In manchen Tidehäfen, Bristol z.B., aber auch in anderen kleinen Häfen gab es so genannte 'Gridles', das ist ein horizontales Rahmenwerk aus schweren Balken auf dem ein Schiff bei ablaufendem Wasser aufsitzen konnte ohne sich das Rückgrat (d.h. den Kiel) zu brechen. Es entzieht sich aber meiner Kenntnis, ob solche auch schon Ende des 18. Jh. installiert wurden und ob diese für aktive Kriegsschiffe genutzt wurden.
Wie schon gesagt, lagen Kriegschiffe im Dienst ('in commission') normalerweise nie an einem Quai, um den Personenverkehr vom und zum Schiff leicht kontrollieren zu können. Deswegen gab es auf Kriegsschiffen eben auch immer zahlreiche Boote unterschiedlicher Größe, die als Verkehrs- und Transportboote vom und zum Land genutzt wurden (nicht als Rettungsboote!).
Ich würde das Schiff ankern lassen, das wäre am realistischten.
Ja, ankern wäre mir auch am liebsten. Allerdings läge die Surprise dann nur ca. 100 Meter vom Ufer weg, wenn ich den Kai wieder streichen sollte. Das wurde hier auch schon angemahnt. Größer kann ich das Diorama aus Platzgründen leider nicht machen. Alternativ könnte man auch Zugangskontrollen auf dem Kai machen, von der Lage her würde sich das anbieten.
Das wäre eventuell eine Lösung. Zwei Schilderhäuschen auf dem Kai. Ich weiß aber nicht, ob es so etwas in einer solchen Situation tatsächlich gegeben hat, bei den Arsenalzugängen (Portsmouth, Chatham usw.) schon.
Ich bin aus dem Urlaub zurück und habe mir viele Gedanken machen können. Ich werde das Diorama jetzt wesentlich größer planen, so, dass ich die Fregatte mehrere hundert Meter vor der Küste, ankern lassen kann. Dazu werde ich noch einen bewaffneten Kutter planen. Ich starte dann auch hier einen Baubericht! Es wäre schön, wenn ihr mir bei den maritimen Themen wieder zur Seite stehen könntet. Danke schon mal vorab. Hier direkt meine erste Frage: Ich plane die ankernde HMS Surprise mit aufgetuchten Segeln. Ich möchte aber auch Arbeiten in den Wanten zeigen, mit dem ein oder anderen offenen Segel. Welche Segel würden da Sinn machen? Hintergrund ist, dass ich auch Matrosen für die Wanten modellieren möchte. Vier der Beiboote der HMS Surprise werden Wasserlinienmodelle sein und auch auf dem Wasser sein. Das fünfte Boot soll ein Kiel-Modell werden, welches gerade zu Wasser gelassen wird. Ich plane für das Diorama also verschiedenste Figurengruppen vom Kapitän bis zum Schiffsjungen. Das Projekt habe ich auf 3 Jahre angelegt, so dass ich es im Herbst 2026 in unserem Dioramen-Museum zeigen kann.
Wenn ich ein paar Antworten zu den Segeln habe, kann ich das mit meinem Schiffsmodellbauer so absprechen. Herzlichen Dank!
Im Prinzip könnte es jedes Segel sein, das würde z.B. von der angenommenen Wettersituation abhängen. Bei schönem Wetter und wenig Wind wurden die Segel zum Trocknen gesetzt, aber die Schoten lose gelassen, damit die Segel nicht 'zogen'.
Man kann das ab und zu auf Gemälden sehen oder auch auf Photographien, die dann meist einen weniger idealtypischen Zustand der Schiffe zeigten. Leider sind aber die frühesten Hafenphotographien von den späten 1840er Jahren. Sie zeigen auch das Umfeld und die Situation schön, wie z.B. diejenigen von Francis Meadow Sutcliffe (https://de.wikipedia.org/wiki/Francis_Meadow_Sutcliffe):
Wie man auf den Bildern oben sehen kann wurden die Rahsegel bei gefierten Mars- und Bramrahen gesetzt. Vorsegel wurden oft nur halb gesetzt und das Schothorn von Gaffelsegeln zum Mast hin aufgegeit. Alles eben um zu verhindern, daß die Segel 'ziehen' konnten.
Ich überlege, wie ich die HMS Surprise im Diorama zeigen soll. Die Vorgaben sind ein gesetzter Bug-Anker. Es herrscht ein leichter ablandiger Wind.
Spielt der leichte Wind eine Rolle oder ist es die steigende Flut (Strömung), welche über die Anker-Richtung der Fregatte entscheidet?
Ich bin leider kein Schiffsmodellbauer bzw. Nautiker! Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen. Für das Diorama selbst ist es nicht entscheidend. Beide Möglichkeiten sind für das Diorama attraktiv.
Das kommt auf die relative Stärke der Tide und des Windes an. Ich würde aber davon ausgehen, daß die Tide dominiert. Tideströme sind allerding komplex, es hängt davon ab, wie die Küste darumherum aussieht. Der Tidestrom könnte auch von links oder rechts kommen, also parallel der Küste verlaufen.
