Wie im Resümee meines „Catalina“-Bauberichts angekündigt, will ich mich im Rahmen des (bei mir eher pseudo-) historischen Modellsegelschiffbaus, einem weiteren Einsteiger-Fertigrumpfmodell widmen, nun der „Mayflower“ eines ehedem alteingesessenen Modellbau-Herstellers, der Fa. Graupner. Den Namen gibt es noch, aber der ist in asiatischer Hand und der Werdegang der letzten 20 Jahre schwierig (das kann man alles bei Wiki nachlesen). Das Modell mit 600 mm Länge und 122 mm Breite wurde von 1967 bis 1989 verkauft. Die Anleitung ist dementsprechend auf 1967 datiert und die technische Basis stammt ebenfalls aus den 1960igern. Lasergeschnittene Teile sucht man hier vergeblich. Was mich lockte, war der Begriff „Schnellbaukasten“ und eben der Fertigrumpf – und daß man diese Bausätze im einschlägigen Versteigerungsportal vergleichbar günstig kaufen kann. Ich bildete mir ein, daß das ein schneller Einstieg und Aufbau werden könnte, so ein paar Wochen und alles ist fertig. Bis ich den Baukasten erhielt. Schnellbaukasten! 1-2 Jahre dürfte der auch in Anspruch nehmen. Zwar war die „Mayflower“, gemäß der Anleitung, schon in den 1960igern das meistgebaute Modell und auch hier im Portal gibt es schon einige Bauberichte zu jenem. Aber zu genau dieser Version gibt es nur einige Betrachtungen von „Model Mariner“ und so will ich hier mich noch einmal an einem Baubericht versuchen. Allerdings werde ich mich relativ kurz fassen und auch nicht jeden Schritt erläutern. Die von mir angewandten Arbeitstechniken sind die üblichen und wurden bei der "Catalina" beschrieben. Nur das Ausschachteln ist ausführlicher gehalten, weil ich dies für ein anderes Portal vor längerer Zeit erstellt hatte.
Fortsetzung folgt!
Viele Grüße Gunnar
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Der Bausatz, den ich erwerben konnte, war noch weitgehend unangetastet. Allerdings fehlt der Balsaholzrumpf des Beiboots, den werde ich also selber schnitzen. Schön ist, daß auch die beiden Beschlagsätze vollständig in der Packung lagen. Diese mußten damals separat gekauft werden.
Zum Inhalt: neben dem schon erwähnten, sehr schön ausgeführten Fertigrumpf aus Balsaholz finden sich diverse, mit den Einzelteilen bedruckte Sperrholzplatten. Diese sind teilweise vorab eingeritzt, was als Führung für die Laubsäge dienen soll. Andere müssen komplett herausgesägt werden. Wir ziehen Zwischenbilanz: der Fertigrumpf spart Zeit. Gemäß Anleitung muß er nur etwas geschliffen, gefüllert bzw. grundiert und später lackiert werden. Das dürfte schneller gehen, als Spanten zu kleben, zu „straken“ und einfach oder doppelt zu beplanken, womöglich noch Kupferplättchen aufzubringen. Auch die Deckbeplankung besteht aus wenigen, großen Teilen, was die Montage vereinfacht und beschleunigt. Dafür dürfte das Laubsägen einige Zeit beanspruchen. Und wie schon angekündigt will ich den Rumpf einfach beplanken, schon aus Übungszwecken. Nußbaumleisten habe ich bereits besorgt. Was findet sich noch: diverse Profilhölzer (z.B. für die Masten), verschiedene Garne für die Takelage, eine relativ ausführliche Anleitung mit einer sehr detaillierten Stückliste und zwei große 1:1 Pläne. Davon zeigt einer eine sogar farbige Takelage-Anleitung. Und das war es dann auch schon mit „schnell“. Sicherlich ist dieser „Mayflower“-Bausatz ein gutes Einstiegsmodell. Es gibt aktuell von diesem Vorbild auch Modelle andere Hersteller, dann noch aufwendiger (und nicht in 1:64). Laut Beschreibung war die „Mayflower“ schon 1967 das am meisten in unterschiedlichen Ausführungen angebotene Modell. Aber schnell wird da gar nichts gehen, nur etwas schneller, als bei Spantenmodellen. Am meisten Zeit dürfte nämlich die Takelage verschlingen, und die wird auch bei diesem Modell nicht einfacher als bei anderen. D.h., 1-2 Jahre Bauzeit werden wohl auch für diesen Bausatz anzusetzen sein. Wie bei allem ist da auch die Art der eigenen Ausführung maßgeblich – man kann mehr oder weniger Details hinzufügen und sich vermutlich auch 10 Jahre mit einem solchen Modell beschäftigen. Was ich nicht vergessen möchte: im Bausatz finden sich auch noch schön auf Leinenstoff gedruckte Segel.
