden und das Ruder dann nach unten und hinten abgezogen werden konnte. Zudem sicherten eines oder mehrere eingeschobene hölzerne Klötze unter den Ruderfingerlingen, die "Ruderschlösser", vor dem ausheben eines Ruders beim starken "stampfen" und achterlichen "setzen" in schwerer See.
Auch war es möglich im Dock die mit Nut und Feder versehenen schadhaften "Ruderfingerlinge" einzeln aus ihrer Führungsnut in der Ruder -Schere auszuwechseln. Um jedoch die eiserne Ruderpinne in ihrem Gatt am "Ruderkopf" zu fixieren, befand fand sich darüber ein konischer "Vorreiber" der vertikal von oben eingetrieben werden konnte, wie die obere Zeichnung deutlich zeigt.
Peter, ich hatte keine Zeit den Text aus dem Thearle zu lesen (der bei mir auch irgendwo im Regal steht): dieses Verfahren ist gut in der Werft, was aber macht man bei Ruderbruch auf See dann ? Unter diesen Umständen kann man den Schaft nicht herausheben, um ein Notruder einzusetzen.
P.S. auf eisernen und stählernen Schiffen wurden z.T. die Fingerlinge mit Muttern gesichert, damit bei schwerer See das Ruder nicht aus den Fingerlingen gehoben werden konnte. Bei eisernen Rudern ist aber auch der Bruch des Blattes ohne, daß die ganz Ruderanlage sowie unbrauchbar wurde eher unwahrscheinlich.
Leute, welcher Print des Thearle ist denn zu empfehlen ? Da gibt es ja einige... Danke.
"Tout le monde connaît le nom du Vengeur, combien peu connaissent celui du Redoutable!" -- Auguste Jal, 1867 ----------------------------------------------------------------------------------------------
in work: La Belle POF 1/36 Le Redoutable POF 1/48 ; 74-Gun Temeraire-Class by Jacques-Noël Sané Bucentaure, POF 1/48; 80-Gun Bucentaure/Tonnant-Class by Jacques-Noël Sané (Projektierungsphase)
Der oben angeführte Titel von 1874 ist besonders deswegen empfehlenswert, zwar etwas "schwere Kost", doch hat sich der engl. Autor trotzdem allgm. gut und verständlich ausgedrückt. Dies gilt auch für die Qualität und Quantität der Illustrationen, wie oben zu sehen ist!.
Bei Interesse an englischen Kriegsschiffen unter Dampf und Segel, sowie frühen Eisenschiffbau ( 1850 - 1860), kann man dieses Werk daher sicherlich jedem etwas ambitionierten Modellbauer sehr empfehlen.
Ewig ist es her das ich mal ein Bild eines Schiffes unter Notruder sah. Es war wie ein großes Paddel das man mit mehreren Taljen sicherte und von Deck aus bedienen konnte. Zudem kann ein Segelschiff auch mit den Segel gesteuert werden in gewissen Grenzen.
Mit einem Foto eines engl. Kriegsschiffes mit einem "geriggten Notruder" kann ich dir leider nicht aufwarten !
Der Blick auf das Notruder der CUTTY SARK aufgenommen in einem Londoner Trockendock 1872, zeigt jedoch auch wie dies damals von dem Capt. Moody mit höchster "Seemannschaft" noch auf hoher See gemeistert wurde.
Cutty Sark I.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Quelle: National Maritime Museum, Greenwich, UK
Auch der Blick um 1980 auf das restaurierte "Patentruder" und andere Details am "Museumsschiff" in Greenwich, ist auch durchaus heute noch lohnenswert! Erkennbar auch die "bronzenen (Gun metal) Ruderscheren" die sich inzwischen durch die salzhaltige Luft und den Smog allerdings stark oxidierend verfärbt haben.
