@emily.ndh - Die Planken sind genauso dick wie die Kartonvorlagen, etwa 0,7 mm. Ich habe dünne Brettchen aus einer Lindenbohle gesägt und sie durch meinen Proxxon-Hobel geschoben. Beim letzten Durchgang musste ich noch etwas dickeres Papier unterlegen, weil Stärken unter einem mm natürlich nicht mehr gehobelt werden können. Lindenholz hat den Vorteil, daß es keine störende Eigenfarbe und keine aufdringliche Maserung hat und daß sich solche dünnen Planken ganz einfach kalt und trocken biegen lassen, indem man sie über die Rundung eines Glases von etwa 4 - 5 cm Durchmesser zieht.
Was das Bugkastell betrifft, hatte ich vor Jahren schon mal einen kleinen Staubfänger aus einem Billigkarton-Baubogen gebastelt..:
Das Deck befindet sich in Höhe des dicksten und breitesten Teils des Vorderstevens und die "Violine" direkt darunter. Man muß da also nichts dazuerfinden, um auf der vorgegebenen Konstruktion aus Vorder- und Seitensteven eine passable Kampfplattform zu installieren, wie sie in den kriegerischen Zeiten um 1380 m. E. zur Serienausstattung größerer Koggen gehörte.
Zitat von Foxtrott im Beitrag #12Sehr schönes Modell, Eddie! Eine super Idee sind die angedeuteten Nagelungen an der Überlappung der Planken.
Grüße, Alexander
Ich hatte nur die aufgedruckten Nägel der gelaserten Kartonplanken mit einer Nadel übertragen. Später werde ich mir noch was einfallen lassen müssen, die Lochmarkierungen etwas erhabener zu gestalten. Mal sehen, wie ich das anstelle... :-)
@Klabauter - Hallo Klaus! Danke für deinen Hinweis auf die Längsbeplankung unter dem Achterkastell. Ich werde die Bremerhavener Pläne nochmal danach durchwühlen. Der Decksplan ist ja dummerweise so gezeichnet, daß das Heckkastell das Hauptdeck verdeckt. :-)
Zum Thema Toppnannten schwirrt mir eben immer noch Heinrich Winters Aussage im Kopf herum, er kenne keine einzige Abbildung einer Kogge vor 1400, die eine solche Vorrichtung zeigt. Ich übrigens auch nicht, weshalb ich auch darauf verzichten werde. Bei einem kurzen Törn auf der "Kieler Kogge" hatte ich den Skipper auch einmal dazu befragt, mit der Auskunft, daß er ganz gut ohne die Dinger klar käme. Nur ziemlich luvgierig sei der Kahn wegen des riesigen Heckkastells. Meiner Annahme, daß ein kleines Bugkastell dem ein wenig entgegenwirken würde, konnte er nicht widersprechen. Nur sei ein solches nicht gefunden worden und deshalb fahren nun alle Koggennachbauten nach dem Bremer Muster eben ohne ein solches Kastell. Ein Ruder wurde übrigens auch nicht gefunden, aber so konsequent wolle man denn doch nicht sein... :-))
So, weiter geht´s.. Der Rumpf ist nun aufgeplankt. Und bevor die Wegerungsplanken angebracht werden können, müssen jetzt die als Abstandshalter fungierenden Spantauflanger angeleimt werden. Und hier wird´s nun problematisch, da die beiliegenden und viel zu dünnen Kartonstreifen die tatsächliche Konstruktion nicht wiedergeben...:
So sieht dagegen die Bremerhavener Vorgabe aus, die nun mal keine akkurate Systematik in der Anordnung der Bauteile zeigt, sondern genau das wiedergibt, wovor sich unsere Baukastenhersteller so fürchten: Eine höchst individuelle und pragmatische Verwendung von Bauhölzern in einer fernen vorindustriellen Zeit ohne DIN-Normen, in der man auch keine Gurken entsorgte, weil sie zu stark gekrümmt waren. :-)
Hier nun meine Variante, die keiner detaillierten Überprüfung standhält, aber den Charakter der Konstruktion wiedergibt. Und nur darum geht´s bei einem so kleinmaßstäblichen Modell, das ja das Originalschiff wiederbeleben und den Betrachter nicht zu kleinlichem Nachmessen animieren soll. :-))
(Der gerahmte Längsschnitt der Kogge stammt aus einem Prospekt zur Bremerhavener Plansatzedition von 1991. Ich hatte die unübersichtliche Anordnung der Spanten und Planken damals mittels Blei- und Rotstift etwas deutlicher hervorgehoben.)
Muß ich auch sagen , Eddie , @Eddie - ganz große Klasse . Eine Frage : Wie ist deine Vorgehensweise bei der Alterung der Decksplanken ? Und noch eine Bitte ; auch wenns nervt : Nicht den mysteriösen Urholk vergessen . Die Kogge und der Holk sind beides so interessante Schiffe . Und die modelbauerische Umsetzung ist wie ein spannender Krimi . In der ersten Reihe zu sitzen ; ganz nah am Geschehen - toll .