Fortsetzung folgt!
Viele Grüße Gunnar
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Bekanntlich lernt man am besten durch selbstgemachte Fehler. Insofern bemühe ich mich, so viele Fehler wie möglich zu machen. D.h., bemühen muß ich mich dafür gar nicht, das geht quasi von alleine.
Vorder- und Achtersteven wurden säuberlich mit der Laubsäge aus dem Sperrholz (die Schichtung will ich durch Einfärben verstecken) herausgetrennt und die Distanzhölzchen für das Hauptdeck (welches natürlich keine Querkrümmung aufweisen wird) abgelängt und gestrakt. Nachfolgend habe ich Deck und die Steventeile an den Balsarumpf geleimt.
So weit so gemäß der Anleitung. Nur das ich ja den Rumpf, abweichend von der Anleitung, beplanken möchte. Und natürlich wäre es wesentlich besser gewesen, Deck und Steven erst nach der Beplankung anzukleben. Es müssen ja die Stückpforten wieder frei gemacht und die Beplankung an den Steven angeglichen werden. Auch die 8 (von 10) Bordkanonen auf dem Unterdeck lassen sich erheblich einfacher ohne das Deck montieren.
Nun, das Deck kam mir während der Montage der ersten Planken teilweise im wahrsten Sinne des Wortes entgegen und auch die restlichen Klebestellen ließen sich beschädigungsfrei lösen. Das war hier hilfreich, läßt aber Zweifel an der Haftfestigkeit des eingesetzten Holzleims, ein bekanntes Markenfabrikat in der 5-Minuten-Abbindezeitversion, aufkommen.
Fortsetzung folgt!
Viele Grüße Gunnar
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Und der Inhalt der Schachtel ist auch recht übersichtlich: Balsa, zwei Stücke Jute, ein wenig Garn und oben auf dem angefangenen Modell noch etwas Holzbeize
Hallo Andreas, ach ja, an diese Böötchen kann ich mich auch noch erinnern, also nicht an diese selbst, aber die Abbildungen in den Katalogen. Als Kind schmökerte man ja in jenen der Spielzeuggeschäfte am liebsten...
Viele Grüße Gunnar
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Das war natürlich Quatsch, Vorder- und v.a. Achtersteven müssen vor dem Beplanken angeleimt werden.
Uiuiui! Ich hätte nie gedacht, daß eine Rumpfbeplankung so viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Leisten wollen vorgebogen, teilweise auch in Form gefeilt werden. Auch verleime ich die Leisten nicht am Stück, sondern in 2-3 Schritten. Das erleichtert die möglichst präzise Positionierung über die ganze Länge. Von den von mir ausgewählten 4x1 mm-Nußbaumholzplanken verteilen sich insgesamt immerhin ca. 54 Stück über den Rumpf! Zum Fixieren während des Verklebens habe ich die „Nagel durch Klötzchen plus aufgeklebtes Leistenstückchen neben den Leisten“-Methode angewandt, wie ich sie als Anregung aus einem „Du-Röhre“-Anleitungsvideo entnommen habe. Die erzeugt keine Löcher in den Leisten und deshalb auch kein Aufsplittern ebensolcher an den Enden.
Liebe Forumsmitglieder, sicherlich kann Euch eine Beplankung eines „massiven“ Balsaholzvollkörpers nur ein müdes Lächeln entlocken. Für mich stellte es eine große Herausforderung dar. Zum ersten war es meine erste Rumpfbeplankung und ich mußte zunächst ein Gefühl dafür bekommen, was geht und was nicht. Und wie die Beplankung auszuführen ist. Bei letzterem bin ich grandios gescheitert, siehe Teil 2. Eine Anleitung hierzu gab es ja nicht.
