Die fierbaren Rahen der PEKING - und anderer Tiefwassersegler - haben feste - oder stehende - Toppnanten. Wenn die Rah mit offenen Segel gesetzt ist, hängen die Toppnanten beidseits der Rah bogenförmig herunter. Ist die Rah gefiert, werden sie vom den dann unter Zug stehenden Toppnanten gehalten.
Warum braucht man bei der gefierten Rah den Halt nach oben, nicht aber bei gesetzter Rah mit gesetztem Segel? Die dann wirkenden Kräfte sind doch viel höher als bei der gefierten Rah mit festgemachtem Segel? Hält dann einzig das Fall die gesetzte Rah?
Soweit ich weiß, dienten die Toppnanten hauptsächlich dem 'in der Waage halten' der Rahen oder auch zum Stützen, wenn Lasten an den an der Rahnock angeschlagenen Lastentakel gehievt oder gefiert wurden.
Die größer dimensionierten Rahen hatten neben den Falls, die nicht nur die jeweilige Rah mitgetragen haben, noch gekleidete und mit 'Augen' versehene genannte Hanger (Zurring, Tauschlinge ), die mittig angebracht die Hauptlast trugen. Diese Funktion wurde bei den Marsrahen durch Drehreeps bewirkt. Beim Fieren der Rahen wurden die Hanger losgeschlagen und sie hingen für diese Aktion nur noch an ihren Falls.
Warum braucht man bei der gefierten Rah den Halt nach oben, nicht aber bei gesetzter Rah mit gesetztem Segel? Die dann wirkenden Kräfte sind doch viel höher als bei der gefierten Rah mit festgemachtem Segel? Hält dann einzig das Fall die gesetzte Rah?
Klaus
Die Topnanten geben bei gefierter Rah die abgesenkte Position vor. Abgesenkt hängt dann die Rah an den Topnanten, es ist kein Zug mehr am Fall das dann nicht mehr mittels erheblicher Muskelkraft in Position gehalten werden muss (was auch das Belegen des Falls erheblich vereinfacht).
Ich habe per Mail von einem Berufs-Seemann diese Antwort bekommen:
Zitat Ich werde mal versuchen Deine Fragen so kurz wie möglich zu beantworten. Fangen wir bei der Unterrah an. Diese Topnanten sind beweglich, also die Rah kann man, z.B. im Hafen, trimmen oder dumpen. Die Mars- und Bramrah hat keine Topnanten. Sie hängen nur in einem Rack, welches meist am Eselshaupt fest angebaut ist. Manchmal hat die Rah unterhalb des Rack's eine Stützstange die sich auf der Saling darunter abstützt. Diese Rahen sind aber trotzdem trimmbar. Das geschieht mit den Niederholern oder Dumpern. Eine Talje die auserhalb des Segels zwischen den Nocken der Mars/Bram und der darüber hängenden Obermars- Oberbramrah befestigt sind. Die Om. und Ob. sind Starkwindsegel und die Rahen bleiben beim wegfieren manchmal hängen. Dann werden sie durch die Niederholer/Dumper runtergezerrt oder geschaukelt (manchmal mussten auch mal ein-zwei Mann auf dem Rack hüpfen).Mit diesen Taljen wurde aber dann im Hafen auch die Mars/Bramrah parralel zur Obermars/Oberbramrah getrimmt/gedumpt, aber auch die enorme Kraft des gestzten Segels und das Gewicht der Rah aufgefangen, da die (Om/Ob) ja in festen Topnanten hingen. Die Obermars- Oberbram- Royalrah usw. haben feste Topnanten. Diese haben die erste Aufgabe, dass sie beim Brechen eines Racks/Drehreps/Falls die Rah nicht abstürzen lässt. Bei gesetztem Segel hängen die Topnaten hinter der Rah schlaff herunter. Sollte eine Rah bei Starkwind mal hängen bleiben, Schaukelt oder zerrt man sie mit dem Geitauen oder Schoten herunter. In Ruheposition hängen die Rahen dann „waagerecht“ in den Topnanten. Die wirkenden Kräfte werden bei den beweglichen Rahen bei gesetztem Segel durch das darüber gesetzten Segel verteilt. Die Rahen sind aber so berechnet, dass sie auch allein diese Kräfte aushalten. Sicher helfen aber auch die Schoten der oberen festgemachten Segel.
Das Fall wurde hier ziemlich stiefmütterlich behandelt, wie ich finde. Besonders bei den schwereren Unterrahen müssten sie bei den erläuterten Funktionen zum Tragen kommen, funktioniert sie doch nach dem Flaschenzugprinzip durch mehrscheibige große Blöcke und beansprucht gegenüber den zitierten einscheibigen Toppnanten weniger Kraft, zudem sie zu diesen streng vertikal ausgerichtet sind, im Gegensatz zu der 45- Grad- Stellung bei den Toppnanten, was zumindest bei Hieven der Rah beschwerlicher ist.
Den Toppnanten kommt bei den betreffenden Manövern sicher eine temporäre Haltefunktion zu, d. h. eine Nachführung ist sicher gegeben, m. E. mehr aber nicht. Möglicherweise ist es bei moderneren Seglern wie einem Flying P- Liner durch die veränderte Takelage etwas anders, aber im Prinzip doch gleich.
Die Topnanten der Unterrahmen waren auch Gegenpart zu den Rahtakeln und kamen u.a. dann zum Einsatz, wenn die Rah als Lastarm beim Laden oder Löschen oder Aus- bzw. Einholen der Boote verwendet wurde.
Für den Segelbetrieb muss auch berücksichtigt werden, dass der Zug der Brassen nicht nur nach achtern geht, sondern auch nach unten, wodurch die Rah aus der Horizontalen geraten könnte. Mit den Toppnanten kann dann dagegen gehalten werden.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Zitat von Willi im Beitrag #7Die Topnanten der Unterrahmen waren auch Gegenpart zu den Rahtakeln und kamen u.a. dann zum Einsatz, wenn die Rah als Lastarm beim Laden oder Löschen oder Aus- bzw. Einholen der Boote verwendet wurde.