Die haben sich seinerzeit die Bäume aus dem Wald geholt, die Teile mit dem Dechsel zurechtgeschnitzt und waren darauf angewiesen was gerade an Holz vorhanden war - wir und die Bausatzhersteller gehen eben von gesägten und gehobelten Brettchen bzw. anderem Flachmaterial, wie Karton aus. Dank CAD und Laser-Schneidtechnik könnte man leicht unterschiedlich breite Teile realisieren, bei der Dicke hat man aber Probleme. Man muß dem Modellbauer 'zumuten' die Teile in dieser Dimension zu bearbeiten. Bei Holz ist das technisch möglich, bei Karton wohl weniger.
Man sollte vielleicht auch an das ästhetische Empfinden der Zielgruppe für solche Bausätze denken. Die Mehrzahl der Käufer hat nicht die entsprechenden Hintergrundinformationen und würde sich vielleicht durch die Unregelmäßigkeit gestört fühlen.
Es is garnicht so einfach, solche Teile 'natürlich' unregelmäßig erscheinen zu lassen. Ich habe vor ein paar Jahren mal den Dhau-Bauern auf Sansibar zugeschaut und mich gefragt, wie ich das doch recht rustikale Resultat bei einem Modell umsetzen würde:
Zitat von Marten im Beitrag #20Hallo Eddi, wunderschön.
Ich finde die Verwendung der "krummen Gurken" belebt dein Modell hervorragend, ist modellbauerisch auch eine echte Herausforderung.
Danke. Aber als besondere Herausforderung empfinde ich dieses Modell nicht einmal. Es ist ja mein allererstes richtiges Kartonmodell und ich war überrascht, wie genial und präzise der Schiffskörper konzipiert und doch ganz einfach zu bauen ist. Als Unterlage für die Holzbeplankung kann ich mir jedenfalls nichts besseres vorstellen. Ansonsten betrachte ich das Ganze eher als Spielerei und gehe entsprechend unverkrampft ran. Ich kenne das Schiff ja auch ganz gut, weil ich mich seit meiner Jugendzeit immer wieder mal mit ihm beschäftigt habe. Insofern muß ich mich auch nicht an die Bauanleitung klammern und ständig aufpassen, ja nichts falsch zu machen. :-)
Zitat von emily.ndh im Beitrag #21Muß ich auch sagen , Eddie , @Eddie - ganz große Klasse . Eine Frage : Wie ist deine Vorgehensweise bei der Alterung der Decksplanken ? Und noch eine Bitte ; auch wenns nervt : Nicht den mysteriösen Urholk vergessen . Die Kogge und der Holk sind beides so interessante Schiffe . Und die modelbauerische Umsetzung ist wie ein spannender Krimi . In der ersten Reihe zu sitzen ; ganz nah am Geschehen - toll .
Grüße von Thomas
Hallo Thomas,
danke nochmal für dein und euer Interesse! Um das Lindenholz zu altern, benutze ich diese CLOU-Beizen..:
Etwa 1:1 gemischt und ein paar Tropfen Plaka Schwarz dazugegeben, und schon hat man den verwitterten Holzton, wie manche ihn noch von der Batavia-Baustelle oder der Zeven Provincien - Bauruine her kennen. Und was den Hulk betrifft, vergleiche ich das angefangene Modell gerade ständig mit dem Koggenrumpf und frage mich, ob ich wirklich richtig liege mit meinen Rumpfkonzept. Immerhin trifft es die wenigen Hulkabbildungen noch am ehesten, also werde ich es auch weiterführen. Die Kogge hat übrigens eine wunderschöne Linienführung, das war mir vorher gar nicht so aufgefallen..:
Heute habe ich zufälligerweise festgestellt, daß dieser Shipyard-Bausatz auf einem Entwurf Werner Dammanns beruht. Seine Pläne sind mir in die Hände gefallen, als ich heute im Bremerhavener Plansatz wühlte, um einen Beleg für die Längsschiffs-Decksbeplankung unter dem Heckkastell zu finden. (Mit Erfolg, die Beplankung wird also korrigiert... :-))
(Bremerhavener Plan)
Ich hatte zuvor schon bemerkt, daß der von Shipyard angegebene Maßstab von 1:72 nicht so recht stimmen kann und bin dann durch Nachmessen auf genau die 1:71 gekommen, in dem der Dammann-Plan gezeichnet ist. (Das durchgestrichene 1:50 bezieht sich auf die Vorlage dieser verkleinerten und von Dammann vertriebenen Kopie.) Damit erklären sich jedenfalls auch die schematischen Vereinfachungen des Bausatzes, wie die viel zu regelmäßigen Spantauflanger und einiges mehr.
Weiß jemand, wozu die kleine Aufklotzung an Deck vor dem Mast diente? Auf Koggennachbauten wird das Element gerne als Luke zum Deck benutzt (das aus Sicherheitsgründen das restliche Deck fest verlegt und wasserdicht versiegelt ist). Bisher konnte ich noch keien Antwort auf die Frage bekommen.