Zum zweiten ist Balsaholz ungefähr so „hart“ wie Hartschaum, bei welchem bekanntlich auch nur der Name hart ist. Die Fixiernägelchen fanden deshalb oft nicht den nötigen Halt. Zum dritten ist der sehr bauchige Rumpf einer Galeone aus dem 17. Jahrhundert vielleicht nicht das ideale Anfängerobjekt für eine solche Übung. Aber das ist nur eine faule Ausrede.
Auf „Stealer“ und Dübel wollte ich bei diesem Modell verzichten. Erste seien, meinte ich in debiler Verkennung, hier entbehrlich und zweite gefallen mir nicht sonderlich, vorbildgerecht oder nicht. Damit schauen die Modelle für mich aus, als hätten sie die Rötelimpfung verpaßt. Was nicht heißt, daß ich bei späteren Modellen nicht doch Dübel anbringen würde. Ich weiß nicht, welche Durchmesser die Nagel-Köpfe vor einigen Jahrhunderten hatten. Mehr als 2-3 cm dürften es nicht gewesen sein. Bei dem von mir gewähltem Maßstab für Holzschiffe von 1:64 wären dies weniger als 0,5 mm, was bei dunklem Holz kaum zu sehen wäre.
Die Stückpforten sind achtern nicht sauber ausgespart, da hier noch Rahmen aus dem Beschlagsatz aufgesetzt werden und dies abdecken.
Und verspachtelt oder verschliffen ist hier natürlich noch gar nichts.
Den Vordersteven habe ich hinsichtlich seiner Rammsporntauglichkeit mit einem Fall aus ca. 1m Höhe getestet. Er ist nicht rammstoßfähig. Glücklicher Weise läßt sich das bei Holzmodellen leicht rekonstruieren bzw. beheben.
Weil ich noch auf einige nachbestellte Planken warten mußte, habe ich mich zwischenzeitlich mit dem Beiboot beschäftigt.
Viele Grüße Gunnar
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Wie schon erwähnt, fehlte das Balsarümpfchen des Beiboots in meinem Bausatz (und in vielen anderen wohl auch). Der Aufbau des Bötchens ist gemäß Plan ähnlich wie beim Hauptschiff. Auf den Balsarumpf kommt oben ein Sperrholzdeck, unten ein Sperrholzkiel bzw. Vorder- und Achtersteven. Ursprünglich wollte ich den Rumpf nachschnitzen. Nach meinem Beplankungsdebakel beim Hauptschiffrumpf habe ich mir als Strafe auferlegt, den Rumpf in Spant- und einfacher Beplankungsbauweise zu erstellen. Das klingt nun nicht sonderlich anspruchsvoll, aber die schiere Kleine des Bötchens mit 8,3 cm, also ca. 5,3 m in 1:1, in Kombination mit dem motorischen Unvermögen meiner 10 Würschte (offiziell Finger genannt) forderten mich durchaus.
Die Ausgangsbasis war eher spärlich: der Kiel und das Deck in Sperrholz und immerhin 3 Spantenrisse im Plan. Dazu hatte ich noch ein Sperrholzbrettchen aus der Bastelkiste. Den mit der Laubsäge ausgesägten Kiel habe ich beidseits mit Abschnitten aus dem Brettchen verstärkt und darauf die aussägten Spanten gesetzt. Ohne die Verstärkung hätte ich da keine Spanten aufleimen können, nü und nümmer! Außerdem ist das jetzt sehr steif und stabil. Die Hochseetauglichkeit war mir wichtig. Und tatsächlich, alles spätere Klammern und Schleifen konnte der Struktur nichts anhaben, das war höchst verwindungssteif. Leider hatte ich nur Laubsägeblätter mit grober Verzahnung greifbar. Die Schnittgeschwindigkeiten damit sind zwar phänomenal (so 2 cm/s), aber das kann hier eher kontra-produktiv für Finger und Teile sein. Da ist nichts passiert, aber Sperrholz als Grundmaterial ist nicht so das Wahre. Es bricht aus und erfordert dann ein Nachspachteln.
Als Leisten nahm ich die Abfallstückchen des Hauptrumpfs, habe diese allerdings längs geteilt, da die Breite sonst definitiv zu groß gewesen wäre. Das Plankenbild paßt hier aus meiner Sicht. Geklebt habe ich mit Holzleim. Zwar habe ich an anderer Stelle bzw. bei Videofilmchen auch den Einsatz von Sekundenkleber gesehen, aber da war mir das Kleberverschmierrisiko zu hoch.
