Zitat von Foxtrott im Beitrag #134 Hast du vor, die Decks zu beplanken? (Ich hoffe nicht)
Liebe Grüße, Alexander
Nein, keine Angst Alexander, ich werde die Decks nur teilbeplanken, wie auf zeitgenössischen Modellen gezeigt. Die "Randbeplankung" ist hier schon gelegt, die "Mittelbeplankung" wird noch folgen und nur bis zur "binding strake" (durchgehende, stärkere Plankenlage im äusseren Randbereich der Sülls) ausgeführt werden.
Einen Vorteil dieser Navy Board Bauweise konnte ich schon erfahren: Kleine Bauteile, die bei "Vollmodellen" im Nirvana des Kielraums für immer verschwanden, fallen nach "Schütteln der Konstruktion" zwischen den Spanten wieder raus :-)
Sehr schöne und qualitätsvolle Arbeit. Ich hoffe dass die Wintermonate dir mehr Zeit für den weiteren Bau lassen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung deines Meisterstückes.
Liebe Grüsse Willi (schiferlbauer)
Mut ist - wenn man die Angst durch eigene Kraft überwindet.
Im Regen ging der weitere Ausbau den Gundecks voran. Die Grätings wurden gelegt, die Abstiege zum (nicht vorhandenen) Orlopdeck teilweise verschlossen und die Ankerbetinge ("Bitts") gesetzt. Ihre senkrechten Pfosten (Säulen = Bitt pins) reichten (verjüngt) bis in den Kielraum und wurden mit starken "Standards" (Knie) gegen den Zug der Ankertrossen bugwärts abgesichert. Ihre Verbolzung erfolgte direkt auf einem besonders kräftigen Setzweger (Carling). Beide Pfosten wurden mit starken Querhölzern ("crosspiece") verbunden, die achtern zusätzlich mit einem Holzkissen (Polster) versehen waren. Das Querholz hatte zusätzlich die Aufgabe, die Zugkraft der Ankertrosse auf beide Säulen zu verteilen. Üblicherweise waren größere Schiffe mit zwei Betings ausgestattet, wobei die bugwärtige in meist geringeren Dimensionen gefertigt wurde. Noch nicht fixiert ist der untere Teil des vorderen Doppelspills ("jeer capstan"). Zu dieser Epoche war er hier noch ohne Kopf gebaut und wurde über eine gemeinsame Achse von einem Deck darüber liegenden Spakenspill bedient. Dies hatte den Vorteil, dass hier die Männer bei der "Liftingarbeit" nicht über die gespannten Trossen steigen mussten. Er diente zur Unterstützung des großen "main spills" (gleiches Deck zwischen Groß- und Besanmast) und zur Hebung kleinerer Lasten (Rahen, Kanonen).
achilles
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Gundeck 1.JPG
Gundeck 2.JPG
Nur langsam ging es weiter. Der Mittelstreifen des Decks ist beplankt, der "main capstan" (Hauptspill) fertig und die "standards" (vertikal stehende Knie) sind zumindest auf Backbord gesetzt. Ihr Einpassen war langwieriger als angenommen, da jedes Teil eine besondere Form erforderte. Auf zeitgenössischen Modellen findet man diese Knie seltsamerweise nur selten, obwohl sie auf englischen 2-3 - Deckern vom 17. bzw. bis Mitte des 18. Jahrhunderts in den unteren Decks allgemein üblich waren. Sie stabilisierten den Schiffsrumpf bei zunehmender Bewaffnung und wurden bei "rebuilts" häufig zusätzlich eingesetzt. In ihrer mächtigen Holzdimension zeigten sie die Breite der Decksbalken und reichten bis zum Auflieger hoch. Das 1719-Establishment erwähnt darüber hinaus Eisenknie in den oberen Decks. Durch verbesserte Schiffskonstruktion (u.a. Doppelspantbauweise) wurden sie gegen Ende des 18.Jahrhunderts obsolet, waren jedoch bis dessen Mitte auf den unteren Kanonendecks noch durchaus üblich.
achilles
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k-Standards.JPG
Obwohl Kettenpumpen in England bereits seit der Römerzeit bekannt waren, setzte man sie erst ab Mitte des 16.Jahrhunderts auf Schiffen ein. Ihre Aufgabe war, das Bilgenwasser abzuschöpfen. Hier versuchte man lange Zeit, ihre Wirkung bei Leckagen zu verbessern und die ursprünglich, reine "Schöpffunktion" (umlaufende 4-eckige Holzkästen) mit einer "Saugfunktion" zu ergänzen. Während des Baus der Lenox ersetzte man deshalb den bisher viereckigen Sauggang ("pump") durch einen durchgebohrten, runden Holzstamm, in dem, durch Ketten verbundene, mehrlagige, runde Eisenscheiben ("burrs") mit dazwischen gelegten Lederlappen liefen. Mit dieser Änderung erwartete man höhere Pumpleistung. Leider waren hierzu höhere Kräfte (viele Männer auf größeren Kriegsschiffen) an der Kurbel ("winsh") notwendig, die Pumpröhren durch Fremdkörper aus der Bilge häufig verstopft und die Instandhaltung äußerst aufwändig. Allein die Lederlappen mussten alle 20 Tage ersetzt werden. Eine Dysfunktion der Anlage hatte im Extremfall sogar den Verlust des Schiffes zur Folge. Die Saugleistung hielt sich fortlaufend in Grenzen und trotz aller Anstrengungen blieb die Wirkung der Kettenpumpen bis ins frühe 19. Jahrhundert unbefriedigend. Bis dahin waren sie lange ein Stiefkind der Navy-Innovation. Selbst die im Bild gezeigte Spritzschutzabdeckung auf der linken Pumpe wurde offenbar erst 10 Jahre (1688) nach Stapellauf der Lenox eingeführt.
achilles
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k-chain pump.JPG
Danke für die Information. Sehr schöne Bilder von deinem "Einzigartigen" Modell. Ich freue immer wieder bei der Betrachtung, dass du dich doch überwunden hast ein Modell aus dem 17. Jahrhundert zu bauen.
Liebe Grüsse Willi (schifferlbauer)
Mut ist - wenn man die Angst durch eigene Kraft überwindet.