Vor etwas über einem Jahr wurde mir ein Schwert zu eineinhalb Hand aus der Mitte des 16. Jahrhunderts angeboten, bei dem zwar das Griffstück (Hilze) fehlte, aber dafür ein sehr seltenes Gefäß hatte, dass in dieser Form nur in einem sehr kurzen Zeitraum Verwendung fand. Also schlicht gesagt eine Rarität. Ich fand den Preis günstig und da es für sein Alter, über 460 Jahre in gutem Zustand war habe ich es erworben. Ich dachte irgend wann, wenn ich Zeit und Lust habe werde ich mir ein Griffstück anfertigen. Nun zu Zeiten von Corona war es soweit, dass ich mein Schwert aus dem Schrank holte. Bevor ich mich an die Anfertigung des Griffstückes machen konnte, musste ich erst abklären wie so ein Teil im 1600 Jahrhundert gefertigt wurde und welche Unterschiede es bei den Griffstücken gab. Meine Suche im Internet war vergebens. Ich forschte dann in meiner Bildergalerie unter den Fotos aus dem Zeughaus in Graz und wurde dort fündig. Ein Griffstück aus der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde folgender Maßen angefertigt: Zuerst wurde der Griff aus Buchenholz in die Richtige Form und Größe gebracht. Danach gebohrt und auf die heiße Angel aufgepresst. Nach dem Abkühlen der Angel wird das Holzstück abgenommen und mit unverdrilltem Hanfgarn streng Geschnürt. Danach mit Knochenleim eingesdtrichen. Nach der Trocknung des Leims wird Ziegen oder Schafleder zugeschnitten und über die Schnürung verleimt. Das Leder muss aber voll unter Zug aufgebracht werden damit keine Falten entstehen, oder die Belederung zu locker wird. Alles zusammen eigentlich keine leichte Agelegenheit, aber es hat sich gelohnt.Ich habe vor der endgültigen Anbringung Fotos des Griffstückes an den Zeughausmeister des Grazer Zeughauses gemailt und erst als er meine Arbeit als historisch korrekt und qualitativ sehr gut beurteilte, habe ich mein Schwert zusammengebaut und am Knauf vernietet. Die folgenden Bilder sollen den Werdegang der Restaurierung zeigen.
Liebe Grüsse Willi (schifferlbauer)
schifferlbauer
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Die Bilder 6a ,6b und 6c zeigen das bereits restaurierte Schwert.
Ich möchte daher, da die Fotos nicht in der richtigen Reihenfolge sind, euch weitere Fotos des restaurierten Schwertes zeigen, vor allem da sich durch den veränderten Blickwinkel das Gefäß immer wieder verändert.
Für Interessierte Die Abmessungen des Schwertes: Gesamtlänge 140 cm Klingenlänge 114 cm Klingenbreite bei der Parierstange 40 mm, an der Spitze 28 mm Klingenstärke 7 mm an der Parierstange 2 mm an der Spitze Breite der Parierstange 32 cm, Gewicht 2,3 kg
Grüsse Willi (schifferlbauer)
schifferlbauer
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Freut mich dass es euch gefällt. Die genaue Herkunft des Schwertes ist noch nicht geklärt. Ich weiß nur das es aus dem süddeutschen Raum stammt. Die Klingenmarken weisen auf einen Steyrischen Schwertschmied hin, aber es gibt noch keinen Beweis dafür, da viele Klingenmarken auch gefälscht wurden.
Liebe Grüsse Willi (schifferlbauer)
Mut ist - wenn man die Angst durch eigene Kraft überwindet.
Super Arbeit, nach der Klingenmarke wollte ich auch fragen. Vom Griffkorb ähnelt es sehr dem eines Rapiers, oder irre ich mich da. Das ist auf jeden Fall eine sehr interessante Waffe (und Form!).