Eine weitere Herausforderung waren die letzten Planken, jene, die zwischen der Kiel- und der dritten Planke sitzen und dort saugend hineinpassen sollten. Diese mußten über die ganze Länge an den verbleibenden Spalt mit der Feile angeglichen werden. Da dann gerade noch maximal ca. 2 mm Plankenbreite verbleiben, war das Festhalten mit den Fingernägeln alles andere als einfach. Dafür muß ich die Fingernägel an der linken Hand erst wieder in ca. 3 Monaten schneiden. Frühestens.
Viele Grüße Gunnar
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Zitat von LG2022 im Beitrag #6Die Beplankung – Teil 1
Liebe Forumsmitglieder, sicherlich kann Euch eine Beplankung eines „massiven“ Balsaholzvollkörpers nur ein müdes Lächeln entlocken. Für mich stellte es eine große Herausforderung dar. Zum ersten war es meine erste Rumpfbeplankung und ich mußte zunächst ein Gefühl dafür bekommen, was geht und was nicht. Und wie die Beplankung auszuführen ist. Bei letzterem bin ich grandios gescheitert, siehe Teil 2. Eine Anleitung hierzu gab es ja nicht....
Auf „Stealer“ und Dübel wollte ich bei diesem Modell verzichten. Erste seien, meinte ich in debiler Verkennung, hier entbehrlich und zweite gefallen mir nicht sonderlich, vorbildgerecht oder nicht.
Zu "wie die Beplankung auszuführen ist": Da liegt schon einmal der erste große Fehler: du passt den Verlauf der obersten (von dir bisher angebrachten) Planke an die (waagrechte) Oberlante des vorgefrästen Balsarumpfes an. Das ist eine Linie,die es beim Schiff selbst gar nicht gibt. Der Plankenverlauf müsste der Kurve der Berghölzer folgen. Bei deiner Ausführung ergibt sich zwischen der derzeitigen obersten Planke und dem Bergholz ein keilförmiger Bereich (sowohl Richtung Bug als auch Heck) der auf den noch nciht angebrachten Sperrholzteien (Seitenwände) liegt. Ich nehme an, den willst du auch beplanken, die Frage ist nur wie, bei einem dreieckigen Bereich?
Zu Eine Anleitung hierzu gab es ja nicht: In der Graupner Bauanleitung gibt es die natürlcih nicht, da es sich ja um eine Schnellbaukasten eines unbeplankten Modells handelt. Du schreibts hier allerdings deinen Baubericht in einem Forum, in dem du ausreichend Anleitungen, wie man eine Beplankung richtig macht, finden kannst. Einerseites durch genaue Betrachtung der Bilder beplankter Modelle, andererseits durch Beschreibungen in diversen Bauberichten. Ich nenne dir stellvertretend für mehrere andere meinen eigenen Baubericht meiner Mayflower, in dem die Beplankung ausführlich in Wort und Bild beschrieben ist (Beiträge #13 bis #32).
Zu "entbehrlichen Stealern": Ob die entbehrlich sind oder nicht, ergibt sich vermutlich erst, wenn du entweder die Beplankung auf den Rumpf aufzeichnest, oder falls du darauf verzichtest, während der Ausführung selbst. Da könntest du dann aber drauf kommen, dass du doch welche brauchst.
vielen Dank für Deine Rückmeldung und wertvollen Hinweise! Selbstredend habe ich u.a. Deinen "Mayflower"-Baubericht gelesen, daneben noch weitere. Selbstredend habe ich dies aber intelligenter Weise erst getan, nachdem ich mit meiner Beplankung (falsch) angefangen und (falsch) weitergemacht hatte. Da bin ich einfach ungestüm losgestürmt, um dann zu merken, daß ein vorhergehendes Studium besser gewesen wäre. Das ist eigentlich nicht meine Art, aber ich wollte ja aus eigenen Fehlern lernen... In "Beplankung Teil 2", welchen ich weitgehend schon verfaßt habe, führe ich dies noch aus.
Viele Grüße Gunnar
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„Die Beplankung – Teil 2“ wird ein nervenaufreibender Schiffsmodellbau-Horrorschocker – extrem gruselig! Zarte Gemüter seien schon jetzt gewarnt, vor einem Studium der folgenden Beiträge wird abgeraten!
Viele Grüße Gunnar
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Hut ab vor deinem Mut eine Beplankung ohne Vorwissen anzugehen. Ich selbst brauchte drei Rümpfe um rauszufinden wie man eine Beplankung möglichst sinnvoll und original umsetzt. Bin auf den Rest gespannt.
