Freundlicherweise ist die Oberkante der Berghölzer im Originalriß eingezeichnet. Ich hatte das auf die einzelnen Spanten übertragen und entsprechende Kerben eingefeilt. Allerdings erwiesen sich diese Kerben als nicht sehr hilfreich, da ich entsprechende Schlitze in den Rumpfkern hätte einschneiden müssen, was einen unnötigen Aufwand bedeutet hätte. Ich habe sie daher ignoriert und mich nur an der Oberkante der Kerben für den Verlauf der Berghölzer orientiert. Leider gibt es keine Information zur Dimension der Berghölzer, aber eine Breite von 240 mm = 1,5 mm sah auf dem Rumpf angemessen aus. Sie wären wahrscheinlich aus zwei parallelen Planken zusammengesetzt gewesen. Für die Dicke habe ich 0,75 mm gewählt, da die Rumpfbeplankung aus 0,5 mm dicken Streifen bestehen wird. Abbildungen aus der Zeit und die Schiffbauliteratur zeigen beide Optionen, entweder eine glatte Außenhaut an der die dickeren Berghölzer nicht sichtbar sind oder einen sichtbaren Dickenunterschied. Glatte Rümpfe kamen wohl so um die Mitte des 19. Jh. in Mode, aber in der Ostsee hinkten sie immer ein bißchen hinterher, weswegen ich für sichtbare Berghölzer optiert habe.
Das Problem wird wahrscheinlich dadurch verursacht, daß die Beplankung auf einen Kern aufgebracht, aber der Auslauf der Berghölzer gegen die Gillung hat mir etwas Kopfzerbrechen verursacht. Der Punkt an dem die Oberkante der Berghölzer auf die Gillung trifft ist im Originalriß eingezeichnet, aber es ist nicht klar, wo die Unterkante auftrifft. Die Berghölzer haben einfachen Verlauf längs des Rumpfes, aber im Heck sind sie in sich verwunden.
Ich hatte vorher noch nie mit Polystyrolstreifen beplankt, aber es stellte sich als recht einfach heraus: im Gegensatz zu Holz hat das Material keinen Faserverlauf und die Streifen können leicht verdreht und gebogen werden, sogar über die hohe Kante. Wenn man die Streifen über einen Rundstahl zieht, rollt er sich und man kann sie so vorbiegen, so daß nur wenig Anpreßdruck beim Aufkleben notwendig ist.
Trotzdem wurden die Berghölzer mit dem kürzlich entdecken Klebstoff für künstliche Nägel aufgeklebt. Dieser ist eine Mischung aus lichthärtendem Acrylat und Cyanoacrylat. Er härtet schnell aus, allerdings nicht so schnell, daß nicht noch Positionskorrekturen möglich sind. Ich haben den dünnflüssigen Klebstoff unter die Polystyrolstreifen einsickern lassen, die vorher mit Tesafilm fixiert worden waren. Dabei habe ich mich von dem komplizierteren Heck nach vorn in kurzen Abschnitten, je nach Wölbung, vorgearbeitet.
Die Versäuberung wird erst dann vorgenommen, wenn der Rest der Beplankung aufgebracht ist, um alles zu vereinheitlichen.
Im Prinzip unterscheidet sich die Beplankung des Rumpfes mit Polystyrolstreifen nur wenig von der mit Holz. Die Polystyrolstreifen haben den Vorzug, daß man sie leichter über die breite Kante biegen kann. Ähnlich wie Metall kann man sie auch durch Dehnen oder Komprimieren verformen, so daß sie sich der Rumpfform anpassen. Ein Nachteil ist, daß sie weniger steif als Holz sind und daher leicht einsinken, wenn sie nicht von hinten unterfüttert sind, besonders bei Dicken von unter 0.5 mm. Das hängt natürlich auch von den Spantabständen ab.
Die Beplankung begann von den Berghölzern aus nach oben und unten sowie vom Schandeckel aus nach unten. Die ‚Evergreen‘-Profile werden, wie man an den Kanten erkennen kann, aus Platten gesägt. Das führt zu geringfügigen Variationen in ihrer Breite, so um 0.1 mm bei einer Breite von 1 mm. Dies muß bei der Planung der Beplankung berücksichtig werden.
Am Ende hatte ich nur wenig Gelegenheit, meine neue Plankenklemmvorrichtung zu nutzen. Es war meist einfacher, den Streifen kurz und hochkant zu halten und dann mit einem Skalpel als Schaber die Breite zu reduzieren. Ein Anfasen war kaum nötig, da der Lösungsmittelklebstoff das Polystyrol soweit aufweicht, daß die Kanten leicht dicht gegeneinander geschoben werden können. Das machte ein Anfasen bei Dicken von 0.5 mm oder darunter unnötig.
Im Gegensatz zur Holzbearbeitung sind nur wenige Spezialwerkzeuge nötig. Ich verwende ein Skalpell, einen Anreibelöffel für Anreibebuchstaben ist nötzlich, um die Polystyrolstreifen anzudrücken, eine breite Diamant-Nagelfeile sowie eine Schneidpinzette aus dem Uhrmacherbedarf. Letztere hat eine einseite Schneidwate, die es erlaubt, Streifen sauber zu kürzen, ohne das Material zu quetschen. Ich habe mir außerdem kleine Ziehklingen aus Stückchen von einer Rasierklinge hergestellt, die in einem Nadelhalter gehalten werden. Stahlwolle verschiedener Gradation hilft dabei Kanten zu verrunden und Oberflächen zu versäubern.