Fertig: um 1800 Armed Longboat 1:24 - Model Shipways Berlin, La Couronne, Schnittmodell Victory Irgendwann, wenns die modellbauerischen Fähigkeiten erlauben: La Jacinthe, Furttenbachs "Fulmen in Hostes"
Die Ähnlichkeit des Gefäßes mit dem eines Rapiers ist nicht von der Hand zuweisen, da sich Rapier und ebenso Degen aus dem Schwert entwickelt haben. Außerdem wurde auch bei den Schwertern der Handschutz (Gefäß) immer weiter entwickelt, bis zum Korbgefäß. Du kannst die Entwicklung der Blankwaffen in den Sparten Schwert, Rapier, Degen und Säbel nachlesen, wenn du mehr Information über diese Waffen haben möchtest. Du findest es unter dem Sammelbegriff Feuerwaffen und Blankwaffen.
Grüsse Willi(schifferlbauer)
Mut ist - wenn man die Angst durch eigene Kraft überwindet.
Vielen Dank, Willi. Deine Beiträge habe ich schon bemerkt.
Die Bezeichnung meint, dass der Stil, mit dem das Schwert geführt wird, die Verwendung von einhändig und zweihändig geführten Schlägen ermöglicht. Für einen Kampf mit nur einer Hand ist es zu lang bzw. zu schwer. Gleichsam ist es schlecht möglich, derartige Waffen in Verbindung mit Schilden zu führen. Ein Mehr an Informationen findet man im Internet auch unter dem Suchbegriff Anderthalbhänder. Der Titel selbst bezieht sich auf die Länge des Griffes, möglicherweise wäre bei diesem Schwert auch der Begriff des Bastardschwerts anwendbar.
Fertig: um 1800 Armed Longboat 1:24 - Model Shipways Berlin, La Couronne, Schnittmodell Victory Irgendwann, wenns die modellbauerischen Fähigkeiten erlauben: La Jacinthe, Furttenbachs "Fulmen in Hostes"
Du hast natürlich recht dass das Schwert mit 2,4 kg eine schwere Waffe ist, aber noch immer bei einiger Übung gut mit einer Hand zu führen, da es sehr gut ausgewogen ist. Das Schwert ist vor allem durch seine Länge speziell für den Reiterkampf gedacht, konnte aber bei Verlust des Pferdes zweihändig beim Bodenkampf geführt werden. Solche Schwerter wurden deshalb auch links am Sattel geführt. Es ist vor allem da es spitzen schwer ist für den Hieb ausgelegt und durch das Gewicht wird die Wucht noch verstärkt. Vergleiche deine Waffe mit den Abmessungen von meinem Schwert vielleicht gibt das Auskunft. Wenn es für den Stich ausgelegt ist wird es sicher eine lange und schmale Spitze haben, dadurchkann es wesentlich genauer beim Stich geführt werden und ist natürlich dadurch auch leichter. Ein weiterer Punkt ist die Ausgewogenheit einer Blankwaffe. Je näher der Balancepunkt beim Gefäß ist umso präziser wird der Stich. Je weiter er entfernt ist umso grösser wird die Wucht beim Hieb. Für das Gewichteiner Waffe sind aber auch die Form des Gefäßes, die Länge der Parierstange und die Form und Größe des Knaufes entscheidend. Da die Truppen für die verschieden Kampfhandlungen meist mit Söldnern geführt wurden, gab es keine Vorgaben zu den Waffen und man muss auch bedenken dass die Größe eines Mannes und seine Ausbildung im Schwertkampf auch bei der Länge und dem Gewicht seines Schwertes eine Rolle spielte.
Es wäre gut wenn du Bilder von deinem Schwert und die Abmessungen hier zum Vergleich einstellen würdest.
Grüsse Willi(schifferlbauer)
Mut ist - wenn man die Angst durch eigene Kraft überwindet.
Was für ein tolles Schwert! WOW! Das ist wirklich toll geworden!!