Hallo, vielen Dank, statt Mut würde ich es eher als senile Unbedarftheit bezeichnen .Es ging ja dann auch prompt in die Hose. Drei Rümpfe wollte/konnte ich nicht aufbringen (gebraucht hätte ich wahrscheinlich 10). Die „Mayflower“ muß mit dem Ergebnis leben, danach heißt es „Neues Modell, neues Glück!“.
Viele Grüße Gunnar
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Aus jetziger Sicht war die Idee, nach der „Catalina“ mit der „Graupner-Mayflower“ und einer eigenen Beplankung weiterzumachen, keine Gute. Als blutiger Anfänger habe ich mich dabei offensichtlich übernommen, bzw. habe einfach wie ein 15 Jähriger (dabei liegt die Zahl meiner Lenze doch so viel höher) angefangen, anstatt dies ausreichend vorzubereiten. Ich hätte mir dafür einen besseren Plan machen müssen, ich hätte mir wesentlich mehr Anregungen aus anderen Bauberichten einholen müssen, usw.. Ja, genau, Fahrradkette. Da wäre ein weiterer Anfängerbausatz, z.B. die „Gjoa“, bei welchem diese Themen mundgerecht vorgekaut werden, besser gewesen. Wobei, vielleicht wäre mir dabei die Wichtigkeit der Barkhölzer gar nicht so klar geworden.
Ich erkläre mich gerne dazu bereit, alle meine bisherigen und zukünftigen Beiträge einer neuen Rubrik „Diese Fehler sollte man/frau vermeiden“ zuzuordnen. Das wäre für mich in diesem hervorragenden Forum Ehre genug! Das wollte ich an dieser Stelle loswerden: ich bin fasziniert von der inhaltlichen Tiefe und modellbautechnischen Größe der hier gezeigten Beiträge! Mit welcher Akribie hier Literaturrecherche betrieben wird, damit der Topf in der Kombüse am richtigen Platz steht, ist schlicht beeindruckend! Das entspricht zwar der Leitlinie des Forums, ist aber trotzdem nicht selbstverständlich. Und der Modellbau „aus dem Nichts“ (d.h. aus Halbzeugen) ist für mich herausragend. Daneben überrascht mich auch immer wieder positiv, wie rege die Beteiligung und groß die Hilfsbereitschaft ist. Ich bin nur in einem weiteren Modellbauforum Mitglied, welches aber eine ganz andere Ausrichtung hat. Seit einiger Zeit ist es nahezu tot, aber selbst in den besseren Zeiten war die Zahl der Beiträge viel niedriger, bei doppelter Mitgliederanzahl! Die Zahl der Abhandlungen hier ist dagegen fast unerschöpflich und ich schaffe es auch nur, wenige davon zu lesen. Die o.g. inhaltliche Tiefe und modellbautechnische Größe werde ich wohl allein schon aus zeitlichen Gründen (Beruf, Familie, zu viele andere Hobbies) nicht erreichen. Aber mich stetig steigern und dauernd lernen will ich schon. Ich hoffe, meine Ausführungen von soeben erzeugen ausreichend Milde, um mir ein verdientes Kielholen, für das, was jetzt folgt, zu ersparen.
Ich muß eine Zusammenfassung meiner Fehler bei meiner ersten Rumpfbeplankung geben – eine ewig lange Liste voller Pfuscher-/Stümpereien. Aber vielleicht hilft diese ja anderen, solche Fehler zu vermeiden. Bei meinem nächsten Modell werde ich diese nicht vergessen haben….
Fehler 1: das alles mit den Barkhölzern startet, hatte ich zwar irgendwo schon gelesen. Trotzdem wurde mir dieser Fehler erst nach dem Hinweis von Klaus richtig bewußt – deshalb bin ich ihm dafür auch sehr dankbar. So ist der Plankenverlauf von Beginn an fehlerhaft. Ausgleichen werde ich dies zwangsläufig mit „Keilen“. Historisch korrekt wird dieses Modell ohnehin nicht, was allerdings auch (noch) nicht mein Anspruch war. Mir geht es hier noch um das Lernen und Aneignen von Fertigkeiten.