Die Bilder zeigen die Beplankung nach der Versäuberung durch schleifen und schaben, aber vor dem Auffüllen eventueller Fehlstellen. Ich werde eine gewisse Unregelmäßigkeit der Oberfläche belassen, so wie sie auf älteren Holzschiffen zu sehen ist. Das belebt die sonst leicht steril wirkende Oberfläche des Polystyrols.
Vielen Dank wiederum den Knöpfchendrückern. Dienstreisebedingt gab es nur langsame Fortschritte:
Schanzkleidbeplankung
Die Beplankung des Schanzkleides erfolgt nach der gleichen Methode wie die des Rumpfes, wobei allerdings sorgfältiger vorgegangen werden muß, da die Innenseite sichtbar ist und die Planken selbst eine Profilierung erhalten. Es gibt auch kaum Spielraum für Nachbearbeitung durch Schleifen oder Schaben, da die Planken eine vorbildgerechte Dicke on 0,25 mm haben
Schnitt durch ein Schanzkleid, gezeichnet von Friis-Pedersen (1980)
Wie man auf den beiden Bildern oben und unten sehen kann, war es nicht ungewöhnlich, den Schanzkleidplanken eine dekorative Kante mit einem Simshobel zu geben.
Schanzkleid einer schwedischen Jagt, photographiert im November 2023 in Stockholm
Ich habe gedanklich mehrere Möglichkeiten durchgespielt, solche Profile gleichmäßig und randnah an den nur 1 mm breiten und 0,25 mm Polystyrol-‚Planken‘ anzubringen. Am Ende verfiel ich auf eine einfache und improvisierte Lösung: ein Stahllineal wurde mit Klebstreifen als Anschlag für die flexiblen Polystyrolstreifen auf einer kleinen Schneidmatte befestigt. Das Werkzeug war eine alte Ziehfeder von denen sich etliche in meiner Schublade mit Zeichengerät finden. Sie wurde so eingestellt, daß sie bei mäßigem Druck eine Rille an der gegenüberliegenden Kante des Streifens erzeugt. Das geht aber nur mit parallelen Streifen.
Es ist wichtig zu verhindern, daß die dünnen Polystyrolstreifen während des Verklebens aufweichen, deswegen wurden nur kleinste Tröpfchen Flüssigkleber auf jede Schanzkleidstütze gegeben.
Irgendwie ist die Ausrichtung der Spanten nicht so genau ausgefallen, wie ich mir das gewünscht hatte, was in leichten Dellen im Schanzkleid resultierte. Ich hoffe, das noch irgendwie korrigieren/kaschieren zu können.
Ein anderes Problem ist, daß die Polystyrolstreifen von vorbildgerechter Dicke so weich sind, daß die Plankenstöße ebenfalls nicht so sauber sind, wie ich mir das gedacht hatte. Ich hoffe auch das noch korrigieren zu können.
Nachdem die Schanzkleidbeplankung komplett war, wurden auch noch die Ohrhölzer zwischen dem Steven und den Kantspanten installiert.
Die Handläufe bestehen aus Polystyrolstreifen von 0,75 mm x 1,50 mm Polystyrolstreifen auf dem Schanzkleid und einem Streifen von 0,75 mm x 2,00 mm über dem Spiegel. Die Kanten der Streifen wurden abgerundet.
Zu diesem Zweck habe ich aus einem Stückchen Rasierklinge eine profilierte Ziehklinge mit Hilfe eines diamantierten Schleifrades hergestellt, die dann in einem kurzen Nadelhalter gehalten wird. Der Streifen wird in einer einfachen ‚Vorrichtung‘ aus Karton gehalten. Kartonstreifen mit sauberen und vertikalen Kanten wurden so auf eine Kartonplatte geklebt, daß zwischen ihnen Polystyrolstreifen von 0,25 mm, 0,50 mm und 0,75 mm Dicke eingeklemmt und so gerade und senkrecht gehalten werden können.
Auf diese Weise kann den Polystyrolstreifen rasch ein sauberes und gleichmäßiges Profil gegeben werden.
Die Polystyrolstreifen wurden leicht mit einer Rundzange vorgebogen bzw. indem ich sie über meinen Daumen ‚massiert‘ habe, bis sie den Rundungen des Schanzkleides folgten. Sie wurden auf die Stützen und den obersten Gang des Schanzkleides mit Polystyrolkleber aufgeklebt.
Wie man auf dem Querschnitt durch ein Schanzkleid im letzten Beitrag sehen kann, sind die Profile der Handläufe oft komplexer gewesen, in dem nämlich Viertelstäbe u.ä. eingehobelt wurden. Ich habe das simuliert indem ich einen 0,1 mm Kupferdraht unter dem Handlauf aufgelackt habe.
Der nächste Schritt werden kleine Spachtelarbeiten sein, um Unebenheiten und Spalten auszugleichen, die sich während des Beplankens eingeschlichen haben.
Wie man auf den Bildern sehen kann, habe ich auch angefangen, mich mit dem Deck zu beschäftigen, indem ich dafür eine Papierschablone eingepaßt habe.