Wunderschöne Ausführung dein Griff! Dazu toll erklärt wie du ihn gebaut hast, und die Forschung gibt dir recht, das er nun völlig authentisch ist.
ein paar Fragen hätte ich dazu:
Wie hast du die Angel verlängert? ist die neue Schweißung (?) nicht ein Schwachpunkt am Schwert?
Ich hätte 2 Griffschalen verwendet, wo die Angel eingepasst ist. Haltbarkeit ist hier sehr gut, grad bei Hardholz. Solche Griffe fertige ich häufiger an für meine Schwerter im HEMA. Durch das Verleimen und anschließende Umwickeln mit dem Seil sind sie nun schon Jahre Haltbar. Das Leder wird ja auch noch mal auf das Seil geleimt, und gibt zusätzlichen Halt.
Wenn man den Griff genau anpasst, baut er auch genug Spannung auf, damit Parier und Knauf nicht wackeln (Sofern sie nicht eh fest waren)
Deine Methode hat natürlich den Vorteil, das du durch an Anbrennen des Griffes sehr Straff bist, und das Leder auch vorn und hinten sehr gut passt und sauber wirkt. Ich hab es oft gehabt, das, wenn vorn das Leder am Parier anliegt, dieses sich durch Nutzung irgendwann aufreibt, dünner wird, oder sonst wie verändert, und das Parier so ein wenig Spiel bekommt und rappelt. (das kann aber auch an der Dicke des Leder liegen, was verwendet wurde. Ich habe diese Art der Griffe dann meist ausgetauscht.) Hast du dazu Erfahrungen?
wurde das Leder vorher nass gemacht? Welche Dicke verwendest du?
Ich bin halt super interessiert an dem Verfahren, da es grad im Training wieder viele Griffe gibt die gebaut werden, und ich immer noch nach Verbesserungen suche, wie sie einfach besser werden )
Ich weiche das Leder vorher 2 Std. ein, dann wird es geschmeidig und dehnt sich noch gut aus. Dann wringe ich es gut aus, streiche es mit Leim ein und lege es um den Griff, das dann kann man sehr gut die Zwingen anpassen, und das Leder nimmt die Form der Wicklung drunter an. anschließend umwickle ich den Griff noch mit Garn. Nach 24 Std ist es Trocken und hart. Gibt eine sehr gute Haltbarkeit.
Ja, stimmt, es kommt sehr auf den Schwerpunkt an. Trotzdem kann ich mir vorstellen das daß ein Gassenhauerschwert ist für die Doppelsöldner. Gut, werden wir wohl nie erfahren.
Ganz kurz zu meiner Klinge. Es ist kein historisches Schwert. Ich habe es mir mit einem dazu gehörendem Dolch von einem Schmied anfertigen lassen. Es ist nach dem Stil des Hochmittelalters so 12-14. Jahrhunderts gehalten. Die Waffe ist sehr handlich zu führen und auch bei einem langen Training nicht sehr ermüdend. Beide Klingen sind aus Damaststahl-das Schwert wohl, laut Schmied um die 2400 Lagen. Er Hatte nämlich einen Rohling-ein Sax, noch nicht gehärtet, wieder zusammengefaltet und noch ne Lage obendrauf gelegt.
Ich habe mich mit dem Langschwertkampf auseinandergesetzt, gelernt und mehrere Jahre bei mir im Aikido-Training mit umgesetzt. Dadurch kann ich die Händigkeit eines Schwertes durchaus beurteilen. Die Erfahrung zeigt hier auch das sich ein echtes Schwert deutlich unterscheidet von einem Übungsschwert-das ist nicht zu unterschätzen.
Aber jetzt zu den Bildern
der Schwerpunkt liegt bei 7 cm dadurch ist die Klinge sowohl für Stoß wie auch Hieb gut ausbalanziert die feine Struktur des Schwertes sieht man in der Vergrößerung des unteren Bildes sehr gut