Eines ist allerdings klar: kein Segelschiff würde freiwillig bei auflandigem Wind vor einer Küste ankern ...
es hängt wirklich alles davon ab, wie die Strömung aussieht. Wenn sie auflandig und stark genug ist, so wäre in etwa die Position der Surprise ok. Als Segler weiß ich und habe genügend entsprechende Erfahrung gemacht, dass eine Strömung meist sehr dominant ist und der Wind schon sehr kräftig sein muss um zu dominieren. Ansonsten, wenn kaum Strömung vorhanden ist, würde ein Schiff, das vor Buganker liegt, sich automatisch nach dem Wind ausrichten. Das bedeutet, bei diesem ablandigen Wind würde niemals ein Schiff mit dem Heck zum Wind zum Liegen kommen. Ich nehme mal an, dass der Kutter in Bewegung ist, ansonsten müsste er sich wie die Surprise ausrichten. Nun zeigt ja ein Diorama immer eine Situation auf verkürztem Raum, insofern ist das mit den Abständen für diesen Zweck schon ok so. Und natürlich kann es vorkommen, dass auch Schiffe auf der Reede vor Häfen ankern müssen und das möglicherweise bei jedem Wind. Je nach Situation sind sie dann oft mit mehr als einem Anker gesichert. Allerdings weiß ich nicht, ob ich mich als Kapitän wirklich ohne Not auf die Reede eines solchen kleinen Hafens begeben würde mit mutmaßlich einigen Sandbänken davor und der Steilküste im Rücken.
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Ich werde die HMS Surprise dann auch drehen und mit dem Heck zur offenen See zeigen. Das ist dann auch im Zusammenspiel mit dem fahrenden Kutter plausibler. Ich kann dann auch alle Flaggen besser ausrichten. Dazu werde ich auch einen Bug-Doppelanker setzen. Das ist im Buch von Brian Lavery, (Nelson`s Navy, The Ships, Men and Organisation, 1793-1815) sehr verständlich beschrieben.
Abstände im Diorama sind natürlich den Platzverhältnissen geschuldet, aber ich glaube dass es ein vernünftiger Kompromiss ist. Man kann so aus nächster Nähe noch viele Details erkennen.
Wolfgang, noch ein Wort zu deinem Bild, nur um dir eine genauere Vorstellung zu geben. Ich finde das Bild gut so, aber du musst nun in deiner Geschichte zu dem Diorama auch davon ausgehen, dass keine aufllaufende Flut vorhanden ist, eher leichte Ebbe eingesetzt hat. Denn, der Kutter könnte sonst nicht so segeln, wie er es tut. Gegen die Flut funktioniert nicht. Früher, wie heute, wird ein Segler nur mit dem Ebbstrom auslaufen können. Es braucht schon starke Motoren um dagegen ankommen zu können. Es ist eine einfache Rechnung, die Flut kann schnell Geschwindigkeiten von 2-6 Knoten und in bestimmten Situationen und Gegenden auch deutlich darüber haben. Ein Segelschiff macht bei leichtem Wind von 2-3 Bf auch nur etwa 2-3 Kn Fahrt. Das heißt, es kann noch nicht einmal die Strömungsgeschwindigkeit ausgleichen. Und quer dazu, völlig unmöglich. Kannst du dir ja in einem Kräftedreieck ausrechen, was dann notwendig wäre.
Schöne Grüße Joachim
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In einem anderen Bereich der Dioramenplanung geht es auch voran. Ich wollte ja die Relaisstation für Postkutschen im kleinen Fischerort zeigen, mit mehreren ankommenden Kutschen. Einer Reisekutsche mit einer Reisegesellschaft sowie die Postkutsche Der Royal Mail. Von den alten Postkutschen sind noch so einige im Original vorhanden. Deswegen können wir diese auch bis ins Detail nachbauen, sogar mit der Innenausstattung. Wenn ich wir schreibe, meine ich Peter Schuchardt, der die Kutschen in 3D entwirft und druckt. Die ersten 3D Entwürfe sind schon vielversprechend. Natürlich wird es auch die passenden Figuren dazu in 1/72 geben. Da die Postkutsche häufiger überfallen wurde, hatte man den Kutscher sowie einen Bewacher, der hinten auf der Kutsche saß, bewaffnet. Mit Gewehren sowie Pistolen. Die Royal Mail Guard hatte sogar eine eigene Uniform.
Bei der Relais-Station
Royal Mail Museum
Royal Mail Guard
Hier die ersten Entwürfe der Kutsche. Heute fängt Peter mit der 3D Modellierung des Unterbaus und der Räder an.
Ich habe noch ein paar Reste meiner Outcast Figuren, es sind zwar nicht mehr alle komplett. Jetzt bin ich aber froh, dass ich diese Zivilisten noch habe, um sie in meinem Fischerort verbauen zu können. Modelleur Andreas Hofmann hatte die napoleonischen Zivilisten 2013 für mein Cröbern 1813 Diorama modelliert.
So sahen die Figuren und sehen auch noch im Großdiorama "Cröbern 1813" aus, hier die Zivilisten vor der Kirche