Fehler 2: warum nun mein Plankenbild so merkwürdig und völlig vorbildwidrig geriet, da kann ich nur mutmaßen. Die Unterwasserplanken verlaufen im Bugbereich nach oben. Das sieht reichlich idiotisch aus und erinnert mich an einen toten Blauwal, „kieloben“ treibend. Wie schon erwähnt habe ich den Beitrag von „Model Mariner“/Klaus und seiner Mayflower zu spät oder nicht richtig gelesen. Er beschreibt diesen Fehler und wie man ihn vermeiden könnte. Ich hatte mir auch andere Video-Anleitungen angesehen und war lange guten Mutes, daß mir es gelingen würde. Dann mußte ich erkennen, daß das so nicht passen würde. Da war es aber schon zu spät. Hätte ich die unteren Leisten im Bugbereich nach unten zum Kiel hin gebogen, dann wäre das wesentlich besser geworden. Auch den „Fregatte Berlin“-Beitrag von „Schiffebastler“ habe ich erst gelesen, als mein Kinde bereits im Brunnen lag. An den „Schiffebastler“ (und alle anderen, die solche Leistungen vollbringen): größte Hochachtung, ich hätte gar nicht daran gedacht, Planken selbst anzufertigen. Auch die detaillierten, selbst angefertigten Kanonenlafetten finde ich hervorragend!
Viele Grüße Gunnar
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Nun, die gemachten Erfahrungen sind unbezahlbar. Es gibt weitere positive Aspekte (man kann versuchen, sich alles schönzureden): ich hatte lange überlegt, ob ich das Unterwasserschiff farblich gestalten solle oder nicht. Schließlich hat der Anblick naturfarblich ansprechender Planken auch große Reize. Die Frage hat sich nun beantwortet, unterhalb der Wasserlinie wird der Rumpf gefärbt, was ja als Schutzanstrich ohnehin üblich war. Damit werden meine Fehler zwar nicht völlig und gnädig abgedeckt. Aber es sollte nicht so sehr ins Auge stechen und das Modell diesbezüglich halbwegs gerettet werden. Die Anleitung gibt schwarz vor. Zwar habe ich viele Bilder und Fotos z.B. der Rekonstruktion betrachtet und die meisten weisen eine weiße Färbung zwischen unterem Bergholz und der Wasserlinie auf. Und zum Ende des 16. Jahrhunderts stieg man wohl auch von einem Teer- auf einen Bleiweißanstrich im Unterwasserbereich um. Aber ich finde schwarz schicker. Und weniger schmutzempfindlich als weiß.
Da auf meiner Wunschliste für Folgeprojekte eher Schiffe des 18./19. Jahrhunderts stehen, deren Unterseite weiß, naturbelassen oder kupferbeschlagen sein dürfte, wird die Mayflower wohl die einzige mit einer schwarzen Unterwasserschifffärbung bleiben.
Und, dieses Modell kann ich nicht mehr „versauen“, egal, ob ich mich verschleife oder weiteren Mist baue, was zu erwarten ist. Ich kann einfach entspannt alles Mögliche ausprobieren.
Die Berghölzer werden ebenfalls schwarz und „oben herum“ wird es dann bunter, aber dazu später mehr.
Fehler 3: leider gelang es mir auch nicht, beide Bootshälften völlig symmetrisch zu beplanken. Zwar sind die Abweichungen nicht so leicht zu erkennen, aber vorhanden. Backbord mußte ich sogar noch ein kleines „Intarsienarbeit“-Stück einsetzen. Das saugte sich beim Einpassen sogar so fest, daß ich es beim besten Willen selbst mit einer Nadel nicht mehr herausbekam, um Kleber darunter zu geben.
Fehler 4: nach einer perfekten Beplankung sollten kein Schleifen und schon gar kein Verspachteln erforderlich sein. Die Fotos zeigen den Rumpf nach einem 100er-Vorschliff, noch völlig ungespachtelt (was man hier und da zwischen den Planken sieht, ist Leim). Gefühlt dauerte schon dieser Vorschliff ewig. Allerdings läßt sich bei 4 mm breiten Planken und den Rundungen einer Galeone schon aus mathematischen Gründen eine leichte Kieferzapfenanmutung nicht vermeiden. Leider werde ich auch Spachteln müssen, gerade im Achtersteven –Bereich. Ich überlege, ob ich die Leim/Schleif-Methode oder klassischen Holzspachtel verwenden werde, wahrscheinlich aber letzteres.
Viele Grüße Gunnar
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