Den Thearle kannst Du auch im Nachdruck beziehen. Teil I ist der Textband, Teil II Zeichnungen. Dieser Textband hat keine Faltpläne, daher kann mach auch den Nachdruck erwerben.
bist Du der Meinung, dass durch die eiserne Pinne keine zweite Steuermöglichkeit notwendig war ? Sonst müsste ich noch eine Zugang von oben nachträglich einbauen. (dafinismus)
Da ich das Originalwerk für meine Buchkopie über die Fernleihe vor vielen Jahren erhielt, kann ich zu dem Inhalt des zweibändigen Nachdruckes und den Abb. resp.Tafeln des "Thearle" natürlich nichts näheres sagen ! Es bleibt aber auch zu hoffen, daß der Nachdruck im Umfang vollständig geblieben ist und keine Kürzungen erfahren hat. Oder ist das Werk im Format gar geschrumpft ?
Nur ist daran zu denken ,daß die in chronologischer Reihenfolge im 1. Band mit Detailerläuterungen, sich im zweiten Band ebenso auch mit den Tafeln und Detailpunkten mit zugehörigen Abb. und Nummern fortsetzen. Es werden also die 2 Bände gebraucht um damit zu arbeiten und zu verstehen !
Hallo @ Robbl
Was die vermeintliche Luke über dem Ruderkopf in der Kommandanten - Kayüte im Batteriedeck betrifft, kann ich gerne auch noch in den Originalplänen der SMS NIOBE nachschauen, ob es evtl. vielleicht dort solch eine "Revisions-Luke" gibt.
Ansonsten bei allem DAFINISMUS; The choice is yours !
Danke für das Angebot bei der Niobe nachzuschauen. Würde ich gerne annehmen. Bei der Vorgänger Class Pique von 1836 ist eine Luke mit hohem Süllrahmen eingebaut.
Zitat von Bukaniere im Beitrag #188Ewig ist es her das ich mal ein Bild eines Schiffes unter Notruder sah. Es war wie ein großes Paddel das man mit mehreren Taljen sicherte und von Deck aus bedienen konnte. Zudem kann ein Segelschiff auch mit den Segel gesteuert werden in gewissen Grenzen.
Auszüge: (Mittellängsschnitt, Batteriedeck) aus dem ursprünglichen vorgesehenen Originalplan für 26 Kan. HMS NIOBE und HMS CREOLE, der "SPARTAN Class" ( Symonds, 1839).
HMS NIOBE Planung 1846 jedoch geändert und 1849 nach Muster der 28 Kan., HMS "DIAMOND Class" gebaut !
Quelle: National Maritime Museum,Greenwich, UK Lyon, J. David, (1993) THE SAILING NAVY LIST, London, Conway Maritime Press.
Patentruder.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Entwicklung des "Patentruders : Rechts ein Ruder um 1830 konventioneller Bauart, darüber der hölzerne "Ruderkoker" Links ein "Patentruder" um 1850 mit modifizierter Drehachse und veränderten "Ruderschaft".
Ein immer währender Schwachpunkt in der technischen Ausführung eines Ruders und damit die Notwendigkeit Ersatz durch ein Notruder zu schaffen, war bei älteren Ruderkonstruktionen schon immer seine Verbindung mit "Achtersteven", "Hennegatt" und dem nicht geschlossenem "Ruderkoker" gegeben. Seine Dichtigkeit konnte daher nur durch ein angenageltes ledernes "Hennegatsbrook" am Eintritt des "Ruderschaftes" in den Rumpf erreicht werden. Auch der "Kupferbeschlag" ab 1770/1780, der wegen seiner elektrolytischen Wirkung auf Schmiedeeisen zu bronzenen Ruderbeschlägen zwang, ließ wegen deren metallurgischen Eigenschaften und geringeren Festigkeit als Schmiede-Eisen den Bruch der Beschläge erwarten.
Wie die von Dafi hier gezeigten Notfälle mit "geriggten Notrudern" beweisen, hatte man daher auch im Rahmen der traditionellen "Seemannschaft", dies am Schiff mit funktionierenden Ruder-Provisorien, entsprechende Problemlösungen zu entwicken. Der Lösungsansatz war wie uns Thearle gleich am Anfang seiner Betrachtung verrät; die Enwicklung eines nicht ganz neuen "Patentruders", als Standardmuster für alle hölzerne Schiffe der britischen Flotte um ca.1855. Man kann dies auch in den hier eingestellten englischen Beiträgen so nachlesen !